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  • 07.03.2013 11:02 - AUFRICHTIG DIE GANZE WAHRHEIT ERFASSEN
von Hildegard Maria in Kategorie Allgemein.

FASTENZEIT
3. WOCHE - DONNERSTAG

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AUFRICHTIG DIE GANZE WAHRHEIT ERFASSEN


Das geistliche »Stummsein«. fehlender Mut zur Aussprache.
»Liebe zur »ganzen Wahrheit« Aufrichtigkeit gegen Gott, gegen sich selbst und bei der geistlichen Leitung.
»Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit im Verhalten. Verläßlichkeit und Treue.

I. Jesus heilt Kranke. Er trieb einen Dämon aus, der stumm war. Als der Dämon den Stummen verlassen hatte, konnte der Mann reden. Alle Leute staunten1, heißt es im heutigen Evangelium.

Jesus heilt Stumme, Blinde, Lahme. Natürlich stehen diese Gebrechen in keiner unmittelbaren Beziehung zu einer konkreten Sünde des Leidenden. Aber immer kann die Krankheit - ein anormaler Zustand des Menschen - als Chiffre für den krankhaften Zustand gelten, in dem sich der Mensch unter der Sünde befindet. Denn die Sünde macht für die Eingebungen Gottes blind, taub, lahm. Die Heilungen Jesu sind nicht nur Machterweise, die sich zu einer bestimmten Zeit an einem konkreten Menschen ereignen, sondern auch stets gültige Heilszeichen, Sinnbilder einer geistlichen Gesundung des notleidenden Menschen. Manche dieser Handlungen, die Jesus an den Kranken vollzieht, erscheinen wie ein Hinweis auf die Sakramente, die der Herr einsetzen wird.

Der Kirchenvater Johannes Chrysostomos interpretiert die Stelle des heutigen Evangeliums in dem Sinne, daß jener Mann »seine Bitte nicht selbst vortragen konnte, da er ja stumm war; auch andere konnte er nicht darum bitten, weil der Dämon seine Zunge gelähmt und zugleich seine Seele gefesselt hatte.«2

Im geistlichen Sinne können wir das Stummsein als das Bild eines Menschen verstehen, der seine innere Not für sich behält. Er spricht sich vor Gott nicht aus, er bittet nicht um Heilung. Der Stolz verschließt ihm Mund und Ohren. Die Eingebungen Gottes erreichen ihn nicht, auch nicht die Anregungen, die er durch ein geistliches Gespräch erhalten könnte. Er versagt sich der geistlichen Hilfe, die andere ihm geben könnten, ihm fehlt der Mut zur Aussprache. Er ist unfähig zuzuhören.

Was tun, um geheilt zu werden? An erster Stelle die eigenen Sünden realistisch-demütig richtig einordnen: »Erschrick (...) nicht, wenn du die Last deines armen Leibes - und der menschlichen Leidenschaften - spürst ... Es wäre töricht und naiv, wenn du jetzt erst entdecktest, daß es >so etwas< gibt. Deine menschliche Schwachheit ist kein Hindernis, sondern ein Ansporn, um dich noch mehr mit Gott zu vereinen und ihn beharrlich zu suchen. Denn er allein ist es ja, der uns läutert.«3

Gleichsam als Einstimmung auf dieses Evangelium von einem Menschen, der stumm ist, läßt uns die Kirche im Antwortpsalm um die Fähigkeit bitten, hinhören zu können: Hört auf die Stimme des Herrn, verhärtet nicht euer Herz4. Es ist eine Aufforderung an uns, hellhörig für die Eingebungen des Herrn zu sein.

II. Die Wahrheit ist etwas Heiliges, auch die Wahrheit über uns selbst, und wir müssen uns ihr in Ehrfurcht und Liebe öffnen. Doch sie gerät manchmal in Gefahr, verdunkelt oder entstellt zu werden. Die Sünde in uns, düstere Leidenschaften, eine materialistische Sicht des Lebens können die Wahrheit trüben. Dann fällt es schwer, die Dinge beim Namen zu nennen. Mit der Lüge hingegen läßt sich leicht paktieren, wenn sie dem Ehrgeiz, der Trägheit, dem sinnlichen Genuß schmeichelt, der Eitelkeit, dem Stolz oder auch der Angst, in ein schlechtes Licht zu geraten. Wir werden unaufrichtig.

Dem Herrn ist die Wahrheit so kostbar, daß er von sich selbst sagt: Ich (...) bin die Wahrheit5, der Teufel aber ist ein Lügner und ist der Vater der Lüge6. Und für die Seinen bittet Jesus den Vater: Heilige sie in der Wahrheit7.

In unserer Zeit ist viel die Rede von Authentizität, Eigenverantwortung und Ehrlichkeit. Gleichzeitig aber breitet sich in der Öffentlichkeit der Drang zur Anonymität aus, ein Weg vom »ich« und hin zum »man« Wie schwer wird es dann aber, die wahren Beweggründe des eigenen Handelns zu erkennen. Sie werden uns selbst und anderen gegenüber mehr oder weniger bewußt verharmlost oder retuschiert. Auch vor Gott möchten viele anonym bleiben; deshalb vermeiden sie d»e persönliche Begegnung mit ihm im Gebet oder in der Gewissenserforschung.

Wie aber können wir gute Christen sein, wenn wir zu uns selbst, zu Gott und den Mitmenschen nicht wahrhaftig, nicht ehrlich sind? Die Wahrheit mag uns gelegentlich stören, da sie anspruchsvoll und fordernd ist; wir sind dann versucht, ihr aus dem Weg zu gehen, zu schwindeln, Dingen und Verhaltensweisen einen anderen Namen zu geben, die Stimme der Wahrheit zu unterdrücken.

Ehrlich mit uns selbst, sind wir jedoch in der Lage, aufrichtig unsere Fehler zu erkennen und keine fadenscheinigen Argumente gelten zu lassen. Wir werden uns nicht eine eigene Wahrheit »zusammenbrauen« oder das bloß Nützliche für die Wahrheit ausgeben. Es ist Selbstbetrug, wenn einer sagt, daß in diesem oder jenem Punkt Gottes Gesetz zu mißachten »für ihn« keine Sünde sei. Subjektive Befangenheit, die ungeordneten Leidenschaften oder die innere Schlaffheit verleiten zur Unaufrichtigkeit gegenüber sich selbst. Nur eine kompromißlose Ehrlichkeit rettet uns vor der Gefahr, das Gewissen zu verbilden oder für Gottes Willen taub zu werden.

Selbstbetrug ist es auch, die Augen angesichts eines bestimmten Tatbestandes einfach zu verschließen, um sich nicht mit der ganzen Wahrheit auseinandersetzen zu müssen: »Niemals willst du >der Wahrheit ins Gesicht sehen<. - Manchmal aus Höflichkeit. Meistens, um dir die Stimmung nicht zu verderben. Aber immer aus Feigheit.

Wenn du Angst hast, den Dingen auf den Grund zu gehen, wirst du nie ein klarer Kopf.«8

Eine realistisch-demütige Einordnung der eigenen Sünden schafft die Voraussetzungen für die Aufrichtigkeit, gestützt vom Gebet, der Herr möge uns unsere Erbärmlichkeiten erkennen lassen, unsere Unarten enthüllen, uns erleuchten, damit wir uns so sehen, wie wir sind, und uns stärken, damit wir mit seiner Hilfe vorankommen können. Eine weitere Hilfe ist die tägliche Gewissenserforschung: kurz und konkret. Außerdem haben wir die geistliche Leitung und die Beichte, in denen unsere Seele sich öffnet und die ganze Wahrheit mit dem Wunsch offenbart, uns, im Wissen um unser inneres Befinden, auf unserem Wege zu Gott helfen zu lassen. »Laßt nicht zu, daß sich in eurem Herzen ein Eiterherd bildet, mag er auch noch so klein sein. Sprecht euch aus. Fließendes Wasser ist sauber; wenn es aber steht, wird es zur abstoßenden, schlammigen Pfütze und zu einem Tummelplatz für Ungeziefer.«9 Dabei kann es hilfreich sein, in der Beichte oder im geistlichen Gespräch als erstes gerade das zu sagen, was uns besonders beschämt. So werden wir mit Hilfe der Gnade den stummen Dämon abwehren. Wir sind dann froher und zufriedener.

III. Ehrlichkeit gegenüber Gott, gegenüber uns selbst und gegenüber den anderen. Nur wenn wir dem Herrn gegenüber ehrlich sind, können wir ihn lieben und ihm dienen; nur wenn wir uns selbst gegenüber ehrlich sind, erlangen wir die Reife eines gut gebildeten Gewissens, das das Gute liebt und das Böse zurückweist; nur wenn wir unseren Mitmenschen gegenüber ehrlich sind, ist die Wertschätzung für sie mehr als bloße Äußerlichkeit.

Man muß uns als ehrliche Menschen kennen, die nicht lügen, nicht betrügen, ihr gegebenes Wort halten. Denn auch das ist ein Stück Nachfolge: Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen.10

Die Liebe zur Wahrheit wird uns das zurechtrücken lassen, worin wir uns möglicherweise geirrt haben. »Mach es dir zur Gewohnheit, niemals wissentlich zu lügen, auch nicht aus einer Notlage heraus oder um dich sonstwie herauszuwinden. Sei dir hierzu bewußt, daß Gott der Gott der Wahrheit ist. Solltest du daher einmal irrtümlich die Unwahrheit gesagt haben, so berichtige dich nach Möglichkeit sofort. Kläre den Sachverhalt auf und versuche, alles wieder gutzumachen; handle so und nicht anders, denn eine aufrichtige Entschuldigung hat mehr Würde und zeitigt mehr Erfolg als eine Lüge.«11

Ein weiterer Aspekt der Tugend der Aufrichtigkeit ist die Verläßlichkeit, die Wahrhaftigkeit im Verhalten: ein gegebenes Wort, ein Versprechen einzulösen, Vereinbarungen niemals zu brechen. Unsere Freunde und alle, mit denen wir in Verbindung stehen, müssen davon ausgehen können, daß auf uns Verlaß ist. Die Treue ist die Verläßlichkeit in einer förmlichen Verpflichtung, die man mit Gott oder vor Gott eingeht. Jesus wird der Treue und Wahrhafte12 genannt. Und die Heilige Schrift weist immer wieder darauf hin, daß Gott dem Bund mit seinem Volke treu ist13.

Treue ist eine unverzichtbare Tugend im privaten und öffentlichen Leben. Auf Treue beruhen die Ehe, die Erfüllung von Verträgen, die Maßnahmen der Regierenden.

Die Wahrheitsliebe wird uns auch davon abhalten, uns über Personen und Sachverhalte vorschnell ein Urteil zu bilden, das lediglich auf oberflächlichem Wissen beruht. Angesichts von häufig tendenziösen oder einseitigen Meldungen in den Medien gilt es, kritisch zu sein. Nicht selten sind die eigentlichen Tatsachen in Meinungen oder Auslegungen verpackt, die ein verzerrtes Bild der wirklichen Verhältnisse zeichnen. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn es sich um Meldungen handelt, die mittelbar oder unmittelbar die Kirche betreffen. Mit der gleichen Liebe zur Wahrheit sollten wir auch sektiererische Mitteilungskanäle meiden, die nur das Wasser trüben. Statt dessen gilt es, sachliches, wahrheitsgemäßes und begründetes Wissen einzuholen und zugleich dafür zu sorgen, daß auch die anderen richtig informiert werden. Dann wird sich das Wort des Herrn erfüllen: die Wahrheit wird euch befreien.14

1 Lk 11,14. - 2 Johannes Chrysostomos, Homilien über das Lukasevangeliun, 32,1. - 3 J. Escrivá, Die Spur des Sämanns, Nr. 134. - 4 Ps 94. - 5 Joh 14,6. - 6 Joh 8,44. - 7 vgl. Joh 17,17 ff. - 8 J. Escrivá, Der Weg, Nr. 33. - 9 ders., Freunde Gottes, 181. - 10 Mt 5,37. - 11 Franz von Sales, Philothea, III,30. - 12 Offb 19,11. - 13 vgl. Röm 3,7. - 14 Joh 8,32.



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