Bischof Schneider: Ein Großvater wurde erschossen, der andere starb bei einem Bombenangriff
Beide Seiten der Familie von Bischof Athanasius Schneider stammen ursprünglich aus dem Elsass.
Sie gehörten zu einer Gruppe von Siedlern, die in den Jahren 1809 und 1810 an der Schwarzmeerküste Kolonien mit deutschen Priestern und einem deutschen Bischof in der Diözese Tiraspol (Transnistrien) gründeten.
In den 1920-30er Jahren, während der Sowjetzeit, verhafteten die Kommunisten die Priester und schlossen die Kirchen und wandelten sie in Ställe oder Tanzlokale um. Die schlimmsten Jahre waren von 1936 bis 1938, während der „Säuberungen“ Stalins, bei denen Priester, Intellektuelle und die ökonomische Oberschicht ermordet wurden.
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Großvater Schneider von den Kommunisten ermordet
Ein Opfer der stalinistischen Säuberung war Großvater Sebastian Schneider. Er starb mit 27 Jahren, seine Frau Perpetua war zu der Zeit 25. Das Paar zwei Söhne. Der Vater des Bischofs war damals 7jährig, der Onkel 2jährig. Sebastian Schneider wurde ermordet, weil er Land besaß.
Bischof Schneider berichtet: „Die Kommunisten kamen in der Nacht, mit einem Fahrzeug, in dem bereits lauter Männer saßen, die erschossen werden sollten, und sie nahmen ihn mit. Die Männer wurden zu einem zentralen Ort transportiert und dort umgebracht.“ Perpetua lebte 74 Jahre als Witwe und starb, als sie 99 Jahre alt war.
Hausdurchsuchung bei der Großmutter
Wenige Wochen nach der Ermordung des Großvaters vollzog die Polizei im Haus seiner Witwe eine Hausdurchsuchung. An der Wand hingen überall Heiligenbilder. Das war verboten.
Ein Polizist kam herein und fragte die Witwe: „Warum haben Sie diese Bilder? Sie wissen, das ist verboten. Sie müssen diese Bilder abnehmen.“ Perpetua verweigerte den Befehl.
Der Polizist ging auf die Wand zu und wollte die Bilder selbst herunterreißen. Da schrie Perpetua ihn an: „Sie haben dieses Bild nicht an die Wand gehängt und Sie haben nicht das Recht, es abzunehmen!“
Der Polizist war verblüfft. Er ließ von dem Bild ab und verließ still das Haus. Bischof Schneider glaubt, dass die Begebenheit „ein Wunder war, weil Gott die Witwen und ihre Kleinen beschützt“.
Seine Großmutter sei eine schüchterne und sanftmütige Person gewesen: „Nie in meinem Leben habe ich sie schreien gehört.“
Unter Lebensgefahr: Großmutter verweigert Sonntagsarbeit
Einige Jahre später wurde die Großmutter ins sowjetische Kolchosen-System integriert und musste dort arbeiten. Es wurde von ihr verlangt, am Sonntag Dienst zu leisten.
Sie weigerte sich, obwohl ihr Ehemann getötet worden und sie selbst im Visier war. Der Vorgesetzte befahl: „Sie müssen in dieser Kolchose am Sonntag arbeiten!“
Perpetua erwiderte: „Sie können mich umbringen – ich werde an Sonntagen nicht arbeiten.“ Daraufhin ließ man sie in Ruhe. Bischof Schneider hält das für ein zweites Wunder und für „ein Beispiel für den Boden, aus dem ich stamme.“
Großvater mütterlicherseits stirbt durch deutsche Bombe
Schneiders Großvater mütterlicherseits wurde während des Zweiten Weltkriegs von einer Bombe getötet.
Er besaß einen winzigen Hof in der heutigen Ukraine und hatte sieben Kinder. An seinem Todestag ging er zum Kuhstall. Üblicherweise nahm er immer seinen kleinen Sohn mit, den Bruder von Schneiders Mutter. Doch dieses Mal wollte er alleine gehen.
Als er auf dem Weg zum Stall war, flog ein deutsches Militärflugzeug über das Gebäude und warf eine Bombe über dem Stall ab. Der Großvater war auf der Stelle tot. Seine Frau und Kinder waren Augenzeugen.
Sie blieben allein zurück auf dem sehr kleinen Hof, der zur Kolchose gehörte. Die Leute sagten, dass die Kinder sterben würden, weil eine Hungersnot herrschte.
Aber, so Schneider, „Gott half und sie überlebten alle.“