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  • 02.04.2013 12:49 - CHRISTUS LEBT IN EWIGKEIT
von Hildegard Maria in Kategorie Allgemein.

OSTERZEIT
OSTEROKTAV - DIENSTAG

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CHRISTUS LEBT IN EWIGKEIT


Der Auferstandene ruft uns beim Namen.
Christi Gegenwart in uns.
Umgang mit Christus.

I. Maria von Magdala hat sich aufgemacht zum Grab des Herrn. Ihre Liebe und Hingabe hatten sich zu Füßen des Gekreuzigten bewährt und dauern fort über seinen Tod hinaus. Die Gnade des Herrn hat in ihr Wurzeln geschlagen, seitdem Jesus sie von der Macht des Bösen - von sieben Dämonen, heißt es im Evangelium1 - befreit hatte.

Maria bleibt vor der Grabkammer stehen. Sie erkennt nicht, daß es Engel sind, die nach dem Grund ihrer Tränen fragen. Man hat meinen Herrn weggenommen, antwortet sie, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat. Als sie das gesagt hatte, heißt es sodann im Evangelium2, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wußte aber nicht, daß es Jesus war. Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? In wenigen Zügen schildert der Evangelist eine Begegnung wie schwebend zwischen dem übernatürlichen - da steht der auferstandene Jesus, ihr lächelnd zugewandt - und dem natürlichen Wahrnehmen - die weinende Maria meint, mit dem Gärtner zu sprechen: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen.

Ein einziges Wort aus dem Munde Christi verbindet beide Ebenen und schafft Klarheit für Augen und Herz. Jesus sagte zu ihr: Maria! Und Maria hört nicht nur ihren Namen. Sie erkennt die vertraute Stimme Jesu, ihren unverwechselbaren Klang. Eigentlich ruft Jesus immer beim Namen und immer so, daß man in ihm den Freund vernimmt.

Dies verbindet alle Begegnungen mit dem verherrlichten Jesus: Seine Gefährten erkennen ihn an ihnen wohlvertrauten Zügen: an der Stimme, an einer Geste wie beim Brotbrechen, schließlich an den Wundmalen seiner Hände und Füße. Der auferstandene Christus ist derselbe, dem sie in den Dörfern von Galiläa und Judäa gefolgt waren, derselbe, der am Kreuz gelitten hatte.

Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt Meister. Johannes überliefert uns den hebräischen Ausdruck, mit dem Maria den Herrn so oft angesprochen hatte, als ob er andeuten möchte, daß es hier nicht allein auf die Wortbedeutung ankommt, sondern auch auf den Klang, auf alles, was im Ausruf Marias mitschwingt. Jesus ist für sie kein Meister unter vielen, sondern der Meister schlechthin, der einzige, der ihrem Leben Sinn gibt. Und jetzt erfährt sie ihn nicht als den Toten, dessen Andenken sie still bewahren wollte, sondern als den Lebenden, der sie zu den Aposteln sendet. Ich habe den Herrn gesehen ist ihre Botschaft.

Die frohe Botschaft, daß Christus lebt und unter uns weilt, vermag unser Dasein zu verwandeln: »Christus lebt, Christus ist nicht eine Gestalt, die vorübergegangen ist, die einmal lebte und dann verschwand und uns nur eine wunderbare Erinnerung und ein ergreifendes Beispiel hinterließ. (...)

Seine Auferstehung bekundet uns, daß Gott die Seinen nicht im Stich läßt. Vergißt wohl ein Weib ihren Säugling, eine Mutter den Sohn ihres Schoßes? Mögen auch diese vergessen: Ich aber vergesse dich nicht (Jes 49,14-15), hatte er verheißen. Und er hat seine Verheißung erfüllt. Gott findet seine Wonne unter den Menschenkindern (vgl. Spr 8,31).«3

Immer wieder ruft uns Jesus mit unverwechselbarem Tonfall beim Namen. Wer auf seine Stimme hört, erfährt die verwandelnde Kraft der frohen Botschaft, daß er lebt und will, daß wir die Kunde davon den anderen bringen.

II. Unser Herr Jesus Christus, die zweite Person der Heiligsten Dreifaltigkeit, im jungfräulichen Schoß Mariens Mensch geworden, sitzt zur Rechten Gottes des Vaters. In der Herrlichkeit des Himmels ist und bleibt er leibhaftiger Mensch - mit demselben Leib, den er in der Menschwerdung annahm, der am Kreuze gemartert wurde und aus dem Grabe auferstand. Auch wir werden - wie Maria Magdalena - eines Tages den Herrn in seiner heiligen Menschengestalt schauen. Im Himmel werden wir Jesus so, wie er ist, von Angesicht zu Angesicht sehen; es wird die Begegnung mit jenem sein, zu dem wir oft mit Worten des Psalms gebetet haben: Dein Angesicht, Herr, will ich suchen.4

Schauen werden wir den leibhaftigen Christus erst im Himmel, anbeten hingegen können wir ihn schon jetzt, wahrhaft gegenwärtig im Geheimnis der Eucharistie. »Die Gegenwart des lebendigen Christus in der Hostie ist Unterpfand, Wurzel und Erfüllung seiner Gegenwart in der Welt.«5

Neben der einzigartigen Gegenwart Christi in der Eucharistie ist der Herr unter uns in vielfacher Weise gegenwärtig. Er ist mit seiner Kraft in den Sakramenten gegenwärtig; er ist gegenwärtig in seinem Wort, wenn die heiligen Schriften in der Kirche verlesen werden; er ist gegenwärtig, wenn die Kirche betet und in seinem Namen zusammenkommt.6 Und er ist auf innige, unaussprechliche Weise in jedem Christen gegenwärtig, aufgrund der Verheißung, die er den Seinen beim Letzten Abendmahl gab: Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.7 Die Seele eines Menschen im Stande der Gnade ist Wohnstätte Gottes. An diese Gegenwart denkt der heilige Paulus, wenn er sagt, jeder von uns sei ein Tempel des Heiligen Geistes.8

Gott in der eigenen Seele suchen und finden, um dann hellhörig und mit reinem Herzen aufzunehmen, was er uns sagen möchte, das ist die Erfahrung, die den heiligen Augustinus zu Reue- und Dankgebet drängte: »Spät habe ich dich geliebt, o Schönheit so alt und doch so neu - spät habe ich dich geliebt. Und siehe, du warst drinnen, und ich war draußen, und dort draußen suchte ich dich (...). Du warst mit mir, und ich war nicht bei dir. Und weit hielt mich von dir entfernt, was kein Dasein hätte, wenn es in dir nicht wäre. Du hast gerufen und laut gerufen und meine Taubheit mir zerrissen; du hast geblitzt und hast gestrahlt und meine Blindheit in die Flucht geschlagen; (...) du hast mich angerührt, und da bin ich entbrannt nach deinem Frieden.«9

Der Herr ist uns nahe: näher als eine Mutter ihrem Kind, als ein Freund dem Freund, ja näher als unser Herz uns selbst sein kann.

III. »In jedem Christen lebt Christus gleichsam sein Leben neu: ist zuerst Kind und reift dann heran, bis er das volle Alter des mündigen Christen erreicht. Darin aber wächst er, daß der Glaube wächst, die Liebe erstarkt, der Christ sich immer klarer seines Christseins bewußt wird und mit immer größerer Tiefe und Verantwortung sein christliches Dasein lebt.«10

Da der Herr uns so nahe ist, fällt es leicht, den Umgang mit ihm zu suchen: »Man muß Umgang mit Christus pflegen im Wort und im Brot, in der Eucharistie und im Gebet. Umgang wie mit einem Freund, mit einem wirklichen und lebendigen Wesen, wie Christus es ist, denn er ist ja auferstanden. Im Brief an die Hebräer lesen wir: Hier aber ist einer, der in Ewigkeit bleibt und darum ein unvergängliches Priestertum hat. Darum vermag er auch vollkommen die zu retten, die durch ihn vor Gott hintreten. Er lebt ja immerdar, um Fürsprache für sie einzulegen (Hebr 7,24-25).

Christus, der auferstandene Christus, ist unser Begleiter und Freund; ein Begleiter, der nur wie durch Schatten hindurch sichtbar wird, dessen Wirklichkeit jedoch unser ganzes Leben erfüllt und uns seine endgültige Gegenwart herbeisehnen läßt.«11

Wir leben in der Zeit, doch Christus hat die Zeit überwunden und ist jeglicher Zeit gegenwärtig. Die Nachfolge Christi ist nicht nur immer aktuell, sie ist auch immer möglich. Und Nachfolge ist ein anderes Wort für Nähe zu ihm, der uns nahe ist. Sie gibt unserem Leben seinen Sinn.

Dafür ist es nötig, Glaube, Hoffnung und Liebe beharrlich zu üben: ihn geduldig immer wieder zu suchen, bereit, mühsam wieder und wieder von vorn zu beginnen. Möglicherweise überkommt uns einmal das Empfinden, in unserem geistlichen Leben wieder ganz am Anfang zu stehen. Aber unsere beständige Treue zum Herrn sichert uns auch in solchen Situationen das innere Wachsen auf ihn hin.

Andere Male erfahren wir freudig, wie nicht nur unser Beten, sondern unser ganzes Dasein sich mehr und mehr auf Christus hin ausrichtet. Die Vergegenwärtigung solcher Zeiten ermutigt uns zum beharrlichen Streben, wenn einmal die Seele, weil scheinbar stagnierend, mutlos werden möchte.

Heute, zweitausend Jahre danach, vermag unsere Beziehung zum Herrn um nichts weniger echt und fest zu sein wie die jener Menschen, denen der Auferstandene die verherrlichten Wundmale seines Leidens zeigte. Auch Unsere Liebe Frau wird sie, so dürfen wir annehmen, gesehen haben. Zu ihr beten wir mit den Worten des Salve Regina: Zeige uns Jesus, die gebenedeite Frucht deines Leibes.

1 vgl. Lk 8,2. - 2 Joh 20,11-18. - 3 J.Escrivá, Christus begegnen, 102. - 4 Ps 27,8. - 5 J.Escrivá, Christus begegnen, 102. - 6 vgl. II.Vat.Konzil, Konst. Sacrosanctum Concilium, 7. - 7 Joh 14,23. - 8 vgl. 2 Kor 6,16-17. - 9 Augustinus, Bekenntnisse, 10,27,38. - 10 R.Guardini, Der Herr, Würzburg 1951, S.542. - 11 J.Escrivá, Christus begegnen, 116.



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