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  • 07.02.2013 12:35 - „Ernsthafte Schwierigkeiten für die Einheit“
von Hildegard Maria in Kategorie Allgemein.

„Ernsthafte Schwierigkeiten für die Einheit“

Bischof Charles Morerod im Gespräch mit Radio Vatikan über die Priesterbruderschaft Pius X.


Erstellt von Radio Vatikan am 7. Februar 2013 um 11:49 Uhr

Vatikan (kathnews/RV). Der Bischof von Lausanne, Genf und Fribourg, Charles Morerod, bekräftigt seine skeptische Haltung gegenüber der Priesterbruderschaft Pius X. In einem Interview mit Radio Vatikan äußerte sich Morerod, der vor seiner Bischofsweihe einer vatikanischen Dialogkommission mit den Piusbrüdern angehörte, am Mittwoch Abend zu einem Dekret, das der Bruderschaft die Nutzung kirchlicher Räume in seinem Bistum verbietet. „Mich wundert, dass man davon jetzt spricht, weil ich dieses Dekret veröffentlicht habe. Dabei wurde das Dekret doch im September 2011 von der Bischofskonferenz beschlossen, als ich ihr noch gar nicht angehörte! Ich fand es also schon auf meinem Schreibtisch vorbereitet, als ich Bischof wurde, und erfuhr, dass die Bischofskonferenz es jedem ihrer Mitglieder freistellte, ob sie es veröffentlichen wollten oder nicht. Der Bischof von Sion und der Abt von Saint-Maurice haben also das Dekret im Januar 2012 veröffentlicht, die Bischöfe von Basel und von St. Gallen dann im Februar 2012. Wenn man bedenkt, dass sich der Sitz der Piusbruderschaft auf dem Gelände des Bistums Basel und das Priesterseminar auf dem Gelände des Bistums Sion befinden, bin ich doch erstaunt, dass sie keinerlei Reaktion gezeigt hat, vor mehr als einem Jahr.“

Im übrigen sage das Dekret auch in Bezug auf die Piusbrüder überhaupt nichts Neues im Vergleich zu bischöflichen Richtlinien aus dem Jahr 1999. „Es gibt in dieser Hinsicht wirklich nichts Neues – überhaupt nichts Neues. Außer, dass an einer Stelle eine Aktualisierung da ist, weil man einen Text von Benedikt XVI. aus dem Jahr 2009 zitiert. Ich habe also vor der Publikation des Dekrets ein Jahr lang gewartet, weil ich erst einmal sehen wollte, wie sich der Dialog entwickelt. Und ich muss sagen: Ich war enttäuscht darüber, wie sich der Dialog entwickelte!“ Diese Enttäuschung hing vor allem mit einem Buch eines der Bischöfe der Piusbruderschaft zusammen: Es untersucht die Theologie Benedikts XVI. und wirft dem Papst mehrfach „ohne Drumherumreden“ vor, häretisch zu sein. Das sei doch „schwerwiegend“, urteilt Bischof Morerod. „Aber ich sagte mir dann: Immerhin ist das ja nicht der Generalsuperior der Piusbruderschaft, der das schreibt. Dieser – also Bischof Fellay – hatte doch die anderen Bischöfe gebeten, sich etwas versöhnlicher zu äußern. Also gab es vielleicht doch Hoffnung? Doch dann sehe ich im November 2011 den Text einer Predigt von Bischof Fellay, der u.a. erklärte: Wir können die sogenannte neue Messe nicht als erlaubt anerkennen. Da sagte ich mir: Also wirklich – das zeigt doch, dass unser Dialog nicht viel gebracht hat. Und dann meinte Fellay in derselben Predigt: Wir sind im Dialog jetzt wieder am gleichen Punkt angelangt, an dem wir um 1975 schon einmal waren. Damit behauptete er praktisch: Was wir gemacht haben, hat nichts gebracht, außer dass es womöglich die Lage sogar verschlechtert hat!“

„Ernsthafte Schwierigkeiten für die Einheit“

„Zutiefst unverantwortlich“: So findet es Bischof Morerod, was der Leiter der Piusbrüder dann im Dezember bei einem Besuch in Kanada erklärte. Es seien, so Fellay, die „Feinde der Kirche“, nämlich „Juden und Freimaurer“, die die Gespräche des Vatikans mit der Bruderschaft hintertrieben und bremsten. „Das ist zutiefst unverantwortlich, weil es eine sehr harte Kritik am Vatikan ist, sondern weil uns die Geschichte eigentlich hätte lehren müssen, dass man sich einer solchen Redeweise über die Juden besser enthalten sollte. Die Lehre des Konzils und die Besuche von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. in der römischen Synagoge, die die Piusbrüder übrigens immer kritisiert haben, zeigen ein anderes Gesicht der katholischen Kirche! Und ich möchte nicht, dass Priester, die sich als katholisch ausgeben, die katholische Messe als „schlecht“ einstufen oder die Juden Feinde der Kirche nennen, denn ich halte das für schwerwiegend.“

Und dennoch scheut sich der Westschweizer Bischof, die Priesterbruderschaft Pius X. rundweg als „schismatisch“ einzustufen. Ihre Einstufung durch die römisch-katholische Kirche sei derzeit nun einmal „nicht klar“. „Das ist nicht klar, weil die Kirche sich in ihrem Wohlwollen um ihre Annäherung bemüht. Aber wenn ein Bischof der Bruderschaft, ohne dass diese ihn dementiert, den Papst als Häretiker beschuldigt, der Generalsuperior die Eucharistie, die u.a. der Papst feiert, als „schlecht“ einstuft und erklärt, sie bringe „den Verlust des Glaubens mit sich“, dann würde ich sagen: Das schafft für die Einheit zumindest ernsthafte Schwierigkeiten!“ Morerod gibt an, er habe in seinem Bistum noch nicht mit Mitgliedern der Piusbruderschaft gesprochen. Zwar sei er zu einem Treffen bereit, aber es gebe in der Westschweiz auch gar nicht so viele Piusbrüder. Dass Gespräche mit der Bruderschaft letztlich zu ihrer Einigung mit dem Vatikan führen könnten, sieht der Bischof ausgesprochen skeptisch. Schließlich habe sich die Haltung Fellays „seit letztem Herbst noch weiter verhärtet“. „Aber wenn ich da jetzt zu pessimistisch bin – umso besser! Schließlich wäre ich der erste, der sich freuen würde, wenn sich die Dinge doch einrenken sollten. Ein Dekret wie das, was wir – ich betone: nicht nur ich, sondern wir Bischöfe – unterzeichnet haben, lässt sich ja auch wieder ändern, wenn sich die Lage ändert. Das wäre umso besser.“



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