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  • 06.06.2011 08:56 - Martin Luther und die hl. Messe
von Hildegard Maria in Kategorie Allgemein.

Martin Luther und die hl. Messe


Nach seinem Abfalle und nach der offenen Empörung griff Luther das hl. Messopfer im Opfercharakter an, schrieb eine Anzahl Predigten und Abhandlungen gegen die Messe, weil er an ihr die Seele der katholischen Religion, das Zentrum der katholischen Kirche, den "Pfeiler" des Papsttums erkannte, und gerade durch Wegreißen dieses Pfeilers das Papsttum unter den Ruinen und Trümmern begraben wollte.



Eine bloße Erinnerung an das Leiden des Herrn, die Feier des Herrnmahles, erkannte Luther anfänglich in der hl. Messe. Das Wort Opfer will er höchstens in dem Sinne gelten lassen, "dass durch unser Lob und Gebet Christus gereizt werde, sich selbst für uns im Himmel und uns mit ihm zu opfern."

Er schärfte den mit ihm abgefallenen Geistlichen ein, bei der Messe jeden Gedanken an ein Opfer zu vermeiden, rät ihnen eine rügenswerte "Restrictio mentalis" (Vorbehalt) bei Aufträgen von Messen an, dass sie das Almosen für das Gebet, nicht für das Opfer, annehmen sollten.

Erst allmählich kam auf der abschüssigen Bahn der cholerische Geist zu den heftigen sakrilegischen Schimpfnamen über die hl. Messe. In seinen Predigten 1. vom "neuen Testament", das ist in der hl. Messe; 2. von der babylonischen Gefangenschaft; 3. vom hochwürdigen Sakrament 1519, ist Luther noch etwas bescheiden; allein schon 1521 ließ er eine Schrift über die Abschaffung der Priestermesse, 1522 vom Missbrauch der Messe, 1523 vom Greuel der Stillmesse, 1533 von der Winkelmesse und Pfaffenweihe erscheinen. Vermeintliche Missbräuche wurden ausgebeutet, um das gemeine Volk mit Schlagworten, wie priesterlicher Handelsartikel, Habsucht, Gewerbe des Papstes, Flugschriften in Dialogform, die alle immer auf den Geldbeutel fußten, aufzuhetzen.

Gerade den Kanon verlästerte Luther als Mittelpunkt eines götzendienerischen Kultes. Dass er still gebetet, geheim gehalten werde, galt ihm als Werk des Teufels.

"Hat nit hie der teufell uns das haubt stück von der messe meysterlich gestolen und in ein schweygen bracht?" Luther will gerade diese Worte laut in deutscher Sprache verkündet haben, damit alle sie vernehmen, ein jeder sie verstehen kann. "Warumb solten wir deutschen nit meß lesen auff unser sprach." - Inkonsequent genug stellt Luther es seinen Anhängern anheim, die Konsekrationsworte leise oder laut zu beten.

Stärker noch als Luther heulte die Meute der entsprungenen Mönche im Chor gegen die hl. Messe, namentlich gegen den Kanon, so dass in 5 Jahren mehrere tausend Flugblätter in Prosa und in Knittelversen unter das Volk verbreitet wurden. Die Katholiken in ihrem Lager blieben untätig, und erst 1535 hatte Bischof Berthold von Chiemsee in seinem Teusch National dies Amt der hl. Messe zu erklären und verteidigen versucht: "Dieweil aber Luther unnd annder messfeynd die heylig Schrifft verkerenn, des glaubs aynfeltigkayt verspotten, die lewt betrieglich verspüren, die sacrament verachtlich machen, die gehaim des canon intewsche sprach vertulmätscht fälschlich "geoffenbart", allenthalben gröblich mit Schreiben, Predigen, ungebührlichem Gespräch (Verdolmetschen), Übersetzungen besudelt haben, deshalb gebietet die Not, dass ihre falsche Lehre widerlegt werde."

Leider kamen im Kampfe, in der Polemik, die Katholiken zu spät.



Das Konzil von Trient



In einem Menschenalter hatten die protestantischen Prediger beim Volk solch einen Schrecken gegen das hl. Messopfer hervorgerufen, dass die edlen Absichten Kaiser Karl V., durch das Augsburger Interim am 15. Mai 1548 auf Wiedereinführung der Messe, an der Ausführung scheiterten. Hoffnungsvoller war aber das Reformationsdekret vom 9. Juli 1548, wodurch eine Reform oder Reinigung der Missale, von anstößigen Bräuchen, anrüchigen Zeremonien und Sequenzen, befohlen ward. Die einzelnen Diözesen hatten bereits mit Reformen begonnen. Zum Glück kam das epochemachende Konzil von Trient den Bestrebungen des Kaisers und der Bischöfe zu Hilfe. Wir folgen Pallavicinos Geschichte des Konzils von Trient, wo erzählt wird, dass am 6. Juni 1562 fünf Fragen über die hl. Eucharistie verhandelt wurden, worunter besonders der Laienkelch und die Kinderkommunion hervorzuheben sind. - Am 21. Juli 1562 hielt in der ersten Kongregation der Theologe Salmeron seine Rede über das hl. Messopfer vor 157 Prälaten, 100 Theologen, 2000 Zuhörern, und füllte diese Sitzung allein aus. Die andern Theologen gelangten an den folgenden Tagen zum Vortrage. Alle einigten sich dahin, die hl. Messe als wahrhaftes Opfer des neuen Bundes anzuerkennen, was die Reformatoren abgeleugnet hatten. Folgende 13 Artikel waren den Theologen unterbreitet worden:



1. Ob die Messe nur eine Erinnerung des am Kreuze geschehenen Opfers, und kein wahres Opfer sei?

2. Ob das Opfer der Messe dem Opfer am Kreuze Abbruch tue?

3. Ob mit den Worten: "Dies tut zu meinem Andenken" Jesus Christus den Aposteln anbefohlen habe, seinen Leib und sein Blut in der Messe zu opfern?

4. Ob das Opfer, welches in der Messe verrichtet wird, nur allein demjenigen nützlich sei, der es genießt, und ob es nicht für andere, sowohl Lebende als Verstorbene, nämlich für deren Schuld, zur Genugtuung und für andere Bedürfnisse könne dargebracht werden?

5. Ob die Privatmessen, in welchen nur allein der Priester und kein anderer kommuniziere, unerlaubt seien und abgeschafft werden müssten?

6. Ob es mit der Einsetzung Jesu Christi sich im Widerspruch befinde, bei der Messe, Wasser mit dem Wein zu vermischen?

7. Ob der Messkanon Irrtümer enthalte und daher hinweggenommen Werden müsse?

8. Ob der Ritus der römischen Kirche, die Konsekrationsworte, mit leiser Stimme auszusprechen, verdammungswürdig sei?

9. Ob die Messe in keiner andern, als der allein verständlichen Muttersprache gehalten werden dürfe?

10. Ob es ein Missbrauch sei, gewisse Messen gewissen Heiligen zu halten?

11. Ob die Zermonien, die Gewänder und andere äußere Zeichen, welche die Kirche bei der Feier der Messe anwende, abgeschafft werden müßten?

12. Ob es ganz dasselbe sei, dass Christus sich für uns opfere, oder dass er sich uns zu essen gebe?

13. Ob die Messe allein ein Lob - oder Dankopfer, oder ob sie auch ein Opfer für die Lebenden und für die Toten bilde?



Das Konzil von Trient sagt über die Einsetzung des hl. Messopfers:

"Obwohl Jesus Christus, der Priester nach der Ordnung Melchisedech, unser Herr und Gott, sich selbst einmal auf dem Altare des Kreuzes mittelst des Todes Gott dem Vater aufopfern wollte, um daselbst die ewige Erlösung zu bewirken, so hat er doch, weil sein Priestertum durch den Tod nicht erlöschen sollte, beim letzten Abendmahle, in der Nacht, in der er überantwortet wurde, um der Kirche, seiner geliebten Braut, ein sichtbares Opfer zu hinterlassen, wie es die menschliche Natur verlangt, durch welches jenes blutige, das einmal zu vollbringen war, vergegenwärtigt, sein Andenken bis ans Ende der Zeiten erhalten und seine heilsame Kraft zur Vergebung jener Sünden, die wir täglich begehen, angeeignet würde, sich als den für ewig aufgestellten Priester nach der Ordnung Melchisedechs erklärt, und seinen Leib und sein Blut unter den Gestalten des Brotes und Weines Gott dem Vater aufgeopfert; und unter den Symbolen der nämlichen Dinge übergab er den Aposteln, die er damals zu Priestern des neuen Bundes einsetzte, beides zum Genusse, und befahl ihnen und ihren Nachkommen im Priestertume, dasselbe zu opfern, mit den Worten: "Dies tut zu meinem Andenken!" wie es die katholische Kirche immer verstand und lehrte. Denn nach der Feier des alten Passah, welches die Menge der Kinder Israels zum Andenken an den Auszug aus Ägypten opferte, setzte er ein neues Passahopfer ein, indem er selbst von der Kirche durch die Priester unter den sichtbaren Zeichen geopfert werden will, zum Andenken an seinen Hingang aus dieser Welt zum Vater, als er durch die Vergießung seines Blutes uns erlöste, der Gewalt der Finsternis uns entriß und in sein Reich übersetzte.

( entnommen aus: Das hl. Messopfer, von A. Reiners Pfarrer, 1904)



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