"Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle.
Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten:
Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.
Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige.
Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.
Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.
Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar."
(Evangelium nach Matthäus, Kapitel 2)
Die Heiligen Drei Könige, Caspar, Melchior und Balthasar Figuren aus Holz der Heiligen drei Könige aus dem Mittelalter | Bild: picture-alliance/dpa
Sie knien an der Krippe und bringen dem Kind Gold, Weihrauch und Myrrhe dar: die Heiligen Drei Könige, Caspar, Melchior und Balthasar. So zeigen es die Bilder, die Krippen und die Sternsänger. Und: Einer, der jüngste, ist oft dunkelhäutig. Ein Schwarzer, ein Mohr. Auf volkstümlichen Bildern und in bayerischen Krippen kann man ihn sehen, wie er zusammen mit den beiden anderen Weisen mitten im Winter in alpenländischer Schneelandschaft zum Stall stapft, inmitten von Kamelen und großem Gefolge. Was hat die drei zur Krippe geführt? Und warum ist einer von ihnen schwarz?
Erst um 1300 durfte der jüngste König als Mohr an die Krippe treten
Der Schrein der Heiligen Drei Könige im Kölner Dom
Fragen, die sich nur mit Geschichten beantworten lassen. Etwa, dass sie als Magier galten, als Sterndeuter, als Astrologen, die dem Stern von Bethlehem folgten, wissend, dass ein neues Zeitalter beginnt. Oder, dass sie mit dem Gold den königlichen Schatz der Weisheit, mit dem Weihrauch das reine Gebet und mit der Myrrhe die reinhaltende Kraft der Askesis, der Selbstbeherrschung brachten.
Auch, dass erst um 1300 der jüngste König als Mohr an die Krippe treten durfte: ein Symbol für den Erdteil Afrika, während die anderen beiden für Europa und Asien standen - womit der damals bekannte Erdkreis sich vor dem Kind verneigte. Eine Vorstellung, die sich aus den Worten im Alten Testament der Bibel formte; nach der Sintflut, als Gott Frieden machte mit den Menschen, stand jeder der drei Söhne Noahs für einen Erdteil, und weil es heißt, von diesen drei Söhnen "kommen alle Menschen auf Erden", stellte man sich einen mit schwarzer Haut vor.
Mythen, religiöse Sinnbilder und Volksfrömmigkeit
Figuren aus Holz der Heiligen drei Könige aus dem Mittelalter | Bild: picture-alliance/dpa Figuren aus Holz der Heiligen drei Könige aus dem Mittelalter
Wilhelm Warning erzählt von archaischen Geschichten, von Mythen und von mittelalterlichen Weltentdeckungen, von religiösen Bildern und Sinnbildern, von hoher Kunst und von fröhlicher Volksfrömmigkeit. - Und: vom schwarzen Heiligen, dem Mann aus Afrika, der an der Krippe steht - selbst dort, wo die nach Bayern, ins tief verschneite Land verlegt worden ist.
https://www.br.de/radio/bayern2/sendunge...warning100.html
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