„Ich werd' mich eh nicht ändern“
Die regelmäßige Beichte ist eine Quelle großer Gnaden.
Und doch fällt es uns manchmal schwer, den Weg in den Beichtstuhl zu finden.
von P. Dieter Biffart FSSP
Das erste Geschenk, das der Herr nach seiner Auferstehung den Aposteln überreicht hat, ist das Beichtsakrament: „Empfangt den Heiligen Geist! Deren Sünden ihr nachlaßt, denen sind sie nachgelassen.“ (Joh 20,22) Deshalb bezeichnet man die Beichte auch als österliches Sakrament. Der Auferstandene will uns an seinem Leben teilhaben lassen. Durch die Sünden sind wir dem ewigen Tod preisgegeben, wer sich aber mit dem Herrn in der Beichte versöhnt, wird im Frieden zum ewigen Leben auferstehen.
Immer wieder neu dürfen wir über die Größe dessen staunen, was der Herr am Sünder wirkt. Aus dem Sünder wird in einem Augenblick, im Moment der Lossprechung, ein Geheiligter: „Was Gott in der Beichte tut, ist mehr als eine Welt erschaffen“, so der hl. Pfarrer von Ars.
Niemand verzeiht uns so bereitwillig wie Gott, und doch fällt es uns nicht selten schwer, diese Großmut anzunehmen. Wir schieben die Beichte gerne auf, von morgen auf übermorgen, von Weihnachten auf Ostern usw. usw. … Dabei profitiert allein der Teufel von dieser Nachlässigkeit: Er spielt gerne auf Zeit, weil er weiß, daß die Umkehr umso schwieriger wird, je länger man wartet. Sünden werden zu Gewohnheiten und allzu gerne arrangieren wir uns mit dem, was wir gewohnt sind. „Gott hat dir versprochen, immer wieder zu verzeihen, er hat dir aber nicht das Morgen versprochen“, hören wir beim hl. Ambrosius. Achten wir also auf dieses Versprechen, hören wir heute auf die Stimme Gottes und verstocken wir unser Herz nicht, wie uns der Psalm mahnt, denn der Herr kommt wie ein Dieb in der Nacht (vgl. Lk 12,40).
Vielleicht sind es über Jahre hinweg immer wieder ähnliche Sünden, die man zu beichten hat; mutlos ist man versucht, aufzugeben: „Ich werd´ mich eh nicht ändern.“ Wer so denkt, setzt der Allmacht Gottes eine Grenze. Das Mißtrauen unseren Kräften gegenüber soll vielmehr in ein größeres Vertrauen in die Gnade münden, die im Bußsakrament überreich fließt: „Alles vermag ich in dem, der mich stärkt.“ (Phil 4,13)
Wenn die Sünden zur Gewohnheit geworden sind, wird die Umkehr freilich nicht einfacher. Und doch gilt gerade dem Reumütigen dann die Verheißung: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ (Mt 11,28) Wird der Sünder ob der eigenen Verfehlungen mutlos, dann soll er sich umso schneller aufmachen, ehe die Mutlosigkeit ihn immer mehr hindert,überhaupt nur einen Schritt zu tun.
Der erste Schritt zur Umkehr geht dabei aber niemals vom Sünder aus, sondern von Gott, der dem Sünder bereits nachläuft. Wenn wir zur Beichte gehen, hat der Herr uns diesen Wunsch bereits ins Herz gegeben. Bewegen wir uns einen Schritt auf die Beichte hin, hat der Herr bereits hundert Schritte getan, denn es ist nicht zuerst der Sünder, der umkehrt, sondern Gott, der ihm hinterherläuft, um ihn zu sich zurückzuführen.
Umso offener sollen wir auf diesen Eifer Gottes antworten, indem wir regelmäßig, etwa monatlich, zur Beichte gehen. Wer von sich meint, daß er keine Sünden habe, der soll beispielsweise seinen Vater, seine Frau etc. fragen, ob sie diese Ansicht auch teilen. Im Licht des Heiligen Geistes, den wir bei der Beichtvorbereitung anrufen sollen, werden wir unsere Seelenverfassung in rechter Weise erkennen, denn der Allwissende kennt auch unsere verborgenen Wunden.
Er bewahrt den Sünder auch vor einer falschen Scham, die meint, daß er eine bestimmte Sünde einfach nicht bekennen könne: „Der Teufel ist es, der uns vor der Beichte mit Furcht und Scham erfüllt. Wenn wir sündigen, nimmt er uns die Furcht. Wenn wir aber bekennen sollen, dann gibt er uns die Furcht zurück und macht uns verlegen.“ (hl. Johannes Chrysostomus) Sollen die Sünden wirklich verborgen werden, müssen sie in der Beichte offen gelegt werden, ehrlich und reuevoll, nicht größer und nicht kleiner – dann sind sie für immer getilgt. Wer trotz der göttlichen Barmherzigkeit Mühe hat, soll in seinem Unvermögen mit ehrlichen Worten in der Beichte sagen, daß er etwas auf dem Herzen hat, was er nicht aussprechen kann. Der Beichtvater wird den Sünder ermutigen, und gerade im Moment der Beichte schenkt Gott besondere Gnadenhilfen, um die Angst zu überwinden. Denn ein einziges Gericht ist auf Erden, wo der Schuldige immer freigesprochen wird, wenn er bereut: die Beichte.
Hat jemand den Eindruck, daß es ihm an Reue mangele, soll er auch in diesem Punkt sein Herz in der Beichte offenlegen. Man darf aber die Reue nicht mit einem Gefühl gleichsetzen. Die Reue ist ein von der Gnade hervorgebrachter und begleiteter Akt des Willens, die Sünde zu verabscheuen. Wer dabei nichts „empfindet“, kann trotzdem eine tiefe Reue haben, die in der Entschiedenheit, zukünftig die nächste Gelegenheit zur Sünde zu meiden, ihren Ausdruck findet.
Die Reue ist das „Herz“ der Beichte. Deshalb soll das bereuende Gebet nicht nur ein kurzes Moment zum Abschluß einer ausführlichen Gewissenserforschung sein: „Man sagt, daß es viele sind, die beichten, aber wenige, die sich bekehren. Ich glaube es gerne, das kommt daher, daß wenige mit Reue beichten.“ (hl. Pfarrer von Ars)
Wenn wir in der Vorbereitung auf den Empfang des Bußsakramentes der Reue mehr Aufmerksamkeit schenken, wird der Empfang desselben gewiß fruchtbar werden und unser Herz bewegen, sich zu bekehren.
Ist jemand Kleinmut und Skrupeln zugeneigt, wird er in der Betrachtung der göttlichen Barmherzigkeit, die sich uns besonders in der Beichte erschließt, Kraft finden, sich das Herz weit machen zu lassen: „Dadurch werden unsere Herzen vor seinem Angesicht sich beruhigen, daß, wenn uns unser Herz anklagt, Gott größer ist als unser Herz. Er weiß alles.“ (1 Joh 3,20)