In China beginnt 2020 für Christen mit neuer Repression – im Vatikan stellt man sich taub
CHINAS CHRISTEN HABEN SICH DER KOMMUNISTISCHEN PARTEI ZU UNTERWERFEN 3. Januar 2020 0
Burke - Hoffnung der Welt
Auf Chinas Katholiken rollt eine neue Repressionswelle zu – doch im Vatikan stellt man sich taub.
(Peking) Das Jahr 2020 beginnt in der kommunistischen Volksrepublik China mit neuen religionsfeindlichen Maßnahmen. Am 1. Februar treten antichristliche Bestimmungen in Kraft. Ab diesem Datum sind sämtliche Aktivitäten, Treffen, Versammlungen, Programme von Religionsgemeinschaften genehmigungspflichtig. Die Anträge um Genehmigung müssen beim zuständigen Amt für religiöse Angelegenheiten eingereicht werden.
Dabei handelt es sich nicht bloß um bürokratische Schikane und Streben nach totaler Überwachung: Die neuen Bestimmungen schreiben vor, daß sich die religiösen Gruppen verpflichten müssen, „die Grundsätze und Strategien der Kommunistischen Partei Chinas zu verbreiten“. Dies soll nicht nur die Aktivitäten selbst geschehen, sondern bereits durch die Rekrutierung des Personals und seine Ausbildung. Wie Wang Zhicheng bei AsiaNews schreibt, haben die religiösen Gruppen das vorgeschriebene Ziel zu verwirklichen, indem sie „religiöses Personal zur Unterstützung der Führung der Kommunistischen Partei Chinas“ ausbilden.
Auf die katholische Kirche bezogen, hätten demnach Seminaristen „zur Unterstützung der Führung der Kommunistischen Partei“ ausgebildet zu werden, um als Priester „die Grundsätze und Strategien der Kommunistischen Partei zu verbreiten“.
Kommunistische Symbole Das Regime spricht von „Verwaltungsmaßnahmen“, die am 30. Dezember über Xinhua, die offizielle Presseagentur der Pekinger Regierung, verlautbart wurden. Laut Agenturbericht handle es sich dabei um eine „Vervollständigung“ der vor zwei Jahren überarbeiteten und umgesetzten „Vorschriften über religiöse Angelegenheiten“. Diese bedeuteten teils massive Restriktionen religiöser Aktivitäten.
Der von Xinhua veröffentlichte Text der „Verwaltungsmaßnahmen für religiöse Gruppen“ besteht aus sechs Kapiteln mit 41 Artikeln. Sie befassen sich mit der Organisation, den Funktionen, den Ämtern, der Aufsicht, den Arbeitsplänen und der wirtschaftlichen Verwaltung der religiösen Gemeinschaften und Gruppen auf nationaler und lokaler Ebene. Jeder Aspekt im Leben von Religionsgemeinschaften – von der Ausbildung über jede Form der Kundgebung und der Aktivitäten bis zu jährlichen oder ständigen Projekten – unterliegt ab 1. Februar der Genehmigung durch die Abteilung für religiöse Angelegenheiten der Regierung. Zusätzlich zur umfassenden Kontrolle aller Aktivitäten muß das „religiöse Personal“ die vollständige Unterwerfung aller Mitglieder ihrer Gemeinden unter die Kommunistischen Partei Chinas „unterstützen, fördern und umsetzen“.
Artikel 5 beispielsweise verlangt, daß „religiöse Organisationen“ nicht nur „Verfassung, Gesetze, Verordnungen einhalten“, sondern auch, daß sie sich „an die Führung der Kommunistischen Partei Chinas halten“ und deren „Politik“. Vor allem werden alle religiösen Gruppen verpflichtet, „den Grundsatz der Unabhängigkeit und der Selbstverwaltung einzuhalten“. Das ist seit Jahrzehnten ein zentraler Punkt im Konflikt mit dem Vatikan. Unter „Unabhängigkeit und Selbstverwaltung“ versteht die KPCh, die 1958 von ihr gegründete Patriotische Vereinigung, mit der sie eine schismatische, von Rom losgelöste und regimehörige katholische Kirche in China errichtete.
Und nicht zuletzt verlangt das fünfte Kapitel von den religiösen Gruppen auch, „die Umsetzung der Werte des Sozialismus“.
Artikel 17 fordert:
„Religiöse Organisationen müssen die Grundsätze und Richtlinien der Kommunistischen Partei Chinas sowie die nationalen Gesetze, Vorschriften und Regeln an religiöses Personal und religiöse Staatsbürger weitergeben und religiöses Personal und religiöse Staatsbürger zur Unterstützung der Führung der Kommunistischen Partei Chinas ausbilden, indem sie das sozialistische System unterstützen und dem Weg des Sozialismus mit chinesischen Merkmalen folgen.“
AsiaNews zitiert einen chinesischen, katholischen Priester, der die Ankündigung wie folgt kommentierte:
„In der Praxis spielt die Religion keine Rolle mehr, ob jemand Buddhist, Taoist, Muslim oder Christ ist. Die einzige Religion, die erlaubt ist, ist der Glaube an die Kommunistische Partei Chinas.“
Ironisch möchte man anmerken, diese religionsfeindliche Repression müsse wohl das sein, was Kurienbischof Marcelo Sanchez Sorondo, der politische Arm von Papst Franziskus, die „beste“ Verwirklichung der kirchlichen Soziallehre sein, die er am 2. Februar 2018 dem kommunistischen Regime der Volksrepublik China attestierte. Sanchez Sorondo meinte allen Ernstes, die Kommunistische Partei mache „am meisten für das Allgemeinwohl“.
Chinas romtreue Untergrundkatholiken empörten sich über Sanchez Sorondo, dessen Abberufung aus seinen Ämtern im Vatikan gefordert wurde. Vergebens. Papst Franziskus hält seinen argentinischen Landsmann und engsten Vertrauten an seiner Seite.
Auch alle Warnungen von Kardinal Joseph Zen, emeritierter Bischof von Hong Kong und seit Jahren die Stimme der chinesischen Untergrundkirche, schlug Franziskus bisher in den Wind.
Ein grimmiger Blick und eine enttäuschte Frau Zum Jahresschluß am 31. Dezember ereignete sich auf dem Petersplatz in Rom ein Vorfall, der das Bild der neuen Ostpolitik des Vatikans ergänzt. Als Franziskus nach Vesper und Te Deum den traditionellen Besuch der großen Weihnachtskrippe auf dem Petersplatz absolvierte und lächelnd die anwesenden Gläubigen grüßte, suchte eine chinesische Katholikin seine Aufmerksamkeit. Die Frau bekreuzigte sich vorher, Zeichen, daß sie Mut suchte, um ihr Anliegen vorzubringen. Sie ergriff die Hand des Papstes und zog ihn zu sich. Der Grund: Ihre Verzweiflung über die China-Politik des Vatikans. Auf eine genaue Wiedergabe ihrer Worte und jener des Papstes soll verzichtet werden, da sie trotz kursierender Übersetzungen noch in keiner befriedigenden Form vollständig vorliegen.
Franziskus hörte jedenfalls nicht zu. Er schlug der Frau auf die Hand, damit sie die seine losläßt. Dumm-Medien, wie Deutschlands auflagenstärkste Zeitung, spielten die Szene zum bloßen „Groupi“-Vorfall herunter. Die Bemühung der Frau, die eben nicht der übliche Selfie-Grüß-Fan war, sondern ein Anliegen hatte, war dem überraschten Papst ein Ärgernis. Welche andere Möglichkeit aber hat ein Katholik, Franziskus ein Anliegen vorzubringen, das nicht auf Bergoglio-Linie ist?
In seiner Ansprache zuvor im Petersdom hatte Franziskus gesagt:
„Wir sind gerufen, den Anderen zu begegnen und auf ihre Existenz, auf ihren Schrei nach Hilfe zu hören. Zuhören ist bereits ein Akt der Liebe! Zeit für andere zu haben, miteinander zu sprechen, mit kontemplativem Blick die Gegenwart und das Handeln Gottes in ihrem Leben zu erkennen und das neue Leben des Evangeliums mehr mit Taten als mit Worten zu bezeugen, ist wirklich ein Liebesdienst, der die Realität verändert.“
Mit grimmigem Blick wandte sich Franziskus von der Chinesin ab, um – dann wieder lächelnd – sein Bad in der Menge fortzusetzen.
Die Enttäuschung stand der Frau ins Gesicht geschrieben.