Die regelmäßige Beichte
Wallfahrtspredigt in Maria Jeutendorf
Liebe ehrwürdige Schwestern, liebe Gläubige,
die Kirche feiert heuer das „Jahr des Vaters“. In den Predigten der letzten Fatimatage wurde unter dem Thema: „Ich will zu meinem Vater gehen“ das Bußsakrament von verschiedenen Seiten her beleuchtet.
Wir hörten etwas über die Geschichte, über den Wert und über die Notwendigkeit dieses Sakramentes.
Viele von Ihnen haben sich die regelmäßige Beichte als ein sehr wirksames Mittel der Heiligung angewöhnt. Es ist wert, daß wir uns heute an die Bedingungen und Voraussetzungen für eine gute und weiterführende Beichte erinnern.
1. Die Beichte ist ein Weg zur Heiligkeit.
Der regelmäßige Empfang des Bußsakramentes ist ein hervorragendes Mittel, um auf dem rechten Weg zu bleiben bzw. zu ihm zurückzufinden. Die häufige Beichte hilft uns, auf diesem Weg so voranzukommen, daß wir am Ende des Lebens mit dem Sohn Gottes gleichförmig sind.
Im Bußsakrament erlangen wir also nicht nur die Vergebung der Sünden, wir bekommen auch vermehrte Gnaden und Kraft, nach der Reinheit des Herzens zu streben.
Es kann aber trotzdem sein, daß man dabei im geistlichen Leben nicht so vorankommt, wie es eigentlich sein sollte.
2. Betrachten wir aber zunächst die Wirkungen der regelmäßigen Beichte:
Es besteht kein Zweifel, daß die Wirkungen der Beichte verschieden sind, je nach dem Grad, wie man sich innerlich darauf einstellt und vorbereitet. Sie können verhältnismäßig gering sein, sie können aber auch sehr groß sein.
[b]Manche von ihnen werden vielleicht darüber klagen, daß sie sich trotz oftmaliger Beichte nicht wesentlich gebessert haben.
Diese Klage ist nicht ganz berechtigt. Man wird nämlich nicht übersehen dürfen, daß allein schon die Bewahrung des Gnadenstandes oder das rasche Aufstehen von einem größeren Fall eine Wirkung der häufigen Beichte ist, die man kaum überschätzen kann. Man wird auch anführen müssen, daß sie es ermöglicht, die Sünden besser zu bereuen, schon deshalb, weil sie noch frischer in Erinnerung sind. Der häufige Empfang der Beichte schärft das Gewissen, und ein Abschwenken vom rechten Weg wird viel rascher bemerkt. Wir dürfen aber hier nicht stehenbleiben, sondern müssen versuchen, zu einem tieferen Empfang dieses Sakramentes zu gelangen.
3. Dazu müssen natürlich verschiedene Bedingungen erfüllt werden.
3.1. Eine erste Bedingung davon ist eine angemessene Vorbereitung.
Zunächst ist wichtig, daß wir nach einer tieferen Erkenntnis der Heiligkeit Gottes streben. Wüßte man, wer Gott ist, dann müßten wir über jede Untreue ihm gegenüber erzittern. Im weiteren müssen wir versuchen uns von einer gewissen Seelenblindheit zu befreien. D.h., es ist damit zu rechnen, daß wir an uns Fehler haben, die uns gar nicht so auffallen. Daß wir Dinge tun, die dem Bilde Christi entgegengesetzt sind, ohne es zu merken, auch trotz häufiger Beichte. Gefährlich ist das, wenn die geistige Blindheit aus einer übertriebenen Selbsteinschätzung kommt, d.h. daß man an den Sünden anderer Kritik betreibt und sich selbst für unfähig hält solche Sünden zu begehen.
Für uns ist es notwendig, die ehrliche Bereitschaft zu haben, aus dieser Blindheit zu erwachen und alles, was man als fehlerhaft erkennen kann, sei es durch eigene Überlegung oder durch die Hilfe anderer, zu überwinden.
3.1.1. Zur näheren Vorbereitung auf die Beichte gehört die Gewissenserforschung.
Für manche bedeutet sie eine Marter. Sie sind von der Angst befallen, sie könnten nicht alle Fehler auffinden. Gewiß ist eine Sorgfalt notwendig, aber keine größere, als ich sie sonst für ernste Angelegenheiten aufwende. Hat man vor der Gewissenserforschung zu Gott gebetet, dann darf man überzeugt sein, daß er mit seiner Gnadenhilfe bei uns sein wird, daß Jesus uns so nahe ist, wie einst der Samariterin, die er liebevoll zur Erkenntnis ihrer Sünden geführt hat. Es genügt das zu erkennen, was man mit der Hilfe Gottes erkennen kann, und wichtiger als die Zahl und die Schwere der Vergehen ist es, zu erwägen, daß die Sünden für Jesus ein großer Schmerz waren. Er mußte dafür einen hohen Preis bezahlen.
Andere Menschen sind wieder von einem heftigen Widerwillen erfüllt, ihren vergangenen Fehlern nachzuspüren, und sie machen sich die Erforschung des Gewissens leicht. Sie beichten, was ihnen gerade in den Sinn kommt, ohne erst tiefer darüber nachdenken zu wollen.
Nur die Sünden beichten, die einem momentan einfallen und die man meint, eventuell begangen zu haben, ist zu wenig und nicht zielführend.
Die Ursachen für eine solche Haltung könnten bei einem schon längeren mangelhaften Empfang dieses Sakramentes liegen, d.h. die Gnadenstimme wurde überhört, und es ist verpaßt worden, einen guten Vorsatz zu machen. Mit der Zeit stellte sich dann eine Blindheit für das Wesen des geistlichen Fortschrittes ein. Man sieht keine Entfaltungsmöglichkeit mehr. Dabei breiten sich Müdigkeit und Gleichgültigkeit aus.
Sollten wir einen solchen Zustand an uns bemerken, müssen wir uns die Frage vorlegen, ob es irgendein Gebiet gibt, auf dem wir Gott zuliebe eifrig sind. Vielleicht werden wir zu unserem Erstaunen feststellen, daß wir nirgends einen wahren Eifer haben. So können wir aus der lauen Art, das Bußsakrament zu empfangen, auf eine allgemeine Lauheit schließen. Diese Erkenntnis kann uns aufrütteln, und - wir werden es sehen: In dem Augenblick, da wir wieder aufstehen und irgendwo Gott zuliebe in reiner Absicht etwas tun, wird auch das Verlangen nach der sakramentalen Reinigung in uns wieder erwachen.
3.1.2. Ein weitere Bedingung ist es, einen guten Vorsatz zu fassen.
Vielleicht erinnert man sich, daß man bei der letzten Beichte überhaupt keinen Vorsatz gefaßt hat, oder man kann sich darüber keinen Aufschluß mehr geben, weil er nämlich ohne richtige Überlegung gefaßt wurde. Oder man hat sich klare Vorsätze gegeben, aber bezüglich der Durchführung keine konkreten Pläne gemacht, so daß sie wieder im Sande verliefen.
Beim Fassen eines Vorsatzes ist es eine alte Erfahrungstatsache, daß allgemeine Vorsätze so gut wie keinen Nutzen bringen. Die Vorsätze müssen aufs Einzelne gehen. Je öfter wir dieselben Sünden und Fehler beichten, desto klüger und konkreter soll der Vorsatz sein. So wird es möglich, daß wir schrittweise über unsere Schwierigkeiten hinwegkommen.
Haben wir uns über einen Zeitraum in einem Punkt kontrollieren und beobachten können, werden wir das mit Befriedung feststellen. Sind wir etwas vorangekommen, werden wir uns darüber freuen und mit neuer Motivation daran weiterarbeiten.
3.1.3. Eine wichtiger Punkt ist die Weckung der Reue.
Es kann sein, daß - besonders in Zuständen der sogenannten Trockenheit und Schlaffheit - die Reue sich nicht von selbst einstellt. Dann wird es gut sein, sein eigenes Verhalten am Beispiel Jesu zu messen. Wir werden sehen, wie unser alltägliches Verhalten der Lebensart Jesu nicht entspricht. Wir sollen von Christus Gesandte sein und seine Liebe, seine Freundlichkeit, seine Wahrheit und Selbstlosigkeit den Menschen offenbaren. Solche und ähnliche Gedanken können dazu führen, Reue zu erwecken.
3.1.4 Ein für uns empfindlicher Punkt ist das Bekenntnis.
Die Art, wie man das Bekenntnis macht, sollte durch die häufige Beichte allmählich besser werden. Man muß sich vor Augen halten, daß die Beichte ein Bußgang ist und es mitunter schwer sein kann sich zu bekennen.
Das Bekenntnis soll eine Anklage sein, ohne sich irgendwie entschuldigen zu wollen. Man soll auch nicht dabei die eigenen Tugenden und Leistungen indirekt ansprechen. Wir sind immer geneigt, uns in ein besseres Licht zu stellen. Es liegt nichts daran, wenn der Beichtvater von uns einmal eine schlechtere Meinung hat, als wir es verdienen.
Bei den Andachtsbeichten ist es manchmal gut, sich genauer auszudrücken. Es kann uns zu einer größeren Demütigung verhelfen, besonders bei Gewohnheitssünden. Oft kostet uns die Nennung keine Überwindung mehr. Z.B. kostet es nicht sehr viel zu sagen, daß man sich geärgert hat. Es ist aber bedeutend schwerer zu sagen, daß man im Ärger auch die Tür zugeschlagen hat. Wenn wir uns so ausdrücken, empfinden wir die Schwere einer solchen Verfehlung und bereuen sie tiefer.
3.1.5. Abschließend gilt es noch die Verrichtung der Buße zu beleuchten.
Sie soll wirklich im Geist der Buße verrichtet werden. Wir können uns selbst zusätzliche Bußwerke auflegen. Gut ist es, wenn wir bei der Verrichtung der Buße auch für die beten, denen wir durch unsere Sünden geschadet haben. Nicht vergessen dürfen wir, dem Herrn für seine Güte zu danken, daß er uns seine Freundschaft neu geschenkt hat.
Zum Schluß wenden wir unseren Blick auf die Jungfrau Maria. Wenn wir sie anrufen, wird sie uns immer helfen, gut beichten zu können. Sie wird uns im Kampf gegen die Sünde wachhalten und uns die Fallstricke der Sünde erkennen lassen. Mit ihrer Hilfe werden wir unsere Vorsätze besser einhalten können und auf dem Weg zur Heiligkeit voranschreiten. AMEN