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  • 25.02.2013 20:39 - DAS GEWISSEN: LICHT DER SEELE[/
von Hildegard Maria in Kategorie Allgemein.

FASTENZEIT
2. WOCHE - MONTAG

13

DAS GEWISSEN: LICHT DER SEELE


Unser Leben im Licht des Gewissens.
Das wohlgebildete Gewissen: Einheit von Lehre und Leben.
Die Klarheit des Gewissens als Wegweiser für andere.

I. Verhärtet euer Herz nicht, wenn ihr seine Stimme hört1, ist der beständige Ruf der Liturgie in dieser Fastenzeit.

»Unser Gebet will während dieser Fastenzeit das Gewissen wecken, es für die Stimme Gottes empfänglich machen. Verhärtet euer Herz nicht, sagt der Psalmist. Der Tod des Gewissens, die Gleichgültigkeit gegenüber Gut und Böse und seine Verirrungen sind in der Tat eine große Gefahr für den Menschen. Indirekt sind sie auch eine Gefahr für die ganze Gesellschaft, denn letzten Endes hängt der moralische Stand einer Gesellschaft vom persönlichen Gewissen des einzelnen ab.«2 Das Gewissen ist das Licht der Seele, das im Innersten des Menschen leuchtet; wenn dieses Licht erlischt, bleibt der Mensch im Dunkeln und läuft Gefahr, sich und anderen großen Schaden zuzufügen.

Dein Auge gibt dem Körper Licht3, sagt der Herr. Das Gewissen gibt der Seele Licht, es erhellt, wenn es wohlgebildet ist, den Weg zu Gott. Auch wenn der Mensch einmal stolpern und stürzen sollte, vermag er sich wieder zu erheben und weiterzugehen. Wer aber zugelassen hat, daß sein inneres Empfinden für die Dinge Gottes stumpf geworden oder gar erstorben ist, geht leicht in die Irre. Und könnte einem Menschen in diesem Leben ein größeres Unglück widerfahren? Weh denen, die das Böse gut und das Gute böse nennen, sagt der Prophet Jesaja, die die Finsternis zum Licht und das Licht zur Finsternis machen, die das Bittere süß und das Süße bitter machen.4

Wir können die Aufgabe des Gewissens in unserem Leben mit der des Auges vergleichen. Wenn dein Auge gesund ist, dann wird auch dein ganzer Körper hell sein. Wenn es aber krank ist, dann wir dein Körper finster sein. Achte also darauf, daß in dir nicht Finsternis statt Licht ist.5 Das gesunde Auge sieht die Dinge unverfälscht, so wie sie sind. Ein krankes Auge dagegen sieht nichts oder liefert ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit. Der Sehende wird getäuscht, er nimmt an, die Dinge seien so, wie sein krankes Auge sie ihm vorstellt.

Eine Fehleinschätzung in einer alltäglichen Kleinigkeit kann schwerwiegende Folgen haben. Und was erst, wenn es um alles geht?

Wenn wir das Glaubensgut nicht kontinuierlich vertiefen, muß unser Gewissen stumpf und lasch werden. Um so leichter können dann Hochmut, Trägheit oder unbeherrschte Sinnlichkeit den Willen in die Irre führen. Als der Herr einmal über die fehlende Aufnahmefähigkeit der Juden für seine Botschaft klagt, betont er, daß sie sich willentlich so entschieden haben - sie wollen nicht glauben6. Nicht unverschuldete Schwierigkeiten sind also das Hindernis, sondern eine bewußte Ablehnung. Warum versteht ihr nicht, was ich sage? Weil ihr nicht imstande seid, mein Wort zu hören.7

Der Impuls der Leidenschaften, gefolgt von mangelnder Aufrichtigkeit gegen sich selbst, vermag das Denken so zu steuern, bis es mit dem übereinstimmt, was man nicht aufzugeben bereit ist - das kann eine bestimmte Lebenseinstellung oder eine schlechte Gewohnheit sein. Es fehlt dann am guten Willen, das Herz verhärtet sich, und das verkümmerte Gewissen vermag wie ein schadhafter Kompaß, der in die Irre führt, nicht mehr zu orientieren.

Umgekehrt ist es, wenn das Gewissen auf Gott hört: »Etwas wankt da, wenn ich versage; wird gefährdet, zerrissen. Überwinde ich aber, dann wächst etwas sehr Tiefes, etwas Heilig-Lebendiges. In solchen Forderungen ist mehr gegenwärtig als bloßes >Sittengesetz<. Gott ist darin nahe. Und im Maße das Gewissen nicht nur wach, sondern fromm wird, im selben Maße gibt sich alles sittliche Sollen als Drängen des heiligen Gottes kund. Der Lebendige Gott spricht in der Stimme des Gewissens. Die Entscheidungsbewegung aus dem Gewissen heraus ist eine Bewegung in Gott hinein. Das Tun, welches das Gewissen fordert, ist heiliges Tun; ist ein Raumgeben für das Verlangen Gottes, der in unser Dasein eintreten will.«8

II. Das erleuchtete Gewissen verdankt sich nicht sich selbst, sondern Gott. Ich bin das Licht der Welt, hat Christus gesagt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen9. Sein Licht erleuchtet unser Gewissen, ja es vermag uns selbst in Licht zu verwandeln, das anderen Menschen den Weg erhellt: Ihr seid das Licht der Welt10. Der Herr stellt uns Christen mitten in die Welt, damit wir unseren Mitmenschen auf ihrem Lebenswege Licht sein können. Dazu müssen wir wissen, wo die Grenzen liegen, jenseits derer die menschliche Würde und die christliche Moral verletzt werden. Wir brauchen Klarheit über das Gute, das wir tun können, damit wir es auch tun, und über das Böse, damit wir es unterlassen. Auch die mutige Anerkennung eines Fehlers, der vielleicht nach Entschuldigung und Wiedergutmachung ruft, gehört dazu. Die Hausfrau wird sich im Gebet fragen, ob sie ihre Pflichten im Bewußtsein erfüllt, daß sie sich bei der Hausarbeit heiligt, ob sie es versteht, die schlechte Laune nicht bei anderen abzureagieren, ob sie den Kindern und dem Ehemann die nötige Zeit widmet ... Der Unternehmer wird sich fragen, ob er die Soziallehre der Kirche wirklich kennt.

Das christliche Leben wird dichter und reicher, wenn jemand bemüht ist, in den Dingen des Alltags die Lehren, die der Herr uns durch seine Kirche gibt, in die Tat umzusetzen. Nur so gewinnt sie ihre ganze Wirkkraft. Es entsteht eine Einheit von Lehre und Leben als Folge eines reifen Gewissens.

Wir brauchen ein ehrliches und feinfühliges Gewissen, das mit Leichtigkeit die Stimme Gottes aus den Dingen des Alltags heraushört. Sich in der Moral auszukennen und das Bemühen, die christlichen Tugenden, in Einheit von Lehre und Leben, zu üben, sind die zwei entscheidenden Aspekte der Gewissensbildung. Tritt einmal eine schwer durchschaubare Situation auf, bedenken wir sie zuerst einmal selbst in der Gegenwart Gottes und holen uns dann - wenn nötig - einen erfahrenen Rat. Aber auch in diesen Fällen ist das eigene Gewissen weder ersetzbar noch übertragbar.

Die allgemeine Gewissenserforschung, die den Tag als ganzen überschlägt, und die besondere Gewissenserforschung, die sich auf einen bestimmten Punkt unseres geistlichen Lebens bezieht, sind eine gute Hilfe, uns selbst gegenüber ehrlich zu sein, unsere Fehler und Schwächen nicht zu verdrängen, Kleinmut beim Namen zu nennen, fadenscheinige Rechtfertigungen und Allgemeinplätze nicht gelten zu lassen. Ein Gewissen, das den Mut nicht aufbringt, Sünden beim Namen zu nennen, überläßt den Menschen seiner Willkür.

III. Ein Wanderer, der ans Ziel gelangen will, freut sich über klare Wegmarkierungen, selbst wenn sie ihm auch einmal einen engeren und schwierigeren Pfad weisen. Ein Weg, der zwar breit und leicht zu begehen ist, aber nirgendwohin führt, interessiert ihn nicht. Und da wir ja alle unterwegs sind, ist das Beispiel nicht so abwegig. Es ist wichtig, das Gewissen zu schärfen, denn in seinem Lichte unterscheiden wir Gut und Böse, erkennen wir, wann wir uns neu orientieren müssen - vielleicht mit einer Bitte um Vergebung beginnend -, und wir finden den geraden Weg wieder, wenn wir uns einmal verlaufen haben.

So mündet unser heutiges Gebet in konkrete Fragen ein: Ist die Zeit, die ich meiner geistlichen Bildung widme, ausreichend, oder lasse ich mich zu leicht ablenken durch belanglose Beschäftigungen? Bemühe ich mich um meine christliche Bildung, indem ich regelmäßig die Lektüre pflege, die man mir im geistlichen Gespräch angeraten hat? Bin ich treu und loyal gegenüber den Anweisungen des kirchlichen Lehramtes? Betrachte ich sie als eine Hilfe zur Glaubensfindung im Licht der einen Wahrheit, so daß ich gut gerüstet bin, wenn mir irrige Auffassungen in Glaubensfragen, in Fragen der Soziallehre der Kirche usw. begegnen? Habe ich den Mut, die Lehre der Kirche weiterzugeben? Läutere ich oft genug meine Absichten, und verrichte ich meine Arbeit auf Gott hin? Bedenke ich dabei, daß durch die menschliche Neigung nach Beifall und Lob das Gewissen bestechlich werden kann?

Aber nicht nur wir brauchen Licht, alle brauchen es. Das ist ein weiterer Aspekt unserer Verantwortung. Wir Christen können nach dem Willen Gottes Fackeln in einer Welt sein, die oft recht düster ist. Eine gute Vorbereitung freilich ist dafür nötig: »Denn eine Fülle von Menschen wird auf uns zukommen, und sie werden fragen, konkret und auch fordernd: >Gut. Was also ist zu tun?<«11 Die eigenen Kinder, die Verwandten, die Arbeitskollegen, die Freunde, sie alle merken sich unser Verhalten, sie haben ein Recht darauf, daß ihr Weg zu Gott durch uns gangbarer wird. Aber der Herr spricht einmal von Blindenführern, die selbst blind sind12 - als ob er uns sagen möchte, daß es unmöglich ist, für das Leben und für den Glauben der anderen eine Stütze zu sein, wenn wir Christus nur vom Hörensagen - sozusagen aus zweiter Hand - kennen. Gregor der Große bemerkt knapp dazu: »Wer dazu berufen ist, Großes auszusprechen, ist auch dazu verpflichtet, Großes zu üben.«13 Ansporn für die anderen sein wollen: Dies ist ein zusätzlicher Gesichtspunkt, den Umgang mit Gott zu pflegen, eine bessere Kenntnis seiner Lehre zu erstreben, die wunden Punkte in unserem Christsein zu überwinden.

Als Jesus seine Jünger lehrte, wie sie die Haltung des Dienens zur Richtschnur des Umgangs miteinander machen sollten, band er sich selbst ein Tuch um und wusch ihnen die Füße14. Anschaulich unterstrich er so seine Worte. Er lehrt uns, wie unser Zeugnis für ihn sein soll. Ein Tun, das zum Vorbild wird, bekräftigt das Wort und verwandelt es in Leben.

1 Ps 95,8. - 2 Johannes Paul II., Angelus, 15.3.1981. - 3 Lk 11,34. - 4 Jes 5,20-21. - 5 Lk 11,34-35. - 6 vgl. Lk 13,34; Joh 10,38. - 7 Joh 8,43. - 8 R. Guardini, Vom lebendigen Gott, Mainz 1987, S.56 - 9 Joh 8,12. - 10 Mt 5,14. - 11 J. Escrivá, Die Spur des Sämanns, Nr. 221. - 12 vgl. Mt 15,14. - 13 Gregor der Große, Pastoralregel, 2,3. - 14 vgl. Joh 13,15



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