Die Herausforderung
Über die Köpfe der Menge hin rief einer mit lauter Stimme und im Brustton der Überzeugung: "Sie bekommen keine Antwort auf Ihre Gebete. Das ist alles nur Einbildung! Lassen sie sich doch nichts vormachen! Etwas mehr gesunden Menschenverstand! Es gibt kein Jenseits. Mit dem Tod ist alles aus!" Es war in den Anlagen einer belebten Stadt. Der Sprecher dieser Worte stand auf dem Sockel eines großen Denkmals. Er hatte eine ausgezeichnete Rednergabe und verstand es, die Leute zu überzeugen. Viele Männer und Frauen waren stehen geblieben und hörten ihm zu. Eindringlich versuchte er zu beweisen, dass Gott nicht existiere und das Gebet unwirksam sei. Er schloss mit der Erklärung, dass er gern bereit wäre, über diese Frage mit einem der Zuhörer zu diskutieren, der sich dazu bereit fände. Sogleich bahnte sich ein Mann den Weg zum Redner empor und sagte: "Ich nehme die Herausforderung an." Die Leute beeilten sich, diesem Verteidiger des Gebets Platz zu machen, und im nächsten Augenblick befand auch er sich auf den Stufen des Denkmals, gegenüber einer erwartungsvollen Menge. Er war von großer Gestalt und gut gekleidet. Aber er war kein Redner und hatte nicht die imponierende und selbstbewusste Haltung seines Gegners. Einen Augenblick betrachtete er die vielen Gesichter, die ungeduldig darauf warteten, dass er die Diskussion eröffne. Schweißperlen standen auf seinem Gesicht, als er seine Rede begann. "Liebe Freunde", rief er, "ich bin nicht gewohnt, öffentlich zu reden. Ich bin auch nicht mit der Absicht zu diesem Treffen gekommen, das Wort zu ergreifen, was auch immer dieser Herr sagen würde. Als er aber die Wirksamkeit des Gebets leugnete und aufforderte, man solle ihm das Gegenteil beweisen, sah ich mich veranlasst, hierzu Stellung zu nehmen." Die Zuhörer klatschten Beifall zu dieser bescheidenen und freimütigen Einleitung. Er fuhr fort: "Sie sehen einen Mann vor sich, der einst zu den Elendsten dieser Stadt zählte. Ich war ein Trinker, ein Spieler, einer der seine Frau schlug, kurz, ein Rohling. Meine Frau und mein Kind fürchteten sich, wenn sie meine Tritte hörten. Aber so schlecht und verdorben ich auch war, hatte meine Frau, ohne dass ich es wusste, seit Jahren für mich gebetet und auch mein Kind gelehrt, dasselbe für mich zu tun. Eines Abends kehrte ich unvorhergesehen, etwas früher als sonst nach Hause zurück und - zufällig nüchtern. Als ich die Tür öffnete, war meine Frau eben die Treppe hinaufgegangen um die Kleine ins Bett zu legen. Ich verhielt mich ganz still und lauschte... Mein Kind betete für mich: Lieber Herr, errette meinen lieben Papa! Errette meinen lieben Papa, Herr! Lieber Herr Jesus errette meinen lieben Papa! Und während es in seiner kindlich einfachen Sprache betete, hörte ich meine Frau mit einem Schluchzen in der Kehle sagen: Herr Jesus, antworte auf sein Gebet! Sie wussten nicht, dass ich zuhörte. Lautlos verließ ich wieder das Haus. Was ich eben gehört, hatte einen tiefen Eindruck auf mich gemacht. Das Gebet meines kleinen Töchterchens tönte noch in meinen Ohren: Lieber Herr Jesus, errette meinen lieben Papa...! War ich denn noch lieb für das Kind? Ich weiß nicht, ob es jemals einen Kuss von mir bekommen hatte. Meine Kehle schnürte sich zu. Tränen füllten meine Augen, und ich rief mit lauter Stimme: "Herr, hilf mir, Herr, antworte auf das Gebet meines Kindes!" Und Er hat es getan.
Heute nehme ich zu Hause meinen Platz in anderer Weise ein. Meine Vergangenheit ist durch das Blut Christi ausgewischt. Finden sie nicht auch, es wäre feige gewesen, wenn ich hier geschwiegen hätte? Kann ich etwas anderes tun als glauben, dass es einen Gott gibt, der nicht nur die Gebete hört, sondern sie auch erhört?" Der Atheist antwortete nichts. Still gingen die Leute, einige von ihnen zu Tränen gerührt, auseinander.
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