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  • 16.12.2012 18:53 - Müller: „Häretische Interpretation“ des Konzils „Gefahr für Modernisten und Traditionalisten“
von Hildegard Maria in Kategorie Allgemein.

Müller: „Häretische Interpretation“ des Konzils „Gefahr für Modernisten und Traditionalisten“

(Vatikan) Wer das Zweite Vatikanische Konzil als Bruch in der Geschichte der Kirche betrachtet, gibt dem großen kirchlichen Ereignis eine „häretische Interpretation“. Dieser Gefahr unterliegen laut dem neuen Präfekten der Glaubenskongregation Kurienerzbischof Gerhard Ludwig Müller nicht nur Modernisten. Auch Neo-Traditionlisten können Gefahr laufen, diesem Irrtum zu unterliegen. Gemeint sind jene Kreise, für die das Zweite Vaticanum laut der von ihnen davon gegebenen Verzerrung der „Kirche von immer“ den Rücken gekehrt hat.

Msgr. Müller sprach gestern abend über die potenziellen „häretischen“ Gefahren für Traditionalisten im Rahmen der Vorstellung des 7. Bandes der im Herder-Verlag erscheinenden Gesammelten Schriften des Theologen Joseph Ratzinger. Der Band sammelt alle Veröffentlichungen des heutigen Papstes zum Konzil und dessen Dokumente. Die Vorstellung fand in der Bibliothek der deutschen Nationalkirche Santa Maria dell’Anima in Rom statt, an der der junge Konzils-Peritus während der Konzils-Sessionen seinen Stützpunkt hatte.

In seiner Rede sagte der neue Glaubenspräfekt in seiner gewohnt akzentuierten Sprache, daß es nur eine orthodoxe Interpretation des Zweiten Vatikanischen Konzils gebe, als Ereignis der Reform und der Erneuerung in der Kontinuität. Diese Hermeneutik ist für Kurienerzbischof Müller die einzige, die „untrennbare Einheit zwischen der Heiligen Schrift, der vollständigen und umfassenden Tradition und dem Lehramt, dessen höchste Ausdrucksform das vom Nachfolger des Heiligen Petrus als sichtbarem Oberhaupt der Kirche geleitete Konzil ist“.

Dieser „einzigen orthodoxen Interpretation“ stellte der Glaubenspräfekt eine „häretische Interpretation“ gegenüber, die er in der „Hermeneutik des Bruches“ ausmacht. Eine solche gebe es „sowohl auf progressiver Seite als auch auf traditionalistischer“. Beide Seiten sind sich laut Kurienerzbischof Müller einig in der Ablehnung des Konzils: „Die Progressiven, indem sie es hinter sich lassen wollen, als wäre es nur eine aufzugebende Etappe, um zu einer ganz anderen Kirche zu gelangen; die Traditionalisten, indem sie nie bei ihm ankommen wollen, so als wäre es der Winter der katholischen Kirche“.

In weiterer Folge skizzierte der ehemalige Bischof von Regensburg den Beitrag, den der Theologe Joseph Ratzinger (als theologischer Mitarbeiter von Joseph Kardinal Frings) zu den eigentlichen Konzilsarbeiten geleistet hat und dann in der langen und schwierigen Phase der Rezeption der Lehren des Konzils: „Es war ein Augenblick außergewöhnlicher Erwartungen. Es mußte etwas Großes geschehen“, beschreibt Benedikt XVI. im Vorwort des Bandes die damalige Stimmung. Das Konzil hatte jedoch, so der Papst, „weder Vollmacht noch Auftrag“ einen anderen oder einen neuen Glauben zu schaffen, und damit das zu tun, was ihm heute Modernisten nachsagen und Teile der Traditionalisten vorwerfen. So fehlt es im Band nicht an kritischen Vermerken zu einer Reihe von Konzilsdokumenten aus der Feder des Theologen, Erzbischofs, Kardinals und Papstes.

Text: Giuseppe Nardi



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