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  • 04.04.2013 09:47 - BEGEGNUNGEN MIT CHRISTUS
von Hildegard Maria in Kategorie Allgemein.

OSTERZEIT
OSTEROKTAV - DONNERSTAG

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BEGEGNUNGEN MIT CHRISTUS


Frieden und Freude beim Anblick der Wunden des Herrn.
Besuche beim Allerheiligsten.
Früchte der Aufwartung.

I. Das Evangelium der heutigen Messe schildert uns, wie der Herr den elf Jüngern erscheint. Fassungsloses Staunen wird zu freudiger Gewißheit: Was seid ihr so bestürzt? Warum laßt ihr in eurem Herzen solche Zweifel aufkommen? Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst. Faßt mich doch an, und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht.1 Dann hält der Herr Mahl mit seinen Jüngern. Die Gewißheit jener leibhaftigen Gegenwart prägt sich ihnen für immer ein. Weder Suggestion noch Phantasterei waren am Werk. Und von diesem Augenblick an ist ihr Glaube unerschütterlich. »Ohne die Auferstehung Jesu wäre, so sagt uns der Apostel Paulus, die Verkündigung leer und der Glaube sinnlos; dann wären wir mit unserer Hoffnung erbärmlicher daran als alle anderen Menschen (vgl. 1 Kor 15,14.19). Die Auferweckung Jesu ist also das Fundament und zusammen mit der Botschaft vom Kreuz das Zentrum des christlichen Glaubens.«2

Es verbindet alle österlichen Erscheinungen, daß der Herr liebevoll auf die innere Verfassung seiner Gefährten eingeht. Er kennt jeden gut, jedem begegnet er nach seiner Eigenart. Und alle erhalten die Gewißheit: Der Herr ist auferstanden - der Eckstein des Glaubens und das Fundament des neuen Friedens.

Der Friede sei mit euch. Gerade der Anblick der Wunden wird ihren Frieden und ihre Freude vertieft haben, denn jetzt sind sie nicht mehr wie am Kreuz Zeichen der Niederlage, sondern des Triumphes. »Wenn wir die heiligste Menschheit Jesu betrachten und wirklich lieben, dann werden wir auch nach und nach seine Wunden entdecken. Und in der harten, mühevollen Zeit des Geläutert-Werdens, in der Zeit seliger und bitterer Tränen, der Umwelt verborgen, verlangen wir danach, uns in jede einzelne dieser heiligsten Wunden zu versetzen, in ihnen uns reinzuwaschen und voll tiefer Freude in der erlösenden Kraft seines Blutes zu erstarken. Gleich den Tauben, die, wie die Heilige Schrift sagt (vgl. Hld 2,14), während des Sturmes in den Felsspalten Zuflucht suchen, so suchen und finden wir diesen Zufluchtsort der herzlichen Vertrautheit mit Christus; wir entdecken, daß seine Stimme sanft und sein Antlitz schön ist (vgl. ebd.), denn >daß seine Stimme mild und angenehm ist, wissen die, die die Gnade des Evangeliums empfingen, welche sie ausrufen läßt: Du hast Worte des ewigen Lebens< (Gregor von Nyssa, In Canticum Canticorum homiliae, 5).«3

Die Auferstehung besiegelt, daß Christi Worte auf Erden Worte des ewigen Lebens sind. Sie öffnet uns das Tor zu ihm. Das Grab - Zeichen des Todes - wird zum Zeichen der Hoffnung auf die Vollendung: »Obwohl unser Planet fortwährend mit Gräbern übersät wird, obwohl der Friedhof, worin der aus dem Staub hervorgegangene Mensch wieder zu Staub zurückkehrt (vgl. Gen 3,19), ständig wächst, leben doch alle Menschen, die am Grab Jesu Christi wachen, in der Hoffnung auf die Auferstehung.«4

II. Die Betrachtung des auferstandenen Herrn kann unsere Vorstellungskraft beflügeln. Wie mag die neue Gegenwart des verherrlichten Herrn in jenem Raum, in dem er die Eucharistie eingesetzt hatte, die Apostel mit Staunen erfüllt haben. Wir können jetzt an seine Gegenwart im Tabernakel denken. Auch dort ist uns der Herr nahe - natürlich anders als damals, aber nicht weniger real. Derselbe, der den Aposteln erschien, ist im Tabernakel wirklich und wesenhaft gegenwärtig - Christus selbst. Wir können - wie die Apostel - uns mit ihm aussprechen, ihm unsere Sorgen und Anliegen anvertrauen. Beim Vorbeigehen an einer Kirche oder wenn wir von weitem einen Kirchturm sehen, können wir - wie Johannes - in Glauben und Liebe ausrufen: Es ist der Herr5.

Johannes Paul II. sagt: »Die Kirche und die Welt haben die eucharistische Verehrung sehr nötig. In diesem Sakrament der Liebe wartet Jesus selbst auf uns. Keine Zeit sei uns dafür zu schade, um ihm dort zu begegnen: in der Anbetung, in einer Kontemplation voller Glauben, bereit, die große Schuld und alles Unrecht der Welt zu sühnen. Unsere Anbetung sollte nie aufhören.«6

Die Zeiten des Gebetes in der Gegenwart Christi im Tabernakel ähneln in gewisser Hinsicht den Besuchen des Herrn in Bethanien. So schreibt der selige Josemaría Escrivá: »Für mich ist der Tabernakel immer Bethanien gewesen: dieser ruhige und einladende Ort, wo Christus weilt und wo wir mit ihm, einfach und ungezwungen wie seine Freunde von damals, Martha, Maria und Lazarus, alles besprechen können: unsere Sorgen und Schmerzen, unsere Erwartungen und Freuden.«7

Der Herr wartet auf uns. Mit einem Besuch beim Allerheiligsten erwidern wir gleichsam den Besuch, dessen er uns in der Kommunion gewürdigt hat: »Ein solcher Besuch ist ein Beweis der Dankbarkeit und ein Zeichen der Liebe und der schuldigen Verehrung gegenüber Christus dem Herrn, der hier gegenwärtig ist«8 heißt es in der Enzyklika Papst Pauls VI. Mysterium Fidei.

Was wäre logischer als Anbetung angesichts dieses Glaubensgeheimnisses: Adoro te devote ... Gottheit tief verborgen, betend nah' ich dir. Unter diesen Zeichen bist du wahrhaft hier. Sieh, mit ganzem Herzen schenk' ich dir mich hin, weil vor solchem Wunder ich nur Armut bin.9 Aus der gläubigen Anbetung erwachsen Bitten um Gnade und Vergebung: Einst am Kreuz verhüllte sich der Gottheit Glanz; hier ist auch verborgen deine Menschheit ganz. Beide sieht mein Glaube in dem Brote hier, wie der Schächer ruf' ich, Herr, um Gnad' zu dir.10

III. »Du hast angefangen, dem Herrn in seiner Verborgenheit täglich einen Besuch abzustatten. Es überrascht mich nicht, daß du sagst: Ich liebe das ewige Licht vor dem Tabernakel.«11

Im Laufe der Jahrhunderte haben sich vielfältige Äußerungen eucharistischer Frömmigkeit entwickelt. Sie alle gründen in der Glaubensgewißheit, daß der Herr unter den heiligen Gestalten gegenwärtig ist, unter denen wir ihn empfangen. »Dies ist nie nur ein leiblicher Vorgang, wie wenn ich ein Stück Brot esse. Dies kann deshalb nie nur das Geschehen eines Augenblicks sein. Christus empfangen heißt: auf ihn zugehen, ihn anbeten. Aus diesem Grund kann das Empfangen über den Moment der eucharistischen Feier hinausreichen, ja, muß es tun. Je mehr die Kirche in das eucharistische Geheimnis hineinwuchs, desto mehr hat sie begriffen, daß sie Kommunion nicht in den umgrenzten Minuten der Messe zu Ende feiern kann. Erst als so das Ewige Licht in den Kirchen entzündet wurde und neben dem Altar der Tabernakel aufgerichtet wurde, war gleichsam die Knospe des Geheimnisses aufgesprungen und die Fülle des eucharistischen Geheimnisses von der Kirche angenommen.«12

Ein Besuch beim Allerheiligsten nimmt kaum Zeit in Anspruch. Aber: wieviel Gnade kann uns der Herr dadurch schenken! Ein tieferes Bewußtsein seiner Gegenwart mitten im Alltag; mehr Gelassenheit gegenüber den Widerwärtigkeiten, mehr Beständigkeit bei der Arbeit, mehr Geduld im Familienleben ... Denn der Herr ist, wie die heilige Theresia von Avila sagt, »so sorgsam im Bezahlen, daß ihr nicht zu fürchten habt, er werde auch nur einen Blick der Augen unbelohnt lassen, den ihr, seiner gedenkend, zu ihm erhebt«13.

Es gibt natürlich keine festen Regeln für einen Besuch beim Allerheiligsten. Vielleicht entzündet sich das eine Mal unser Gebet beim Anblick der leeren Kirche und bei dem Gedanken, daß wir für das Geheimnis seiner Gegenwart zu wenig dankbar sind. Ein anderes Mal beten wir eine geistige Kommunion und entfachen den Wunsch, ihn bald sakramental zu empfangen. Es ist nicht schwer, die wenigen Minuten der Stille mit Anbetung und Lob, mit Dank und Bitten auszufüllen. Sogar der Umstand, daß wir nur eine kurze Zeit bei ihm verweilen können, bietet uns Anlaß, an die Arbeit zu denken, die auf uns wartet - nicht im Tempel, sondern dort, wo Gott uns in der Welt hingestellt hat.

Der heilige Johannes Chrysostomos kommentiert den Aufenthalt des Herrn im Tempel mit diesen Worten: »Es ist ja die Art eines guten Sohnes, daß er zum Hause des Vaters geht, um ihm die Ehre zu erweisen. Suche auch du, der du Jesus Christus nachahmst, zuerst den Tempel auf, wenn du in eine Stadt gehst.«14 Es ist ein Rat, den wir beherzigen können: Suche zuerst den Tabernakel auf, können wir sinngemäß die Worte des Kirchenvaters anwenden, wenn du als Tourist eine Kirche betrittst. Nach dem Kirchenrecht soll der Tabernakel mit der heiligsten Eucharistie an einem hervorragenden Platz stehen, gut sichtbar in der jeweiligen Kirche oder Kapelle und zum Gebet einladend. Außerdem muß vor dem Tabernakel ein besonderes, das sogenannte Ewige Licht brennen, das von Christi Gegenwart kündet.15

Am Ende unseres Gebetes bitten wir Maria, sie möge uns lehren, ihrem Sohn im Geheimnis der Eucharistie so zu begegnen, wie sie jahrelang mit ihm in Nazaret Umgang hatte.

1 Lk 24,38-39. - 2 Katholischer Erwachsenen-Katechismus, Bonn 1985, S.197. - 3 J.Escrivá, Freunde Gottes, 302. - 4 K.Wojtyla, Zeichen des Widerspruchs, Freiburg 1979, S.222. - 5 Joh 21,7. - 6 Johannes Paul II., Über das Geheimnis und die Verehrung der heiligsten Eucharistie, 24.2.1980. - 7 J.Escrivá Christus begegnen, 154. - 8 Paul VI., Enz. Mysterium fidei, 30.4.1965. - 9 Hymnus Adoro te devote. - 10 ebd. - 11 J.Escrivá, Die Spur des Sämanns, Nr.688. - 12 J.Kard.Ratzinger, Eucharistie - Mitte der Kirche, München 1978, S.62. - 13 Theresia von Avila, Weg der Vollkommenheit, 23,3. - 14 Johannes Chrysostomos, in: Catena aurea, III,14. - 15 vgl. Codex Iuris Canonici, cc.938 u.940.



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