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  • 21.02.2013 09:03 - DAS BITTGEBET
von Hildegard Maria in Kategorie Allgemein.

FASTENZEIT
1. WOCHE - DONNERSTAG

9

DAS BITTGEBET

Bitten und Danken: zwei Grundhaltungen unseres Lebens. Sie prägen auch unser Gebet.
Das Bittgebet soll von Demut und Beharrlichkeit getragen sein.
Gottes Vorsehung und Bittgebet. Das Gebet anderer für uns und unser Gebet für sie.

I. Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; wer anklopft, dem wird geöffnet1.

Wir sind Bedürftige. Jeden Tag bitten wir andere Menschen um etwas. Dies ist durchaus nicht demütigend, eher eine Bereicherung. Denn unsere Bitten lassen uns am eigenen Leibe spüren, daß wir auf andere Menschen angewiesen sind. Das Gegenteil wäre ein Leben in Einsamkeit und arroganter Selbstgenügsamkeit. Bitten und Geben gehören zu unserem Leben. Wir bitten um etwas, und wir erkennen dadurch unsere Bedürftigkeit an. Wir geben etwas und lernen dadurch gottgeschenkte Reichtümer schätzen, die wir sonst womöglich nicht bemerkt hätten.

Auch unser Verhältnis zu Gott ist auf Bitten und Geben aufgebaut, dabei heißt Geben an erster Stelle: Danksagen. Das Bittgebet ist eine Einübung in Demut. Spontan richtet es sich an einen Gott, den Jesus uns als liebenden Vater verkündet: Oder ist einer unter euch, der seinem Sohn einen Stein gibt, wenn er um Brot bittet? (...) Wieviel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten.2

Es darf uns nicht überraschen, daß sich in unser Beten Egoismus, Hochmut, Habsucht oder Neid einschleichen können. Denn auch beim Beten bedürfen wir der Läuterung. Deswegen werden wir die wahren Absichten überprüfen, die hinter unseren Bitten stehen. Wir werden den Herrn im Innersten unserer Seele fragen, ob das, worum wir gebeten haben, hilfreich ist, damit unsere Liebe zu ihm wächst und unsere Treue fester wird. Und nicht selten wird uns eine Angelegenheit, die wir für lebenswichtig hielten, nach dem Gebet als recht unwichtig vorkommen. Auch solche Erfahrungen können uns helfen, unseren Willen mit dem Willen des Herrn in Übereinstimmung zu bringen.

Es ist gut, den Herrn um Genesung von einer Krankheit zu bitten. Aber gleichzeitig werden wir ihn auch bitten, uns mit seiner Gnade zu stärken, damit wir geduldig die Schmerzen ertragen, falls sein Wille - geheimnisvoll und unergründlich für uns, aber Ausdruck väterlicher Liebe - es anders bestimmt und wir zu ahnen beginnen, daß aus dem Leid Gutes für uns, für die Kirche, für die Menschen erwachsen wird.

Dies ist die wichtigste Voraussetzung für ein fruchtbares Gebet: daß wir unseren eigenen Willen mit dem Willen des Herrn in Einklang bringen: Doch nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen3. Jedesmal, wenn uns das gelingt, tun wir einen bedeutenden Schritt hin zur Demut. Gelegentlich läßt der Herr Dinge zu, die unseren Zielen entgegenstehen und die wir nicht verstehen können. Erst später erkennen wir vielleicht, daß sie von Nutzen waren.

»Gewiß werdet ihr mit mir übereinstimmen, daß, wenn wir von Gott etwas nicht erhalten, worum wir gebeten haben, dies daran liegt, daß wir nicht mit ausreichendem Glauben beten, daß unser Herz nicht rein genug, unser Vertrauen zu gering ist oder daß wir nicht so im Gebet verharren, wie es sich ziemt. Niemals hat Gott denen etwas abgeschlagen, die ihn in gebührender Weise um etwas gebeten haben.«4

II. Heute betrachten wir einige Stellen aus dem Evangelium. Dies mit dem Wunsch, unsere Bittgebete möchten einfacher, aufrichtiger, ergebener werden. Denn in unserem Leben geht es nicht um einen selbstgebastelten Entwurf, sondern um die Verwirklichung dessen, was Gott will.

Das Evangelium gibt uns zahlreiche Beispiele für ein demütiges, ausdauerndes Beten. Bei Matthäus5 lesen wir, wie Jesus sich in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurückzieht. Wahrscheinlich will der Herr einige Tage allein mit seinen Aposteln sein, damit sie sich in seiner Nähe entspannen können. Da kam eine kananäische Frau aus jener Gegend zu ihm - eine Heidin also. Sie will etwas vom Herrn und redet hartnäckig auf ihn ein. Jesus aber gab ihr keine Antwort.

Nun verwenden sich die Jünger für sie, wenn auch nur aus recht menschlichen Gründen: Sie schreit hinter uns her, entrüsten sie sich. Jesus bricht schließlich sein Schweigen: Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt. Nach dem göttlichen Heilsratschluß sollte die Verkündigung der Frohen Botschaft im auserwählten Volk beginnen und erst dann alle Menschen - bis an die Grenzen der Erde6 - erreichen.

Wahrscheinlich ermißt die heidnische Frau die tiefere Bedeutung der Worte des Herrn nicht. Doch da sie in Not ist, weiß sie, was sie will, und sie weiß, daß sie es von Jesus erreichen kann. Sie läßt sich folglich durch die Ablehnung nicht entmutigen: Sie fiel vor ihm nieder und sagte: Herr, hilf mir!

Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen. Mit den »Kindern« ist das Volk Israel, gemeint, dem sie ja selbst nicht angehört. Die Stunde der Heiden wird bald kommen, aber sie ist noch nicht da.

Die Frau harrt aus in ihrem Bitten, ihr Glaube wird noch stärker und gibt ihr den Mut, sich zu den Worten zu erkühnen: Ja, du hast recht, Herr! Aber selbst die Hunde bekommen von den Brotresten, die vom Tisch ihrer Herren fallen.

Glaube, Demut, Ausdauer erkämpfen sich das Wohlwollen des Herrn: Frau, dein Glaube ist groß. Was du willst, soll geschehen. Der Evangelist schließt den Bericht mit den Worten: Von dieser Stunde an war ihre Tochter geheilt.

Der Herr vernimmt unsere Bitten auch dann, wenn er zu schweigen scheint. Immer können wir davon ausgehen, daß, wenn er schweigt, wir durch unser Bittgebet innerlich wachsen sollen: an Demut, an Glaube, an Hoffnung. Herr, hilf mir! - ein herrliches Stoßgebet zur Zeit der Not.

Ein oberflächliches Bitten genügt jedoch nicht. Es muß ein Bitten sein, das in der Tiefe des Glaubens und der Demut grundgelegt ist und deshalb einen langen Atem hat. Viel vermag das inständige Gebet eines Gerechten8, heißt es im Jakobusbrief.

Bittet, dann wird euch gegeben (...); klopft an, dann wird euch geöffnet. Bitten wir also für die eigenen Anliegen und Nöte, für die Anliegen und Nöte von Menschen, die uns nahestehen ... wievieles kommt uns jetzt in den Sinn! Der Herr kennt unsere Bedürftigkeit. Und »die Vorsehung Gottes (...) setzt das Mitgehen des Menschen voraus, der sich Gottes Fürsorge anvertraut.«!9

III. Alles, worum ihr betet und bittet - glaubt nur, daß ihr es schon erhalten habt, dann wird es euch zuteil.10 Aber manchmal bitten wir voll Vertrauen um etwas, und der Herr gewährt es uns nicht. Wie ist es dann mit seiner Verheißung? »Im Licht der sehr klaren Aussage Jesu müssen wir antworten: Gott erhört jedes Gebet in einer all unser Hoffen übertreffenden Weise. Wenn er deshalb ein Gebet nicht in der Weise erhört, wie wir es wünschen, dann deshalb, weil dieser Wunsch noch nicht unserem wahren Besten entspricht. Der heilige Augustinus drückt diesen Gedanken so aus: >Gut ist Gott, der oftmals nicht gibt, was wir wollen, auf daß er uns gebe, was wir lieber wollen sollten<. Die heilige Theresia von Lisieux sagt deshalb: >Und wenn du mich nicht erhörst, liebe ich dich noch mehr<«11.

Um die Eindringlichkeit unseres Gebetes zu verstärken, kann es gut sein, andere Menschen - besonders solche, von denen wir annehmen dürfen, daß sie Gott sehr nahestehen - um ihr Gebet zu bitten. Wir haben hier das schöne Beispiel des Hauptmanns von Kafarnaum: Er sandte einige von den jüdischen Ältesten zu Jesus mit der Bitte, zu kommen und seinen Diener zu retten..12 Die Freunde erfüllten ihren Auftrag aufs beste: Er verdient es, sagten sie, daß du seine Bitte erfüllst. Der Herr erhörte die Fürsprache der Freunde.

»Der Christ hat nicht nur den Auftrag, für sich selbst zu beten; betend wird er zur Stimme der Kirche in der ganzen Welt. Es ist gut, wenn wir uns im großen Chor der Beter wissen.«13 Das Gebet für andere läßt das Herz weit werden. Und das Gebet anderer Menschen für uns wird uns gelegentlich begreifen helfen, daß Gott andere Maßstäbe hat als wir Menschen. Deshalb heißt es, daß »nach dem Gebet des Priesters und dem der gottgeweihten Jungfrauen Gott das Gebet der Kinder und der Kranken am wohlgefälligsten ist«14»In einem alten Gebet der Kirche werden wir an die Fürsprache Mariens, der Mutter Gottes und unserer Mutter, erinnert. Dort heißt es: »Gedenke, gütigste Jungfrau Maria, man hat es noch niemals gehört, daß jemand, der zu dir seine Zuflucht nahm, deine Hilfe anrief, um deine Fürsprache flehte, von dir verlassen worden sei. Von solchem Vertrauen beseelt, nehme ich meine Zuflucht zu dir, Mutter...«15»

1 Evangelium der Messe vom Tage, Mt 7,7-12. - 2 Mt 7,9.11. - 3 Lk 22,42. - 4 Pfarrer von Ars, Predigt über das Gebet. - 5 Mt 15,21-28. - 6 Apg 1,8. - 7 vgl. Ex 4,23; Jes 1,2; Jer 31,20; Hos 11,1; etc. - 8 Jak 5,16. - 9 Katholischer Erwachsenen-Katechismus, Bonn 1985, S.104. - 10 Mk 11,24. - 11 Katholischer Erwachsenen-Katechismus, Bonn 1985, S.105. - 12 Lk 7,3. - 13 Gotteslob S.18. - 14 J. Escrivá, Der Weg, Nr. 98. - 15 Bernhard von Clairvaux, Gebet Memorare.



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