Herzlich Willkommen, hier in diesem Forum....http://files.homepagemodules.de/b531466/avatar-4dbf9126-1.gif
  • 22.04.2013 08:43 - HEILIGmäSSig leben WOLLEN
von Hildegard Maria in Kategorie Allgemein.

OSTERZEIT
4. WOCHE - MONTAG

23

HEILIGmäSSig leben WOLLEN

Die Gnade, der Wunsch und die Wirklichkeit.
Das Wirken des Geistes kennt keine Grenzen.
Demut und Geduld.


I. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele, Gott, nach dir. (...) Wann darf ich kommen und Gottes Antlitz schauen?1 Können wir uns in das elementare Verlangen eines Dürstenden hineinversetzen? Das biblische Bild spricht von einem dürstenden Tier, dem ein Rinnsal nicht genügt, sondern das sich nach einem echten Wasserlauf sehnt. Es steht als Bild für den Gerechten, der in seiner Suche nach Güte, Heil und Gerechtigkeit in der Welt unerfüllt bleibt, unbefriedigt von den Erfolgen, die die Welt geben kann, denn: Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt?2 Er sehnt sich - wissend oder ahnend - nach Fülle.

Die Frage des Herrn geht an die Wurzeln. Sie beschwört eine Wirklichkeit, die über die Welt, über das Irdische hinausreicht. So lechzt meine Seele, Gott, nach dir ... Was waren die Heiligen denn anders als Menschen, die so lebten: nach Gott sich sehnend inmitten ihrer geschöpflichen Begrenztheit? Sie zeigen uns - die wir auf dem Wege sind -, daß es möglich ist, die Dürre des Irdischen mit der Sehnsucht nach Gott zu benetzen. Aber: Sehne ich mich wirklich nach Gott? Will ich ernsthaft heilig werden? Oder bleibt es bei der Theorie? Tatsächlich sehen viele in der »Heiligkeit« nichts anderes als »ein unerreichbares Ideal, einen asketischen Gemeinplatz, aber nicht ein konkretes Ziel und eine lebendige Wirklichkeit«3. Mit der Gnade des Herrn können wir sie in unserem Leben wirklich werden lassen.

So lechzt meine Seele, Gott, nach dir. Immer steht am Anfang die Gnade und - auf unserer Seite - der Wunsch: Ich will ... Oder zumindest, wenn ich mich schwach fühle: Ich möchte wollen, ich möchte es wünschen ... Dann wenden wir uns Christus zu: »Der Herr Jesus, göttlicher Lehrer und Urbild jeder Vollkommenheit, hat die Heiligkeit des Lebens, deren Urheber und Vollender er selbst ist, allen und jedem einzelnen seiner Jünger in jedweden Lebensverhältnissen gepredigt: >Seid vollkommen, wie auch euer Vater im Himmel vollkommen ist< (Mt 5,48).«4

Heiligkeit ist nicht bloß ein Angebot und viel weniger ein abstraktes Ideal, sondern eine Aufforderung des Herrn: Seid vollkommen ... Deshalb betont die Kirche eindringlich: »Alle Christgläubigen sind also zum Streben nach Heiligkeit und ihrem Stand entsprechender Vollkommenheit eingeladen und verpflichtet.«5

Es liegt an uns, diese Aufforderung zu konkretisieren. Dabei geht es nicht zuerst um diese oder jene bestimmte Frömmigkeitsübung, sondern um die Disposition des Herzens. In der Heiligen Schrift wird der Prophet Daniel vir desideriorum6 genannt, ein Mensch voller Herzenswünsche, voller Sehnsüchte. »Laß deine Seele sich in Sehnsucht verzehren ... Sehnsucht nach Liebe, nach Selbstvergessenheit, nach Heiligkeit, nach dem Himmel ... Verliere dich nicht in Gedanken darüber, ob all das auch einmal Wirklichkeit werden wird - wiewohl so manche >klugen< Ratgeber dir derartige Spekulationen suggerieren möchten. Nein, entfache immer mehr Wünsche in dir: denn der Heilige Geist selbst verkündet, daß er Wohlgefallen hat an Menschen, die große Wünsche im Herzen tragen.

Aber es sollen tatkräftige Wünsche sein, die du in deiner täglichen Arbeit realisierst.«7

Prüfen wir, ob unser Wunsch nach Heiligkeit aufrichtig und wirksam ist. Gewiß finden wir dann in unserer Gewissenserforschung die Ursachen heraus, die unser Streben lähmen.

Wer vom Wasser des Lebens trinken will, sagt die heilige Theresia von Avila, braucht »eine große, höchst entschlossene Entschlossenheit, nicht anzuhalten, bevor die Quelle erreicht ist, käme unterwegs auch der Tod, wäre auch der Mut den Mühsalen des Weges nicht gewachsen und ginge auch die Welt unter«8

II. In der ersten Lesung der heiligen Messe9 hören wir von der Bekehrung des Hauptmanns Cornelius. Als Petrus von Cäsarea nach Jerusalem zurückkehrt, machen ihm die Judenchristen Vorhaltungen, er habe Gemeinschaft mit Heiden gesucht und ihnen das Heil angeboten. Petrus hält sich nicht lange mit Erklärungsversuchen auf: Er beginnt schlicht damit, ihnen der Reihe nach zu berichten bis hin zum Höhepunkt des Geschehens: Während ich redete, kam der Heilige Geist auf sie herab, wie am Anfang auf uns.

Cornelius gehörte nicht zum auserwählten Volk, doch das Wirken des Heiligen Geistes kennt keine Grenzen. Auch nicht die Begrenzungen unseres armseligen Lebens. Der Wunsch nach Heiligkeit muß da sein, er allein genügt jedoch nicht: Wenn nicht der Herr das Haus baut, müht sich jeder umsonst, der daran baut.10 Dies zu wissen ist Demut. Sie lehrt uns, das persönliche Bemühen um die Tugenden nie von der Gnade Gottes zu trennen. Beides zusammen macht die Heiligung aus. Und zu ihr gehört immer auch Offenheit für die Mitmenschen, denn persönliche Heiligung, die nicht apostolisch ist und die Nächstenliebe vernachlässigt, gibt es nicht. Und schließlich müssen wir mit dem Kreuz, drückend oder erträglich, rechnen.

Faule Kompromisse in Dingen, die Gott mißfallen, sind mit dem Wunsch nach Heiligkeit unvereinbar. Deshalb sollen wir Tag für Tag um Licht bitten, damit wir erkennen, wo unsere Liebe verblaßt. So kann der Wunsch nach Heiligkeit konkret werden. Wir geben uns dann nicht damit zufrieden, die vorgesehenen Frömmigkeitsübungen zu verrichten, sondern wir achten auch darauf, daß wir dabei feinfühlig sind und sie nicht ohne Grund verschieben oder ausfallen lassen.

Streben nach Heiligkeit verlangt immer Demut. Sie läßt uns die eigene Wirklichkeit realistisch sehen: wir erkennen, welches Werk aus Liebe geschah und welche Nachlässigkeiten ein gutes Werk vereitelten. Die Demut stutzt uns nicht die Flügel, sie läßt uns begreifen, daß wir allein nichts vermögen und der Hilfe Gottes bedürfen, damit aus dem Wollen Wirklichkeit wird. Wenn die Seele sich in Demut geweitet hat, ist sie offen für weitere Gnaden, in deren Licht sie Hindernisse ausräumen, Gelegenheiten zur Sünde meiden, Versuchungen widerstehen kann.

III. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Aber können wir von Durst nach Gott sprechen angesichts unserer täglichen Sünden und Fehler? Wohl doch, denn ein Heiliger ist nicht ein makelloser Mensch, sondern jemand, der immer wieder aufsteht, wenn er stolpert oder fällt. Franz von Sales, der große Seelenführer, fragt sich, wie wir auf die Erfahrung, daß wir im Vollkommenheitsstreben immer Anfänger bleiben, reagieren sollen: »Wie sollten wir aber nicht traurig und verzagt sein, wenn wir erkennen, daß eigene Schuld uns am Fortschritt hindert? Gewiß, wir sollen über unsere Fehler trauern, sollen sie tief und innig bereuen, uns jedoch ihretwegen nicht der Unruhe und Mutlosigkeit überlassen. Demütigen wir uns vor Gott, flehen wir seine Barmherzigkeit an, bekennen wir unsere Schuld dem Priester. Dann aber bleiben wir im Frieden und nehmen wir die Demütigung an, die in unserem Versagen liegt. Warten wir geduldig, bis Gott uns zum Fortschritt verhilft; und statt uns zu grämen, daß wir in der Vergangenheit so wenig getan haben, streben wir lieber eifrig danach, künftig mehr zu tun.«11

Schatten und Schmutz werden gerade dann sichtbar, wenn wir - uns nach Gott sehnend - mit dem Psalmisten beten: Sende dein Licht und deine Wahrheit, damit sie mich leiten; sie sollen mich führen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung12. Das durchdringende Licht seiner Wahrheit macht unsere Sünden und Fehler nur um so deutlicher. Werden wir aber deshalb den Kampf aufgeben? Dies wäre nicht nur eine subtile, gefährliche Versuchung, sondern auch töricht und wenig logisch. Denn wir müssen uns von der Vorstellung lösen, wir könnten im Handumdrehen, von heute auf morgen, heilig werden. Wir brauchen also Geduld, können wir doch nicht an einem einzigen Tag alles beseitigen, was sich im Laufe der Zeit an Fehlern aufgehäuft hat.

Mutter Teresa sagt: »Eines verlangt Jesus von mir: daß ich mich auf ihn stütze, auf ihn und nur auf ihn mein ganzes Vertrauen setze, mich ohne Vorbehalte ihm überlasse. Selbst wenn alles schiefgeht und ich mir wie ein steuerloses Schiff vorkomme, soll ich mich ihm ganz übergeben. Ich soll nicht versuchen, Gottes Handeln zu überprüfen, soll nicht die Marschetappen zählen, die er mich gehen heißen will. Ich soll keine klare Übersicht meines Fortschreitens auf dem Wege verlangen; es ist gar nicht notwendig, daß ich genau weiß, an welchem Punkt auf dem Weg der Heiligkeit ich mich befinde. Ich bitte ihn, aus mir eine Heilige zu machen, muß es jedoch ihm überlassen, welche Weise von Heiligung er für mich vorsieht, damit ich dahin gelange.«13

Gott rechnet also mit der Zeit, mit unserem guten Willen, mit unserer Ausdauer, mit unserer Demut: »Gott hat uns befohlen, alles zu tun, was in unseren Kräften steht, um Vollkommenheit zu erlangen. Unterlassen wir also nichts, was uns darin fördern kann. Haben wir dann das Unsere getan, müssen wir den Erfolg unseres Strebens und Mühens von Gott erwarten. Sehen wir, daß wir nicht so große Fortschritte machen, wie wir es wünschen, so beunruhigen wir uns nicht. Bleiben wir im Frieden. An uns ist es, das Erdreich unserer Seele getreulich zu bearbeiten. Das Ausmaß der Ernte müssen wir Gott anheimstellen. Der Bauer ist nicht tadelnswert, wenn er keine gute Ernte einbringen kann, wohl aber, wenn er seinen Acker nicht sorgfältig bestellt hat.«14

Wann darf ich kommen und Gottes Antlitz schauen? Sehnsucht nach Gott ... In Demut und Geduld überlassen wir ihm die Antwort. Er schenkt uns die Gnade, wir schüren das Feuer des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe und sehen dankbar, wie unsere Erbärmlichkeiten allmählich in seinen Flammen aufgehen.

1 Antwortpsalm, Ps 42(41),2.3. - 2 Mt 16,26. - 3 J.Escrivá, Christus begegnen, 96. - 4 II.Vat.Konz., Konst. Lumen gentium, 40. - 5 ebd., 42. - 6 Dan 9,23. - 7 J.Escrivá, Die Spur des Sämanns, Nr.628. - 8 Theresia von Avila, Weg zur Vollkommenheit, 35,2. - 9 Apg 11,1-18. - 10 Ps 127,1. - 11 Franz von Sales, Über die Gottesliebe, Einsiedeln 1985, S.147. - 12 Antwortpsalm. - 13 Mutter Teresa, Beschaulich inmitten der Welt, Einsiedeln 1990, S.35. - 14 Franz von Sales, a.a.O., S.146.



Beliebteste Blog-Artikel:

Melden Sie sich an, um die Kommentarfunktion zu nutzen
Danke für Ihr Reinschauen und herzliche Grüße...
Xobor Xobor Blogs
Datenschutz