Herzlich Willkommen, hier in diesem Forum....http://files.homepagemodules.de/b531466/avatar-4dbf9126-1.gif
  • 19.08.2019 00:46 - "Zu eingleisig ermittelt" Fall Rebecca: Deutschlands Top-Profiler bringt komplett neuen Ansatz ins Spiel
von esther10 in Kategorie Allgemein.

"Zu eingleisig ermittelt"
Fall Rebecca: Deutschlands Top-Profiler bringt komplett neuen Ansatz ins Spiel



Suche nach Rebecca mit Hunden/Polizei Berlin

FOCUS-Online-Redakteur Ulf Lüdeke
Montag, 19.08.2019, 14:31
Viel zu spät Spuren gesichert, viel zu eingleisig ermittelt? Von Anfang an stand die Arbeit der Berliner Mordkommission im Fall der 15-jährigen Rebecca in der Kritik. Exakt ein halbes Jahr nach ihrem Verschwinden scheinen die Ermittlungen festgefahren. „Höchste Zeit, ihn mit einem völlig anderen Ansatz neu aufzurollen“, sagt Top-Profiler Axel Petermann im Gespräch mit FOCUS Online.

Weit über 2300 Hinweise, mehrere Indizien, zwei gescheiterte Versuche, den einzigen Verdächtigen dauerhaft in U-Haft festzusetzen, aber keine Leiche und keinen handfesten Beweis für einen Mord: Nach sechs Monaten scheint die Arbeit der Ermittler im Fall Rebecca festgefahren und auf dem besten Weg zum Cold Case.

Die Ermittler gehen seit fünfeinhalb Monaten fest davon aus, dass Rebecca tot ist. Sie haben nach wie vor den Schwager im Verdacht, die 15-Jährige getötet zu haben, nachdem er in den frühen Morgenstunden des 18. Februar von einer Firmenfeier nach Hause gekommen war. Rebecca hatte im Haus des Schwagers Florian R. und ihrer 27 Jahre alten Schwester Jessica übernachtet und war danach spurlos verschwunden.

Fall Rebecca: Ungereimtheiten bleiben offen
Zwar gibt es nach wie vor mehrere Ungereimtheiten, die den Schwager belasten. Er hatte sich bei Vernehmungen durch die Polizei in Widersprüche verwickelt. Und Florian R., wie seine Frau Jessica, konnte nicht plausibel erklären, warum er noch am Morgen des 18. Februar und einen Tag danach mit dem Familienauto Richtung Polen gefahren war.

Zugleich war die Polizei jedoch nicht nur dafür kritisiert worden, im Haus des Schwagers erst zwölf Tage nach Rebeccas Verschwinden Spuren gesichert zu haben. Spätestens, seit der Hauptverdächtige Ende März nach einer knapp dreiwöchigen U-Haft auf freien Fuß gesetzt wurde, weil die Ermittler keine neuen Fakten vorlegen konnten, die den dringenden Tatverdacht erhärteten, steht die Mordkommission in der Kritik, zu einseitig ermittelt und andere Theorien zu halbherzig verfolgt zu haben.

"Viel zu sehr auf einen einzigen Täter versteift"
Auch Profiler Axel Petermann zählte schon früh zu denjenigen, die sich über eine „sehr einseitige Ermittlungsrichtung“ der Berliner Beamten wunderten. Die Fokussierung des Verdachts auf den Schwager sei „zwar durchaus nachvollziehbar und bot sich zunächst auch an“, sagt Petermann zu FOCUS Online. Denn aus gesammelten Informationen ergäbe sich oft eine Spur und eine Theorie, die man dann schwerpunktmäßig verfolge. Wenn der Verdacht besonders stark ist, passiere es immer wieder, dass man sich sehr auf eine Theorie versteife, weil man den Verdacht natürlich erhärten und einen möglichen Täter überführen wolle. "Nur hat das manchmal eben leider auch zur Folge, dass andere, zunächst weniger plausibel erscheinende Theorien für einen angenommenen Mord dann einfach automatisch vernachlässigt werden", so Petermann. In der Kognitionspsychologie gibt es sogar einen Begriff dafür: Bestätigungsfehler. Er umschreibt die Neigung, Information so auszuwählen und zu vertiefen, dass die eignen Erwartungen erfüllt werden.

Wenn die Mordkommission wie im Fall von Rebecca aber öffentlich bekannt gegeben habe, dass Rebecca das Haus des Schwagers nicht mehr lebend verlassen haben kann, „dann wundert es schon, dass die Ermittler ganz offenbar außer Indizien nichts weiter in der Hand haben.“ Dies deute darauf hin, dass sich die Mordkommission „viel zu sehr auf den Schwager als einzigen möglichen Täter versteift haben könnte“, glaubt der Fallanalytiker.

"Neues Team mit neuen Ansatz auf Fall Rebecca ansetzen"
Petermann hat selbst jahrelang bei der Kripo in Bremen gearbeitet. Zuerst als Ermittler „direkt auf der Spur“ in einzelnen Mordkommissionen, später dann als Fallanalytiker, der bereits zu den Akten gelegte ungelöste Fälle aus einem neuen Blickwinkel beleuchtet. Er versucht, die "Spur hinter der Spur" zu lesen: Bedürfnisse oder Motive, die Täter als Spuren am Tatort hinterlassen oder - wie im Fall von Rebecca - ein mögliches Opfer selbst. Und genau das ist, was der erfahrene Top-Profiler im Fall von Rebecca nun empfiehlt.

„Je mehr Zeit vergeht, desto unwahrscheinlicher wird es, dass die Mordkommission unter den noch nicht abgearbeiteten 2300 Hinweisen eine heiße Spur finden wird“, so Petermann. Wenn alle Hinweise abgearbeitet seien, werde der ungelöste Fall Rebecca vermutlich sofort zu einem Cold Case. „Es scheint mir an diesem Punkt sinnvoll, daher entweder als Mordkommission einen völlig neuen Ansatz zu verfolgen, ein völlig neues und bisher völlig in die Ermittlungen unbeteiligtes Team auf die Bewertung des Falles anzusetzen oder einen Fallanalytiker damit zu beauftragen, die Fakten und Hinweise unter völlig anderen Gesichtspunkten auszuwerten und Versionen zu bilden, was passiert sein kann - oder auch nicht.“

Rolle von Rebeccas Schwester Jessica völlig unklar
Rebeccas Familie, die nach wie vor von der Unschuld des Schwagers überzeugt ist, hatte die Polizei schon früh dafür kritisiert, zu halbherzig Hinweisen auf eine männliche Internetbekanntschaft nachgegangen zu sein, die Rebecca wenige Wochen vor ihrem Verschwinden gemacht haben soll. Ungewöhnlich sei laut Petermann auch, dass bislang so gut wie nichts über das Verhalten von Rebeccas Schwester Jessica bekanntgeworden sei. Die 27-Jährige hatte das Haus mit ihrer kleinen Tochter schon früh verlassen, ohne Rebecca, die wohl auf der Schlafzimmercouch übernachtet hatte, offenbar noch gesehen zu haben.

Makabres Beispiel für "Bestätigungsfehler" bei Polizeiarbeit
Wie sehr zu voreingenommene Ermittlungen manchmal den Blick für die Realität verstellen können, hat Petermann selbst bei der Mordkommission in Bremen erfahren. Als Beispiel nannte er einen Fall, bei dem die Ehefrau eines Polizisten verschwunden war. Durchaus kurios an dem Fall sei beispielsweise gewesen, dass nicht der Kollege selbst, sondern erst die Familie von dessen Ehefrau schließlich eine Vermisstenanzeige aufgegeben habe. Weil es sich jedoch um einen Kollegen handelte, habe man dessen Schilderungen, die Ehefrau sei mit einem anderen nach Mallorca durchgebrannt, von Anfang an „sehr großen Glauben“ geschenkt, so der Profiler.

Das änderte sich jedoch schlagartig, als durch einen Zufall wenige Wochen später die Leiche der Frau gefunden wurde. In ihrem Körper konnten größere Mengen Schlafmittel nachgewiesen werden. „Am Ende kam nach einer Fallanalyse heraus, dass der Fremdgänger unser Kollege war und die Frau aus Verzweiflung darüber eine größere Menge Tabletten genommen hatte, um Mitleid bei ihrem Mann zu erwecken und ihn vielleicht so zurückzugewinnen. Der hatte sie dann auch hilflos, aber noch lebend gefunden, die Situation jedoch ausgenutzt, sie getötet und anschließend in einen Müllsack gesteckt und in einen Wasserlauf geworfen.
https://www.focus.de/panorama/welt/15-ja...ofiler-axel-pet




Beliebteste Blog-Artikel:

Melden Sie sich an, um die Kommentarfunktion zu nutzen
Danke für Ihr Reinschauen und herzliche Grüße...
Xobor Xobor Blogs
Datenschutz