Ein wunderschöner Artikel,
Es wird nochmals probiert
Predigten 2005
Weltjugendtag in Köln - Fest des Glaubens
Predigt von Pfarrer Dr. Czeslaw Lukasz
im Pfarrfest-Gottesdienst, am 10. Juli 2005
Johannes Paul II., Erfinder und Vater des Weltjugendtages
Unter Johannes Paul II. erhielt die Kirche ein junges Gesicht. "Der Papst der jungen Leute" – lauteten die Zeitungsüberschriften als er am 2. April verstorben ist.
Der Weltjugendtag (WJT) ist seine Erfindung und sein großer Erfolg. Der Geist von Johannes Paul II wird auch den WJT in Köln lebendig halten. Benedikt XVI. lässt sich von diesem Geist seines großen Vorgängers tragen und kommt nach Köln, um mit der Jugend der Welt das große Ereignis zu feiern.
Kurz noch zur Geschichte der Weltjugendtage. Johannes Paul II. war es, der 1984 das erste Welttreffen der Jugend in Rom angestoßen hat. Angeregt durch dieses internationale Jugendtreffen im Heiligen Jahr 1984 und das Jahr der Jugend 1985, rief der Papst seit 1986 jedes Jahr zur Feier eines WJT auf. Die Zielgruppe des WJT sind Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 - 30 Jahren.
An Palmsonntag wird in den Diözesen weltweit jedes Jahr ein kleiner WJT gefeiert. Alle zwei bis drei Jahre lädt der Papst zu einem zentralen WJT ein, zu dem die Jugend aus der ganzen Welt eingeladen ist.
Der erste zentrale WJT fand 1987 in Buenos Aires (Argentinien) mit 1.000.000 Menschen statt. Dann folgten:
1989 - Santiago de Compostela (Spanien): 600.000
1991 - Tschenstochau (Polen): 1.500.000
1993 - Denver (USA): 700.000
1995 - Manila (Philippinen): 4.000.000
1997 - Paris (Frankreich): 1.000.000
2000 - Rom (Italien): 2.000.000
2002 - Toronto (Kanada): 800.000
Der Wunsch von Johannes Paul war es, im August nach Köln zu kommen und dort mit den Jugendlichen Christus und seine lebendige Kirche zu erfahren. Er wird nicht mehr kommen, Gott hat seinen treuen Diener inzwischen zu sich gerufen, aber die Jugend wird kommen, weil sie genau weiß: beim WJT geht es nicht um den Papst, sondern um Christus, zu dem Johannes Paul II. die Jugend führen wollte.
Grundgedanken des Weltjugendtages
Der WJT ist ein Fest des Glaubens. Jugendliche vertiefen ihren Glauben an Gott oder lernen ihn neu kennen. Sie erfahren die Kirche als Nationen übergreifende Gemeinschaft.
Der WJT ist ein Fest der Begegnung. In der interkulturellen und internationalen Begegnung lernen die Gäste das Gastland, seine Kultur, seine Gesellschaft und sein kirchliches Leben kennen. Die Gäste berichten ihrerseits davon, wie sie zu Hause leben und ihr Christsein gestalten.
Der WJT ist ein Fest der Gastfreundschaft und Freude. Fröhlichkeit und Jugendlichkeit prägen den WJT in Tanz, Musik und Kulturfestivals auf Straßen und Bühnen, spontan oder organisiert: Ein Fest des friedvollen Miteinanders der vielen Nationen. Der WJT ist ein Fest der Gemeinschaft über alle Grenzen von Sprachen und Kulturen hinweg.
Das Logo des Weltjugendtages von Köln
Seit Monaten schmücken Fahnen des WJT in Köln auch unsere Kirche. Schauen wir uns heute genauer das offizielle Logo an. Das Logo symbolisiert in seiner dynamischen Konzeption und seinen klaren Elementen das Wesen und den Charakter des Kölner Weltjugendtags 2005: Das absolute Zentrum des Weltjugendtags ist demnach die Begegnung mit Christus, für den das Kreuz steht, das als Mittelpunkt das Logo dominiert.
Christi Gegenwart prägt das Geschehen. Die rote Farbe symbolisiert die Liebe, die Leidenschaft und auch das Leid. Gleichzeitig verweist sie auf Gottes Liebe und auf Jesu Kreuzestod, erinnert aber auch an das vielfältige Leid in unserem Leben und in aller Welt. Das Kreuz ist das zentrale Zeichen christlicher Hoffnung und der Erlösung in Jesus Christus, die größer ist als alles Leid.
Der goldene Stern symbolisiert die göttliche Führung und ist ein Orientierungszeichen. Er strahlt als Wegweiser Gottes über dem Ort der Geburt Jesu. Nach biblischer Überlieferung hat er den Weisen aus dem Morgenland den Weg zu Christus gezeigt. Sie sind nach ihrem langen Pilgerweg dem Herrn begegnet und verändert nach Hause zurückgekehrt. Wie damals über dem Stall von Bethlehem steht der Stern nun über dem Haus Gottes in Köln. Der Stern will auch die Jugend der Welt nach Köln zum Weltjugendtag führen, zur Begegnung mit Jesus Christus.
Der Schweif bildet den Weg des Sterns ab: Er kommt von oben, von Gott, in unsere irdische Welt. Die goldene Farbe erinnert an das himmlische Licht Gottes, das die Dunkelheit der Welt erleuchtet. Weltweit symbolisiert der Stern mit Schweif das Weihnachtsfest und die Epifanie.
Der Veranstaltungsort des Weltjugendtags wird durch den Kölner Dom gekennzeichnet. In der Kathedrale werden seit Jahrhunderten die Gebeine der Heiligen Drei Könige verehrt. Die rote Farbe des Doms verbindet die Kirche mit dem Kreuz: Kirche und Christus gehören untrennbar zusammen. Durch die Kirche ist Christus, der Gekreuzigte und Auferstandene, in der Geschichte der Welt gegenwärtig. Die stark vereinfachte Darstellungsform kann gleichzeitig andere Gotteshäuser symbolisieren, in denen der Weltjugendtag in Deutschland ebenfalls stattfindet.
Der große elliptische Bogen hat mehrere Bedeutungsebenen: Als stilisierter Buchstabe C steht er für Christus, aber auch für die Welt umfassende Gemeinschaft der Kirche ("Communio"). Darüber hinaus stellt der Bogen die schützende Umarmung Gottes dar: Der Himmel, die Gnade Gottes, umfasst und birgt die Kirche und die ganze Welt, was auch in der blauen Farbe des Bogens seinen Ausdruck findet. Der Schwung des Bogens ist zum Kreuz hin ausgerichtet. Gleichzeitig öffnet er sich zum Kreuz. Vom Kreuz aber geht die gesamte Dynamik des Logos aus. Die Christen sollen sich dem Kreuz zuwenden, sich an Jesus Christus orientieren und ihn, den Gekreuzigten und Auferstandenen, anbeten, wie es im Motto des 20. Weltjugendtags seinen Ausdruck findet: "Wir sind gekommen, um ihn anzubeten" (Mt 2,2).
Der untere, tragende Teil des Bogens ruft Assoziationen an den Rhein und an ein Schiff hervor: die Kirche im Zeichen des Schiffes, auch in Erinnerung an die rettende Arche Noah. Das Blau des Bogens versinnbildlicht das Wasser und verweist dabei auch auf das Wasser der Taufe.
Das bunte Logo weist auf das Wesentliche des WJT hin.
Weltjugendtage beweisen die Religiosität der Jugend
Viele haben sich bei den vergangenen WJTagen gefragt: "Wie kommt es, dass die Kirche unter Johannes Paul II. plötzlich solch ein junges Gesicht erhielt? Suchen die Menschen wieder Sinn und Halt in einer orientierungslos gewordenen Zeit? Brauchen sie wieder Autoritäten in einer vaterlosen Gesellschaft? Oder suchen sie nur ein Event?"
Der WJT ist natürlich auch ein Event, denn offiziell rechnet man mit immerhin 800.000 oder mehr Jugendlichen. Allein 550 Bischöfe hätten bereits ihr Kommen angekündigt. Das Ereignis mit mehr als 500 Kulturfestivals werde außerdem per Fernsehen in über 100 Länder übertragen.
Der Weltjugendtag ist aber auch weit mehr als ein bloßer Event. Er ist auf die heutigen Jugendlichen gemünzt, auf Personen, deren Eltern der 68-er Generation angehören. Diese sind geprägt gewesen von der Auflösung stabiler Milieus und haben Bindungen – auch die kirchlichen – vielfach aufgegeben. Vielen Jugendlichen fehlt deshalb das Wissen von christlicher Lehre und Praxis. Sie haben die Kirche kaum erlebt und Bräuche und Symbole nur unzureichend kennen gelernt.
Trotz dieser fehlenden Kenntnisse sind diese Jugendlichen religiöser als sie denken. Einer Shell-Studie aus dem Jahr 2002 zufolge, würden sich rund 19 Prozent der Jugendlichen in der Kirche engagieren, hingegen nur 3 Prozent in politischen Parteien. Allein in unserem Erzbistum sind Hunderttausende junge Menschen in Verbänden der katholischen Jugend, als Ministrantinnen und Ministranten oder in Kinder- und Jugendchören tätig. In diesem Engagement kommen die Hoffnungen und Sehnsüchte der jungen Menschen zum Ausdruck. Sie wollen nicht nur ein bisschen Friede und ein bisschen Liebe, sondern ein Leben in Fülle. Theologisch gesprochen: ewiges Leben.
Auf diesem Hintergrund ist der christliche Glaube für eine wachsende Zahl von Jugendlichen zu einer interessanten Lebensalternative. Dieser Befund hat Konsequenzen: Zwar gibt es die Offenheit der Jugendlichen für die christliche Botschaft, die meisten Jugendlichen aber müssen zum christlichen Glauben erst umkehren.
Dieser Umkehrprozess muss gelingen gegen den eigenen Hang am Bestehenden festzuhalten, und gegen starke gesellschaftliche Strömungen und Ideologien, die den Weg zum Glauben be- und verhindern wollen.
Deshalb muss die Kirche den jungen Menschen helfen, im Glauben zu wachsen und zu reifen: Das ist der erste Dienst, den sie von der Kirche empfangen sollen. Viele von ihnen sind nicht fähig, mit einem Mal die ganze Lehre der Kirche anzunehmen und zu verstehen. Aber es ist äußerst wichtig, in ihnen den Wunsch zu wecken, mit der Kirche zu glauben, in die Gemeinschaft des Glaubens einzutreten, in ihnen das Vertrauen zu stärken, dass diese Kirche, die vom Geist beseelt und geleitet wird, wahrhaftig das Sakrament der Nähe Gottes ist, eine Institution, die das Heil vermittelt.
Wir alle sind hier gefordert an einer profilierten Kirche zu bauen, in der der Glaube klar erkennbar gelebt und eindeutig bekannt wird, vor allem durch das persönliche Zeugnis. Offen und einlandend sollten unsere Gemeinden sein. Wie die jungen Menschen beim Weltjugendtag die Kirche als eine Gemeinschaft auf dem Pilgerweg erleben, müssen junge Menschen von unseren Gemeinden mit auf den Lebensweg genommen werden. Die Jugendlichen brauchen die Erfahrung von tragender Gemeinschaft, in der sie die Erfahrung der Gegenwart Gottes machen können. Ein Bibelkreis, der Austausch ihrer Glaubenserfahrungen in kleinen, überschaubaren Gruppen wäre ein guter Weg zu diesen Ziel.
Diese Momente der Erfahrung der Gemeinschaft und der Gotteserfahrung sind im Motto des bevorstehenden Weltjugendtags in Köln "Wir sind gekommen, um IHN anzubeten" (Mt 2,2), zusammengefasst: Im Wort "Wir" die Notwendigkeit von stützender und bewegender Gemeinschaft, im Wort "kommen" die Einladung zum Pilgerweg als Ausdruck unseres Glaubens- und Lebenswegs zu Christus und in den Worten "ihn anbeten" das klare, spezifische Profil dieses Weltjugendtages, der gerade im Eucharistischen Jahr ein Weltjugendtag der Anbetung sein wird.
Benedikt XVI. an die Jugend
Papst Benedikt wird den von Johannes Paul ausgemachten Termin mit der katholischen Jugend der Welt in Köln wahrnehmen und er freut sich schon darauf.
In seiner Predigt anlässlich der Festmesse zum offiziellen Beginn seines Pontifikats richtete er einen besonderen Appell an die Jugendlichen in aller Welt. "Habt keine Angst vor Christus! Er nimmt nichts, und er gibt alles. Wer sich ihm gibt, der erhält alles hundertfach zurück."
Die Kirche ist lebendig und jung. Sie "trägt die Zukunft der Welt in sich und zeigt daher auch jedem Einzelnen den Weg in die Zukunft", sagte Benedikt XVI. vor 500.000 Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom, um etwas später zu fragen: "Haben wir nicht alle irgendwie Angst, wenn wir Christus ganz herein lassen, uns ihm ganz öffnen? Könnte uns etwas genommen werden von unserem Leben? Müssen wir dann nicht auf so vieles verzichten, was das Leben erst so richtig schön macht? Würden wir nicht eingeengt und unfrei?"
Sogar der Papst scheint einmal Angst gehabt zu haben vor einem uneingeschränkten Ja zu Christus. Aber mit seinem Vorgänger, Johannes Paul II., weiß er "aus der Erfahrung eines eigenen langen Lebens", dass Christus schenkt anstatt zu nehmen – eine Botschaft, die der Heilige Vater zum offiziellen Beginn seines Pontifikats "mit großem Nachdruck und großer Überzeugung" besonders an die jungen Menschen weitergeben möchte.
"Wer Christus einlässt, dem geht nichts, nichts – gar nichts verloren von dem, was das Leben frei, schön und groß macht. Nein, erst in dieser Freundschaft öffnen sich die Türen des Lebens. Erst in dieser Freundschaft gehen überhaupt die großen Möglichkeiten des Menschseins auf. Erst in dieser Freundschaft erfahren wir, was schön und was befreiend ist."
Christus "nimmt nichts, und er gibt alles. Wer sich ihm gibt, der erhält alles hundertfach zurück. Öffnet, ja, reißt auf die Türen für Christus – dann findet ihr das wirkliche Leben."
Diese Botschaft wird von Papst Benedikt in vielen Sprachen, auch in seiner Muttersprache, in Köln verkündet. Wir beten darum, dass seine Worte auch viele Jungendliche und junge Erwachsene hier zu Lande erreichen, die auf der Suche sind nach dem Sinn und Glück des Lebens.
Aus der ganzen Welt werden junge Menschen zu dieser Begegnung mit Christus kommen und mit Herzensfreude sagen: Italiener: Siamo venuti per adorarlo, Franzosen: Nous sommes venue l´adorer, Spanischsprechende: Hemos venido a adorarle, Polen: Przeszlismy oddac mu poklon, Englischsprechende: We have come to worship Him. Und in vielen anderen Sprachen. Hoffentlich können dieses Mahl auch viele deutsche Jugendliche die Erfahrung machen: Wir sind gekommen, um Ihn anzubeten. Wir schließen den WJT und unsere Jungendlichen und jungen Erwachsenen in unser festes Gebet ein.