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  • 09.03.2013 09:23 - DER PhARISÄER UND DER ZÖLLNER
von Hildegard Maria in Kategorie Allgemein.

FASTENZEIT
3. WOCHE - SAMSTAG

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DER PhARISÄER UND DER ZÖLLNER

Demut ist das Tor, das uns die Fülle des göttlichen Erbarmens öffnet.
Der Hochmut macht blind und hartherzig. Formen des Hochmuts.
Beten wie der Zöllner: demütig, aufmerkend, vertrauensvoll.

I. Gott, sei mir gnädig nach deiner Huld (...). Ein zerknirschter Geist, ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verschmähen1. Das Reuegebet des in Sünde gefallenen Königs David ist inmitten seiner Not ein Ruf des Vertrauens. Er stimmt uns auf ein Gleichnis des Herrn ein, das uns zeigen will: Demut ist das Tor, das uns die Fülle des göttlichen Erbarmens öffnet.

Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner.2 Die Pharisäer achteten peinlich genau auf die Treue zum Gesetz. Sie ist zwar lobenswert, wird aber dann gefährlich, wenn sie sich von der Treue im Herzen abkoppelt. Dies deutet der Evangelist an, wenn er schreibt, Jesus habe das Gleichnis an solche gerichtet, die von ihrer Gerechtigkeit überzeugt waren und die anderen verachteten. Die Zöllner standen als Steuereintreiber allgemein in dem Ruf, dem Geld eher zugetan zu sein als die Gesetze einzuhalten.

Der Pharisäer beginnt sein Gebet mit einem freudigen Dank an Gott, wie es der jüdischen Gebetssitte entspricht. Aber bald merken wir, daß daran etwas nicht stimmt: Der Dank kommt der Selbstbewunderung gefährlich nahe: Gott, ich danke dir, daß ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen Einkommens. Er tut viel Gutes, aber sein Stolz macht es zunichte: er rechnet sich selbst das Verdienst zu und hat für andere nur Verachtung übrig. Ohne Demut und Nächstenliebe, das lehrt uns dieses Gleichnis, können weder echte Tugend noch gute Werke gedeihen.

Der Pharisäer ist »zufrieden« Sein Dankgebet ist selbstgefällig; in seiner Selbstgerechtigkeit hält er sich den anderen gegenüber für überlegen. Sein Hochmut ist das größte Hindernis, das der Mensch zwischen sich und der göttlichen Gnade aufrichten kann. Unter den Hauptsünden ist de» Hochmut die gefährlichste, weil er sich in gute Werke einschleicht und sie von innen her derart zersetzt, daß sie ihr Gutsein und ihre Hinordnung auf das Übernatürliche verlieren. Der Hochmut wurzelt tief im Menschen, in seiner ungeordneten Eigenliebe. Deshalb ist es so schwer, ihm beizukommen, ja ihn überhaupt wahrzunehmen.

»>Mir selbst zugeeignet, mit der Bewunderung, die ich mir schuldig bin.< - Das schrieb jemand als Widmung auf die erste Seite eines Buches. Dasselbe könnten viele arme Teufel auch auf der letzten Seite ihres Lebens eintragen.

Schlimm, wenn auch du und ich in dieser Haltung lebten oder stürben! - Prüfen wir uns also ernstlich ...= 3 Erbitten wir Gottes Erbarmen, um die Anzeichen des Hochmuts in uns erspüren und bekämpfen zu können. Eine Konkretisierung dieser Bitte kann das Bestreben sein, hin und wieder - ganz bewußt - die Richtung unseres Handelns vor Gottes Angesicht zu begradign.

II. Manche unter den Pharisäern ließen sich bekehren und wurden treue Jünger des Herrn, viele aber waren unfähig, in jenem Jesus, der vor ihnen stand, den erwarteten Messias zu erkennen. Der Hochmut machte sie blind. Ihre Frömmigkeit, auf die sie so stolz waren, war leer geworden und zu einer Ansammlung von Äußerlichkeiten entartet, zu einem bloßen Schaustück: dem trübseligen Aussehen beim Fasten4, den auffallenden Gesten beim Beten in der Synagoge oder auf einem öffentlichen Platz5, dem spektakulären Almosengeben6. Alles, was sie tun, tun sie nur, damit die Menschen es sehen7. Deshalb vergleicht sie der Herr mit Gräbern, die von außen säuberlich getüncht, innen aber modrig und verrottet sind8. Er rät seinen Jüngern: Macht es nicht wie die Heuchler.9

Auch das ist eine Folge des Hochmuts: hartherzig und unnachgiebig gegenüber den anderen sind diese Pharisäer weich und verständnisvoll gegenüber sich selbst: Ihr ladet den Menschen Lasten auf, die sie kaum tragen können, selbst aber rührt ihr keinen Finger dafür.10 Der Herr will uns aber anders haben: Der Größte von euch soll euer Diener sein.11 Beim Apostel Paulus heißt es: Einer trage des anderen Last; so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.12

Zu den härtesten Vorwürfen des Herrn gegen die Pharisäer gehört das Wort: Ihr habt den Schlüssel (der Tür) zur Erkenntnis weggenommen. Ihr selbst seid nicht hineingegangen, und die, die hineingehen wollten, habt ihr daran gehindert.13 Sie, die blinden Blindenführer14, haben denen, die sie ans Ziel führen sollten, den Weg versperrt. Der Hochmut verhindert die Weitergabe von Einsichten, die von Gott kommen, an jene, die sich auf uns verlassen.

Das Kreisen um sich selbst wirkt sich in allen Lebensbereichen aus: »Im Verhalten gegenüber den Mitmenschen macht die Eigenliebe empfindlich, unnachgiebig, ärgerlich, ungeduldig, übertrieben in der Betonung der eigenen Person und der eigenen Rechte. Sie macht kalt und teilnahmslos, abgeneigt, ungerecht im Urteilen und Reden über den Nächsten. Sie liebt es, von den eigenen Leistungen, von den eigenen inneren Erfahrungen, Erleuchtungen, Schwierigkeiten, Leiden auch da zu reden, wo es nicht nötig ist. Sie schaut in den Dingen und Übungen der Frömmigkeit gern auf die anderen und beobachtet sie. Sie verleitet dazu, daß man sich mit anderen vergleicht, sich über sie erhebt, ihnen das Gute abspricht, nur die Mängel sieht, ihnen falsche Ansichten unterschiebt, ja ihnen Böses wünscht. Die Eigenliebe bewirkt, daß wir, aller Frömmigkeit zum Trotz, verletzt sind, wenn wir gekränkt, beleidigt, zurückgesetzt, nicht so anerkannt und gewertet werden, wie wir es erwarten.«15

Nicht der Pharisäer, der Zöllner lehrt uns beten. Seine Bitte - Gott, sei mir Sünder gnädig! - kann zu einem Stoßgebet für unseren Alltag werden. Aus dem demütigen Bekenntnis spricht eine unbeholfene, aber aufrichtige Liebe.

III. Nahe ist der Herr den zerbrochenen Herzen, er hilft denen auf, die zerknirscht sind16. Dies ist die Haltung des Zöllners, demütig und vertrauend auf die göttliche Barmherzigkeit: Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig!

Und der Herr faßt zusammen: Ich sage euch: Dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der andere nicht. Im Jakobusbrief finden wir die Begründung: Gott tritt den Stolzen entgegen, den Demütigen aber schenkt er seine Gnade.17

Demütig, aufmerkend, vertrauensvoll muß unser Gebet sein, fern vom Kreisen um uns selbst, um die eigenen Tugenden und Verdienste.

Die Richtung des Gleichnisses ist eindeutig: Unser Verhältnis zu Gott und zu den Mitmenschen muß sich auf die Demut gründen, das Fundament für die eigene Heiligung, die sich Stein für Stein zu einem Ganzen zusammenfügt. »Wünsche nicht, die vergoldete Wetterfahne auf dem großen Gebäude zu sein: so sehr sie glänzt und so hoch sie steht, sie bedeutet nichts für die Festigkeit des Baus.

Wärest du doch wie ein alter Quaderstein, verborgen im Fundament, unter der Erde, wo niemand dich sieht: deinetwegen stürzt das Haus nicht ein.«18

Manche Konflikte mit unseren Mitmenschen, die uns in unserem Selbstwertgefühl verletzen könnten, können dann in uns zum Wachsen der Demut beitragen. Denn: »Du bist nicht demütig, wenn du dich selbst demütigst, sondern wenn andere dich demütigen und du es um Christi willen erträgst.«19

In Maria finden wir die Demut in einer frohen, gewinnenden Art verwirklicht. Nehmen wir sie als unsere Fürsprecherin bei Gott: »Herr, befreie mein Leben von allem Stolz, durchbreche meine Eigenliebe, diesen Drang, mich um jeden Preis durchsetzen zu wollen und den anderen meinen Willen aufzuzwingen. Gib, daß die Vereinigung mit dir die Grundlage meines persönlichen Lebens werde.«20

1 Antwortpsalm der Messe vom Tage. - 2 Lk 18,9-14. - 3 J. Escrivá, Die Spur des Sämanns, Nr. 719. - 4 vgl. Mt 6,16. - 5 vgl. Mt 6,5. - 6 vgl. Mt 6,2. - 7 Mt 23,5. - 8 vgl. Mt 23,27. - 9 Mt 6,5. - 10 Lk 11,46. - 11 Mt 23,11. - 12 Gal 6,2. - 13 Lk 11,52. - 14 Mt 15,14. - 15 B. Baur, Still mit Gott, Krefeld 1957, S.72. - 16 Ps 34,19. - 17 Jak 4,6. - 18 J. Escrivá, Der Weg, Nr. 590. - 19 ebd., Nr. 594. - 20 ders., Christus begegnen, 31.



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