Jesus geht heim zum Vater – und bleibt dennoch bei uns
Homilie am 6. Sonntag der Osterzeit 5. Mai 2013, Lesejahr C
L 1: Apg 15,1-2.22-29; L 2: Offb 21,10-14.22-23; Ev: Joh 14,23-29
Die liturgischen Texte finden Sie im Schott-Messbuch.
Liebe Brüder und Schwestern im Herrn!
Der Evangelist Johannes überliefert uns die Abschiedsreden Jesu. Jesus hat diese im Abendmahlssaal gehalten, bevor er sein Leiden und Sterben auf sich nahm, um durch den Tod hindurch zum Vater zu gehen. Als der Auferstandene hat er sich den Aposteln und Jüngern wiederum gezeigt, freilich in einer neuen Seinsweise. Die Liturgie der Kirche lässt uns die Worte des Herrn in diesen Tagen bedenken, da wir auf das Hochfest Christi Himmelfahrt zugehen.
Abschied von einem lieben Menschen nehmen zu müssen ist mit Schmerz verbunden. Dies gilt auch dann, wenn wir ein Wiedersehen erhoffen. Doch die Zeit der Trennung mag uns fast unerträglich erscheinen, und sehnsüchtig warten wir auf die erneute Begegnung. Wenn nun Jesus Christus, der Erlöser und Herr, Abschied nimmt, ist es da nicht verständlich, dass das Herz der Jünger von großer Traurigkeit erfüllt ist?
Jesus versteht das. Doch er will die Jünger trösten und klärt sie über den wahren Sachverhalt auf. Im Grunde ist es ein Anlass zur Freude, wenn er zu seinem Vater geht. Denn dort wird er den an ihn Glaubenden eine ewige Wohnung bereiten. Außerdem: Jesus entzieht den Jüngern bloß seine sichtbare Gegenwart. In Wirklichkeit bleibt er bei ihnen: in seinem Wort, in den Sakramenten, vor allem in der heiligen Eucharistie, in allen Werken der Liebe und im Gebet jener, die sich in seinem Namen versammeln.
Jesus verheißt den trauernden Jüngern einen Beistand, einen Tröster: den Heiligen Geist, den der Vater in seinem Namen senden wird. In diesem Geist wird den Jüngern Friede zuteil. Es ist ein Friede, wie ihn diese Welt nicht geben kann. Die Freude an Gott wird die Stärke all jener sein, die an Jesus Christus glauben.
Es ist wichtig, dass wir diese Worte des Herrn nicht bloß als etwas begreifen, was damals an die Apostel und Jünger gerichtet war. Nein: Jesus lebt! Und er ist bei seiner Kirche geblieben im Heiligen Geist. Wir dürfen ihm im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe begegnen. Sein göttliches Leben erfüllt uns; das Licht seiner Wahrheit erleuchtet uns; seine Liebe beseelt uns. Jesus sagt selber: „Wenn jemand mich liebt, wird er an meinem Wort festhalten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.“ Gott selbst will Gast sein in unserem Herzen. Das ist die Frucht jener Gnade, die wir in der heiligen Taufe empfangen haben.
Sollte uns das nicht emporheben über unseren Alltag? Ist das nicht ein Anlass zur Hoffnung in allen Widrigkeiten des Lebens? Gott hat unser Herz so groß gemacht, dass uns nichts auf dieser Erde genügt. Nur Gott allein kann das Herz erfüllen und selig machen! Und er tut es; er wendet sich uns voll Liebe zu in seinem Sohn und im Heiligen Geist.
So beten wir zu Gott um den Beistand des Heiligen Geistes. Er möge uns mit seinen Gaben erfüllen, damit wir wie die Jungfrau und Gottesmutter Maria das Wort Gottes in unserem Herzen bewahren. Christ sein heißt unterwegs sein zum Himmelreich und zugleich fest auf dieser Erde stehen, den Nöten unserer Mitmenschen zugewandt, um sie mit der Liebe Gottes bekannt zu machen!
Amen. http://spindelboeck.net/
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