"Die Kirche kann sich nicht neu erfinden": Voderholzer warnt vor "reißerischen" Aussagen Bischof von Regensburg: Statt Kirche "neu erfinden zu wollen", geht es jetzt vielmehr darum, neue Wege der Verkündigung, der Pastoral und der Nächstenliebe zu finden
Bischof Rudolf Voderholzer Foto: Bistum Regensburg
Von CNA Deutsch/EWTN News
REGENSBURG , 28 January, 2019 / 8:02 AM (CNA Deutsch).- Bischof Rudolf Voderholzer hat Forderungen zurückgewiesen, die Kirche solle sich angesichts der Missbrauchs- und Vertuschungskrise "neu erfinden". Voderholzer warnt vor reisserischen Aussagen über "eine Zeitenwende" der Kirche und einem Generalverdacht gegen Priester.
"Nein. Die Kirche muss sich nicht neu erfinden. Die Kirche kann sich nicht neu erfinden. Schon die alte Kirche hat sich nicht neu erfunden. Die Kirche ist keine Erfindung der Menschen", so der Bischof von Regensburg am gestrigen Sonntagnachmittag.
Der bayerische Oberhirte predigte bei einer Pontifikalvesper anlässlich der Weihe zum Bischof vor sechs Jahren im Hohen Dom St. Peter zu Regensburg.
"Kirche ist keine Erfindung der Menschen"
Voderholzer war am 26. Januar 2013 im Regensburger Dom zum Bischof geweiht worden. Er erinnerte daran, dass Hauptkonsekrator Kardinal Reinhard Marx damals erst dann die Weihehandlung komplett vollzogen habe, nachdem Voderholzer versprochen hatte, als Bischof das Evangelium unverfälscht weiterzugeben.
In seiner Predigt am Sonntagnachmittag nun wies Bischof Voderholzer genau in diesem Sinne die öffentlich vorgetragene Aufforderung zurück, die Kirche solle sich angesichts der Erschütterungen in jüngster Zeit "neu erfinden":
"Nein. Die Kirche muss sich nicht neu erfinden. Die Kirche kann sich nicht neu erfinden. Schon die alte Kirche hat sich nicht neu erfunden. Die Kirche ist keine Erfindung der Menschen", stellte der Regensburger Bischof fest. Die Kirche sei ein Projekt Gottes wegen der Sündhaftigkeit und trotz der Sündhaftigkeit der Menschen. Gott selbst findet und beruft den Menschen, nicht der Mensch Gott.
"Es gibt nur eine Zeitenwende"
Statt Kirche neu erfinden zu wollen, gehe es jetzt vielmehr darum, neue Wege der Verkündigung, der Pastoral und der Nächstenliebe zu finden.
Die Vorstellung, die Kirche müsse sich neu erfinden, sei reißerisch. Die Rede, die Kirche befinde sich in einer Zeitenwende, sei gefährlich. Gemäß der christlichen Glaubenssauffassung gibt es nur eine Zeitenwende: die Zeitenwende, die Jesus Christus heraufgeführt hat. Bischof Voderholzer warnte davor, den apostolischen Ursprung der Kirche zu verdunkeln. Die Kirche auf den Aspekt ihrer Organisation zu verkürzen führe über kurz oder lang zur Spaltung. Ob man sich in einer Epochenwende befindet, könne immer erst in der Rückschau festgestellt werden. So sei der heilige Franziskus alleine angetreten, um treu dem Evangelium zu leben. Dem heiligen Ignatius sei es darum gegangen, alles zur größeren Ehre Gottes zu tun. Die Konsequenzen davon seien allerdings epochal gewesen.
Absage an Generalverdacht gegen Klerus
Mit Blick auf eine Veröffentlichung dieser Tage sagte der Bischof: "Es kann nicht angehen, dass der ganze Klerus unter Generalverdacht gestellt wird." Auch sprach sich Bischof Voderholzer vehement gegen die Aussage aus, dass das Problem "hausgemacht" sei. Das sei eine doppelte Unterstellung. Außerdem stehe dies in einem offensichtlichen Widerspruch zu den gültigen Rechtsgrundsätzen. Denn es gilt die Unschuldsvermutung bis zum Beweis des Gegenteils. Die pauschale Verdächtigung sei Ausdruck dafür, dass der Missbrauch dazu instrumentalisiert werde, um eine andere Kirche zu konstruieren.
"Bin auf Mitarbeiter angewiesen"
Bischof Voderholzer erklärte sich als "absolut angewiesen auf das Mitdenken und Mitfühlen" der Menschen in der Diözese. Allein in einer Woche oder auch nur an einem einzigen Tag erlebe der Bischof seine Ohnmacht und gleichzeitig das Angewiesensein auf seine "wunderbaren Mitarbeiter". "Ich komme immer wieder gerne zurück nach Regensburg, wenn ich weit außerhalb unterwegs war", versicherte der Regensburger Bischof mehrmals.
Festakt und Dank
Im Beisein der Weihbischöfe Reinhard Pappenberger und Josef Graf, des Domkapitels sowie von Vertretern der Stiftskapitel, zahlreicher Priester und Diakone sowie vieler gläubiger Menschen gestalteten die Regensburger Domspatzen den andächtigen und feierlichen Vespergottesdienst.
Im Anschluss fand ein Festakt statt, bei dem Bischof Voderholzer fünf Laienchristen mit der Wolfgangsmedaille ehrte. Auch erhielten sieben verdiente Pfarrer den Ehrentitel "Bischöflicher Geistlicher Rat" verliehen. Generalvikar Michael Fuchs gratulierte Bischof Voderholzer im Namen der Anwesenden zu seiner Weihe sechs Jahre zuvor. Er drückte große Dankbarkeit für zahlreiche Initiativen aus und betonte: "Wir sind dankbar, dass Sie um das Woher und das Wohin der Kirche wissen", erklärte der Generalvikar. Teile der Kirche in Deutschland vergäßen, wofür die vielen entwickelten Methoden und Instrumente da seien. Bischof Voderholzer aber lebe die prägende Kraft des Evangeliums. Dies verdeutlichte Generalvikar Fuchs mit Hinweis auf die jüngsten Aussagen des Regensburger Bischofs zum Thema des christlichen Abendlandes. https://de.catholicnewsagency.com/story/...n-aussagen-4238
Beliebteste Blog-Artikel:
|