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  • 07.05.2013 12:52 - DER MARIENMONAT MAI
von Hildegard Maria in Kategorie Allgemein.

OSTERZEIT
6. WOCHE - DIENSTAG

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DER MARIENMONAT MAI

Das Marienlob einer unbekannten Frau.
Reichtum der Volksfrömmigkeit.
Wallfahrten.


I. Während Jesus vom Reich Gottes spricht und seine Jünger lehrt, wie sie beten sollen, tadeln ihn seine Kritiker: Einerseits wollen sie Zeichen sehen, andererseits relativieren sie alle Machterweise, die er wirkt. Aus der Menschenmenge ertönt plötzlich die Stimme einer Frau. Keine Frage, kein Einwand, keine Bitte. Nur ein freudiger Ruf: Selig die Frau, deren Leib dich getragen und deren Brust dich genährt hat.1 »Und Jesus erwidert: >Ja, selig sind die, die das Wort Gottes hören und es befolgen.< Ist das nicht, als sei er mit einmal fort aus dem lärmenden Gedränge? Als gehe es wie ein tiefer Glockenton durch seine Seele, und er sei in Nazaret und fühle seine Mutter?«2 Denn Jesu Antwort greift den Lobpreis auf seine Mutter und auf den Anfang ihrer Berufung, das Mir geschehe bei der Verkündigung des Engels auf. Der heilige Augustinus erklärt es in einer Predigt so: »Von daher also ist auch Maria selig, weil sie das Wort Gottes hörte und bei sich bewahrte: Und mehr bewahrte sie die Wahrheit im Geiste als das Fleisch im Schoße. Die Wahrheit ist Christus, das Fleisch ist Christus: die Wahrheit Christus im Geiste Mariens, das Fleisch Christus im Schoße Mariens; mehr ist, was im Geiste lebt, als was im Schoße getragen wird.«3

Damit erhalten wir für den Marienmonat Ziel und Richtung für unsere Marienverehrung. Die rasche Antwort des Herrn kommt unerwartet, aber ihr Inhalt ist nicht überraschend. Denn »eine Empfängnis im Leibe ohne die im Geist wäre nicht nur sinnlos, sondern furchtbar gewesen, und es kann nicht sein, daß die Erlösung der Menschheit die Erstbeteiligte zerstöre. Mutter dieses mit keinem anderen vergleichbaren Sohnes konnte sie nur werden, wenn sie es auch im personalen Sinne wurde«4. So klingt es aus den Worten Elisabets: Selig ist die, die geglaubt hat, daß sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.5 Marias Antwort auf die Worte Elisabets nimmt gewissermaßen den Ruf der unbekannten Frau vorweg: von nun an preisen mich selig alle Geschlechter6. »Schon seit ältester Zeit wird die selige Jungfrau unter dem Titel der >Gottesgebärerin< verehrt, unter deren Schutz die Gläubigen in allen Gefahren und Nöten bittend Zuflucht nehmen.«7

Dichter und Beter, Könige und Bettler, Männer und Frauen, Erwachsene und Kinder werden in das Lob jener unbekannten Frau einstimmen, und das bis zum Ende der Welt: »In der Person Mariens und ihrer Erscheinung haben Maler, Bildhauer und Schreiber den Widerschein von Gnade und Sündelosigkeit nachzuformen gesucht. Denn es gibt Unschuld, wie es Schuld gibt. Und es existiert das Verlangen, der Unschuld zu huldigen. Vielleicht versteht sie der am besten, der sich selbst in der Verstrickung seiner Schwäche begriffen hat und der mit seinen Fehlern im Streit liegt. Unschuld, das heißt doch wohl: im Kern seiner Person nicht kompromittiert oder durch etwas unversehrt hindurchgegangen sein; etwas behalten haben, was selbst kein Schrecken und kein Altern zerstören konnten - etwas Strahlendes, Unantastbares, Heiliges. Dies ist den Kindern benachbart: ihrer Ursprünglichkeit, ihrer Freiheit zur Freude, ihrer Unfähigkeit, sich lange zu grämen. Diese Bilder Mariens also, was für Ausrufezeichen der Freude, was für Urkunden der Zärtlichkeit Gottes mit dem Menschen, was für Testamente der Unschuld!«8

II. Die Volksfrömmigkeit hat es zu jeder Zeit verstanden, den Glaubensweg Mariens als sicheren Pfad zu Gott zu veranschaulichen: in Bildern, Gebeten, Liedern, Andachten, Wallfahrten. Im 18. Jahrhundert entstand die Gewohnheit, den Monat Mai als Marienmonat zu begehen. Kardinal Newman fragt nach dem Grund: »Warum ist der Mai in ganz besonderer Weise der Verehrung der allerseligsten Jungfrau gewidmet? Weil nach langem Schnee und Eis, nach Frost und Kälte des Winters, nach den Frühlingsstürmen und Regenschauern die Erde im Monat Mai sich mit neuem Grün und frischem Blätterschmuck bekränzt. Weil überall in Feld und Garten, auf Bäumen und an Fenstern die Blumen erstehen, die Tage länger werden und den Sonnenschein uns immer weiter öffnen. Dieser stumme Jubel der Natur ist der natürlichste Ausdruck unserer Verehrung gegen jene, die da genannt wird: >Rosa mystica<, >Domus aurea< - Mystische Rose, Goldenes Haus. Und sollte der Mai auch einmal düster und herbe sein, so bleibt er dennoch der Monat der Hoffnungen und der Verheißungen (...). Und die Verheißung ist, wie nun einmal das Leben sich gestaltet, immer mehr als die Erfüllung und unser Erwarten immer beseligender denn das Erreichen. Als die Fülle der Erwartung müssen wir aber gerade die allerseligste Jungfrau Maria betrachten; darum ist der Monat Mai ihr geweiht.«9

Das Zweite Vatikanische Konzil ermuntert die Christen, »die Gebräuche und Übungen der Andacht zu ihr (der Mutter Gottes), die im Laufe der Jahrhunderte vom Lehramt empfohlen wurden, hochzuschätzen«10. Der Monat Mai bietet Anlaß dazu. »Alle Christgläubigen mögen inständig zur Mutter Gottes und Mutter der Menschen flehen, daß sie, die den Anfängen der Kirche mit ihren Gebeten zur Seite stand, auch jetzt, im Himmel über alle Seligen und Engel erhöht, in Gemeinschaft mit allen Heiligen bei ihrem Sohn Fürbitte einlege.«11

Fragen wir uns in unserem Gebet, was uns die Mutter Gottes, ganz besonders in diesem Monat, bedeutet, was wir uns, sie zu verehren, vorgenommen haben, wie wir es zu verwirklichen suchen. »Spontan und wie selbstverständlich fühlen wir uns zur Mutter Gottes hingezogen, die auch unsere Mutter ist. Wir möchten ihr wie einem lebendigem Menschen begegnen: denn über sie hat der Tod nicht triumphiert, sie ist vielmehr mit Leib und Seele bei Gott dem Vater, bei seinem Sohn und beim Heiligen Geist.(...) Wie begegnen denn normalerweise Kinder ihrer Mutter? Sehr verschieden, aber immer mit Feingefühl und Vertrauen; mit einem Feingefühl, daß sich spontan, je nach der Situation immer anders äußert, niemals aber an Äußerlichkeiten haften bleibt: herzliche Erweise der Zusammengehörigkeit, alltägliche Kleinigkeiten, zu denen sich ein Kind seiner Mutter gegenüber gedrängt fühlt, und die eine Mutter vermißt, wenn es das eine oder andere Mal nicht daran denkt: ein Kuß, eine Zärtlichkeit beim Fortgehen oder Heimkommen, ein kleines Geschenk, ein paar liebevolle Worte.

Auch in unserem Verhalten zur Mutter im Himmel gibt es diese Weisen kindlicher Zuneigung, in denen wir ihr gewöhnlich begegnen. Viele Christen leben den alten Brauch, ein Skapulier zu tragen; manche haben es sich zur Gewohnheit gemacht, die Muttergottesbilder, die man in jedem christlichen Haus oder in den Straßen so vieler Städte antrifft, zu grüßen - Worte sind dazu nicht notwendig, es genügt ein kurzer Gedanke; andere beten den Rosenkranz, dieses schöne Gebet, bei dem man nicht müde wird, dieselben Dinge wie Verliebte immer aufs neue zu wiederholen und dabei die wichtigsten Augenblicke im Leben des Herrn zu betrachten; oder andere widmen einen bestimmten Tag der Woche Maria - (... ) den Samstag -, um sich ihr erkenntlich zu zeigen und ganz besonders darüber nachzudenken, daß sie die Mutter Gottes und unsere Mutter ist.«12

III. Maria machte sich auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet.13 Maria reagiert auf die Botschaft des Engels menschlich-spontan. Sie freut sich und will ihre Freude nicht für sich behalten. Drei oder vier Tage mag sie von Nazaret bis zu jenem Flecken in der Nähe Jerusalems unterwegs gewesen sein. Die Landschaft: Berge und Täler, Olivenhaine und Weinberge, interessiert den Evangelisten nicht, er wird sicherlich einmal von Maria selbst den Reisebericht gehört haben; er widmet sich ganz dem inneren Panorama und hebt deshalb hervor: sie eilte. Immer wieder mag ihr Herz, mögen ihre Gedanken unterwegs zu den Worten des Engels zurückgekehrt sein.

Es ist sozusagen die erste christliche Wallfahrt der Geschichte, eine Wallfahrt zu zweit. Noch ist der Mariengruß, wie er sich durch die Geschichte christlicher Frömmigkeit zieht, unvollendet. Der Engel hat den ersten Teil gesprochen, Elisabet fügt ihm ein weiteres Glied an: Gesegnet bist du vor allen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes.14 Das Kernstück des Rosenkranzgebetes entsteht.

Im Wallfahren verbindet sich das spontane Empfinden mit der theologischen Sicht des Lebens als ein Unterwegssein. Es gibt die Wallfahrten zu den großen Stätten des Heiles, nach Jerusalem und ins heilige Land, an die Grabstätten der Apostel, nach Rom oder Santiago de Compostela, zu durch Marienerscheinungen geheiligten Orten wie Lourdes und Fatima, schließlich zu »Gnadenbildern« wo Menschen Gottes Gnade in besonderer Weise erfahren haben. Papst Johannes Paul II. sagt dazu: »Man könnte von einer eigenen >Geographie< des Glaubens und der marianischen Frömmigkeit sprechen, die alle diese Orte einer besonderen Pilgerschaft des Gottesvolkes umfaßt, das die Begegnung mit der Muttergottes sucht, um im Bereich der mütterlichen Gegenwart >derjenigen, die geglaubt hat<, den eigenen Glauben bestärkt zu finden.«15

Doch auch das betende Verweilen in einer Marienkapelle, auf die man bei einem Waldspaziergang unverhofft gestoßen ist, hat etwas von diesem Geist des Wallfahrens.

Immer wieder unternehmen Menschen Wallfahrten im Geist der Sühne und Buße; sie verzichten dabei auf Annehmlichkeiten wie Fahren, Essen oder Trinken. Und wie natürlich-apostolisch kann das Wallfahren sein, wenn wir jemanden dazu einladen, der auf diese Weise entdeckt, wie selbstverständlich Beten und ein Sich-Aussprechen unter Freunden sein kann.

Papst Johannes Paul II. ermuntert uns, den Reichtum volkstümlicher Marienfrömmigkeit fruchtbar werden zu lassen - für den einzelnen wie für ganze Völker: »Das Erbe marianischen Glaubens so vieler Generationen darf nicht zu einer bloßen Erinnerung an etwas Vergangenes, sondern muß zu einem Ausgangspunkt auf Gott hin werden. Die dargebrachten Gebete und Opfer, der lebendige Pulsschlag eines Volkes, das vor Maria seine weltlichen Freuden, Betrübnisse und Hoffnungen ausspricht, sind neue Bausteine für die heilige Dimension des Marienglaubens. Denn in dieser religiösen Kontinuität bringt die Tugend neue Tugend hervor. Die Gnade zieht Gnade an. Und die jahrhundertealte Anwesenheit Mariens verwurzelt sich im Laufe der Jahrhunderte immer tiefer und inspiriert und ermutigt die nachfolgenden Generationen. So festigt sich der schwierige Aufstieg eines Volkes nach oben.«16

1 Lk 11,27. - 2 R.Guardini, Der Herr, Würzburg 1951, S.8. - 3 Augustinus, Predigt. - 4 R.Guardini, Die Mutter des Herrn, Würzburg 1955, S.27. - 5 Lk 1,45. - 6 Lk 1,48. - 7 II.Vat.Konz., Konst. Lumen gentium, 66. - 8 E.Kock, Du Grund unserer Freude, Limburg 1979, S.6. - 9 John Henry Newman, Maimonat, Mainz 1921. - 10 II.Vat.Konz., Konst. Lumen gentium, 67. - 11 ebd. 69. - 12 J.Escrivá, Christus begegnen, 142. - 13 Lk 1,39-40. - 14 Lk 1,42. - 15 Johannes Paul II., Enz. Redemptoris Mater, 25.3.1987, 28. - 16 Johannes Paul II., Predigt in Saragossa, 6.11.1982.



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