Herzlich Willkommen, hier in diesem Forum....http://files.homepagemodules.de/b531466/avatar-4dbf9126-1.gif
  • 03.09.2012 10:42 - Ökumene
von Hildegard Maria in Kategorie Allgemein.

Es liegt mir schon länger auf der Seele, einen Text zur ökumenischen Frage zu verfassen. Kaum ein anderes Thema des Glaubens liegt den Christen mehr am Herzen. Es gibt aber auch – und dies muss der Ehrlichkeit halber gleich dazugesagt werden – kaum ein Thema, das zu mehr Missverständnissen Anlass gibt. Ich möchte hier kurz meine eigene Position umreißen.



Zunächst:

Das Bemühen um die volle und sichtbare Einheit aller Christen sollte für jeden Katholiken eine Selbstverständlichkeit sein – und dies beileibe nicht erst seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Christus selbst will die Einheit derer, die ihm nachfolgen. Deshalb ist Ökumene zunächst einmal Eintreten in die Sehnsucht des Herzens Christi, der um die Einheit seiner Jünger gebetet hat. Einsatz für die Ökumene ist also eine Konsequenz der Nachfolge Jesu.



Ein Zweites:

Wenn auch das Mühen um die Einheit für uns eine Selbstverständlichkeit ist, so gibt es unter Christen bislang keine Einigkeit über die Frage, worin genau diese Einheit zu bestehen hat. Nach katholischer Auffassung z.B. gehören zur Einheit der Kirche drei Wesensmerkmale:





•Die Einheit im Glauben (das bedeutet: alle Wahrheiten des Glauben, so wie sie im Credo und in der Lehrverkündigung der Kirche bekannt werden)
•Die Einheit in den Sakramenten (deren Siebenzahl wir als Katholiken bekennen),
•Die Einheit in der Leitung (d.h. Einheit mit den Hirten der Kirche, weil die Einheit im Glauben auch sichtbar, d.h. institutionell greifbar ist)


Wenn wir dies bedenken, wird uns bewusst: Die Einheit kann nicht im Stil von Tarifverhandlungen und auch nicht durch Diskussionen, schon gar nicht durch „Druck von unten“ (indem man einfach Fakten schafft, die den Glauben beiseiteschieben) oder durch „Druck von oben“ (durch Theologenpapiere oder Konsenserklärungen) herbeigeführt werden. Es geht hier um die Frage der Wahrheit, und diese lässt sich weder durch Mehrheitsbeschluss noch durch Theologische Forschung erzeugen. Ökumene setzt zunächst einmal das Gespür für das voraus, was der anderen Konfession „heilig“ und deshalb in deren Augen auch unaufgebbar ist.



Beispiel: Es ist nicht denkbar, dass man sich in der Frage der Sakramente „in der Mitte“ einigt, etwa so: „Ihr habt sieben Sakramente, wir haben zwei bis drei, dann einigen wir uns auf viereinhalb.“ Dies mag überspitzt klingen, aber es kommt nicht selten vor, dass in ökumenischen Gesprächen ein solches Klima herrscht.



Was ist zu tun?



•Gespräch:
Im Sinne des oben Gesagten geht es zunächst darum, in Respekt und gegenseitiger Wertschätzung die Position des anderen zu verstehen – und das frei von Bewertungen oder dem Versuch, den anderen vom Gegenteil dessen zu überzeugen, was er selbst glaubt. Wir sollen uns nichts vormachen: Das ist viel schwieriger, als die meisten zuzugeben bereit sind. Es verlangt eine Art geistliche Disziplin, die auch in unseren Gemeinden leider allzu selten anzutreffen ist. Unsere Ökumenekreise und die vielen ökumenischen Aktionen das Jahr hindurch bieten reichlich Gelegenheit, diese "geistliche Achtsamkeit" einzuüben.
Hier geht es um eine Kultur des Verstehens und Verständigens. Der Heilige Thomas legte Wert darauf, dass in einer Diskussion nur jener einen Beitrag zur Debatte einbringen durfte, der zuvor die Position seines Vorredners nochmals wiederzugeben in der Lage war.


•Gebet:
Das gemeinsame Gebet ist der Motor des Ökumenismus, wie Papst Johannes Paul II. gesagt hat. Die Gemeinden sollen beständig um die Einheit im Glauben beten – und dies nicht nur bei ökumenischen Veranstaltungen. Die Bitte um Einheit hat z.B. in der Feier der Eucharistie einen privilegierten Platz – direkt nach dem Vaterunser, das ja bekanntlich alle Christen eint. Warum treffen sich die Christen so selten und zahlenmäßig oft so spärlich, wenn es darum geht, im Gebet dem Herrn der Kirche nahe zu sein? Warum heben viele Christen die Ökumene auf für spektakuläre Veranstaltungen? Wie leicht wäre es, sühnend und flehend füreinander einzutreten. Welche Verheißungen schenkt der Herr dem Gebet, das zwei oder drei an den Himmlischen Vater richten!



•Leiden:
Die Heilige Edith Stein und der protestantische Theologe Dietrich Bonhoeffer haben im 20. Jahrhundert darauf hingewiesen, dass „Leiden“ keineswegs das bloß passive Erdulden von Unumgänglichen ist: Der Christ ist vielmehr in der Lage, sein Leiden mit dem Kreuz des Herrn zu verbinden und dadurch fruchtbar zu machen. Dieses Leiden bezieht sich auch auf den Zustand der getrennten Christen. Sie sollte nicht dazu führen, den Schuldigen für den Fortbestand der Trennung zu suchen, wie es leider allzu oft geschieht. Wenn Christen an der Zerrissenheit der Konfessionen selbstloser und absichtsloser, also "reiner" leiden würden, dann hätte der Himmel viel mehr Möglichkeiten, die Einheit der Christen durch das Wehen des Geistes voranzubringen. Man lese hierzu das Gedicht „Stationen auf dem Weg zur Freiheit“ von Bonhoeffer, ein großartiges Vermächtnis. Christus hat durch sein Sterben die Mauern eingerissen, und wir Christen fürchten uns vor dem Kreuz.



•Alltag:
In Vereinen, in der Nachbarschaft, bei Veranstaltungen und in der sozialen oder auch politischen Arbeit ergeben sich eine Fülle von Begegnungsfeldern. Diese gelebte Ökumene sollte nicht unterschätzt werden. Wir lernen hier, in Respekt und Verbindlichkeit miteinander umzugehen. Die Achtung vor dem Andersglaubenden ist vermutlich die größte Herausforderung der Gegenwart. Freundschaftlicher Kontakt, Hilfsbereitschaft, gemeinsamer Einsatz für die Notleidenden und vieles mehr führt die getrennten Christen zusammen, ohne dass die Glaubensunterschiede oder –gemeinsamkeiten ständig thematisiert werden müssen.



•Freundschaft:
In allen christlichen Gemeinden und Denominationen gibt es einzelne Menschen, die ihren Glauben tatsächlich ernst nehmen. Menschen, die sich mühen um Gebet, Glauben und opferbereite Nächstenliebe. Ich wage zu behaupten, dass sie zumindest in den großen (Amts-)Kirchen nicht die Mehrheit darstellen, sondern eher eine Minderheit. Immer wieder erfahre ich, dass zwischen jenen, die in getrennten Konfessionen den Weg des Glaubens entschieden gehen, eine größere Nähe herrscht als zu den sogenannten „U-Boot-Christen“ im „eigenen Lager“. In der Verbundenheit derer, die Christus und seinen Leib ernst nehmen, wächst eine Ökumene heran, die sich quer durch alle Konfessionen zieht.


Die Einheit im Glauben kann nicht erzwungen werden. Christen stehen auch im Hinblick auf den Islam vor gewaltigen Herausforderungen. Gleichmacherei und Ökumene zum Nulltarif führen letztlich in die Gleichgültigkeit und in den Glaubensverlust, wie wir vielerorts beobachten können. der hemmungslose Ökumenismus der letzten Jahrzehnte hat das Glaubensgut und die geistliche Tradition so mancher Denomination verwässert. Wo gewaltsam "Fortschritte" erzwungen wurden, wurden zur anderen Seite neue Gräben aufgeschüttet. Es ist kein Wunder, dass z.B. die Orthodoxie diesem ökumenischen Aktivismus skeptisch begegnet und sich zunehmend distanziert verhält.



Dennoch oder besser gesagt: gerade deswegen ist die getrennte Christenheit eine der größten Herausforderung für alle Menschen guten Willens. Zum Schluss: Am meisten schmerzt es mich persönlich, wenn einzelnen unterstellt wird, ihnen sei der Zustand der Trennung gleichgültig oder sie würden nichts zur Überwindung der Trennung beitragen. Wie viele Unterstellungen gibt es auf diesem Gebiet, oftmals von jenen, die angeblich für die geschwisterliche Kirche eintreten! Das muss aufhören, bevor überzeugende Schritte auf dem Weg hin zur Einheit unternommen werden können.



Alle Menschen guten Willens sind eingeladen, sich mit unseren Pfarreien gemeinsam auf den Weg der Ökumene zu machen! Bitten wir den Herrn, dass er diesen Weg segnen möge!



Beliebteste Blog-Artikel:

Melden Sie sich an, um die Kommentarfunktion zu nutzen
Danke für Ihr Reinschauen und herzliche Grüße...
Xobor Xobor Blogs
Datenschutz