„Keine einzige Seele,
die Meine Barmherzigkeit anrief,
ist enttäuscht oder beschämt worden.“ (Jesus zu Schwester Faustina)
Liebe Newsletter-Empfänger, Gründonnerstag 2013
In einem aufsehenerregenden Interview mit der „Kirchlichen Umschau“ vom März 2013 hat der renommierte Kirchenrechtler und Apostolische Protonotar Prof. Dr. Georg May unsere Kirche im „Stadium vor einem Schisma“ beschrieben. Im Hinblick auf das zurzeit des Interviews zusammengetretene Konklave merkt er an: „Wie immer die Papstwahl ausgehen mag: Ich kann mich schon seit langem nicht des Eindrucks erwehren, dass es einem Menschen nicht gelingen kann, die chaotischen Verhältnisse in weiten Teilen der Kirche zu überwinden. Ich fürchte, dass Gott selbst eingreifen muss, um seine Kirche oder den Rest, der dann übrigbleiben wird, zu retten. Wie und wann dies geschehen wird, ist seinem Ratschluss zu überlassen.“
Diese ernsten Worte haben auch nach der Wahl des neuen Pontifex ihre Brisanz nicht verloren. Im Gegenteil können die monströsen Erwartungen, die im Zusammenhang mit dem neuen Pontifikat geweckt werden, den nüchtern denkenden Menschen nur irritieren. Während der Nachfolger Benedikts XVI. zum Teil bis in die Formulierungen hinein die Anliegen seines Vorgängers wiederholt, suggeriert die Öffentlichkeit, als wäre es nun seine Aufgabe, die Kirche neu zu erfinden. Von einem „Paradigmenwechsel“ ist die Rede, einem „neuen Stil“ und einer „neuen Epoche“. Hat die Öffentlichkeit schon vergessen, mit welch eindeutigen Worten auch Benedikt XVI. Eitelkeit, Machtstreben und Karrierismus in der Kurie angeprangert hat? Sind seine Mahnungen, dass die Kirche sich „entweltlichen“ und ihre Privilegien beherzt ablegen müsse, schon Geschichte? Und: Wird man auf die Mahnungen von Franziskus hören, wo man doch jene seines Vorgängers geflissentlich überhört hat?
Es ist ein durchsichtiges Manöver, einen Amtsträger mit unerfüllbaren Erwartungen zu überfrachten, um ihn dann wenig später als „gescheitert“ zu bezeichnen – so haben viele Medien mit Benedikt XVI. verfahren, und man kann nur hoffen, dass sich das Spiel mit seinem Nachfolger nicht wiederholt.
Der Papst ist kein gewählter Vorstandsvorsitzender eines Vereins. Die Kardinäle bezeichnen lediglich einen Kandidaten, Gott allein entscheidet, wer der Stellvertreter Christi auf Erden wird. Dem sakralen Charakter dieser einzigartigen Wahl (die eine Erwählung durch Gott darstellt, bei der er sich der Kardinäle lediglich als Werkzeuge bedient) entspricht das Gebot strikter Geheimhaltung hinsichtlich aller mit der Wahl zusammenhängenden Umstände.
Weil Gott allein wirken soll, hat der Mensch zu schweigen. Überspitzt könnte man sagen: Der Beichtstuhl, das Ehebett und das Konklave gehören nach katholischer Überzeugung zu den strikten Tabuzonen, die dem neugierigen Zugriff oder der Geschwätzigkeit des Menschen absolut und kompromisslos entzogen bleiben müssen. Weil der Mensch zu Eitelkeit und Neugier neigt, bedarf das Heilige und Intime eines besonderen Schutzes, der deutlich macht: Hier hast du es mit Gott zu tun.
Was hat es also zu bedeuten wenn das unter Androhung der Exkommunikation verordnete Schweigen hinsichtlich der Papstwahl mittlerweile lässig missachtet wird? Kardinäle plaudern über Favoriten und Stimmabgaben und manches andere mehr, so dass der Eindruck entsteht, dass das ganze Wahlverfahren doch demjenigen eines Parteitages recht nahe kommt. Die im letzten Newsletter beschriebene „Entzauberung“ des Papstamtes wird eifrig weiter betrieben – aus dem inneren der Kirche heraus. Ist es nicht mehr Gott allein, der erwählt, sondern menschliches Kalkül und Taktik?
„Die Quellen für eine wahre Erneuerung der Kirche und ihrer Glieder sind unerschütterliche Treue zur Glaubens- und Sittenlehre der Kirche, fragloser Anschluss an den Nachfolger Petri, heilige Gottesfurcht und Gottesliebe, Ringen um Sündenfreiheit und Heiligkeit“, so Prälat May in dem o.a. Interview. Wollen wir diese Mahnung einer vorbildlichen Priestergestalt beherzigen und den Barmherzigkeitssonntag in diesem Jahr mit besonderer Intensität begehen. Herzlich lade ich Sie deshalb nicht nur zu Pro Immaculata ein (Freitag, 05.04., 17.30 Uhr in Liebfrauen/Ober-Ramstadt), sondern auch zur Feier des Barmherzigkeitssonntages, zum ersten Mal mit anschließender gregorianischer Messe (Sonntag, 07.04., 15 Uhr in St. Michael/Nieder-Ramstadt). Nichts braucht die Kirche und der Einzelne mehr als Gottes Barmherzigkeit!
Mit priesterlichem Segensgruß verbleibe ich mit allen guten Wünschen für fruchtbare Kar- und Ostertage,
Ihr in Christo und Maria ergebener Hendrick Jolie, Pfarrer
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