23. Juli – Die heiligen Apollinaris und Liborius
Heute feiert die Kirche das Gedächtnis der beiden Bischöfe Apollinaris und Liborius. Apollinaris lebte im 1. Jahrhundert in Italien, Liborius im 4. Jahrhundert in Frankreich. Doch so zeitfern und landfremd, wie es auf den ersten Blick scheint, sind den Deutschen die beiden heiligen Bischöfe nicht, denn ihre Überreste kamen später in unsere Heimat, die Reliquien des heiligen Apollinaris nach Remagen am Rhein und die des heiligen Liborius nach Paderborn.
Der heilige Apollinaris stammte aus Antiochien. Vom heiligen Apostel Petrus wurde er im Glauben unterrichtet, getauft und später zum Priester und zum Bischof geweiht mit dem Auftrag, das Evangelium zu Ravenna, einer Stadt in Norditalien, zu verkünden, und nachdem er erfolgreich das Evangelium verkündet hatte, wurde er im Jahr 75 nach Christi Geburt mit der Siegespalme des Martyriums geschmückt. Sein heiliger Leib, über den die dankbare Nachwelt einen herrlichen Dom errichtete, der heute noch eine Sehenswürdigkeit ist, ruht, wie die Geschichte zu sagen weiß, in der Stadt Classe bei Ravenna.
Nach der Legende allerdings kamen die Überreste des Heiligen oder doch Teile davon nach Deutschland. Reinald von Dassel, Erzbischof von Köln und Erzkanzler des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation unter Kaiser Friedrich Barbarossa, brachte im Jahr 1164 zugleich mit den Überresten der Heiligen Drei Könige, zu deren Ruhm der Kölner Dom erbaut ist, auch Reliquien des heiligen Apollinaris aus Italien heim. Von Mainz aus ging die Reise zu Schiff den Rhein hinunter, und als man am Morgen des 23. Juni in die Nähe von Remagen gelangte, wurde das Fahrzeug wie von unsichtbaren Gewalten mitten im Strom festgehalten, und es war nicht eher von der Stelle zu bewegen, als bis man die Überreste des heiligen Apollinaris ans Land gebracht und in der dortigen Martinskirche auf dem Berg über der Stadt, der seitdem Apollinarisberg heißt, beigesetzt hatte. Seit jenen Tagen wird in Remagen der heilige Bischof aus dem Süden vom rheinischen Volk verehrt, und Wallfahrer ohne Zahl pilgern von nah und fern herbei, um sich seinem Schutz anzuvertrauen.
Wie aber kamen die Reliquien des heiligen Liborius nach Paderborn?
Rund fünfzig Jahre zierte Liborius zur Zeit des großen heiligen Martin den Bischofsstuhl zu Le Mans in Frankreich. Er war ein Mann von gottseligem Wandel, ein eifriger Hirte seiner Herde, Freund und Vater aller Armen und Bedrängten. Lang ist die Reihe der Kirchen und Klöster, die er stiftete, und würdig war die Priesterschaft, die er für seinen Sprengel heranbildete. Sankt Martin, sein bester Freund, stand ihm im Sterben bei, hielt ihm die Leichenrede und begrub ihn auch. Das war im Jahr 397, und bald schon geschahen Wunder am Grab des seligen Bischofs, und der letzte Rest der Heiden bekehrte sich zum wahren Glauben, während fern im deutschen Sachsenland noch vierhundert Jahre lang das Heidentum weiterblühte.
Als dann im 9. Jahrhundert durch Kaiser Karl den Großen das Bistum Paderborn gegründet wurde, zog von dort eine Gesandtschaft nach Frankreich, um Teile der Reliquien des heiligen Liborius, von dessen Wundern damals die ganze Welt redete, für die Bischofsstadt an der Pader zu erbitten, damit auch im Sachsengau die gleichen Wunder wie im Frankenreich erblühen möchten, denn umso eher würde das Christentum bei den Menschen zwischen Weser und Ems, die einem Auge mehr trauen als zwei Ohren, festen Fuß fassen.
Also geschah es. Die Paderborner erhielten die erbetenen Reliquien, die sich bereits auf der Reise und erst recht an ihrem Bestimmungsort, wo sie heute noch in einem Silberschrein ruhen, als wunderkräftig erwiesen, und nicht lange dauerte es mehr, dass Wittekinds Nachkommen samt und sonders Christen waren.
Durch den heiligen Apollinaris ist Remagen am Rhein und durch den heiligen Liborius Paderborn zu einem Gnaden- und Segensquell für viele geworden. Es ist also nicht zu leugnen, dass den Überresten der Heiligen eine geheimnisvolle Kraft innewohnt.
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