Herzlich Willkommen, hier in diesem Forum....http://files.homepagemodules.de/b531466/avatar-4dbf9126-1.gif
  • 26.03.2013 14:55 - JESUS CHRISTUS VOR PILATUS
von Hildegard Maria in Kategorie Allgemein.

FASTENZEIT
DIENSTAG IN DER KARWOCHE

42

JESUS CHRISTUS VOR PILATUS

Jesus wird zum Tode verurteilt.
Ein Königreich der Heiligkeit und der Gnade.
Der Herr will in unserer Seele wohnen.


I. Die Ankläger haben es eilig. In aller Frühe führen sie Jesus durch die engen Gassen der Altstadt zum Prätorium des römischen Statthalters. Mit der Würde eines Wissenden schweigt der Herr. Denn alles, was da kommen wird, steht schon vor seinen Augen. Die Bewohner Jerusalems sehen ihn gefesselt vorbeiziehen. Wenige Tage zuvor noch hatten sie ihm zugejubelt.

»Es gehörte zu den Gepflogenheiten des Hohenpriesters, in wichtigen Angelegenheiten mit einer möglichst großen Delegation vor dem Vertreter des Kaisers zu erscheinen. So hielt es auch Kajaphas an jenem Freitagmorgen. Von vielen Ratsherren, geistlichen Würdenträgern und hohen Offizieren der Tempelwache begleitet, bestieg er die >Gabbata<, die Anhöhe zum Prätorium, um vom Vertreter des Kaisers die Vollstreckung des Todesurteils zu erwirken= 1, denn die jüdische Führung konnte zwar Todesurteile aussprechen, durfte sie jedoch nicht vollstrecken. Jesus soll beseitigt werden. Wir stehen am Anfang der Erfüllung eines Wortes des Herrn, das das ganze Geschehen - vom Grauen dieser Stunde bis zur gloreichen Auferstehung später - zusammenfaßt: Der Menschensohn wird den Heiden ausgeliefert, wird verspottet, mißhandelt und angespuckt werden, und man wird ihn geißeln und töten. Aber am dritten Tag wird er auferstehen.2

Man führte Jesus zum Platz vor dem Prätorium. Die Ankläger selbst gingen nicht in das Gebäude hinein, um nicht unrein zu werden, sondern das Paschalamm essen zu können3. »O unheilige Blindheit!« ruft der heilige Augustinus aus. »Sie vermeinen, sich in einem fremden Haus anzustecken, und fürchten nicht, durch das eigene Verbrechen unrein zu werden.«4 Und wieder erfüllt sich, was der Herr ihnen früher schon in bildhaften Worten vorgeworfen hatte: Blinde Führer seid ihr: Ihr siebt Mücken aus und verschluckt Kamele.5

Nach Johannes gibt es ein aufgeregtes Hin und Her zwischen Prätorium und Vorhof. Pilatus kam zuerst zu den Anklägern heraus, dann ging er wieder in das Prätorium hinein, danach ging Pilatus wieder zu den Juden hinaus6. Anschließend zieht er sich wieder ins Prätorium zurück, um dann den gegeißelten Jesus der wartenden Menge draußen vorzuführen. Da es ihm nicht gelingt, die Juden zum Mitleid zu bewegen, geht er noch einmal zu einem letzten Verhör hinein7. Dann tritt der Vertreter des Kaisers mit Jesus heraus, um vom Richterstuhl aus das Urteil zu fällen8.

Wieviel Hast! Nur Jesus, hin- und hergeschleppt, bleibt gelassen. Der Statthalter wird den Kontrast zwischen der Seelenruhe des Angeklagten und den aufgewühlten Anklägern bemerkt haben. Pilatus fragt ihn: Bist du der König der Juden?9 Und Jesus antwortet: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Aber mein Königtum ist nicht von hier. Pilatus sagte zu ihm: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König.10 Es war dies die letzte Aussage, die der Herr seinen Anklägern gegenüber machte; danach wird er stumm bleiben wie ein Schaf angesichts seiner Scherer11.

Jesus ist allein. Er bleibt der Meister und Lehrer seiner Jünger. Aber sie werden erst später diese Lektion der Geduld lernen, vorerst sind sie weit weg. Wir wollen nahe bei Jesus bleiben und von ihm lernen, jetzt, im Gebet.

II. Wohl in der Annahme, daß diese Maßnahme den Haß der Juden besänftigen würde, ließ Pilatus Jesus geißeln12. Wir betrachten diese Szene im schmerzensreichen Rosenkranz mit Worten von Josemaría Escrivá: »An die Säule geschnürt. Mit Wunden übersät.

Die Schläge der Riemen sausen nieder auf sein zerfetztes Fleisch, auf sein makelloses Fleisch, das für dein sündhaftes Fleisch leidet. - Weitere Schläge. Weiter die Raserei ... Noch mehr ... Es ist der Ausbund menschlicher Grausamkeit.

Schließlich, als sie erschöpft sind, binden sie Jesus los. - Und Christi Leib ist ausgezehrt von Schmerz, und er fällt, wie ein Wurm, zerfleischt und halbtot.

Du und ich, wir können nicht sprechen. Worte sind überflüssig. - Blicke auf ihn, blicke auf ihn ... und wende deine Augen nicht ab.

Nach all dem ... kannst du da noch die Buße fürchten?«13

Die Soldaten flochten einen Kranz aus Dornen; den setzten sie ihm auf und legten ihm einen purpurroten Mantel um. Sie stellten sich vor ihn hin und sagten: Heil dir, König der Juden! Und sie schlugen ihm ins Gesicht.14 Im dritten Geheimnis des schmerzensreichen Rosenkranzes versuchen wir, den knappen Bericht mit dem Herzen zu betrachten: »Die Dornenkrone, mit schweren Schlägen ins Blut getrieben, macht ihn zum König des Hohnes (...). Und mit Schlägen verwunden sie sein Haupt. Und sie ohrfeigen ihn und spucken ihn an (...).

Haben wir, du und ich, ihn nicht erneut mit Dornen gekrönt, ihn geohrfeigt und ihn angespuckt?

Nie wieder, Jesus, nie wieder...«15

Der Herr ist zum Hohn mit Attrappen der königlichen Insignien ausgestattet worden. Das entsetzliche Bild überlagert das Geheimnis, das wir im Glauben bekennen: Er ist wirklich der König, der Herr der Schöpfung, herrschend über das Reich der Wahrheit und des Lebens, das Reich der Heiligkeit und der Gnade, das Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens16.

»Angesichts dieses traurigen Schauspiels fühle ich mich gedrängt, dem Herrn Genugtuung zu leisten. Und wenn ich jenen unaufhörlichen Schrei der Auflehnung höre, der weniger in Worten als in schlechten Taten besteht, fühle ich mich gedrängt, laut zu rufen: Oportet illum regnare! (1 Kor 15,25). Er soll als König herrschen«17 Vielen ist dieser Ruf unbekannt. Sie wissen nicht, daß nur Christus den Menschen erlösen kann. Nur er kann dem Leben des Menschen Sinn geben. Nur er kann die Sehnsucht des menschlichen Herzens erfüllen. Das Wort, das Pilatus zum Volk spricht, erhält im Glauben eine abgründige Bedeutung: Seht, da ist der Mensch!18 Er ist wahrhaft das vollkommene Bild des Menschen, der Bruder aller, der einzige Freund, auf den man voll vertrauen kann.

Wir betrachten ihn und bitten ihn, er möge in unserem Leben, in unseren Herzen, in unseren Werken, in unserem Denken immer zugegen sein.

III. Alles, was ist, ist durch ihn geworden.19 Er hat uns um einen teuren Preis erkauft20. Er ist jener, von dem der Engel zu Maria gesagt hatte: Du wirst ein Kind empfangen (...). Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben (...), und seine Herrschaft wird kein Ende haben.21

Aber er ist auch jener, der sich auf den Berg zurückzog, als die Menge ihn zum König machen wollte22. Sein Königtum ist mit irdischen Maßstäben nicht zu fassen. Nicht der irdische Blick, sondern der Blick des Glaubens gilt. Deshalb nahm er das Bekenntnis Natanaëls an, der da sagte: Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel!23 Er griff das Wort des Propheten Daniel auf24 und gab ihm seinen vollen Sinn: Ihr werdet den Himmel geöffnet und die Engel Gottes auf- und niedersteigen sehen über dem Menschensohn.25 Er bekräftigte vor der höchsten Autorität des auserwählten Volkes, der Messias und Sohn Gottes zu sein26. Und am Holz des Kreuzes blieb für immer eingeschrieben: Jesus von Nazaret, der König der Juden.

Der Herr sagt uns, daß sein Reich ein Reich des Friedens, der Gerechtigkeit und der Liebe ist. Der Vater hat uns der Macht der Finsternis entrissen und aufgenommen in das Reich seines geliebten Sohnes. Durch ihn haben wir die Erlösung27.

Das alles bekennen wir im Licht des Glaubens. Aber im Licht der alltäglichen Wirklichkeit gewahren wir, daß die rätselhafte Logik der Sünde auch heute viele Menschen verblendet: Wir wollen nicht, daß dieser Mann unser König wird. Das Gleichnis, das Christus einst seinen Feinden erzählte, bleibt aktuell: Da ihn aber die Einwohner seines Landes haßten, schickten sie eine Gesandtschaft hinter ihm her und ließen sagen: Wir wollen nicht, daß dieser Mann unser König wird.28

Das Reich der Sünde baut sich auf diesen Worten auf: Wir wollen nicht, daß dieser Mann - Christus - über uns herrscht. Finsternis, Trauer, Einsamkeit, Betrug, Lüge sind der Lohn dafür. Seht, den Menschen! Anbetend erhält dieses Wort des Pilatus eine neue Tiefe.

1 Gerhard Kroll, Auf den Spuren Jesu, Stuttgart 1988, S.341. - 2 Lk 18,32. - 3 Joh 18,28. - 4 Augustinus, Vorträge über das Johannesevangelium, 114,2. - 5 Mt 23,24. - 6 Joh 18,29.33.38. - 7 Joh 19,4.9. - 8 Joh 19,13. - 9 Joh 18,33. - 10 Joh 18,37. - 11 Jes 53,7. - 12 Joh 19,1. - 13 J. Escrivá, Der Rosenkranz, Zweites schmerzensreiches Geheimnis. - 14 Joh 19,2. - 15 J. Escrivá, Der Rosenkranz, Drittes schmerzensreiches Geheimnis. - 16 Präfation vom Königtum Christi. - 17 J. Escrivá, Christus begegnen, 179. - 18 Joh 19,5. - 19 vgl. Joh 1,3. - 20 vgl. 1 Kor 6,20. - 21 Lk 1,32-33. - 22 vgl. Joh 6,15. - 23 Joh 1,49. - 24 Dan 7,13. - 25 Joh 1,51. - 26 Mt 27,64. - 27 Kol 1,13-14. - 28 Lk 19,14.



Beliebteste Blog-Artikel:

Melden Sie sich an, um die Kommentarfunktion zu nutzen
Danke für Ihr Reinschauen und herzliche Grüße...
Xobor Xobor Blogs
Datenschutz