In der Erwartung des kommenden Herrn
Homilie am 1. Adventsonntag
29. November 2015, Lesejahr C
L1: Jer 33,14-16; L2: 1 Thess 3,12-4,2; Ev: Lk 21,25-28.34-36
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Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Die erste Kerze des Adventkranzes weist uns hin auf das neue Kirchenjahr, welches mit dem ersten Adventsonntag beginnt. Diese Zeit des Advents ist uns geschenkt als Vorbereitung auf die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus, welche wir zu Weihnachten feiern.
Außerdem beginnt in wenigen Tagen, am 8. Dezember, das von Papst Franziskus ausgerufene „Jahr der Barmherzigkeit“. Gott bietet uns die Schätze seiner Liebe an, vor allem auch im Bußsakrament.
Mit Recht werden die Jahre in der Geschichte der Menschheit vor und nach Christi Geburt gezählt. Mit dem Kommen Christi, mit seiner Menschwerdung, ist wahrhaftig eine Wende eingetreten: Nicht mehr die Sünde und das Unheil bestimmen den Lauf der Geschichte, sondern Heil und Frieden sind uns verheißen in jenem Kind, das die Jungfrau Maria empfangen und geboren hat!
Steht dem aber nicht die tägliche Erfahrung entgegen? Wir hören von Kriegen und Auseinandersetzungen, ja wir selber sind vielleicht auch einbezogen in manche Konflikte und Streitigkeiten. Hat uns Gott wirklich erlöst? Können wir ihm mit Recht unser ganzes Vertrauen schenken?
Das Evangelium des 1. Adventsonntags lässt sich als Ankündigung vieler schlimmer Ereignisse in der Menschengeschichte verstehen. Dennoch ist es eine Frohbotschaft: Was immer auch geschieht – Gott sieht es voraus, und er lenkt den Lauf der Dinge. In Jesus Christus ist uns das Heil auf endgültige Weise geschenkt; er ist der Sieger und König. Mögen auch Himmel und Erde vergehen, sein Wort bleibt in Ewigkeit.
Gegenwärtig erschüttern Kämpfe im Nahen Osten die Welt. Viele Menschen sind der Gewalt und dem Terror ausgesetzt, der auch zu uns nach Europa getragen wird. Nicht wenige befinden sich auf der Flucht, darunter viele Christen, denen ein militanter Islam zusetzt. Was ist zu tun?
Wir sollen zu Gott beten! Dort, wo dies schon geschieht, heißt es durchzuhalten und im Gebet nicht nachzulassen. Wo vielleicht die lebendige Verbindung mit Gott verloren gegangen ist, wäre ein Neuanfang angebracht. Es ist nie zu spät, mit dem Guten zu beginnen! Wenn wir täglich ein paar Minuten für Gott reservieren, gewinnt unser Tag eine neue Qualität. Denn auch das Übrige, was wir dann tun, sei es die Arbeit, das Familienleben, die Erholung, steht dann unter dem Zeichen der Gnade Gottes. Der Segen Gottes ruht auf einer Familie, die miteinander betet! Vielleicht bietet gerade der Advent die Möglichkeit, diese guten Bräuche neu zu beleben. Vor dem Adventkranz oder einem schönen Bild können wir heilige Lieder singen, das Wort Gottes lesen und hören und miteinander beten!
Gewiss begleitet uns die Fürbitte der Gottesmutter Maria und des heiligen Josef. Gott hört und erhört uns, wenn wir zu ihm rufen. Wer wachsam ist und betet, der ist für das Kommen des Herrn allezeit bereit!
Dann treffen die Worte des Apostels Paulus im ersten Thessalonicherbrief auch auf uns zu: „Euch aber lasse der Herr wachsen und reich werden in der Liebe zueinander und zu allen!“ (1 Thess 3,12)
Amen.