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„Habt ihr den Blick Jesu auf euch verspürt?“
Die Worte von Papst Franziskus beim Angelusgebet vom Sonntag, dem 11. Oktober 2015
Von Redaktion
Vatikanstadt, 11. Oktober 2015 (ZENIT.org)
Wir dokumentieren im Folgenden in einer eigenen Übersetzung die Worte von Papst Franziskus beim heutigen Angelusgebet.
Nach dem Angelus sprach der Papst angesichts des gestern in der türkischen Hauptstadt Ankara verübten doppelten Anschlags, der zumindest 95 Opfer forderte, sein Beileid aus.
***
[Vor dem Angelus:]
Liebe Brüder und Schwestern,
das heutige Evangelium legt uns Kapitel 10 nach dem Apostel Markus vor. Dieses teilt sich in drei Szenen, die durch drei Blicke Jesu charakterisiert werden. Die erste Szene präsentiert die Begegnung des Meisters mit einem Menschen, der in der analogen Stelle aus dem Matthäusevangelium als „junger Mann“ identifiziert wird. Es ereignet sich ein Zusammentreffen zwischen Jesus und einem jungen Mann. Dieser begibt sich eilends zu Jesus, kniet vor ihm nieder und nennt ihn „guter Meister“. Er stellt ihm die folgende Frage: „Was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?“, womit das Glück gemeint ist. (V. 17).
„Ewiges Leben“ bedeutet hierbei nicht nur das Leben im Jenseits, sondern das erfüllte Leben ohne Grenzen. Was müssen wir tun, um es zu erlangen? Jesu Antwort bildet eine Zusammenfassung jener Gebote, die sich auf die Liebe zum Nächsten beziehen. In dieser Frage hat sich der junge Mann nichts vorzuwerfen; offensichtlich genügt ihm die Beachtung der Gebote jedoch nicht; sein Wunsch nach Vollkommenheit wird damit nicht befriedigt. Jesus verspürt die Ahnung von diesem Verlangen im Herzen des jungen Menschen; daher zeigt sich seine Antwort in Form eines innigen Blickes voller Zärtlichkeit und Zuneigung. Im Evangelium lesen wir dazu: „Da sah ihn Jesus an, und weil er ihn liebte […]“ (V. 21). Er erkennt, dass er ein guter Mensch war… Ebenso wird Jesus jedoch bewusst, worin der Schwachpunkt seines Gesprächspartners lag, und so macht er ihm einen konkreten Vorschlag: all seine Güter den Armen zu geben und ihm nachzufolgen. Im Herzen ist dieser junge Mann jedoch hin- und hergerissen zwischen zwei Herrschern: Gott und dem Geld; und er geht traurig weg. Dies zeigt uns, dass der Glaube und das festhalten am Reichtum nicht koexistieren können. Somit schwächt sich der ursprüngliche Impuls des jungen Mannes ab und wird zum Unglücklichsein über eine missglückte Nachfolge.
In der zweiten Szene konzentriert sich der Evangelist auf einen diesm
al nachdenklichen und warnenden Blick Jesu: „Da sah Jesus seine Jünger an und sagte zu ihnen: Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen!“ (V. 23). Auf das Staunen der Jünger, die sich fragen: „Wer kann dann noch gerettet werden?“ (V. 26) antwortet er mit einem dritten Blick der Ermutigung und sagt: Die Rettung ist tatsächlich „unmöglich für die Menschen, aber nicht für Gott“ (V. 27). Wenn wir uns dem Herrn anvertrauen, können wir alles überwinden, das uns an der Nachfolge auf dem Weg des Glaubens hindert. Vertrauen wir uns dem Herrn an. Er gibt uns Kraft, er schenkt uns Rettung. Er begleitet uns auf unserem Weg.
Somit sind wir bei der dritten Szene angelangt, die die feierliche Erklärung Jesu beinhaltet: In Wahrheit sage ich euch: wer alles zurücklässt, um mir nachzufolgen, wird das ewige Leben in der Zukunft und das Hundertfache bereits in der Gegenwart empfangen (vgl. VV. 2930). Dieses „Hundertfache“ besteht aus dem ehemaligen Besitz, der dann zurückgelassen wurde, jedoch eine unendliche Vervielfachung erfahren hat. Man entledigt sich der Güter und kommt im Gegenzug in den Genuss des wahren Guten; man befreit sich aus der Versklavung der Dinge und verdient die Freiheit des Dienens aus Liebe; man verzichtet auf den Besitz und empfängt die Freude des Schenkens. Dazu sagte Jesus, dass Geben seliger sei als Nehmen (vgl. Apg 20,35). Der junge Mann ließ sich von Jesu Blick der Liebe nicht erobern und so konnte er sich nicht ändern. Nur wenn wir die Liebe des Herrn in Demut annehmen, können wir uns von der Verfügung der Götzen und der Blindheit unserer Illusionen befreien. Geld, Lust und Erfolg blenden, doch dann enttäuschen sie: Sie versprechen das Leben, führen aber zum Tod. Der Herr fordert unsere Trennung von diesen falschen Reichtümern, damit wir in das wahre, vollkommene, authentische und leuchtende Leben eintreten. Ich frage euch, ihr hier auf dem Petersplatz versammelten jungen Mädchen und Burschen: „Habt ihr den Blick Jesu auf euch verspürt? Wie wollt ihr ihn beantworten? Wollt ihr die Piazza lieber mit der von Jesus geschenkten Freude oder mit der aus der Weltlichkeit stammenden Traurigkeit verlassen?“ Die Jungfrau Maria helfe uns dabei, unser Herz für die Liebe Jesu, den Blick Jesu, zu öffnen, denn nur dieser kann unseren Durst nach Glück stillen.
[Appell:]
Mit großem Schmerz erfuhren wir gestern von dem in der türkischen Hauptstadt Ankara verübten Blutbad, das zahlreiche Menschenleben und Opfer forderte, wobei sich die Angriffe auf wehrlose Personen während einer Demonstration für den Frieden richteten. Im Rahmen unseres Gebets für dieses geliebte Land bitte ich den Herrn darum, die Seelen der Verstorbenen aufzunehmen und den Leidenden und Familienangehörigen Trost zu spenden. Lasst uns alle gemeinsam in Stille beten.
[Nach dem Angelus:]
Liebe Brüder und Schwestern,
am kommenden Dienstag, dem 13. Oktober, jährt sich der internationale Tag zur Verhinderung von Naturkatastrophen. Bedauerlicherweise muss anerkannt werden, dass die Auswirkungen dieser Katastrophen oft von der mangelnden Sorge um die Umwelt seitens des Menschen verschlimmert werden. Ich vereine mich mit all jenen, die sich zur Förderung einer globalen und örtlichen Kultur der Verminderung der Katastrophen, die auf eine größere Resilienz derselben abzielt, mit Weitblick für den Schutz unseres gemeinsamen Hauses einsetzen, indem die neuen und alten Kenntnisse miteinander in Einklang gebracht werden, wobei besonderes Augenmerk auf die verletzlichsten Bevölkerungen gelegt wird.
Mit Zuneigung begrüße ich euch Pilger; insbesondere die Familien und Gruppen von Pfarrgemeinden aus Italien und verschiedenen Teilen der Welt. Willkommen heiße ich vor allem die Diakone und Priester des Deutsch-Ungarischen Kollegiums, die gestern die Weihe empfingen und ermutige sie dazu, mit Freude und Vertrauen ihren Dienst in der Kirche zu erfüllen; die neuen Seminaristen des Ehrwürdigen Englischen Kollegs; die Bruderschaft der Heiligen Vera Cruz aus Calahorra.
Ich begrüße die Gläubigen aus der Pfarrei Sacro Cuore e Santa Teresa Margherita Redi aus Arezzo, die das 50-Jahr-Jubiläum der Gründung begehen; sowie die Gläubigen aus Camaiore und Capua; mein Gruß richtet sich ebenso an die Gruppe „Gesù ama“ (Jesus liebt), die eine Evangelisierungswoche im Viertel Trastevere verbrachte; die jungen Mädchen und Burschen, die vor Kurzem die Firmung empfangen haben und zuletzt die Vereinigung „Davide Ciavattini“ zur Unterstützung von an schweren Blutkrankheiten leidenden Kindern.
Euch allen wünsche ich einen schönen Sonntag. Vergesst bitte nicht, für mich zu beten. Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen!
Fröhlich sein,
Gutes tun
und die Spatzen
pfeifen lassen.
Don Bosco
http://www.fatima.pt/portal/index.php?id=14924
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Zitat von esther10 im Beitrag #1
„Habt ihr den Blick Jesu auf euch verspürt?“
Die Worte von Papst Franziskus beim Angelusgebet vom Sonntag, dem 11. Oktober 2015
Von Redaktion
Vatikanstadt, 11. Oktober 2015 (ZENIT.org)
Wir dokumentieren im Folgenden in einer eigenen Übersetzung die Worte von Papst Franziskus beim heutigen Angelusgebet.
Nach dem Angelus sprach der Papst angesichts des gestern in der türkischen Hauptstadt Ankara verübten doppelten Anschlags, der zumindest 95 Opfer forderte, sein Beileid aus.
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[Vor dem Angelus:]
Liebe Brüder und Schwestern,
das heutige Evangelium legt uns Kapitel 10 nach dem Apostel Markus vor. Dieses teilt sich in drei Szenen, die durch drei Blicke Jesu charakterisiert werden. Die erste Szene präsentiert die Begegnung des Meisters mit einem Menschen, der in der analogen Stelle aus dem Matthäusevangelium als „junger Mann“ identifiziert wird. Es ereignet sich ein Zusammentreffen zwischen Jesus und einem jungen Mann. Dieser begibt sich eilends zu Jesus, kniet vor ihm nieder und nennt ihn „guter Meister“. Er stellt ihm die folgende Frage: „Was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?“, womit das Glück gemeint ist. (V. 17).
„Ewiges Leben“ bedeutet hierbei nicht nur das Leben im Jenseits, sondern das erfüllte Leben ohne Grenzen. Was müssen wir tun, um es zu erlangen? Jesu Antwort bildet eine Zusammenfassung jener Gebote, die sich auf die Liebe zum Nächsten beziehen. In dieser Frage hat sich der junge Mann nichts vorzuwerfen; offensichtlich genügt ihm die Beachtung der Gebote jedoch nicht; sein Wunsch nach Vollkommenheit wird damit nicht befriedigt. Jesus verspürt die Ahnung von diesem Verlangen im Herzen des jungen Menschen; daher zeigt sich seine Antwort in Form eines innigen Blickes voller Zärtlichkeit und Zuneigung. Im Evangelium lesen wir dazu: „Da sah ihn Jesus an, und weil er ihn liebte […]“ (V. 21). Er erkennt, dass er ein guter Mensch war… Ebenso wird Jesus jedoch bewusst, worin der Schwachpunkt seines Gesprächspartners lag, und so macht er ihm einen konkreten Vorschlag: all seine Güter den Armen zu geben und ihm nachzufolgen. Im Herzen ist dieser junge Mann jedoch hin- und hergerissen zwischen zwei Herrschern: Gott und dem Geld; und er geht traurig weg. Dies zeigt uns, dass der Glaube und das festhalten am Reichtum nicht koexistieren können. Somit schwächt sich der ursprüngliche Impuls des jungen Mannes ab und wird zum Unglücklichsein über eine missglückte Nachfolge.
In der zweiten Szene konzentriert sich der Evangelist auf einen diesm
al nachdenklichen und warnenden Blick Jesu: „Da sah Jesus seine Jünger an und sagte zu ihnen: Wie schwer ist es für Menschen, die viel besitzen, in das Reich Gottes zu kommen!“ (V. 23). Auf das Staunen der Jünger, die sich fragen: „Wer kann dann noch gerettet werden?“ (V. 26) antwortet er mit einem dritten Blick der Ermutigung und sagt: Die Rettung ist tatsächlich „unmöglich für die Menschen, aber nicht für Gott“ (V. 27). Wenn wir uns dem Herrn anvertrauen, können wir alles überwinden, das uns an der Nachfolge auf dem Weg des Glaubens hindert. Vertrauen wir uns dem Herrn an. Er gibt uns Kraft, er schenkt uns Rettung. Er begleitet uns auf unserem Weg.
Somit sind wir bei der dritten Szene angelangt, die die feierliche Erklärung Jesu beinhaltet: In Wahrheit sage ich euch: wer alles zurücklässt, um mir nachzufolgen, wird das ewige Leben in der Zukunft und das Hundertfache bereits in der Gegenwart empfangen (vgl. VV. 2930). Dieses „Hundertfache“ besteht aus dem ehemaligen Besitz, der dann zurückgelassen wurde, jedoch eine unendliche Vervielfachung erfahren hat. Man entledigt sich der Güter und kommt im Gegenzug in den Genuss des wahren Guten; man befreit sich aus der Versklavung der Dinge und verdient die Freiheit des Dienens aus Liebe; man verzichtet auf den Besitz und empfängt die Freude des Schenkens. Dazu sagte Jesus, dass Geben seliger sei als Nehmen (vgl. Apg 20,35). Der junge Mann ließ sich von Jesu Blick der Liebe nicht erobern und so konnte er sich nicht ändern. Nur wenn wir die Liebe des Herrn in Demut annehmen, können wir uns von der Verfügung der Götzen und der Blindheit unserer Illusionen befreien. Geld, Lust und Erfolg blenden, doch dann enttäuschen sie: Sie versprechen das Leben, führen aber zum Tod. Der Herr fordert unsere Trennung von diesen falschen Reichtümern, damit wir in das wahre, vollkommene, authentische und leuchtende Leben eintreten. Ich frage euch, ihr hier auf dem Petersplatz versammelten jungen Mädchen und Burschen: „Habt ihr den Blick Jesu auf euch verspürt? Wie wollt ihr ihn beantworten? Wollt ihr die Piazza lieber mit der von Jesus geschenkten Freude oder mit der aus der Weltlichkeit stammenden Traurigkeit verlassen?“ Die Jungfrau Maria helfe uns dabei, unser Herz für die Liebe Jesu, den Blick Jesu, zu öffnen, denn nur dieser kann unseren Durst nach Glück stillen.
[Appell:]
Mit großem Schmerz erfuhren wir gestern von dem in der türkischen Hauptstadt Ankara verübten Blutbad, das zahlreiche Menschenleben und Opfer forderte, wobei sich die Angriffe auf wehrlose Personen während einer Demonstration für den Frieden richteten. Im Rahmen unseres Gebets für dieses geliebte Land bitte ich den Herrn darum, die Seelen der Verstorbenen aufzunehmen und den Leidenden und Familienangehörigen Trost zu spenden. Lasst uns alle gemeinsam in Stille beten.
[Nach dem Angelus:]
Liebe Brüder und Schwestern,
am kommenden Dienstag, dem 13. Oktober, jährt sich der internationale Tag zur Verhinderung von Naturkatastrophen. Bedauerlicherweise muss anerkannt werden, dass die Auswirkungen dieser Katastrophen oft von der mangelnden Sorge um die Umwelt seitens des Menschen verschlimmert werden. Ich vereine mich mit all jenen, die sich zur Förderung einer globalen und örtlichen Kultur der Verminderung der Katastrophen, die auf eine größere Resilienz derselben abzielt, mit Weitblick für den Schutz unseres gemeinsamen Hauses einsetzen, indem die neuen und alten Kenntnisse miteinander in Einklang gebracht werden, wobei besonderes Augenmerk auf die verletzlichsten Bevölkerungen gelegt wird.
Mit Zuneigung begrüße ich euch Pilger; insbesondere die Familien und Gruppen von Pfarrgemeinden aus Italien und verschiedenen Teilen der Welt. Willkommen heiße ich vor allem die Diakone und Priester des Deutsch-Ungarischen Kollegiums, die gestern die Weihe empfingen und ermutige sie dazu, mit Freude und Vertrauen ihren Dienst in der Kirche zu erfüllen; die neuen Seminaristen des Ehrwürdigen Englischen Kollegs; die Bruderschaft der Heiligen Vera Cruz aus Calahorra.
Ich begrüße die Gläubigen aus der Pfarrei Sacro Cuore e Santa Teresa Margherita Redi aus Arezzo, die das 50-Jahr-Jubiläum der Gründung begehen; sowie die Gläubigen aus Camaiore und Capua; mein Gruß richtet sich ebenso an die Gruppe „Gesù ama“ (Jesus liebt), die eine Evangelisierungswoche im Viertel Trastevere verbrachte; die jungen Mädchen und Burschen, die vor Kurzem die Firmung empfangen haben und zuletzt die Vereinigung „Davide Ciavattini“ zur Unterstützung von an schweren Blutkrankheiten leidenden Kindern.
Euch allen wünsche ich einen schönen Sonntag. Vergesst bitte nicht, für mich zu beten. Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen!
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