„Wir haben das Geschenk des Blutes Christi empfangen“
Die Worte von Papst Franziskus beim Angelusgebet vom Sonntag, dem 17. Januar 2016 — Volltext
17 JANUAR, 2016BY REDAKTIONANGELUS UND REGINA CAELI
Papst Franziskus beim Angelus (23. August 2015)
© PHOTO.VA - OSSERVATORE ROMANO
Wir dokumentieren im Folgenden in einer eigenen Übersetzung die Worte von Papst Franziskus beim Angelusgebet von Sonntag, dem 17. Januar 2016.
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[Vor dem Angelus:]
Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!
Das Evangelium des heutigen Sonntags konfrontiert uns mit dem Wunder von Kana, einem kleinen Ort in Galiläa, wo eine Hochzeit stattfand, zu der unter anderen auch Maria und Jesus mit seinen ersten Jüngern eingeladen waren (vgl. Joh 2,1-11). Maria macht ihren Sohn darauf aufmerksam, dass der Wein ausgegangen ist; Jesus antwortet zunächst, seine Stunde sei noch nicht gekommen, geht dann aber trotzdem auf die Bitte seiner Mutter ein und schenkt den Brautleuten den besten Wein der ganzen Feier. Der Evangelist hebt eigens hervor: „So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit und seine Jünger glaubten an ihn“ (Joh 2,11).
Die Wunder sind außerordentliche Zeichen, die die Verkündigung der Frohen Botschaft begleiten und den Zweck haben, den Glauben an Jesus zu erwecken oder zu stärken. Im Wunder von Kana können wir eine wohlwollende Geste Jesu für die Brautleute erkennen, ein Zeichen des göttlichen Segens für die Ehe. Die Liebe zwischen Mann und Frau ist also ein guter Weg, um das Evangelium zu leben, um in Freude dem Pfad der Heiligkeit zu folgen.
Aber das Wunder von Kana geht nicht nur die Brautleute etwas an. Jeder Mensch ist dazu berufen, dem Herrn im Laufe seines Lebens zu begegnen. Der christliche Glaube ist ein Geschenk, das wir mit der Taufe empfangen und das es uns ermöglicht, Gott zu begegnen. Der Glaube geht durch Zeiten der Freude und des Leidens, des Lichts und der Finsternis, wie jede Erfahrung echter Liebe. Die Erzählung von der Hochzeit zu Kana erinnert uns daran, dass Jesus uns nicht wie ein Richter entgegentritt, der bereit ist unsere Schuld zu verurteilen, und auch nicht wie ein Hauptmann der von uns erwartet, dass wir seinen Befehlen blind Gehorsam leisten. Er offenbart sich als der Erlöser der Menschheit, als ein Bruder, unser großer Bruder, der Sohn des Vaters: Er kommt zu uns wie einer, der die Sehnsucht nach Freude erfüllt, die dem Herzen eines jeden Menschen innewohnt.
Daher dürfen wir uns fragen: Kenne ich den Herrn wirklich so? Spüre ich, dass er mir und meinem Leben nahe ist? Antworte ich ihm auf der selben Wellenlänge jener Liebe, die er täglich jedem Menschen erweist? Es geht darum, uns bewusst zu werden, dass Jesus uns sucht und einlädt, ihm im Inneren unseres Herzens Platz zu machen. Auf diesem Glaubensweg mit ihm sind wir nicht allein: Wir haben das Geschenk des Blutes Christi empfangen. Die großen steinernen Krüge, die Jesus mit Wasser füllen lässt, das er in Wein verwandelt (vgl. V. 7) sind ein Zeichen für den Übergang vom alten zum neuen Bund: Anstelle des Wassers für die rituelle Reinigung haben wir das Blut Jesu empfangen, das auf sakramentale Weise in der Eucharistie und auf schmerzhafte Weise während seiner Passion am Kreuz vergossen wurde. Die Sakramente, die dem Ostergeheimnis entspringen, schenken uns übernatürliche Kraft und erlauben es uns, die grenzenlose Barmherzigkeit Gottes zu erfahren.
Die Jungfrau Maria, die ein Vorbild für die Meditation der Worte und Gesten des Herrn ist, möge uns helfen, im Glauben die Schönheit und den Reichtum der Eucharistie und der anderen Sakramente wiederzuentdecken, die die treue Liebe Gottes für uns gegenwärtig werden lassen. So werden wir uns immer tiefer in unseren Herrn Jesus verlieben können, der unser Bräutigam ist, und ihm mit den brennenden Lichtern unseres freudigen Glaubens entgegengehen, um in der Welt seine Zeugen zu sein.
[Nach dem Angelus:]
Liebe Brüder und Schwestern,
heute ist der Welttag der Migranten und Flüchtlinge, der im Rahmen des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit auch als Migrantenjubiläum begangen wird. Deshalb freut es mich, die Vertreter der unterschiedlichen Volksgruppen begrüßen zu können, die heute hier anwesend sind, sowie auch alle, die aus den verschiedenen Regionen Italiens und vor allem aus Latium hierher zusammengekommen sind. Liebe Migranten und Flüchtlinge, jeder von euch trägt eine Geschichte, eine Kultur und wichtige Werte in sich; und leider oft auch die Erfahrung der Armut, der Unterdrückung und der Angst. Eure Anwesenheit auf diesem Platz ist ein Zeichen der Hoffnung, die ihr auf Gott setzt. Lasst euch die Hoffnung und Lebensfreude nicht rauben, die aus der Erfahrung der Barmherzigkeit Gottes entspringen, auch dank der Menschen, die euch aufnehmen und helfen. Das Durchschreiten der Heiligen Pforte und die heilige Messe, die ihr in Kürze mitfeiern werdet, mögen euer Herz mit Frieden erfüllen. Mit dieser Messe möchte ich – und ihr mit mir – den Häftlingen des Gefängnisses von Opera danken, für das Geschenk der Hostien, die sie selbst verpackt haben und die wir für diese Feier verwenden werden. Wir begrüßen sie alle zusammen mit einem Applaus…
Ich begrüße von Herzen euch alle, Pilger aus Italien und aus den verschiedenen Ländern der Welt; ganz besonders den Kulturverein „Napredak“ aus Sarajewo, die spanischen Studenten aus Badajoz und Palma de Mallorca sowie die Jugendlichen aus Osteria Grande (Provinz Bologna).
Jetzt lade ich euch alle dazu ein, ein gemeinsames Gebet für die Opfer der Anschläge dieser Tage in Indonesien und Burkina Faso zu sprechen. Der Herr nehme sie in seinem Haus auf und unterstütze die Bemühungen der internationalen Gemeinschaft für den Frieden. Wir wollen zur Muttergottes beten: Ave Maria…
Allen wünsche ich einen schönen Sonntag. Vergesst bitte nicht, für mich zu beten. Gesegnete Mahlzeit und auf Wiedersehen!
http://de.zenit.org/articles/wir-haben-d...isti-empfangen/
(Aus dem Italienischen übersetzt von Alexander Wagensommer)