Karfreitag - Passion Passion kommt vom lateinischen Wort pati, (er)leiden, (er)dulden. Es steckt auch das Wort passiv darin. Wenn ein Mensch leidet, dann geschieht etwas an ihm, das er nicht aktiv beeinflussen kann. Jesus war sein Leben lang aktiv, hat gepredigt, Menschen geheilt. Am Ende seines Lebens aber leidet Jesus, er gibt sich ganz hin, übergibt sich in die Hände von Menschen. Er tut dies, weil sich darin der Wille des Vaters erfüllt. In Getsemani kämpft Jesus den inneren Kampf um die Bereitschaft zu dieser Hingabe. Als dann die Soldaten kommen, lässt er sich bereitwillig abführen. Nun bestimmen andere, was mit Jesus geschieht, der Hohe Rat, Pilatus, die Soldaten. Jesus liefert sich ganz deren Willkür aus, läßt sich schlagen, beschimpfen und schließlich ans Kreuz nageln. Doch gerade durch das, was ihm angetan wird, erfüllt Jesus seine Sendung, den Menschen unvergängliches Heil zu schenken. Wenn wir unser Leben anschauen, müssen wir erkennen, das wir vieles nicht aktiv bestimmen können. Mein Erleiden macht einen weit größeren Teil meines Lebens aus, als mein Handeln. So ist es für mich eine frohe Botschaft, zu wissen, dass Jesus sich dem Erleiden übergeben lässt und gerade auch durch sein Erleiden seine göttliche Aufgabe erfüllt.
Der Hohe Rat fällt ein schnelles Urteil über Jesus. Einstimmig fordern sie bei Pilatus seine Hinrichtung. Geschickt verstehen sie es, den zögernden römischen Statthalter dazu zu bringen, ihrer Bitte nachzukommen. Nun ist Jesus als verurteilter Schwerverbrecher aller Menschenwürde beraubt. Die Soldaten können ungehindert ihren Spott mit ihm treiben. Die römische Geißelung war brutal. Die mit Knochen- und Eisenstücken versehen Peitschen rissen dem Verurteilten die Haut vom Leib. Dass die Römer Simon von Zyrene zwingen müssen, das Kreuz Jesu zu tragen, kann durchaus auch deshalb nötig gewesen sein, weil Jesus schon nach der Geißelung all seiner Kräfte beraubt war. Doch er muss noch den Weg gehen hinauf nach Golgota. Endlich auf Golgota angekommen, geht die Qual weiter. Die Soldaten reißen ihm die Kleider vom Leib und nageln ihn an das Kreuz. Dort hängt Jesus nun, von Schmerzen und Wunden gezeichnet, zwischen zwei Räubern. Nur seine Mutter und einige andere Frauen schauen aus der Ferne zu. Sonst sind alle weg. Nur einige Soldaten, die die Gekreuzigten weiter verspotten, sind noch da. Jesus ist allein, allein mit seinem Vater. "Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist." Dann stirbt Jesus am Kreuz. Einige erkennen, dass in diesem Moment etwas außergewöhnliches geschehen ist. Eine Finsternis, ein Erdbeben. "Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn." So bekennt der Hauptmann, der in diesem Moment unter dem Kreuz Jesu stand. "Dort stirbt Jesus. Die Mächte des Todes zerschmetterten ihn. Das waren nicht nur der um seine Macht bangende Pilatus mit seinem Fehlurteil, nicht nur die römischen Soldaten, die ihn blutig quälten, und nicht nur die, die ihn grausam ans Kreuz nagelten, sondern das waren auch die Mächte und Gewalten dieser Welt. Wenn wir sagen Christus ist gestorben, bringen wir die Wahrheit zum Ausdruck, dass alles menschliche Leiden aller Zeiten und Räume vom Sohn Gottes erlitten und damit ins innerste Leben Gottes aufgehoben wurde. Es gibt kein Leiden, das Gott nicht erlitten hätte. Wir müssen zum innersten Wissen gelangen, dass der Todeskampf der Welt der Todeskampf Gottes ist. Der Todeskampf all der Frauen, Männer und Kinder aller Zeiten offenbart uns die unauslotbaren Tiefen des Todeskampfes Gottes, von dem uns ein Schimmer im Garten von Getsemani aufgegangen ist. Der tiefste Sinn der Menschheitsgeschichte liegt darin, die Leiden Christi Stufe um Stufe zu entfalten. Solange es noch eine Menschheitsgeschichte gibt, ist die Geschichte des Leidens Christi noch nicht vollständig erzählt. Je mehr wir versuchen, in dieses Geheimnis einzutreten, desto deutlicher geht uns auf, dass die leidende Welt eine in Gott verborgene Welt ist. Außerhalb von Gott ist das Leiden der Menschen nicht nur unerträglich, sondern man kann es nicht einmal voll ins Auge fassen. Aber wenn uns der innere Zusammenhang zwischen dem Leiden der Welt und Gottes Leiden aufgeht, wird alles radikal anders. Dann sehen wir, dass Gott in und durch Jesus Christus alle Last der Menschen in sein Innerstes aufgehoben und sie zum Weg verwandelt hat, auf dem wir seine unermeßliche Liebe erkennen." (Henri Nouwen)
Herr, hilf mir, das Licht in der Finsternis zu finden, und die Einheit mit dir, wenn ich mich verlassen fühle; denn durch deine Verlassenheit hast du uns neues Leben geschenkt. Betrachtung über das Leiden und Sterben des Herrn
Jesus, voller Schmerzen am Ölberg
Am Gründonnerstag hat Jesus mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl gefeiert. Damit hat er auch uns in den Zeichen von Brot und Wein seinen Leib und sein Blut als ewiges Gedächtnis hinterlassen. Keine Gemeinschaft kann inniger sein als die Teilhabe an Christus in der Eucharistie. Doch die Stiftung dieses Gedächtnisses musste Jesus mit seinem Tod besiegeln. Erst durch seinen Tod wird uns die Teilhabe an ihm möglich. Nach dem Mahl beginnt Jesu qualvoller Weg ans Kreuz. Jesus wusste um den Weg, den der Vater für ihn bestimmt hat zu unserem Heil. Er schrickt vor den Leiden zurück, die ihm bevorstehen. Am Ölberg betet er in seiner Not zum Vater. Er bittet seine Jünger, mit ihm zu wachen und zu beten, doch sie schlafen.
Meine Seele ist zu Tode betrübt. (Ps 42,6 - Mt 26,38)
Jesu angstvoller Seufzer zeigt, wie es um ihn steht, lässt uns seine Angst und Not erkennen. Jesus war nicht der Übermensch, dem Leiden nichts anhaben könnten. Er, der wahre Gott, ist auch wahrer Mensch. Das Wissen um die Grausamkeit dessen, was ihm bevorsteht, lässt ihn erschauern. Nutzen wir die Gebetsstunden an diesem Tag, um in Jesu Gebet einzutreten. Denken wir an das, was er für uns getan hat und beten wir für die Menschen, die heute angstvoll auf eine Zukunft voller Leiden und Schmerzen blicken. Herr Jesus, du kennst die Angst und Not der Menschen und die Qualen, die Leiden und Schmerzen bedeuten. Für uns hast du die Schmerzen der Geißelung und des Kreuzes auf dich genommen. Stehe uns bei in unseren Ängsten und Nöten. Gib uns die Kraft, sie auf uns zu nehmen und schenke uns Befreiung. Amen.
Jesus, von Jüngern und Freunden verlassen
Nicht nur die Masse des Volkes ist es, die Jesus den Rücken kehrt. Auch seine engsten Vertrauten und Freunde werden schwach. Sie haben nicht den Mut, für Jesus einzustehen. Alle sind sie plötzlich weg, als es ernst wird, als Jesus verurteilt und verspottet wird. Sie verstehen noch nicht, dass der Messias all das erleiden musste. Judas liefert ihn durch seinen Verrat aus, Petrus verleugnet Jesus dreimal, und als Jesus seinen Kreuzweg geht, ist keiner von seinen Jüngern da, nur seine Mutter und einige der Frauen, die Jesus gefolgt sind stehen weinend am Weg. So erfüllen sich die Psalmworte:
Freunde und Gefährten bleiben mir fern in meinem Unglück und meine Nächsten meiden mich. (Ps 38,12 - Lk 23,49) Auch mein Freund, dem ich vertraute, der mein Brot aß, hat gegen mich geprahlt. (Ps 41,10 - Mk 14,18)
Herr Jesus, wie tief muss es dich getroffen haben, als dich selbst deine engsten Freunde und Vertrauten verlassen haben. Ganz allein musstest du den schweren Weg ans Kreuz gehen. Doch du hast weiter auf sie gebaut, hast sie nicht verstoßen, sondern sie nach deiner Auferstehung wieder versammelt und ihnen dann die Kraft gegeben, unerschrocken von dir Zeugnis zu geben. Gib auch uns den Mut, uns zu dir zu bekennen. Amen.
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Jesus, von Volk und Soldaten verspottet
Jesus wusste es, die Menge lässt sich leicht beeinflussen. Daher hat er nie darauf Wert gelegt, der Liebling des Volkes zu sein. Jesus sagte immer die Wahrheit, egal ob das gerade populär war oder nicht. Am Palmsonntag hat Jerusalem gejubelt: Hosanna dem Sohne Davids! Doch dann wurden falsche Gerüchte über ihn ausgestreut. Viele erkannten, dass dieser Jesus nicht so ist, wie sie ihn sich vorgestellt haben und sie waren nicht bereit, ihr Bild vom Messias zu korrigieren. Die Ablehnung Jesu wächst, bis er dann schließlich für Viele zum Spottobjekt wird, dem man lauthals den Kreuzestod wünscht - ein Spektakel, an dem man seine Neugier befriedigen kann.
Alle, die mich sehen, verlachen mich, verziehen die Lippen, schütteln den Kopf. Ps 22,8, Lk 23,35)
Herr Jesus, du hast geduldig des Spott des Volkes erduldet. Immer wieder weisen die dich ab, die du mit unendlicher Liebe umfangen möchtest. Mache uns zu Zeugen deiner Liebe.
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Jesus, ans Kreuz geschlagen
Wie ein Verbrecher wird Jesus zu der härtesten Strafe, die man sich damals denken konnte, verurteilt. Nach schweren Misshandlungen, Geißelung und Schlägen muss er noch selbst das Kreuz bis zur Hinrichtungsstätte tragen. Ein qualvoller Weg, den wir im Gebet des Kreuzweges mit Jesus mitgehen. Dann wird Jesus ans Kreuz geschlagen. Unterm Kreuz verteilen die Soldaten seine Kleider unter sich, wie es im Psalm heißt:
Sie verteilen unter sich meine Kleider und werfen das Los um mein Gewand. (Ps 22,19 - Joh 19,24)
Jesus war den ganzen Tag der brütenden Sonnenhitze ausgesetzt und hat weder zu Essen noch zu Trinken bekommen. Als ihn dürstet, reichen ihm die Soldaten nur einen Schwamm mit Essig, wohl eine Mischung, die die Gekreuzigten betäuben sollte. Doch Jesus nimmt nicht davon. Dadurch erfüllt sich das Psalmwort:
Für den Durst reichten sie mir Essig. (Ps 69,22 - Mt 27,48)
Herr Jesus, lass uns das Leiden betrachten, das du für uns am Kreuz erduldet hast. Durch dich ist das Kreuz vom Zeichen von größter Qual und Spott zum Zeichen des Heils geworden. Es gibt nun keinen Abgrund, keine Qualen mehr, die deine Liebe nicht erreichen könnte. Lass uns im Kreuz das Zeichen der Hoffnung sehen und in ihm Kraft finden für unseren Weg.
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Jesus, vom Vater verlassen?
Am Kreuz betet Jesus den Psalm 22. Er beginnt mit den Worten:
Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? (Ps 22,2 - Mk 15,34)
Wir haben betrachtet, wie die Volksmenge Jesus verspottet hat, wie selbst Jesu Jünger und Freunde fern blieben, als ihn das Todesurteil traf. Einsam und verlassen hängt Jesus am Kreuz. Hat ihn nun auch der Vater verlassen? Immer hatte Jesus eine ganz enge Verbindung zu seinem Vater im Himmel. Stunden des Gebetes hat er mit dem Vater zugebracht. Immer war das, was er tat, auch der Wille des Vaters. Wie konnte der Vater nun zulassen, dass sein Sohn so sterben muss? Auch wenn wir es nicht begreifen können, der Tod Jesu geschah zu unserem Heil und durch den Tod konnte der Vater machtvoll die Auferstehung wirken. Er wird den Sohn aus dem Tod holen und damit die Macht des Todes, die über die Menschen herrscht, ein für alle Mal brechen. Durch die Auferstehung Jesu steht auch uns der Weg offen zum ewigen Leben bei Gott. Der Schmerz des Todes ist der Weg zur Freude des Heils. Wenn wir den ganzen Psalm 22 beten, so sehen wir, dass er sich von einem Klageruf in ein Gebet der Hoffnung und Zuversicht wandelt. Jesus hat qualvoll unter den Schmerzen des Kreuzes gelitten. Das lässt ihn aufschreien. Aber er hat nicht daran gezweifelt, dass auch hier der Vater bei ihm ist und ihn erretten wird.
Karfreitag
Jesus stirbt am Kreuz. Von den Mächtigen verurteilt, von der Menge verspottet, von den Jüngern verlassen, von Schmerzen gequält. Doch Gott hat beschlossen, uns gerade auf diese Weise zu offenbaren, was göttliche Liebe ist. Der liebende Vater, dessen Arme immer offen stehen, wie hätte Gott tiefer offenbaren können, dass dies nicht nur ein Bild, sondern bleibende Realität ist?
Herr Jesus, gib auch uns die Kraft und den Mut, schwere Stunden und Leiden durchzustehen und an Gottes Barmherzigkeit niemals zu verzweifeln. Amen.
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