6. Januar – Der heilige Erminold, Abt und Märtyrer von Prüfening Wie die Apostel, dem Auftrag des göttlichen Heilandes gemäß, in alle Lande gingen und den Samen des Evangeliums ausstreuten, so fanden sich zu allen Zeiten apostolische Frauen und Männer, die keine Mühe und Opfer scheuten, um das Reich Gottes auszubreiten. Zu diesen hellen Leuchten gehört der heilige Erminold, der erste Abt der berühmten Benediktinerabtei Prüfening in Bayern.
Der heilige Erminold kam aus einer angesehenen Familie in Schwaben. Die frommen Eltern übergaben ihren Sohn, den ihnen Gott im hohen Alter geschenkt hatte, aus Dankbarkeit den Mönchen des Klosters Hirsau, damit sie ihn für Gott erzögen. Der edle Wunsch der beglückten Eltern erfüllte sich im reichsten Maß, denn der talentvolle Junge nahm von Tag zu Tag in Tugendübungen und Wissenschaften zu und hegte keinen anderen Wunsch mehr, als in den Orden des heiligen Benedikt einzutreten. Der Teufel suchte ihn von diesem Vorhaben abzubringen, aber mit den Waffen Jesu Christi schlug er den Widersacher in die Flucht. Gern wurde ihm die Aufnahme in das Kloster gewährt. Wie einst der Geist des Propheten Elias auf Eliseus überging, so prägten sich die Tugenden des berühmten Abtes Wilhelm von Hirsau dem jugendlichen Gemüt des Novizen Erminold ein, so dass er sich gar bald zum Führer einer geistigen Heeresschar befähigte.
Der Ruf seiner Heiligkeit und seiner vorzüglichen Geistesgaben verbreitete sich so weit, dass er von den Brüdern des Klosters Lorch mit Gutheißung des Kaisers Heinrich V. einstimmig zum Abt ihres Klosters gewählt wurde. Der treue und kluge Diener Gottes war in seiner neuen Würde mehr ein Untergebener, als ein Gebieter, und es lag ihm alles daran, durch Wort und Beispiel seine Brüder in Gottesfurcht und regem Tugendeifer zu befestigen. Als aber einst der leibliche Bruder Erminolds sich anmaßte, ohne Wissen und Willen desselben dem Kaiser von den Klostergütern Geschenke zu machen, legte der heilige Abt seine Würde nieder und kehrte mit 40 seiner Schüler in das Kloster Hirsau zurück, der Taube Noahs ähnlich, die in die Arche zurückflog, als sie draußen keinen reinen Boden fand. Wie ein Engel Gottes wurde er dort mit Ehren aufgenommen, weil seine Tugenden nicht verborgen bleiben konnten.
In jener Zeit hielt Kaiser Heinrich V. einen Reichstag zu Regensburg ab, zu dem auch der heilige Bischof Otto von Babenberg reiste. Da er wegen der Menge fremder Gäste in der Stadt keine Unterkunft fand, schlug er draußen zwischen zwei Nussbäumen sein Nachtquartier auf. Dort hörte er einen wundersamen Glockenklang und er sah, wie einst der Patriarch Jakob, von seinem Lager eine Leiter, die bis in den Himmel reichte und auf der die Engel Gottes auf und nieder stiegen. Der heilige Bischof beschloss, an dieser Stelle ein Kloster zu bauen, deren Bewohner engelgleich zum Himmel hinaufsteigen sollten. Nachdem der Bau vollendet war, sah er sich nach einem ausgezeichneten Vorsteher des neuen Klosters um, und er fand keinen geeigneteren und würdigeren, als den bewährten Erminold. Diesen erhob er zum ersten Abt des jungen Klosters Prüfening, damit er den unbebauten Boden mit Klugheit und Eifer urbar machte und eine reichliche Saat für den Himmel gewinne.
Erminold zierte seine Würde mit ebenso viel Heiligkeit, wie mit Entschiedenheit. Als einst der vom Papst exkommunizierte Kaiser Heinrich V. das Kloster Prüfening besuchen wollte, verweigerte ihm der Abt den Eintritt, und der Kaiser zog ab nicht mit Groll, sondern voll Ehrfurcht gegen den heiligen Diener Gottes, und er verbot seinen erzürnten Schmeichlern, dem Kloster irgendwie zu schaden. So streng der heilige Abt seine Rechte wahrte und für die Ehre Gottes eiferte, so sanft und liebreich behandelte er seine Feinde, lud sie freundlich zu Tisch und entließ sie mit Geschenken. So gewann er durch Milde und Geduld die Herzen seiner Gegner. Eine besondere Fürsorge wandte er den Armen zu. Als einst in Bayern eine große Hungersnot ausbrach, öffnete er alle Scheunen und Speicher des Klosters, teilte alle Vorräte an die Bedürftigen aus und veräußerte selbst die heiligen Gefäße, um die Not zu stillen. Als die Brüder ihm mitteilten, alles sei fortgegeben und sie müssten selbst Hunger leiden, flehte der Heilige inbrünstig zu Gott und zum heiligen Georg, seinem Kirchenpatron. Kaum hatte er sein Gebet vollendet, da schickte Gott einen edlen und reichen Herrn, der mit seinem Überfluss die Not der Mönche beendigte.
Als einst der heilige Abt in die Kirche gehen wollte und die Pforte verschlossen fand, eilte der Küster fort, um die Schlüssel zu holen. Zu seinem höchsten Erstaunen fand er den Heiligen bereits am Altar im Gebet. Als er sich erhob, verbot er dem Küster, mit irgendeinem vor seinem Tod von diesem Ereignis zu sprechen.
Wie ein Riese schritt der heilige Erminold unentwegt dem Himmel zu und zog eine auserwählte Schar gottbegeisterter Schüler mit sich fort, aber die Hölle ergrimmte über ihre Verluste und goss Gift in die Herzen einiger Boshaften, die sich gegen das Leben des Heiligen verschworen und eine günstige Gelegenheit abpassten, um ihren Mordplan auszuführen. Dem Heiligen wurde das verbrecherische Vorhaben der Verschwörer offenbart, aber er sprach, wie einst der Herr zu Petrus: „Warum soll ich den Kelch nicht trinken, den mir der Vater darreicht?“ Voll Ruhe ging er den Mördern entgegen, die beim Anblick des unverzagten Heiligen derart erschüttert wurden, dass der Dolch ihrer Hand entfiel.
Nicht lange danach lauerte ihm einer der Verschworenen, namens Aaron, wieder auf und schlug ihn mit einer hölzernen Keule auf den Kopf. Betäubt sank der Heilige zu Boden, kam aber nach einiger Zeit wieder zu sich, richtete seine Augen auf seine Brüder und sprach mit heiterer Miene, er sei zum himmlischen Thron erhoben gewesen und habe tröstliche Versprechungen vernommen. „Ich freute mich“, sprach er, „weil mir gesagt wurde, an diesem Ort werde man immer Gott dienen. Ich sah mit goldenen Buchstaben die Namen unserer verstorbenen, lebenden und künftigen Brüder im Buch des Lebens verzeichnet. Und dies soll euch das Zeichen sein, dass ich die Wahrheit rede: morgen, wenn im Hochamt das Gloria gesungen wird, werde ich von dieser Welt scheiden.“ Wie er vorhergesagt, so geschah es. Am folgenden Morgen, - es war das Fest der Erscheinung des Herrn – verließ seine Seele während des Engelgesanges das zerbrechliche Haus des Leibes, um unter Engelchören den himmlischen Jubelgesang anzustimmen.
Die Wunder, die das Grab des heiligen Abtes und Märtyrers Erminold verherrlichten, könnten ein ganzes Buch füllen. Ein wunderbarer Wohlgeruch strömte aus seinem Grab, Blinde erhielten ihr Augenlicht, Lahme gerade Glieder, Taube ihr Gehör, Kranke aller Art ihre Gesundheit, Teufel wurden ausgetrieben und unzählige Gebetserhörungen und Wohltaten gewährt. Deshalb wallfahrteten schon bald nach seinem Tod viele Hilfsbedürftige zum Grab des Heiligen, und kehrten erfreut, getröstet und erhört in die Heimat zurück voll Dank gegen den heiligen Wohltäter von Prüfening.
6. Januar – Die Heiligen Drei Könige
„Als die Heiligen Drei Könige von den Juden unterwiesen wurden, wo ihr König sollte geboren werden, und darauf mit ihrem Gesinde gen Bethlehem zogen und der Stern wieder vor ihnen herging, da kamen sie an die Stätte, wo der Engel den Hirten in der Christnacht erschienen war. Da fanden sie die Hirten, und die Hirten sagten ihnen, wie die Engel Gottes zu ihnen gesprochen hätten in der Christnacht, und von dem Licht, das sie umschien, und wie sie das Kind gesehen hätten. Das hörten die Herren gar gern und behielten auch die Worte wohl, beschenkten auch die Hirten reichlich und ritten fröhlich weiter und kamen gen Bethlehem. Da hielten sie still und legten ihr stattlich Gewand an und bereiteten sich, dass sie Königen gleich sahen. Als sie nun an die Straße kamen, an deren Ende die geringe Hütte lag, da blieb der Stern stehen und ging nicht weiter, sondern senkte sich herab mit solchem Glanz, dass die ganze Hütte, und alle, die darinnen waren, von dem Schein erleuchtet wurden. Dann stieg er wieder in die Höhe, stand unbeweglich und sein strahlender Glanz verblieb in der Hütte.
An dem Tag, da die drei Könige dem Kind das Opfer brachten, da war Jesus ein Kind von dreizehn Tagen und lag in der Krippe in geringe Tücher gewickelt. Maria, seine Mutter, war voll von Gestalt und bräunlich von Angesicht und mit einem blauen schlechten Mantel bekleidet. Die drei Könige aber waren herrlich gekleidet, und Melchior, der König von Nubien und Arabien, der dem Kind Gold opferte, war von Gestalt der kleinste, Balthasar, der König von Saba, der ihm Weihrauch opferte, war der mittelste, und Kaspar, der König von Tharsis, der ihm Myrrhen darbrachte, war der größte von Gestalt und war ein Mohr.
Auch ist zu wissen, dass die drei Könige große Schätze und köstliche Kleider mit sich führten aus ihren Landen, denn alle Gezierde, die der große Alexander nach seinem Tod hinterließ, und was die Königin von Saba dem König Salomo brachte, und alles was König Salomo Gott zu Ehren machen ließ, das war alles den drei Königen anheimgefallen, denn ihre Vorfahren hatten den Tempel zu Jerusalem zerstört, und nun führten es die drei Könige bei sich und meinten, sie wollten es dem neuen König verehren. Als sie aber in das arme Hüttlein kamen, da Jesus lag, da war darin so unaussprechlich große Klarheit, dass sie standen wie in einer Glut, und wussten nicht vor Schrecken woran sie waren. Also griffen sie geschwinde in ihre Säcke, und was ihnen zuerst in die Hände kam, das opferten sie und vergaßen aller Herrlichkeit, die sie mit sich brachten. Melchior opferte dreißig goldene Pfennige und einen goldenen Apfel, wie es ihm in die Hände fiel; Balthasar opferte Weihrauch, Kaspar Myrrhen, und was die liebe Maria zu ihnen sprach, das vergaßen sie allzumal, dass sie nichts behielten, als dass sie sich zu jeglichem König gar demütiglich neigte und sprach: „Gedanket sei Gott“.
Der goldene Apfel, den König Melchior opferte mit den dreißig goldenen Pfennigen, war des großen Königs Alexander gewesen, und er hatte ihn so gefüge machen lassen, dass er ihn mit einer Hand umgreifen konnte. Denn Alexander hatte die ganze Welt bezwungen und hielt sie in seiner Hand, und dessen zur Urkunde hatte er den Apfel machen lassen, weil die Welt rund ist, und meinte, dass er der Welt so gewaltig wäre als des Apfels. Und da der Apfel dem Kind in die Hand gegeben ward, da ward er zu Asche, zum Zeichen, dass alle irdische Gewalt vor Gott eitel ist und in Staub zerfällt.
Als nun die Herrn ihr Opfer löblich vollbracht hatten, da bereitete man die Kost für sie und ihr Gesinde, und als sie gegessen hatten, da legten sie sich nieder mit ihren Dienern und schliefen den Tag und die Nacht, und in der Nacht erschien ihnen der Engel Gottes im Schlaf und warnte sie, dass sie nicht zurück zögen zu Herodes. Das beschlossen sie gemeinsam zu tun, und fuhren einen anderen Weg heim in ihr Land, und auf dem Weg brachten sie zwei Jahre zu, ehe sie nach Hause kamen; auch mussten sie unterwegs in Herbergen einkehren, essen, trinken und schlafen, alles nach menschlicher Weise, denn der Stern schien ihnen nicht mehr. Wo sie aber Nachtruhe hielten, da sagte sie dem Volk des Landes, wie alles ergangen war, und also ward ihre Ausfahrt und Wiederkunft bekannt und offenbar durch alle Lande, dass es nie konnte vergessen noch getilgt werden, obwohl es dem König Herodes und den Juden sehr zuwider war. Und obwohl sie zwei Jahre unterwegs waren, ehe sie die Heimat erreichten, doch gebrach ihnen nichts von alledem, was sie unterwegs bedurften, denn sie hatten große Vorräte mit sich geführt und kamen gesund miteinander zu dem Berg Vaus, wo der Stern zuerst erschienen war.
Als nun die Heiligen Drei Könige alle Dinge wohl bestellt und Land und Leute versorgt hatten, da blieben sie beieinander in der Stadt Stulla, die unter dem Berg Vaus liegt und lebten danach nicht mehr zwei Jahre. Eines Tages, nicht lange vor Weihnachten, erschien über der Stadt ein schöner Stern, der nie zuvor gesehen wurde. Die drei Könige verstanden wohl, dass ihr Ende nahte, und Gott sie zu sich nehmen wollte in das ewige Leben, und ließen ein schönes Grab machen wie sie des wohl würdig waren. Und als sie das Weihnachtsfest schön und löblich begangen hatten, danach auf den achten Tag, da König Melchior Messe gehalten, da starb er und war hundertsechzehn Jahre alt. Da nahmen die zwei andern Könige seinen Leichnam und bestatteten ihn mit großen Ehren zur Erde. Danach am fünften Tag, am Erscheinungsfest des Herrn, als Balthasar der König von Saba Messe gehalten hatte, da starb er am zwölften Tag und war hundertzwölf Jahre alt. Da wurde er von dem überlebenden König neben Melchior in dasselbe Grab bestattet. Sieben Tage nachher starb auch Kaspar, der dritte König, nachdem er Messe gehalten, und war hundertneun Jahre alt. Da wurde auch er von dem Volk mit großen Ehren bestattet, und als er ins Grab gesenkt wurde, da rückten die beiden ersten voneinander und ließen ihren Gesellen zwischen sich liegen. Da sahen alle, die gegenwärtig waren, wie die Herren einander lieb gehabt im Leben, so sollten sie nun auch im Tod nicht geschieden werden. Der Stern aber, der vor ihrem Tod erschienen war, blieb unbeweglich über der Stelle stehen, bis sie hinweggeführt wurden, wie danach gesagt wird.“
Nachdem Kaiser Friedrich Barbarossa im Jahr 1164 Mailand erobert hatte, übergab er seinem Kanzler, dem Erzbischof von Köln, Rainald von Dassel, die Reliquien der Heiligen Drei Könige. Der Legende gemäß sollen sie zunächst durch die heilige Helena nach Konstantinopel gebracht worden und von dort nach Mailand gelangt sein.
Für diese wurde um 1181 von Nikolaus von Verdun und einheimischen Kölner Goldschmieden ein kostbarer Gold-Email-Schrein geschaffen, über dem wiederum der Kölner Dom als ihre Königskathedrale und zugleich als Wiedergabe des himmlischen Jerusalem sich erheben sollte.
Dargestellt werden sie als Könige mit ihren Geschenken, Gold, Weihrauch und Myrrhe, bei der Anbetung des Kindes; ursprünglich galten sie als Magier, als „Weise aus dem Morgenland“, die sich als Vertreter ihrer heidnischen Religionen dem Christentum unterwarfen. Im 12. Jahrhundert symbolisierten sie die Lebensalter; Kaspar den Greis, Melchior den Mann und Balthasar den Jüngling. Ungefähr ab 1300 wird der Jüngling als Mohr dargestellt. Diese Komposition lässt die Möglichkeit zu, dass diese drei Männer zu Vertretern der damals bekannten Erdteile werden, nämlich Kaspar als Europäer, Melchior als Asiat und Balthasar als Afrikaner.
Sie sind die Patrone der Stadt und des Erzbistums Köln sowie der Wallfahrer und der Reisenden. Spielkartenfabrikanten und Kürschner haben sich unter ihren Schutz gestellt.
Fürbittend werden sie angerufen gegen einen plötzlichen Tod und gegen Epilepsie.
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