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Lebensmittelpreise : Wenn das Geld nicht mehr reicht

#1 von anne-Forum ( Gast ) , 23.04.2022 14:11

Lebensmittelpreise : Wenn das Geld nicht mehr reicht

Von Max Fluder
-Aktualisiert am 18.04.2022-09:58

Tafeln werden im Alltag vieler Menschen immer wichtiger.
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Tafeln werden im Alltag vieler Menschen immer wichtiger. Bild: dpa

Gurken, Butter, Sonnenblumenöl: Die Preise für viele Lebensmittel steigen gerade heftig. Manche Menschen können sich selbst den Einkauf beim Discounter nicht mehr leisten.

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Gabi kommt vorbereitet. Es ist ja heute, an diesem windigen Mittwoch im April, auch ihr erstes Mal hier. Da will man nichts falsch machen, schon gar nicht, wenn man etwas möchte. „Ich hoffe, dass sie mir hier helfen können“, sagt sie.

Die Rentnerin in der schwarzen Jacke, der grauen Jogginghose und der schwarzen Strickmütze ist pünktlich um halb eins vor der Backsteinkirche im Frankfurter Nordend erschienen. Sie stellt ihren dunklen Einkaufstrolley vor dem metallenen Zaun des Gotteshauses ab. Wartet, raucht eine Zigarette, wandert ein bisschen umher. Bis sie an der Reihe ist. Bis sie drei Tüten voller Lebensmittel in Empfang nimmt.

Jeden Mittwoch ist Ausgabetag im Nordend. Ehrenamtliche der Frankfurter Tafel kommen her und bringen Gemüse, Obst, Fleisch und vieles mehr mit. Für die, die nicht wissen, wie sie sich sonst ihre Mahlzeiten leisten sollen. Die Zahl dieser Menschen wächst stetig. Und in den vergangenen Wochen wuchs sie noch einmal besonders rapide. Denn schon lange nicht mehr sind die Lebensmittelpreise innerhalb so kurzer Zeit derart gestiegen.

So hat der Discounter Aldi Anfang dieser Woche die Preise unter anderem für Butter angehoben, das Päckchen kostet nun mehr als zwei Euro. Vorher waren es 1,65 Euro. Bereits in den Wochen zuvor wurden verschiedene Produkte des Discounters immer teurer. Auch andere Einzelhändler wie etwa Rewe haben bereits ihre Preise erhöht. Zukünftige Steigerungen wolle man ganz genau prüfen, heißt es. Garantieren lässt sich allerdings nichts.
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Das Statistische Bundesamt sammelt Daten zu den Teuerungsraten von Lebensmitteln. Die aktuellsten Werte bilden den Februar 2022 ab, Daten für den März sollen in der kommenden Woche veröffentlicht werden. Im Vergleich zum Vorjahr waren Lebensmittel in diesem Februar im Schnitt 5,3 Prozent teurer. Vor allem frische Waren wie Gurken und Tomaten, mit Preissprüngen von jenseits der 25 Prozent, kosten deutlich mehr. Aber auch Fette und Öle sowie Mehl ziehen im Preis an. Ein Umkehrtrend? Noch nicht in Sicht.

Wenn die Frankfurter Tafel im Nordend Lebensmittel ausgibt, bilden sich lange Schlangen. Aus dem Kirchenhof heraus, ums Eck und wenn es sehr voll ist fast bis zum Eingang der nahen U-Bahn-Station. Viele Rentner kommen hierher. Wenn sie nicht mehr stehen können, lassen sie ihren Trolley in der Warteschlange und setzen sich auf eine nahe Bank. Einige Hartz-IV-Empfänger stehen an, Alleinerziehende ebenso, manche mit ihren Kindern im Schlepptau. Und an diesem windigen Apriltag ist auch eine Gruppe ukrainischer Flüchtlinge hier. Frauen und Kinder, die augenscheinlich nicht ganz wissen, was sie tun sollen.

Für Gabi, die Rentnerin, die heute zum ersten Mal hier ansteht, ist das alles neu. Früher hat sie die Dinge, die sie braucht, bei Aldi eingekauft, manchmal auch bei Penny. Jetzt geht das nicht mehr. „Für jeden meiner Wocheneinkäufe habe ich früher so um die 50 Euro ausgegeben“, sagt Gabi. Jetzt sei das viel, viel mehr. „Ich habe das Geld nicht.“ Also kam sie wenige Stunden vor Beginn der Ausgabe hierher, hat sich angemeldet und wird jetzt von der Tafel unterstützt.
Die Tafeln haben es gerade nicht leicht

Die Tafeln in Deutschland – insgesamt 950 gibt es – haben es allerdings gerade nicht leicht, im Gegenteil: Sie stoßen an ihre Belastungsgrenzen. In den zurückliegenden Wochen sind viel weniger Lebensmittel- und Geldspenden eingegangen. Doch: „Die Bedürftigen werden mehr, wesentlich mehr“, sagt Norbert Nickel, Lagerleiter der Organisation in Frankfurt. Etwa 1000 Menschen seien vergangene Woche bei ihm im Lager erschienen und hätten um Spenden gebeten – dabei findet dort eigentlich keine Ausgabe statt. Dass besonders die Lebensmittelpreise steigen, beschäftigt die Bedürftigen, sagt Nickel. „Die Angst ist da, dass es auch hier bei uns nicht mehr für sie reicht.“

Ein Discounter an einer Ausfallstraße im Frankfurter Westen. Keine hippe Filiale irgendwo im Zentrum. Nein, ein quaderförmiger Klotz wie aus dem Modellbaukasten, wie es ihn hundertfach in Deutschland gibt – und den man hier mitten in ein Gewerbegebiet gestellt hat.
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Andrei Popsor, schwarze Mütze, blauer Pulli, Jeans holt sich gerade einen Einkaufswagen. Ausnahmsweise kauft er mal unter der Woche ein. Er sagt: „Alles wird teurer. Das merke ich vor allem am Essen.“ Besonders am Gemüse. „Jetzt gucken wir, dass wir sparen“, sagt er. Reste einfach entsorgen? Damit haben sie bei ihm zu Hause jetzt aufgehört.

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