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  • 26.02.2013 04:44 - DEMUT als DIENSTBEREITSCHAFT
von Hildegard Maria in Kategorie Allgemein.

FASTENZEIT
2. WOCHE - DIENSTAG

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DEMUT als DIENSTBEREITSCHAFT

Demut und Dienst am Nächsten gehören zusammen.
Jesus ist höchstes Vorbild für Demut und Hingabe.
Denen besonders dienen, die der Herr uns an die Seite gestellt hat. Maria, Magd des Herrn.

I. Im Evangelium der heutigen Messe tadelt der Herr das Verhalten der Schriftgelehrten und Pharisäer: Sie haben sich auf den Stuhl des Mose gesetzt. (...) Alles, was sie tun, tun sie nur, damit die Menschen es sehen1. Sie kümmern sich um die Breite ihrer Gebetsriemen und um die Länge der Quasten, sie drängen sich nach dem Ehrenplatz bei einem Festmahl. Auch auf die Art und Weise, wie die Leute sie grüßen, achten sie peinlich - man solle sie Rabbi, Meister nennen. Aber um die Leute selbst kümmern sie sich nicht. Die ihnen Anvertrauten bleiben sich selbst überlassen, müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben2. Jene, die Salz und Licht für das Volk Israel sein sollten, versagen. Die Sorge um die Ehre Gottes tauschten sie ein gegen die Sorge um ihre eigene Ehre. Da bleibt kein Platz für Demut und Dienstbereitschaft: nur für Hochmut und Ruhmsucht. So ist es unmöglich, Gott zu dienen. Und der Dienst am Nächsten wird zu einer Farce - ist bloß eine andere Art, nur selbst wieder im Mittelpunkt zu stehen.

Vor diesem trostlosen Hintergrund vernehmen wir das Wort des Herrn an seine Jünger: Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen. Und dann, wie in einer Umkehrung aller natürlichen menschlichen Neigungen: Der Größte von euch soll euer Diener sein3. Der Herr bekräftigt sein Wort mit einem konkreten Beispiel: Welcher von beiden ist größer: wer bei Tisch sitzt oder wer bedient? Natürlich der, der bei Tisch sitzt. Ich aber bin unter euch wie der, der bedient.4

Ohne Demut und Dienstbereitschaft ist das Streben nach Heiligkeit nur Schein. Denken und Tun können Gott dann nicht mehr erreichen, und der Dienst an den Mitmenschen wird zur Selbstbespiegelung. Der Herr kann wenig mit Menschen anfangen, die eitel und eingebildet sind: »Gottes Werkzeuge sind immer die Demütigen.«5

Unser Bemühen um ein apostolisches Glaubenszeugnis und die kleinen Dienste, die wir anderen erweisen, dürfen nicht Anlaß zur Selbstgefälligkeit sein, denn es ist der Herr, der durch uns die Dinge bewegt. Auch als Dienende stehen unsere Möglichkeiten in keinem Verhältnis zu den übernatürlichen Früchten, die wir erstreben. Ohne das Geschenk der Gnade wären die größten Anstrengungen vergebens: Keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet.6 Allein durch die Gnade erlangen wir jene Kraft, Dinge zustandezubringen, die unsere eigenen Kräfte weit übersteigen. Gott tritt den Stolzen entgegen, den Demütigen aber schenkt er seine Gnade.7

Deswegen ist das Bemühen um Demut so wichtig: »Die Demut wird uns zu großen Aufgaben befähigen, wenn wir nur das Bewußtsein der eigenen Kleinheit nicht in uns unterdrücken und wenn wir die eigene Erbärmlichkeit immer stärker empfinden.«8

Die Neigung, sich selbst zu suchen oder die anderen zur Kulisse eigener Profilierungssucht zu benutzen, braucht uns nicht zu beunruhigen, solange wir wachsam bleiben. Mangelnde Wachsamkeit kann dann verhängnisvoll werden, wenn wir dem Hochmut wie einem um sich greifenden Übel Raum geben, das alles, was von uns ausgeht, verdirbt. Alles - die Familie, die Freunde, die Arbeitskollegen - gerät dann in Mitleidenschaft. Da der Stolze meint, etwas Besseres zu sein, drängt es ihn nach stetiger Anerkennung, und er reagiert unverhältnismäßig auf jede Kleinigkeit, denn überall wittert er einen Angriff auf sich. Im Gespräch ist er intolerant und spart nicht mit spöttischen Bemerkungen, denn er will auf Kosten der anderen glänzen.

Wir wollen uns nicht weiter aufhalten bei einer derartigen Beschreibung. Diese Zeit des Gebetes mag uns Anlaß sein, in der Gegenwart Gottes zu prüfen, wie es mit uns selbst steht.

II. Das erhabenste Vorbild für Demut und Hingabe an den Nächsten ist Jesus Christus selbst. Niemand besaß je solche Würde, und niemand diente den Menschen je so selbstlos wie er: Ich aber bin unter euch wie der, der bedient. Nachfolge Christi darf dieses Wort des Herrn nicht aussparen. Aus der richtigen Einschätzung unserer Situation vor Gott, bedürftige Geschöpfe, die er beschenkt, folgt die Dienstbereitschaft dort, wo sich unser Leben abspielt: in der Familie, bei der Arbeit. Oft äußert sie sich in beiläufigen Gefälligkeiten, die man gar nicht eigens bemerkt. Doch das will gelernt sein. Beim Propheten Jesaja heißt es in der ersten Lesung der Messe vom Tage: Discite benefacere - lernt, Gutes zu tun.9 Und Lernen heißt für einen Christen, auf den zu schauen, der das Menschsein vollkommen verwirklicht hat: Ich habe euch ein Beispiel gegeben, sagt der Herr, nachdem er seinen Jüngern die Füße gewaschen hat, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.10

Der Herr gibt uns auf diesem Weg eine einfache, klare Regel an die Hand, die uns hilft, demütig und dienstbereit die Nächstenliebe zu leben: Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen!11 Die eigene Erfahrung ist, wie so oft, ein guter Ratgeber, zu tun oder zu lassen, was uns selbst gefallen oder mißfallen hat, was hilfreich oder schädlich war.

Wie dankbar sind wir nach einer enttäuschenden Erfahrung für ein ermunterndes Wort, nach einer erfolglosen Mühe für eine anspornende Ermutigung! Wir wünschen uns ein anerkennendes Lob, wenn uns etwas gelungen ist, etwas weniger Starren auf eine Schwäche, die wir ohnehin schon kennen. Wir freuen uns, wenn zuhause oder am Arbeitsplatz ein freundlicher Umgangston herrscht oder wenn wir gefordert werden, ohne daß man uns unter Druck setzt. Wir sind dankbar, wenn wir erfahren, daß jemand uns vor ungerechter Kritik in Schutz genommen hat; oder für ein Zeichen des Mitgefühls, wenn wir krank sind; wenn uns wegen eines falschen Verhaltens jemand zurechtweist, ohne uns bloßzustellen; oder wenn jemand uns sagt, er habe für ein dringendes Anliegen von uns gebetet ... Das alles liefert den Hintergrund für unser eigenes Lernt, Gutes zu tun.

III. Der Größte von euch soll euer Diener sein12, sagt uns der Herr. Und deshalb gilt es, uns selbst zurückzunehmen und ein Gespür zu entwickeln für kleine Aufmerksamkeiten, die anderen gut tun: das treffende Wort zu finden - ein Wort der Aufmunterung, des Trostes, des Dankes -, eine Geste, die sie nicht erwarteten und die sie beflügeln kann.

Selbstsucht macht blind und unfähig, die Welt aus dem Blickwinkel der anderen zu sehen; Demut hingegen macht hellsichtig für konkrete Möglichkeiten der Nächstenliebe. Hellsichtige Demut und unauffällige Dienstbereitschaft wirken sich außerdem auf unsere Umgebung aus. Denn sie sind Äußerungen einer Liebe, die - so wie steter Tropfen den Stein höhlt - Kälte und Widerstand brechen. »Liebe bringt Liebe hervor« sagte Theresia von Avila13. Und Johannes vom Kreuz gibt den Rat: »Streu Liebe aus, wo es keine Liebe gibt, und du wirst Liebe ernten.«14

Der Apostel Paulus schreibt an die Christen von Thessaloniki ein wegweisendes Wort, das auch uns helfen kann: Wir (...) sind euch freundlich begegnet: Wie eine Mutter für ihr Kind sorgt, so waren wir euch zugetan und wollten euch nicht nur am Evangelium Gottes teilhaben lassen, sondern auch an unserem eigenen Leben15.

Freundlich begegnen ... Das gilt an erster Stelle jenen gegenüber, die uns nahestehen, ganz besonders der eigenen Familie. In einer Predigt erläutert Johannes Paul II. diese Haltung: »Der Gatte soll nicht nur seine eigenen Interessen suchen, sondern auch die seiner Frau und sie die ihres Gatten; die Eltern sollen die Interessen ihrer Kinder suchen und diese ihrerseits die Interessen ihrer Eltern. Die Familie ist die einzige Gemeinschaft, in der jeder Mensch >um seiner selbst willen geliebt wird< aufgrund dessen, was er ist, und nicht, was er hat. (...) Die Achtung dieser Grundregel erklärt, wie der Apostel lehrt, daß nichts aus Ehrgeiz oder Prahlerei getan wird, sondern in Demut, aus Liebe. Und diese Liebe, die sich den anderen öffnet, bewirkt, daß die Familienmitglieder echte Diener der >Hauskirche< sind, in der jeder auf das Wohl und das Glück des anderen bedacht ist und wo alle und jeder die Liebe dadurch verwirklichen, daß sie sich eifrig um dieses Wohl und dieses Glück bemühen«16.

Dann wird es schwieriger, den Splitter im Auge der anderen zu sehen, leichter indessen den Balken im eigenen Auge17.

Demut befähigt uns, die eigenen Fehler, die eigenen Erbärmlichkeiten zu erkennen. Und das versetzt uns in die Lage, den Schwächen der anderen mit helfendem Verständnis zu begegnen. Und wir lernen, sie anzunehmen und so zu lieben, wie sie sind - mit ihren Unzulänglichkeiten und Fehlern.

Unsere Liebe Frau ist die demütige Magd des Herrn; sie möge uns lehren, daß der Dienst an den anderen ein Weg zur eigenen Freude und der direkte Weg zu Christus ist.

1 Mt 23,2.5. - 2 vgl. Mt 23,1-12. - 3 vgl. Mt 23,8-11. - 4 Lk 22,27. - 5 Johannes Chrysostomos, Homilien über das Matthäusevangelium, 15. - 6 1 Kor 12,3. - 7 Jak 4,6. - 8 J. Escrivá, Freunde Gottes, 106. - 9 Jes 1,17. - 10 Joh 13,15. - 11 Mt 7,12. - 12 Mt 23,11. - 13 Theresia von Avila, Leben, 22,14. - 14 Johannes vom Kreuz, Brief an Maria von der Menschwerdung. - 15 1 Thess 2,7-8. - 16 Johannes Paul II., Predigt in der Messe für die Familien, Madrid 2.11.1982. - 17 vgl. Mt 7,3-5.



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