Phil Lawler, Der verlorene Hirte – eine kritische Analyse des Katastrophenpontifikats nun auf Deutsch BUCHBESPRECHUNG
Besprechung von Lawlers: Der verlorene Hirte. Von Wolfram Schrems*
Nach Henry Sires Der Diktatorpapst ist ein weiteres kritisches Buch zum Alptraum des jetzigen Pontifikats in deutscher Übersetzung beim Renovamen-Verlag herausgekommen.
https://katholisches.info/2017/07/24/kar...ommen-orthodox/
Philip F. Lawler ist Journalist, er gründete Catholic World News und schreibt für Catholic Culture. Er kandidierte im Jahr 2000 für den US-Senat. Von Haus aus kommt er nicht aus einem „traditionalistischen“ Milieu, sondern gehört eher zu einem nach US-Maßstäben gemäßigt konservativen Hauptstrom (wenn man solche Zuordnungen überhaupt verwenden will).
Er legt mit diesem Buch eine faktenreiche, nüchterne und ausgewogene, oft zu einer möglichst positiven (vielleicht auch zu positiven) Interpretation der Vorgänge neigende Analyse der ersten vier Jahre des Franziskus-Pontifikats vor. Er stellt fest, daß vieles im Argen liegt: Der Papst selbst führt seine Herde in die Irre.
Anerkennen der Wirklichkeit – ein fallweise schwieriger Prozeß Sich einzugestehen, daß ein Papst tatsächlich gegen den Glauben handelt, kann einige Zeit dauern. In seinem Vorwort schreibt Lawler zu diesem schwierigen Prozeß:
„Jeden Tag bete ich für Papst Franziskus. Und jeden Tag (ich übertreibe, allerdings nur leicht) gibt der Papst zu verstehen, dass er Katholiken wie mich nicht gutheißt. (…) Wir sind die »Gesetzeslehrer«, die Pharisäer, die es sich mit ihrem Glauben »bequem« machen wollen. Mit der Zeit verwirrten mich der Ton und sogar der Inhalt der öffentlichen Aussagen des Papstes jedoch, schließlich ängstigten sie mich. Über Monate hinweg versuchte ich durch meine tägliche Berichterstattung aus dem Vatikan mein Bestes, um Gewissheit zu vermitteln – meinen Lesern und manchmal auch mir selbst –, Gewissheit darüber, dass Franziskus, trotz seiner mitunter bedenklichen Bemerkungen, kein Radikaler war, der die Kirche von den ursprünglichen Glaubensquellen entfernte. Doch allmählich, widerwillig und schmerzlich, musste ich indes feststellen, dass er tatsächlich einer war.“
Lawler kommt in seiner Einleitung auch auf Wesen und Sendung des Papsttums zu sprechen und bringt die selbstzerstörerische Auswirkung eines inhaltlich „innovativen“ Verkündigungsamtes sehr gut auf den Punkt:
„Obwohl er innerhalb der Kirche eine enorme Macht ausübt, unterliegt auch der Papst erheblichen Beschränkungen. Er ist dazu berechtigt, für die Weltkirche zu sprechen, in gewissem Sinne büßt er dadurch jedoch die Fähigkeit ein, für sich selbst sprechen zu können. (…) Ihm ist aufgetragen, die Reinheit und Klarheit unseres Glaubens zu bewahren, eines Glaubens, der sich nicht wandelt. Seitdem unsere grundlegenden Glaubensinhalte durch Jesus Christus dargelegt wurden, kann kein Kirchenführer sie in Frage stellen, ohne die Autorität der Kirche zu untergraben, die unser Herr gründete – dieselbe Kirche, die ihm seinen einzigen Geltungsanspruch verleiht.“
https://katholisches.info/2016/06/01/pap...pril-woertlich/
Die Vorgeschichte und das Konklave Lawler beschreibt die Vorgänge, die zur Wahl von Papst Franziskus führten. Diese Beschreibung ist natürlich nur möglich, wenn zumindest einige Kardinäle ihr für das Konklave abgelegte Schweigeversprechen gebrochen haben. Auch diese Tatsache zeigt, wie es um die Kirche bestellt ist.
Für eine konspirative Gruppe von Kardinälen („St. Gallen – Mafia“) war bekanntlich ihr Amtsbruder Bergoglio der Favorit gewesen – und zwar schon über einen längeren Zeitraum hinweg:
„Kardinal Bergoglio war keineswegs ein Unbekannter. Gemäß den einhellig lautenden unerlaubten Berichten war er im Konklave 2005 tatsächlich der Zweitplatzierte hinter Kardinal Ratzinger gewesen.“
Lehramtliche Verlautbarungen: Chaos, Verwirrung, Ärgernis Lawler analysiert die Lehrschreiben, von denen das erste, Lumen fidei, noch von Papst Benedikt vorbereitet worden war. Es ist daher eine Art Mischprodukt. Ebenfalls ein Mischprodukt ist Evangelii gaudium, das das Ergebnis der noch unter Benedikt einberufenen Bischofssynode vom Oktober 2012 zur Neuevangelisierung ist.
Bekanntlich sorgten die dortigen Aussagen des Papstes – nicht nur – zur Wirtschaft für Verwirrung und man fragte sich, was er eigentlich sagen wollte.
In seiner Umweltenzyklika Laudato si‚ bekennt sich der Papst zum angeblich menschengemachten Klimawandel – und begibt sich natürlich außerhalb der lehramtlichen Kompetenz:
„Als geistliches Oberhaupt, das sich in eine wissenschaftliche Debatte einmischt, wirkt Franziskus augenscheinlich deplatziert.“
Auf diese unglückliche Enzyklika folgte das unheimliche Lichtspektakel am Petersdom am 8. Dezember 2015. Nach Lawler war die Absicht klar:
„Das Lichtspektakel bezweckte, den Umweltschutz in den Vordergrund zu rücken, mit dem katholischen Glauben als Kulisse, um religiöse Unterstützung zu gewinnen, ohne die Religion selbst zu unterstützen.“
Franziskus regte dann an, den Einsatz für den Umweltschutz künftig zu den Werken der Barmherzigkeit zu zählen. Aber dieser ganze Humbug zerstört gerade die Autorität, auf die ein Papst aufbaut.
Philip Lawler, der Autor des Buches. Philip Lawler, der Autor des Buches. Lawler thematisiert die äußerst dubiose Haltung des Papstes zur Empfängnisverhütung, die sowohl die päpstliche Autorität als auch die moralische Haltung der Katholiken weiter untergräbt und die die Vorliebe des Papstes für verletzende und ärgerniserregende Aussagen demonstriert:
„Er forderte eine »verantwortungsvolle Elternschaft«. Der Papst befürwortete keine künstliche Empfängnisverhütung und achtete darauf, zu erklären, dass »Gott Wege bietet, verantwortungsvoll zu sein«, womit er auf die natürliche Familienplanung anspielte. Seine Äußerungen provozierten jedoch eine neue Welle journalistischer Verhöhnung von Katholiken, die Geburtenkontrolle ablehnen – eine Verhöhnung, in die der Papst selbst durch seinen Kommentar mit einzustimmen schien: »Einige meinen, dass, entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise, um gute Katholiken zu sein, wir uns wie die Karnickel vermehren müssten. Nein!«“
Mißwirtschaft und Korruption in der Kurie – Verschlechterung unter Franziskus Lawler stellt die bekanntgewordenen Skandale im Umfeld der Kurie, finanzielle und sexuelle Korruption, Drogenkonsum u. dgl. dar und hält fest, daß unter Franziskus nichts besser geworden ist – im Gegenteil.
Lawler schreibt, daß die Finanzreformen unter Benedikt anfingen, Wirkung zu zeigen. Die italienischen Staatsstellen waren offenbar gegenüber den vatikanischen Bankiers mißtrauisch geworden. Kardinal Pell, der von Franziskus einberufene oberste Kontrolleur (Leiter des Wirtschaftssekretariats), verlangte schonungslose Transparenz. Seine völlig unnachvollziehbare Verurteilung in Australien (die erst vor kurzem ausgesprochen wurde und daher noch nicht im Buch stehen konnte) steht mit seinem Erfolg in der Aufklärung vatikanischer Machinationen höchstwahrscheinlich im Zusammenhang. Er mußte einfach weg und die Tentakeln der Krake sind lang.
Auch Generalrevisor Libero Milone, der dem Wirtschaftssekretariat, also Kardinal Pell, untersteht, wurde unter demütigenden Umständen entfernt und dieser Posten wurde nicht wieder besetzt.
Sowohl das Wirtschaftssekretariat als auch das Tribunal für sexuellen Mißbrauch sind versandete Projekte. Es geschieht dann entgegen den Ankündigungen von Papst Bergoglio doch nichts.
Im Gegenteil hat „Franziskus einen ausgeprägten Hang gezeigt (…), seine eigenen Verbündeten von solchen Reformen auszunehmen, die er selbst vorgeschlagen hatte. Dadurch werden diese Reformen wirkungslos.“
Deutschland und Österreich – Brutstätten des Glaubensabfalls Lawler ist deutlich, wenn er das eine Land bestimmt, „in dem der Niedergang der katholischen Kirche am stärksten ausgeprägt ist“: Deutschland. Und dennoch haben deutsche Kirchenmänner, die am bodenlosen Absturz ihrer Diözesen die Schuld tragen, überproportionalen Anteil an der derzeitigen Politik des Papstes:
„Kardinal Kasper hatte seinen Vorschlag zur Zulassung des Kommunionsempfangs von geschiedenen und wiederverheirateten Katholiken eingebracht. Kardinal Marx, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, hatte bekundet, dass der Kasper-Vorschlag die volle Unterstützung der anderen deutschen Bischöfe genieße. Die amerikanische katholische Kommentatorin Amy Welborn stellte die richtige Frage:Zu allererst sollte man sich die Frage stellen, warum das nationale Oberhaupt einer sterbenden Kirche permanent etwas zu diesem Thema zu sagen haben sollte.“
Schlecht kommt auch Kardinal Schönborn weg, der bei der Propagierung der Apostolischen Exhortation Amoris laetitia, die die Kirche in eine schwere Verwirrung stürzte, eine wichtige Rolle spielte.
Weitere Anzeichen der Verwirrung des Hirten Weitere Themen sind die skandalösen Parteinahmen des Papstes zugunsten der kommunistischen Regimes in China und Venezuela und seine pro-islamische Haltung, die wiederum die Islamisierung Europas massiv begünstigt und den legitimen zeitlichen und geistlichen Interessen der katholischen Völker entgegenläuft. Lawler geht auch auf die Rolle einzelner Jesuiten im Umfeld des Papstes (Andrea Spadaro) bzw. als Träger der derzeitigen Propaganda (James Martin, Thomas Reese) ein, was wiederum auf den desaströsen Zustand der Gesellschaft Jesu hindeutet. Ein anderer Ordensmann und Bergoglio-Propagandist, Thomas Rosica C.S.B., der auch erwähnt wird, erlebte mittlerweile einen tiefen Fall.
Resümee Was Lawler durchaus kenntnisreich zusammenfaßt, wird den regelmäßigen Lesern von Katholisches.info im großen und ganzen bekannt sein. Was dieses Buch jedoch auszeichnet, ist die Tatsache, daß sich der Autor gegen tiefsitzende Widerstände die wahrheitsgemäße Wahrnehmung dieser Vorgänge gestattete und offen darüber schrieb. Damit trägt er verdienstvollerweise zur Aufklärung seiner Leser bei.
Das Buch führt dem Leser vor Augen, wie sehr sich die Kirche in einem Sumpf aus Lügen und Verwirrung befindet.
Beide sind nie ein Zeichen des Hl. Geistes. Das sollten gerade die am hl. Ignatius geschulten Jesuiten wissen.
Man wird von Zorn erfaßt, wenn man sich die Verteidigungsversuche oder auch das feige Schweigen derer, die es wirklich besser wissen sollten, vor Augen führt.
Drei kleine Kritikpunkte: Was Lawler in diesem Buch zuwenig herausstellt, sind die subversiven, ja satanischen Machinationen im Vatikan. Große Teile des hohen Klerus und der Vatikanbürokratie arbeiten schon lange nicht mehr im Sinne des überlieferten Glaubens. Durch die gegen Ende des 19. Jahrhunderts einsetzende Infiltration der Kurie durch die inimica vis, die „feindliche Macht“ (vor der die Päpste des 19. und frühen 20. Jahrhunderts warnten und über die sich etwa Malachi Martin, Don Gabriele Amorth, Brunero Gherardini und neuerdings Taylor Marshall äußerten) befindet sich das menschliche Element der Kirche nämlich in dem desaströsen Zustand, den wir eben heute erleben.
Allerdings kamen die Zeugnisse von Ex-Nuntius Erzbischof Carlo Maria Viganò erst ab August 2018, also nach Erscheinen des Buches, in die Öffentlichkeit. Auch die aufsehenerregenden Recherchen von Michael Voris, Church Militant, sind erst vor kurzem veröffentlicht worden. Lawler konnte das klarerweise noch nicht einarbeiten.
Ein zweiter Kritikpunkt ist, daß er weitergehende Schlußfolgerungen und Deutungen vermeidet. Damit bleibt er im rein Faktischen stehen – was aber wiederum für schnell erschrockene Leser einen Zugang eröffnen mag.
Schließlich hätte er auch auf die Rolle von Papstemeritus Benedikt XVI. näher eingehen müssen, der während seiner Amtszeit manches versäumt hat und derzeit eine rätselhafte Rolle spielt. Was nützt es, der „größte lebende katholische Theologe“ (Lawler über Benedikt XVI.) zu sein, wenn man als Papst nicht aufräumt, die Botschaft von Fatima nicht umsetzt und als „emeritierter Papst“ die Verwirrung nur noch verlängert?
Das sind freilich nur kleine Kritikpunkte. Dem Autor gebühren Dank und Anerkennung für seine Darstellung des derzeitigen Pontifikats. Wie gesagt, manchmal ist er sehr zurückhaltend.
Allerdings hat er schon ein neues Buch mit Titel The Smoke of Satan herausgebracht.
Phil Lawler, Der verlorene Hirte – Wie Papst Franziskus seine Herde in die Irre führt, Renovamen-Verlag, Bad Schmiedeberg 2018, 296 Seiten
*Wolfram Schrems, Mag. theol., Mag. phil., Katechist, Pro-Lifer
Bild: Renovamen https://katholisches.info/2019/07/18/phi...un-auf-deutsch/ Interessiert am Buch? Sie können es über unsere Partnerbuchhandlung beziehen.
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