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  • 19.11.2018 00:09 - „Grausam, unmenschlich und erniedrigend“
von esther10 in Kategorie Allgemein.

„Grausam, unmenschlich und erniedrigend“
Eingesperrt mit Tuberkulose-Kranken: Journalistin erhält Notrufe aus libyschen Folter-Lagern



dpa/Sara Creta/MSFFrauen und Kinder in einem libyschen Auffanglager. Bei einem Bootsunglück im Mittelmeer könnten mehr als 100 Bootsflüchtlinge ums Leben gekommen sein.
FOCUS-Online-Autor Thomas Hauser

Montag, 19.11.2018, 07:01
Noch immer streben Tausende afrikanische Flüchtlinge nach Norden. Ihr Ziel: Europa. Doch die Fahrt über das Mittelmeer ist schwierig, viele Boote kentern oder werden von der libyschen Küstenwache zurück nach Afrika gebracht.

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Dort sitzen die Flüchtlinge zu Tausenden unter katastrophalen Bedingungen in Gefängnissen und Lagern fest. Sie haben in den allermeisten Fällen keine Ahnung, wie lange sie dort ausharren müssen.

Die irische Journalistin Sally Hayden steht in Kontakt mit mehreren Häftlingen. Über ihr Smartphone erhält sie Berichte, die schockieren. Auf Twitter veröffentlicht sie die Nachricht eines Mannes: „Der Platz, an dem wir leben, ist wie eine Höhle, es gibt keine frische Luft. Wir teilen uns dasselbe Bett, dieselbe Tasse, wir teilen fast alles.“ Besonders dramatisch: Unter den Gefangenen befinden sich auch Tuberkulose-Kranke. Auf dem beengten Raum ist eine Ausbreitung der hochansteckenden Infektionskrankheit kaum zu verhindern. Der Mann fürchtet, ebenfalls zu erkranken.

Nicht einmal die Polizei wolle ihnen zu nahe kommen, schreibt er: „Die Menschen hier sind demoralisiert.“ Kein Wunder, zählt Tuberkulose doch zu den tödlichsten Infektionskrankheiten weltweit, 2015 starben mehr als eine Millionen Menschen an der Lungenkrankheit, eine Unterbringung mit Infizierten ist lebensgefährlich. Die Kranken bekämen nicht einmal mehr Medizin, sagt der Häftling. Die Wächter überlassen die Flüchtlinge also offenbar de facto sich selbst.


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Auf Haydens Twitter-Account finden sich noch weitere Nachrichten, etwa die eines Eritreers. Er erzählt, dass mehrere Flüchtlinge in der Haft einfach aufhören zu sprechen und sogar ihre Familien vergessen. Die Psyche der Menschen ist offensichtlich schwer angegriffen, möglicherweise eine Reaktion auf die traumatischen Erlebnisse der Flucht und der Unterbringung. Der Mann fürchtet, auch so zu enden und sich nicht mehr an seine eigene Familie erinnern zu können. „Ich vermisse sie und will mir eine Zukunft aufbauen.“


Antwort an @sallyhayd

"The EU partnered with brutal despots, like Libya’s Muammar Qaddafi, to prevent refugees from reaching Europe.
When that plan faltered, it avoided assisting boatloads of would-be migrants, even as hundreds died on the journey."
- @max_fisher @amandataub https://www.nytimes.com/2018/11/02/world...ump-asylum.html

President Trump has deployed thousands of troops to prevent a Honduran caravan from crossing the southern border.
Trump Wants to Make it Hard to Get Asylum. Other Countries Feel the Same.
He may not be the first to flout the rules — even the E.U. has. But he is risking damage that could become permanent.

Sad messages today from an Eritrean detainee in one Tripoli detention centre, saying shock has caused some there to stop speaking & forget their families. He says he's worried if he stays too long in Libya he'll become like that too. pic.twitter.com/18VdCN3RW3

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Doch seine Suche nach einem besseren Leben für sich und seine Familie endete in einem Gefängnis. Dieses Schicksal teilt der namenlose Eritreer mit vielen anderen Flüchtlingen. Die UN-Flüchtlingshilfe (UNHCR) schätzt in einem Bericht, dass mehr als 8000 Männer, Frauen und Kinder in von der libyschen Regierung verwalteten Gefängnissen festgehalten werden. Die Zahl derjenigen, die den Milizen in die Hände gefallen sind, sei nicht einmal grob abzuschätzen, sie dürfte jedoch noch um ein Vielfaches höher liegen.

Situation vor Ort ist „erschütternd“ und „alptraumhaft“
Der Bericht bezeichnet die Situation vor Ort als „erschütternd“, „alptraumhaft“ und „grausam, unmenschlich und erniedrigend“. Die Gefangenen würden geschlagen und teilweise gefoltert, als Arbeitssklaven gehalten und seien sexuellen Übergriffen und Vergewaltigungen schutzlos ausgeliefert. Und dennoch sind diese Lager ein wichtiger Teil der EU-Strategie zur Eindämmung der Migration aus afrikanischen Staaten.

Geht es nach den Befürwortern einer rigiden Flüchtlingspolitik, dazu zählen etwa der italienische Innenminister Matteo Salvini und der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz, sollen alle Migranten zukünftig von der durch die EU gesponserten Küstenwache auf dem Mittelmeer abgefangen und zurück an Land gebracht werden. In Gefängnisse, die diesen Namen kaum verdienen und eher an Konzentrationslager erinnern.



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Kein Ausweg aus dem Martyrium
Die inhaftierten Flüchtlinge können diese Lager nur verlassen, wenn sie im Zuge bestimmter Rückführungsprogramme in ihre Heimatländer zurückkehren oder in Drittstaaten gebracht werden, heißt es in dem UN-Bericht. Eine Weiterreise nach Europa ist so gut wie unmöglich. Aus Verzweiflung über ihre ausweglose Situation steige die Selbstmordrate unter den Menschen, berichtet die Journalistin Hayden.

Die Zahl lasse sich jedoch nicht genau beziffern, die Berichte der Migranten aus den Lagern über Todesfälle und Selbstmorde lassen sich nicht verifizieren. Der 28-jährigen Abdulaziz aus Somalia ist eine Ausnahme: Seinen Tod habe die Internationale Organisation für Migration laut Hayden bestätigt. Der somalische Flüchtling hatte sich im Lager Triq al Sikka in der libyschen Hauptstadt Tripolis selbst in Brand gesteckt, weil er die Hoffnung auf Rettung aufgegeben habe, schreibt die Journalistin. Er sei neun Monate in einem Lager untergebracht gewesen, ehe der Selbstmord sein Martyrium in den libyschen Foltergefängnissen beendete.

Im Video: Plasberg weist Abou-Chaker-Anwalt zurecht
https://www.focus.de/politik/ausland/gra...id_9896889.html



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