Gedicht zum Sonntag.
Sehnsucht“ von Friedrich Schiller (1759-1805)
Britta Dörre | 10. Jan | ZENIT.org | Gedichte am Sonntag | Rom | 125
Ach, aus dieses Tales Gründen,
Die der kalte Nebel drückt,
Könnt ich doch den Ausgang finden,
Ach wie fühlt ich mich beglückt!
Dort erblick ich schöne Hügel,
Ewig jung und ewig grün!
Hätt ich Schwingen, hätt ich Flügel,
Nach den Hügeln zög ich hin.
Harmonien hör ich klingen,
Töne süßer Himmelsruh,
Und die leichten Winde bringen
Mir der Düfte Balsam zu,
Goldne Früchte seh ich glühen
Winkend zwischen dunklem Laub,
Und die Blumen, die dort blühen,
Werden keines Winters Raub.
Ach wie schön muß sich's ergehen
Dort im ew'gen Sonnenschein,
Und die Luft auf jenen Höhen
O wie labend muß sie sein!
Doch mir wehrt des Stromes Toben,
Der ergrimmt dazwischen braust,
Seine Wellen sind erhoben,
Daß die Seele mir ergraust.
Einen Nachen seh ich schwanken,
Aber ach! der Fährmann fehlt.
Frisch hinein und ohne Wanken,
Seine Segel sind beseelt.
Du mußt glauben, du mußt wagen,
Denn die Götter leihn kein Pfand,
Nur ein Wunder kann dich tragen
In das schöne Wunderland.
*
Friedrich Schiller (1759-1805) zählt zu den wichtigsten Vertretern der Weimarer Klassik und ist einer der bedeutendsten deutschen Dramatiker und Dichter. Schiller wurde am 10. November 1759 in Marbach geboren. Nach dem Besuch der Dorf- und Lateinschule besuchte er ab 1773 die militärische Karlsschule. Hier studierte er zunächst Rechtswissenschaften, dann ab 1775 Medizin. 1780 wurde er Regimentsarzt in Stuttgart. Von 1781 bis 1782 praktizierte er als Arzt in Stuttgart und war gleichzeitig dichterisch tätig.
1781 wurden die „Räuber“ mit überwältigendem Erfolg in Mannheim uraufgeführt. 1782 wurde Schiller ein Schreibverbot erteilt, da er erneut eine unerlaubte Reise nach Mannheim unternommen hatte. Daher floh Schiller über Mannheim nach Leipzig, Dresden und schließlich nach Weimar, wo er ab 1787 lebte. In Jena war er ab 1788 als Professor für Geschichte und Philosophie tätig. 1799 kehrte er nach Weimar zurück. Zu Schillers bekanntesten Werken zählen „Kabale und Liebe“ (1784), „Don Carlos“ (1787), „Wallenstein“ (1800) oder auch „Wilhelm Tell“ (1804). Friedrich Schiller starb am 9. Mai 1805.
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