Pater Gabriele Amorth Chef-Exorzist der katholischen Kirche gestorben 17. September 2016
Ein Portrait von Pater Gabriele Amorth. In der rechten Hand hält er ein Kruzifix vor die Kamera. (AFP)
Pater Gabriele Amorth, aufgenommen 2005 (AFP) Er war der bekannteste Exorzist der katholischen Kirche und hat nach eigenen Angaben mehr als 50.000 Teufelsaustreibungen durchgeführt: Pater Gabriele Amorth. Jetzt ist der Geistliche im Alter von 91 Jahren eines natürlichen Todes gestorben – in einem Krankenhaus in Rom.
Von 1986 bis 2000 war Amorth offizieller Exorzist des Bistums Rom. In dieser Zeit hat er nach eigenen Angaben mehr als 50.000 Teufelsaustreibungen gemacht. Mit Büchern, Interviews und Seminaren über Exorzismus hat sich Amorth auch außerhalb der Kirche weltweit einen Namen gemacht. 1994 gründete er die „Internationale Exorzisten-Vereinigung“ – die vor zwei Jahren auch vom Vatikan offiziell anerkannt wurde.
Nach eigenen Angaben sprach Amorth jeden Tag mit dem Teufel. Er selbst rede dann Latein, der Teufel antworte auf Italienisch, so Amorth in einem Interview mit dem britischen Sunday Telegraph im Jahr 2000.
In der katholischen Kirche hat der Exorzismus einen festen Platz – ist aber auch hochumstritten. Amorth hatte einen klaren Standpunkt dazu: Man könne die Realität des Bösen nicht leugnen. Wenn sich die Kirche davon verabschiede, überlasse sie das Feld Kartenlegern, Magiern und Sekten. Wohl auch deshalb bietet die römische päpstliche Hochschule inzwischen auch selbst Exorzismus-Kurse an.
So funktioniert Exorzismus Vermutlich ruft kein anderes Ritual so viel Befremden hervor wie Exorzismus. Das liegt natürlich auch an Hollywood. Das wohl bekannteste Beispiel ist der Horrorklassiker ‚Der Exorzist‘ aus dem Jahr 1973.
Szene aus dem Horrorfilm "Der Exorzist". Ein Mädchen im Nachthemd schwebt in einem Zimmer in der Luft, ein Priester macht beschwörende Gesten (imago stock&people) Szene aus dem Horrorfilm „Der Exorzist“ (1973) (imago stock&people)
Allgemein wird unter Exorzismus in vielen Religionen die rituelle Vertreibung böser Mächte und Geister aus Menschen, Tieren oder Gegenständen verstanden. Das Wort stammt vom griechischen Begriff ‚exorkismós‘ ab und bedeutet hinaus- oder wegbeschwören.
Zum Exorzismus gehören Gebete und bestimmte Segens- und Beschwörungsformeln, außerdem das Besprengen mit Weihwasser und das Handauflegen. In einfacher Form wird Exorzismus schon bei der Taufe vollzogen, da „die Taufe Zeichen der Befreiung von der Sünde und deren Anstifter, dem Teufel, ist“, wie der Katechismus der Katholischen Kirche erklärt (KKK 1237). Der sogenannte „Große Exorzismus“ darf laut Kirchenrecht nur nach Genehmigung des zuständigen Bischofs von einem geeigneten Priester vorgenommen werden.
Die Würzburger Historikerin Petra Ney-Hellmuth sagt jedoch, dass Exorzismen aber auch ohne kirchliche Genehmigung stattfänden. Wie viele es sind, lasse sich aber nur schwer schätzen.
Seit 1999 gibt es für den „Großen Exorzismus“ strengere Regelungen – die letzte Fassung war aus dem Jahr 1614. Die wichtigste Neuerung: Es wird zwischen „Besessenheit“ und „Geisteskrankheit“ unterschieden. Unter anderem muss ein Exorzist jetzt zum Beispiel sorgfältiger prüfen, ob jemand tatsächlich „besessen“ ist – oder ob das Ganze nicht doch eher ein Fall für einen Arzt oder Psychiater ist.
Teufelsaustreibungen in Deutschland Rituale gegen den Teufel sind laut Experten keine Seltenheit in Deutschland. Aktuell muss sich die Staatsanwaltschaft Frankfurt mit einem Fall auseinandersetzen, in der eine angebliche Teufelsaustreibung tödlich endete. Dabei sollen fünf Verwandte in einem Hotelzimmer eine Frau zu Tode geprügelt haben.
Der Journalist Marcus Wegner, der sich seit vielen Jahren mit Exorzismus befasst, geht davon aus, dass es vier bis fünf inoffizielle Exorzismen pro Tag in Deutschland gibt – „verteilt auf alle Religionen, Konfessionen und Abspaltungen.“
Körperverletzung gehöre normalerweise nicht zu einem exorzistischen Ritual, so Wegner. Allerdings gebe es auch solche Teufelsaustreibungen, bei denen massiv auf den vermeintlich Besessenen eingeschlagen werde. Solche Exorzisten rechtfertigten sich meist damit, dass sie nicht auf den Menschen, sondern auf den Teufel einschlagen würden.
(rm/tj)
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