28.06.2021
Warum die US-Bischöfe Biden doch nicht die Kommunion verbieten "Politisch sehr, sehr geschickt"
Sollte dem US-Präsidenten die Kommunion verboten werden? Amerikas Bischöfe hatten ein Dokument zum Thema angedacht, dass am Sonntag wieder entschärft wurde. Der USA-Experte Andreas G. Weiß sieht darin politisches Kalkül der Bischöfe.
DOMRADIO.DE: Die US-Bischöfe haben beschlossen, ein Dokument über die Bedeutung der Eucharistie zu formulieren. Eigentlich war klar: Es geht darum, ob Politikern, die eine liberale Abtreibungspolitik vertreten, der Kommunionempfang verweigert werden kann. Am Sonntag hat die US-Bischofskonferenz aber nun klargestellt: Es gehe explizit nicht um ein Kommunionverbot. Warum dieser Sinneswandel?
Dr. Andreas G. Weiß (Theologe und Religionswissenschaftler, Direktor-Stellvertreter des Katholischen Bildungswerks Salzburg): Zunächst einmal muss man betonen, dass die US-Bischöfe unter einem enormen Druck stehen, einen Druck vonseiten der Öffentlichkeit - der politischen Öffentlichkeit - und von ihren eigenen Gläubigen, von unterschiedlichen Institutionen, die es dort gibt. Sowohl auf der eher liberaleren Seite als auch auf der konservativeren Seite.
Solch eine Entscheidung ist immer auch in gewisser Weise politisch. Es war eine taktische Entscheidung, sicherlich, aber es war notwendig, diese Klarstellung endlich festzulegen und das auch deutlich auszusprechen.
Ein Dokument zur Eucharistie in Zeiten der Krise, in Zeiten der Pandemie, ist insofern ja nichts Neues. Allerdings verschieben sich natürlich auch in Zeiten der Krise und in Zeiten von politischen Verschiebungen hier die Kontexte, in denen ein solches Dokument zustande kommt. Und das war bei Joe Biden eben der Fall. Wir haben nun einen demokratischen Präsidenten, einen katholischen, demokratischen Präsidenten. Und natürlich wissen die Bischöfe, dass jede ihrer Äußerungen auch von der Republikanischen Partei in gewisser Weise auf eine Goldwaage gelegt wird. Man beobachtet das sehr genau, welche Signale von der Bischofskonferenz in Richtung Joe Biden ausgehen.
Die Entscheidung vom Sonntag, dass es keinen Passus zum Kommunionempfang von Politikern - speziell Joe Biden - geben wird, halte ich für theologisch sehr, sehr wichtig, aber auch für politisch sehr, sehr geschickt. Denn die Bischöfe wissen natürlich auch: Ein solches Dokument, selbst wenn es diesen Passus gegeben hätte - wobei wir alle nicht wissen, wie der ausgeschaut hätte - ein solches Dokument ist nur etwas wert, wenn sich auch alle Bischöfe daran halten. Und nun haben aber im Vorfeld schon die beiden Heimatbischöfe von Biden, nämlich in Washington Wilton Gregory, aber auch sein Heimatbischof in Wilmington, Delaware gesagt: Joe Biden ist auch weiterhin bei Ihnen in der Eucharistiefeier und zur Kommunion herzlich willkommen. Das hätten die Bischöfe natürlich auch gewusst.
Domradio Köln,geht es weiter...