Das Wesentliche ist das Gebet von S.E. Erzbischof Ramzi Garmou (Iran)
„Wenn die Sendung der Kirche nicht im Gebet verwurzelt ist und von diesem genährt wird, kann sie keine Früchte tragen und ist dazu verurteilt, zu verdorren wie ein Baum ohne Wasser.“
Welche Fragen sind entscheidend für die Zukunft unserer Kirchen in Nahost? Bei der letzten Bischofssynode habe ich zwei davon herausgestellt, auf die ich nun noch einmal zurückkommen möchte. Ich hatte zunächst auf die Gefahr hingewiesen, dass unsere Kirchen zu ethnischen, nationalistischen Kirchen werden, dass sie sich zu sehr auf sich selbst konzentrieren aus Angst, nur ja nicht ihre Kultur, Sprache und Brauchtümer einzubüßen, was sie natürlich letztendlich ihren missionarischen Sinn verlieren ließe.
Der zweite Punkt betraf das kontemplative und monastische Leben.
Es ist bekannt, dass diese Form christlichen Lebens aus dem Orient kommt – aus Ägypten, Mesopotamien, Persien –, und dass sie dann an den Westen weitergegeben wurde.
Im Iran gab es zu gewissen Zeiten Hunderte von Klöstern. Und wenn die heute assyrisch-chaldäisch genannte Kirche des Orients zwischen dem 4. und dem 13. Jahrhundert das Evangelium sogar in so entlegenen Ländern wie China, der Mongolei, Indien usw. verkünden konnte, dann war das dank jener Klöster möglich, in denen ein intensives Gebetsleben gepflegt wurde. Wenn die Sendung der Kirche nicht im Gebet verwurzelt ist und von diesem genährt wird, kann sie keine Früchte tragen, ist dazu verurteilt, zu verdorren wie ein Baum ohne Wasser.
Heute müssen wir in den Ländern des Orients leider mit ansehen, wie diese Form des Gebets und des christlichen Lebens immer mehr verschwindet.
Der Hauptgrund für diesen schmerzlichen Umstand ist meiner Meinung nach in der Schwächung des Glaubens zu suchen; darin, dass man oft anderen Dingen den Vorrang gibt und das Gebet in den Hintergrund stellt. Die Gefahr eines übertriebenen Schaffensdrangs droht auch den in der Pastoral Tätigen. So kommt es, dass wir das Wesentliche unserer Sendung vergessen und zu viel Zeit mit Dingen vergeuden, die eigentlich zweitrangig sind. Rufen wir uns den Evangeliumsbericht von Martha und Maria in Erinnerung. Jesus selbst sagt, dass sich Maria, die zu seinen Füßen sitzt und seinen Worten lauscht, den besseren Teil ausgesucht, sich für das Wesentliche entschieden hat.
Das Evangelium berichtet uns, wie viel Zeit Jesus dem Gebet gewidmet hat. Wenn er sich in die Einsamkeit zurückziehen wollte, um zu beten, entfernte er sich von den Menschenmengen, die gekommen waren, um seinen Worten zu lauschen.
Er betete oft nächtelang… Jesus bittet uns nicht, viel zu tun; er will nur, dass wir das Wesentliche tun.
Seelsorge und Gebet ergänzen einander. Beide sind notwendig, damit die Mission Früchte tragen kann, und damit es bleibende Früchte sind. Ich hoffe, dass wir mit Hilfe des Heiligen Geistes in unseren Kirchen diese Form christlichen und kirchlichen Lebens wiederentdecken, dass es uns gelingen wird, dieses so dringende und konkrete Bedürfnis zu befriedigen.
(...)
Das Evangelium gemahnt uns daran, dass Verfolgung und Martyrium zum christlichen Leben und zur Sendung der Kirche gehören. Der Heilige Geist, Geist des Mutes und der Kraft, gebe, dass wir in der Lage sind, unsere Brüder und Schwestern aufzunehmen, die die Kirche, den mystischen Leib Christi, durch das Zeugnis ihres Lebens stärken.
Quelle: 30giorni Nr. 12 - 2010 "Das Wesentliche ist das Gebet", Ramzi Garmou, Erzbischof vonTeheran der Chaldäer und Vorsitzender der iranischen Bischofskonferenz. - Internet-Link ==> http://www.30giorni.it/articoli_id_23542_l5.htm
(PH)
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