26.10.2019, 19:07 Uhr
Amazonas-Synode geht zu Ende: Streit über den Kurs der Kirche Die von Papst Franziskus einberufene Sondersynode zum Amazonas-Gebiet geht an diesem Wochenende zu Ende. Vermutlich wird das Abschlussdokument am Abend mit Vorschlägen präsentiert, die für die katholische Kirche weltweit von Bedeutung sind.
Yesica Patiachi kann richtig zornig werden. Die 31-jährige Lehrerin lebt im südperuanischen Regenwaldgebiet Madre de Dios und muss miterleben, wie ihr Lebensraum immer kleiner wird. Goldsucher, Erdölfirmen, Holzfäller - alle setzen dem indigenen Volk der Harakbut immer mehr zu. "Wir indigenen Völker leben in sehr aufgewühlten Zeiten. Wir sind Töchter und Söhne des Waldes und wir sind hierhergekommen, um dem Papst zu sagen, dass das Amazonasgebiet zerstört wird", sagt die Lehrerin.
Yesica Patiachi nimmt an dieser Synode in Rom auf Einladung des Papstes teil. Von der Kirche erwartet sie, dass ihr Hilfeschrei nicht nur gehört wird, sondern dass nun, am Ende dieser Versammlung, konkrete Ergebnisse stehen: "Dass die Kirche Anklage erhebt, wenn Verbrechen gegen die Menschlichkeit wie Menschenhandel, begangen werden. Und dass sie politisch Einfluss nimmt über Menschenrechtsorganisationen, wenn Indigene umgebracht werden, weil sie sich für ihr Land einsetzen."
Den Märtyrern Amazoniens begegnet man in diesen Tagen in Rom an vielen Orten, auch in einer kleinen Kirche am Vatikan hängen ihre Bilder. Darunter befinden sich meist Gegenstände der indigenen Kultur. Zum Beispiel ein kleines Kanu. Bis vor wenigen Tagen standen hier auch Figuren der "Pachamama", das ist eine Frauenstatue, die für Indigene die "Mutter Erde" symbolisiert und die während dieser Synode zum Feindbild konservativer Katholiken wurde.
Massive und teils unsachliche Kritik der konservativen Kräfte Der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, sagte im Interview mit dem amerikanischen Fernsehsender EWTN: "Da gab es eine Art Anbetung von hölzernen Götzenbildern. Das widerspricht dem 1. Gebot: Du sollst keine anderen Götter neben mir haben."
Diebe, die die indigenen Statuen gestohlen und in den Tiber geworfen hatten, sahen das offenbar ähnlich. Die Carabinieri haben mittlerweile die Figuren wieder aus dem Fluss geborgen, und der Papst entschuldigte sich in der Synode für die Tat: "Als Bischof der Diözese Rom bitte ich die Personen, die durch diese Geste beleidigt wurden, um Verzeihung." Papst Franziskus
Es wurde intensiv gestritten Yesica Patiachi bezeichnet das, was mit der Statue geschehen ist, als "Gipfel der Ignoranz": "Es bedeutet, nicht zu akzeptieren, dass es vielfältige Ausdrucksweisen gibt, wie eben die der 'Mutter Erde'."
In Rom geht eine Synode zu Ende, bei der vor allem außerhalb der Versammlungen intensiv gestritten wurde. Nicht unbedingt miteinander: Auch über die Medien wurden kirchenpolitische Konflikte ausgetragen. Die Priesterweihe für verheiratete Männer, mögliche Weiheämter für Frauen. Was davon Eingang findet in das Schlussdokument sei noch völlig offen, sagt die in Peru lebende Theologin Birgit Weiler.
"Es ist auch die Frage des Frauendiakonats auf den Tisch gekommen. Mit der Bitte, dass da weiter daran gearbeitet wird. Wir sind uns bewusst, dass das im Moment eine offene Frage ist. Die ist nicht nur von Frauen gekommen, sondern auch von Bischöfen des Amazonasgebiets in einer guten Zahl vorgetragen worden." Theologin Birgit Weiler Konservative Kräfte sehen ein Aufweichen der Kirchenpolitik als Ziel der Synode Für konservative Kritiker des Papstes und der Synode steht schon vor deren Ende fest, dass diese Versammlung nur einem Ziel diente: Eine kirchenpolitische Reform-Agenda auf den Weg zu bringen, und das nicht nur für das Amazonasgebiet, sondern für die gesamte Kirche
BR.de Drei Wochen lang tagte im Vatikan, die so genannte Amazonas-Synode. Ein wichtiges Thema dabei war der zunehmende Priestermangel in Südamerika.
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