4.12. Barbara, um 300 Märtyrin Nothelferin Barbara Standespflicht und Standesehre - die Tochter eines angesehenen Kaufmannes hatte standesgemäß zu heiraten. Und sie sollte eine ehrenhafte Religion pflegen - was nach Ansicht des heidnischen Kaufmannes Dioskuros eben das Heidentum war. Nur ja nicht aus der Reihe tanzen, nur ja nicht den falschen Mann heiraten und auf gar keinen Fall zum Christentum übertreten - jener Religion, die sich immer mehr ausbreitete, aber in den Augen vieler Heiden undurchsichtig und keinesfalls gesellschaftsfähig war - Gesindel eben. Mit diesem sollte seine Tochter nichts zu schaffen haben. Barbara war die Tochter dieses Kaufmanns und lebte um das Jahr 300 in Nikomedia, dem heutigen Izmit, einer großen Handelsstadt am Bosporus östlich von Konstantinopel. Sie soll sehr schön und gebildet gewesen sein - wie Väter sich eben ihre Töchter wünschen. Ihr Vater tat alles für sie, aber auch alles dafür, um sie vor dem falschen Mann und vor schädlichen Einflüssen zu bewahren. Er schenke seiner Tochter einen wunderschönen Wohnturm, in dem sie ein vornehmes Leben führen konnte und nicht zu viel von der unruhigen Welt draußen mitbekommen sollte. Doch auch die Mauern eines Turmes sind durchlässig und Barbara war nicht dumm, so dass sie sich sehr wohl dafür interessierte, was in der Welt geschah. Barbara heißt "die Fremde". Das Wort Barbar klingt in ihrem Namen mit. Fremd war ihr das Leben einer zurückgezogenen Edelfrau nach den Wünschen ihres Vaters. Sie war nicht bereit, sich in ihren Turm zurückzuziehen, bis der Vater einen passenden Mann für sie gefunden hatte. Barbara strebte nach Bildung und das war durchaus auch im Sinne ihres Vaters. Er holte einen der angesehensten Lehrer ins Haus - bzw. in den Turm. Doch was er nicht wusste, dieser gebildete Mann war Christ. Wie hätte der Vater auch auf so etwas kommen können, waren für ihn die Christen doch durchweg ungebildeter Pöbel. Dass dieser große Gelehrte kein Heide war, wie doch alle großen Gelehrten es waren, das wäre dem Vater nie in den Sinn gekommen.
So lernt das schlaue junge Mädchen das Christentum kennen. Heimlich treffen sich Christen in ihrem Wohnturm zum Gebet. Ihrem Vater hatte sie erzählt, sie möchte ein größeres Badezimmer haben - heimlich wurde daraus eine kleine Kapelle, mit drei Fenstern als Zeichen für die heiligste Dreifaltigkeit. Lange ahnte der Vater nichts. Doch dann wollte er seine Tochter endlich verheiraten und er hatte dafür auch durchaus eine gute Partie gefunden - einen gestandenen Heiden. Barbara hielt ihren Vater und ihren Verehrer lange hin, doch irgendwann musste sie Klartext reden:
"Ich bin Christin und werde keinen heidnischen Mann ehelichen!"
Nun war es raus. Der Vater entsetzt. Seine eigene Tochter, für die er alles nur Mögliche getan hat, fällt ihm in den Rücken. Die Vaterliebe schlägt um in puren Hass. Der Turm wird für Barbara zum Gefängnis. Niemand bekommt mehr Zutritt zu ihr. Vielleicht wird sie das zur Vernunft bringen, denkt sich der Vater. Doch Barbara bleibt dabei. Für Christus ist sie bereit, alles andere aufzugeben. Von blinder Wut getrieben, stürzt der Vater mit dem Schwert auf seine Tochter zu, Barbara gelingt die Flucht aus dem Turm, er jagt mit gezücktem Schwert hinter ihr her. Die Legende berichtet, dass sich die Felsen öffneten und Barbara vor ihrem Vater in Schutz nehmen. Dies ließ Barbara zur Patronin der Bergleute werden, die sie bis heute besonders verehren und den Barbaratag festlich begehen. Sie erhoffen sich, dass durch ihre Fürsprache die gefährliche Arbeit unter Tage nicht zur Todesfalle wird und die Kumpels stets heil ans Tageslicht kommen. Schließlich findet der Vater Barbara in ihrem Versteck. Ein Hirte hatte sie verraten. Nun brachte der Vater die eigene Tochter vor den Richter, denn nach kaiserlichem Gesetz war es verboten, sich als Christ zu bekennen. Der Richter versuchte Barbara zunächst durch Schmeicheleien von ihrem Glauben abzubringen, dann mit Gewalt. Er ließ sie derart durchprügeln, dass ihre Haut nur noch aus rohem Fleisch bestand. Doch ein Engel des Herrn heilte in der Nacht ihre Wunden und versprach ihr Beistand bei allen noch zu erwartenden Qualen, ihre Heilung aber sollte ein Beweis für die Wahrheit ihres Glaubens sein. Doch weder der Richter, noch ihr Vater glaubten, dass der Gott Barbaras dieses Wunder gewirkt habe. Vielmehr schrieben sie es ihren Göttern zu. Barbara aber sagte:
"Nein, nein! Holz und Steine, aus dem deine Götter gefertigt sind, können das nicht. Dies ist ein Werk des Herrn des Himmels und der Erde, den ich als den einzigen wahren Gott anerkenne, für dessen Ehre ich zu sterben bereit bin."
Barbara wurde erneut schwer misshandelt und schließlich zum Tod durch Enthauptung verurteilt. Sie aber betete:
"Deine Hand, o Herr verlasse mich nicht. In dir kann ich alles, ohne dich vermag ich nichts."
Der Vater erbat sich das Recht, selbst seine Tochter enthaupten zu dürfen. So groß war sein Hass auf sie. Es heißt, dass der Vater nach Vollstreckung des Urteils vom Blitz getroffen wurde und starb.
Schnell wurde Barbara zu einer beliebten Heiligen des Volkes. Ihre Verehrung breitete sich zunächst im Osten aus, erst die Kreuzfahrer brachten die Kunde von ihr in den Westen mit, wo ihre Verehrung dann aber bald heimisch wurde. Sie wurde zu den vierzehn Nothelfern gezählt. Zusammen mit Katharina und Margareta gehört sie zu den "drei heiligen Madeln" (Bauernpatroninnen) und ergänzt um die heilige Dorothea bilden diese vier Frauenheiligen die "quattuor virgines capitales", die vier besonders heiligen Jungfrauen. Aufgrund des Blitzschlages gegen ihren Vater wird Barbara auch bei Unwetter angerufen und sie ist die Schutzheilige der Artillerie. Der Pulverlagerraum eines französischen Kriegsschiffes wird noch heute als Sainte-Barbe bezeichnet. Seit alters her ist der Barbaratag mit besonderem Brauchtum verbunden. Bis heute bekannt sind die Barbara-Zweige. Stellt man Zweige des Apfel- oder Kirschbaums oder auch anderer Bäume am Barbaratag in der Wohnung ins Wasser, so werden sie an Weihnachten grün. Das Grün der Bäume ist Symbol des Lebens, wie wir es auch vom Adventskranz oder Weihnachtsbaum her kennen. Was am Barbaratag wie tot aussieht, wird in der Heiligen Nacht blühen und das Leben in seiner Fülle zeigen. In den Blüten leuchtet uns das Leben entgegen. Ebenso wie das Licht ist das Grün somit auch ein Zeichen für Christus. Christus ist das Licht und das Leben, er schenkt uns Leben über den Tod hinaus. Wie Christus nach dem Tod auferstanden ist zu neuem Leben, so haben auch wir in Christus die Hoffnung auf die Auferstehung zum neuen Leben. Unser Leben soll aber schon jetzt so sein, dass es des neuen Lebens würdig ist. Doch wir schaffen es nicht, ganz ohne Fehler und Sünden zu Leben. Gott aber schenkt uns immer wieder die Möglichkeit zur Umkehr, indem wir die Menschen und Gott um Verzeihung unserer Fehler bitten, diese so gut es geht wieder gut machen und in der Beichte vor Gott hinbringen. Besonders im Mittelalter sah man es als das Schlimmste an, von einem plötzlichen Tod überrascht zu werden, der einem nicht mehr die Zeit ließ, sich darauf vorzubereiten, indem man eben für seine Fehler um Verzeihung bat und die Sterbesakramente empfing. Besonders der hl. Christophorus und die hl. Barbara gelten als Patrone für eine gute Sterbestunde. Der Gedenktag der hl. Barbara soll in uns neu die Hoffnung auf das Leben bei Christus wecken. Diese Hoffnung hat auch sie erfüllt. Es heißt, dass sie in den Tagen, als sie auf ihr Todesurteil wartete, einen verdorrten Kirschbaumzweig mit Tropfen aus ihrem Trinkbecher benetzt habe. So fand sie in den letzten Tagen ihres Lebens Trost darin, dass der Zweig in ihrer Zelle blühte und sie sagte:
"Du schienst tot, aber bist aufgeblüht zu schönem Leben. So wird es auch mit meinem Tod sein. Ich werde zu einem neuen, ewigen Leben aufblühen."
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