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  • 02.03.2020 00:17 - Dramatischer Appell von Europas oberstem Katholiken "Hier zeigt sich, ob Europa noch christliche Wurzeln hat"
von esther10 in Kategorie Allgemein.

02.03.2020



Dramatischer Appell von Europas oberstem Katholiken
"Hier zeigt sich, ob Europa noch christliche Wurzeln hat"
Nach der von der Türkei verkündeten Öffnung der Grenze zur EU sind griechische Sicherheitskräfte erneut mit Blendgranaten und Tränengas gegen Migranten vorgegangen: Kardinal Hollerich mit einem dramatischen Appell an die Staatengemeinschaft.

DOMRADIO.DE: In Griechenland und Bulgarien gibt es Notsituationen mit den Flüchtlingen, die über die türkische Grenze kommen wollen. Sie haben gemeinsam mit anderen Kardinälen vor ein paar Wochen schon ein Schreiben an die EU-Kommission geschickt. Was muss da passieren? Wie muss die EU, wie muss Europa mit der Lage umgehen?

Jean-Claude Kardinal Hollerich SJ (Erzbischof von Luxemburg und Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft / COMECE): Wir sind abgestumpft in unseren Gefühlen. Unsere erste Reaktion ist nicht mehr christlich. Leute, die wegen der grausamen Kriegsgeschehen aus Syrien fliehen, werden nur als ein Problem für Europa empfunden und nicht mehr als notleidende Menschen aufgenommen. Da haben wir ein Problem in unserem Christsein, in unserem Menschsein. Ich schäme mich, wenn ich lese, dass Flüchtlinge als Problem abgestempelt werden. Wenn es heißt: Wie können wir uns vor den Flüchtlingen schützen?

Stellen Sie sich vor, beim guten Samariter würde das so enden? Das ist mein Problem. Als Christ kann ich damit nicht einverstanden sein. Und ich möchte auch die Worte von Papst Franziskus unterstreichen, der sich immer wieder für die Aufnahme von diesen Menschen ausspricht. Das sind Menschen, das sind Kinder. Das sind sehr oft kranke Leute. Das sind Leute, die Hilfe brauchen. Und wenn wir nur mit Tränengas und mit Waffengewalt auf diese Not reagieren, haben wir einen großen Teil unserer Christlichkeit in Europa verloren.

DOMRADIO.DE: Wie wäre denn die Alternative, damit umzugehen? Es gibt ja die Idee, direkt die Leute zu verteilen, die über die Grenze kommen, denn Grenzen dicht zu machen, sagen Sie, ist nicht die Lösung.

Hollerich: Wir müssen den Griechen helfen! Ich verstehe zum Teil die Wut der Bürger auf Lesbos, wo die Zahl der Flüchtlinge fast größer ist als die der Einwohner. Da leben Flüchtlinge in so erbärmlichen Bedingungen, dass auch Aggressivität entsteht.

Wir können Flüchtlinge aufnehmen! Die Gemeinschaft Sant'Egidio hat uns das vorgemacht, wie das geht: Dadurch, dass wir humanitäre Korridore schaffen und dass unsere Pfarreien, unsere Diözesen Flüchtlinge aufnehmen. Da sehe ich große Vorteile. Erstens werden die Ärmsten ausgewählt, die kommen, nicht die Stärksten, nicht die Finanzstärksten, die sich durchschlagen bis zu uns. Dann werden Leute von Gemeinschaften aufgenommen. Und die Leute integrieren sich dann sehr schnell. Eigentlich alle Flüchtlinge, die über diesen Weg nach Italien gekommen waren, haben sich sehr, sehr gut integriert. Wir müssen unsere Gemeinden und unsere Herzen mehr öffnen, um Länder wie Griechenland zu entlasten.

DOMRADIO.DE: Welche Rolle spielt denn der Vatikan?

Hollerich: Der Heilige Stuhl tritt immer für die Ärmsten der Armen ein. Und das sind in diesem Falle die Flüchtlinge. Das sind keine Profiteure. Das sind keine Leute, die aus Profitgier ihr Land verlassen und diese Strapazen auf sich nehmen. Das sind Menschen in großer Not. Ich habe so viele Menschen in Not gesehen. Als Christen, das ist auch die Position des Heiligen Stuhls, können wir nicht unsere Ohren und unsere Augen vor der Not dieser Leute verschließen. Darin zeigt sich eigentlich, ob Europa noch christliche Wurzeln hat oder nicht. Wenn wir nicht mehr fähig sind, Leute in größter Not aufzunehmen, dann soll man bitte den Diskurs über die christlichen Wurzeln Europas nicht mehr führen.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.
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Tränengas gegen Migranten
Nach der von der Türkei verkündeten Öffnung der Grenze zur EU sind griechische Sicherheitskräfte erneut mit Blendgranaten und Tränengas gegen Hunderte Migranten vorgegangen. Diese hatten versucht, die Grenze bei Kastanies zu passieren und nach Griechenland und damit in die EU zu gelangen, wie das griechische Staatsfernsehen (ERT) berichtete. Die europäische Krisendiplomatie läuft angesichts der Entwicklung auf Hochtouren.

An diesem Dienstag wollen sich die Spitzen der EU ein eigenes Bild vom Geschehen an der Grenze machen. Nach UN-Angaben harren rund 13 000 Migranten bei Kälte auf der türkischen Grenzseite zu Griechenland aus. Viele wollen weiterziehen, etliche nannten im Fernsehen Deutschland als Ziel.

Der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis teilte mit, er werde am Dienstag EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, EU-Ratschef Charles Michel und Europaparlamentspräsident David Sassoli an der griechischen Landgrenze zur Türkei treffen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wollte noch am Montag mit Bundeskanzlerin Angela Merkel telefonieren. Am Abend war ein Treffen Erdogans mit Bulgariens Regierungschef Boiko Borissow in Ankara geplant.

Die griechischen Sicherheitsbehörden versuchen, einen neuen Migrantenzustrom aus der Türkei zu stoppen. In den vergangenen 24 Stunden seien 9877 Menschen daran gehindert worden, aus der Türkei auf dem Landweg nach Griechenland zu kommen, hieß es am Montag aus dem Büro von Regierungssprecher Stelios Petsas. Am Grenzübergang von Kastanies am Grenzfluss Evros kam es nach einer ruhigen Nacht am Vormittag erneut zu Ausschreitungen. Die europäische Grenzschutzagentur Frontex will rasch auf das Hilfeersuchen Griechenlands wegen der Vielzahl von Flüchtlingen aus der Türkei reagieren. (dpa, 02.03.2020)
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https://www.domradio.de/themen/fluechtli...6727839-0-18113



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