Herzlich Willkommen, hier in diesem Forum....http://files.homepagemodules.de/b531466/avatar-4dbf9126-1.gif
  • 08.05.2013 06:06 - FRÜCHTE DES APOSTOLATS
von Hildegard Maria in Kategorie Allgemein.

OSTERZEIT
6. WOCHE - MITTWOCH

39

FRÜCHTE DES APOSTOLATS

Das Zeugnis des Paulus in Athen.
Aussaat und Ernte. Geduld: die Tugend des Sämanns.
Die Frau als Trägerin der Evangelisierung.


I. Die Lesung der heiligen Messe zeigt uns, wie lebendig und ansprechend der heilige Paulus die Frohbotschaft Menschen verkündet, die ganz außerhalb des Glaubens leben, die der Verfasser der Apostelgeschichte so charakterisiert: Alle Athener und die Fremden dort taten nichts lieber, als die letzten Neuigkeiten zu erzählen oder zu hören.1 Paulus war sich sicher, daß die Lehre, die er auf dem Areopag von Athen verkündet, die Athener schockieren würde; dennoch spart er die grundlegenden Wahrheiten nicht aus, versucht nicht, sich soweit »anzupassen« daß er auf Kosten der Lehre »verständlicher«»erfolgreicher« »zeitgemäßer« erscheint. Als sie von der Auferstehung der Toten hörten, spotteten die einen, andere aber sagten: Darüber wollen wir dich ein andermal hören.2 Aber Paulus verläßt nicht der Mut.

Was bewegte den Apostel? Papst Benedikt XV. faßte in einer Enzyklika 1917 die Grundhaltung des Apostels so zusammen: »Dahin wirken, daß Jesus Christus unter den Menschen mehr und mehr bekannt sei, und zwar dank einer Kenntnis, die nicht nur auf den Glauben, sondern auf das Leben abzielte, das ist es, wofür er die ganze Kraft seines Apostelherzens einsetzte. Deshalb handelte er von allen Glaubenswahrheiten und Sittengeboten Christi, selbst von den anspruchsvolleren; und zwar sprach er ohne die geringste Zurückhaltung und Abschwächung von der Demut, der Selbstverleugnung, der Keuschheit, der Geringschätzung irdischer Güter, vom Gehorsam, von der Nachsicht gegenüber den Feinden und von ähnlichen Gegenständen. Und er scheute sich auch nicht, offen auszusprechen, daß man zwischen Gott und Belial seinen Dienstherrn wählen müsse, und daß es unmöglich sei, beiden zu dienen; daß alle nach dem Tod ein strenges Gericht zu erwarten haben; daß es bei Gott keine Abfindung gibt; daß entweder das ewige Leben in Aussicht stehe für jene, die das ganze Gesetz beobachten, oder die ewige Verdammung zu gewärtigen sei, wenn man aus Nachgiebigkeit gegenüber den Leidenschaften die Pflicht vernachlässige. Und niemals glaubte >der Prediger der Wahrheit< Gegenstände dieser Art übergehen zu müssen, weil sie angesichts des damaligen Sittenzerfalls seinen Zuhörern allzu hart erscheinen konnten.«3

Wer von Christus Zeugnis gibt, muß damit rechnen, als unzeitgemäß bespöttelt zu werden. Die Mühe, gegen den Strom zu schwimmen, und der Stachel der Erfolglosigkeit könnten ihn dazu verleiten, das Fordernde der Heilsbotschaft zu verharmlosen und Begriffe wie Sühne, Opfer und Abtötung auszusparen, auf Gerechtigkeitssinn im Geschäftsleben und im Beruf zu pfeifen, das Offensein der Eheleute für das Kind und den Wert der standesgemäßen Keuschheit zu verschweigen. Aber: »Verschreibt denn ein Arzt seinem Patienten nutzlose Heilmittel, weil dieser die nutzbringenden verabscheut?«4

Unsere heutige Welt zeigt ein gewandeltes Wertebewußtsein und eine wachsende Gleichgültigkeit gegenüber Glauben und Kirche. Deshalb ist gerade heute ein unerschrockenes und gewinnendes Zeugnis besonders nötig. »Für den modernen Menschen kreist sehr vieles um das eigene Ich und seine Betroffenheit. Den Zeitgenossen scheint dies ganz normal zu sein, und doch ist eine solche Sicht keineswegs selbstverständlich. In der Bibel ist der einzelne in seiner Situation zwar durchaus auch angesprochen. Aber das wandernde Volk Gottes braucht im Gang der Zeiten auch das verläßliche Glaubensbekenntnis der Kirche. Dieses muß gewiß immer wieder neu ausgelegt und frisch übersetzt werden, aber man darf es nicht mit dem Argument beiseite schieben, es entspräche nicht mehr den heutigen Lebenserfahrungen und Bedürfnissen. Ohne Bekenntnis und Lehre gibt es keine Kirche. Das >Credo< der Kirche war über fast zwei Jahrtausende ein unentbehrlicher Wegweiser und Maßstab - wie dürften wir uns einbilden, darauf verzichten zu können?«5

In einem Text des Zweiten Vatikanischen Konzils heißt es: »Allen Christen ist also die ehrenvolle Last auferlegt, mitzuwirken, daß die göttliche Heilsbotschaft überall auf Erden von allen Menschen erkannt und angenommen wird.«6 Unser apostolisches Bemühen muß sich zuallererst an jene richten, die in unserer Nähe sind.

II. Paulus verließ Athen in Richtung Korinth, eine nicht minder schwierige Stadt, »eine Weltstadt ersten Ranges, von internationaler Prägung, mit reichen Verkehrs- und Handelseinrichtungen, wirtschaftlich wie kulturell Austauschplatz zwischen Osten und Westen, eine Stadt der Lebesucht, der Laster, der sozialen Gegensätze«7. Er soll erfahren, daß der Herr die Arbeit fruchtbar werden läßt, wann und wie er will. Der Kommunionvers der heutigen Messe erinnert uns daran: Ich habe euch erwählt und euch dazu bestimmt, daß ihr euch aufmacht und Frucht bringt, und daß eure Frucht bleibt.8

Die apostolische Aufgabe ist manchmal Aussaat - das Korn in die Erde senken, ungeachtet seines Verschwindens -, manchmal Ernte: es zeigen sich die Früchte. Vielleicht haben andere den Samen ausgestreut: durch ihr Wort oder ihr Leiden vom Krankenbett aus oder mit einem unscheinbaren Dienst. Wie auch immer, es gilt, sich an die Worte des Herrn zu erinnern, daß sich der Sämann und der Schnitter gemeinsam freuen. Denn hier hat das Sprichwort recht: Einer sät, und ein anderer erntet.9

Gerade dann, wenn die eigene Arbeit unfruchtbar zu sein scheint, sollten uns diese Worte des Herrn froh stimmen - die Freude jener ahnend, die einmal die Ernte einfahren werden. Freilich, leicht ist es nicht, unsere landläufigen Maßstäbe abzulegen und der Versuchung zu widerstehen, den Wert unserer Bemühungen an greifbaren Ergebnissen zu messen. Aus der Kraft des Gebetes aber kann es uns gelingen, auch hier dem Herrn zu vertrauen und weitsichtig den Samen auszustreuen.

»Unsere Sendung ist immer und überall auf die Zukunft ausgerichtet. Sei es auf die Zukunft, deren wir im Glauben gewiß sind: also die eschatologische; sei es auf die Zukunft, die, menschlich gesehen, unsicher ist. Denken wir an jene, die als erste den europäischen Kontinent als Künder der Frohbotschaft betreten haben, wie Petrus und Paulus. Denken wir an jene, die im Lauf der Geschichte Europas die Wege zu neuen Völkern geebnet haben, die Augustinus oder Bonifatius oder das Brüderpaar aus Saloniki: Cyrillus und Methodius. Nicht einmal sie waren der menschlichen Zukunft ihrer Mission und ihres eigenen Schicksals sicher. Mächtiger aber als diese menschliche Ungewißheit waren Glaube und Hoffnung. Mächtiger war die Liebe Christi, die sie >drängte< (vgl. 2 Kor 5,14). In diesem Glauben, dieser Hoffnung und dieser Liebe tat sich das Wirken des Geistes kund: Auch wir müssen zu gefügigen und wirksamen Werkzeugen seines Wirkens in unserer Zeit werden!«10

Wenn ausbleibender sichtbarer Erfolg uns resignieren läßt, zeugt das oft von mangelnder Lauterkeit der Absicht. Wollen wir für den Herrn arbeiten, oder suchen wir nur die eigene Selbstbestätigung? Doch nicht nur Resignation, auch Übereilung kann zur Versuchung werden. Warum denn warten, bis die Blüte sich öffnet, statt nachzuhelfen? Nicht nur Säen und Pflegen ist unsere Aufgabe, sondern auch geduldiges Wartenkönnen, mit langem Atem, den Menschen Zeit lassend. Der Herr versteht es, Tage, Wochen, Monate, Jahre auf den inneren Ruck, die Umkehr des Sünders zu warten. Die Seelen brauchen Zeit, die zu bemessen wir nicht in der Lage sind. Kümmern wir uns also um eine gute Aussaat und warten wir in Geduld.

III. Der Predigt des Paulus während seines Aufenthalts in Athen verdankt sich die erste christliche Gemeinde in jener Stadt: Einige Männer aber schlossen sich ihnen an und wurden gläubig, unter ihnen auch Dionysius, der Areopagit, außerdem eine Frau namens Damaris und noch andere mit ihnen.11

Wir kennen den Namen der Frau, die sich zum Glauben bekehrte: Damaris. Sie ist eine der zahlreichen Frauengestalten, die uns in der Apostelgeschichte begegnen und zeigen, daß die Verkündigung des Evangeliums allen gilt. Wie der Herr, so verkündeten die Apostel - trotz der Vorurteile ihrer Zeit - die Frohe Botschaft allen, Männern wie Frauen.

Auch am Anfang der Evangelisierung Europas stand eine Frau, wie Lukas uns überliefert. Von Lydia wissen wir, daß sie eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira12 war: Der Herr öffnete ihr das Herz, so daß sie den Worten des Paulus aufmerksam lauschte. Sie gewann alle, die zu ihrem Haus gehörten, für den Glauben. Einst hatte die Samariterin, die am Brunnen von Sychar die Botschaft Christi hörte, sie als erste unter den Bewohnern ihrer Stadt verbreitet.13

Das Evangelium zeigt uns, wie treu Frauen dem Herrn folgten und dienten. Sie stehen unter dem Kreuz, sie sind die ersten, die zum Grab gehen und die Kunde von der Auferstehung weitergeben. Paulus lobt ausdrücklich einige Frauen für ihre Mitarbeit beim Werk der Evangelisierung.

Damals wie heute spielt die Frau eine wichtige Rolle bei der Bewahrung und Weitergabe des Glaubens. »Die Frau ist dazu berufen, in Familie, Gesellschaft und Kirche etwas hineinzutragen, das nur ihr eigen ist und das nur sie zu geben vermag: feinfühlige Umsicht, unermüdliche Großzügigkeit, Liebe für das Konkrete, Scharfsinn, Einfühlungsvermögen, Ausdauer und eine tiefe, schlichte Frömmigkeit.«14

Das Engagement und das Zeugnis der Frau sind für die Kirche unersetzlich. Denn »auf der Grundlage des ewigen Planes Gottes ist die Frau diejenige, in der die Ordnung der Liebe in der geschaffenen Welt der Personen das Erdreich für ihr erstes Wurzelfassen findet. (...) Die Würde der Frau ist eng verbunden mit der Liebe, die sie gerade in ihrer Weiblichkeit empfängt, und ebenso mit der Liebe, die sie ihrerseits schenkt. So wird die Wahrheit über die Person und über die Liebe bestätigt.«15

Maria ist uns auch hier Wegweisung. Die Mariensäule, die 1638 in der furchtbaren Bedrängnis des Dreißigjährigen Krieges im Herzen Münchens errichtet wurde, »sollte nicht nur die Mitte dieser Stadt sein, sondern die Mitte des ganzen Landes, und in der Tat werden noch heute alle Entfernungen bei uns von diesem Punkt aus gemessen; Maria ist der stille Mittelpunkt aller unserer Straßen geblieben.

Das Bild der Mutter des Herrn gehört zur Herzmitte der europäischen Kultur. Es gehört zur Herzmitte unseres Glaubens. Vor der Mutter verstehen wir uns alle; vor ihr erkennen wir uns alle als Kinder. Von ihr lernen wir Vertrauen; mit ihr lernen wir glauben und beten.«16 Von ihr erbitten wir, sie möge in unseren Familien, in der Gesellschaft, in der Kirche Leitstern unseres Weges zu ihrem Sohn bleiben.

1 Apg 17,21. - 2 Apg 17,32. - 3 Benedikt XV., Enz. Humani generis, 15.6.1917. - 4 ebd. - 5 K.Lehmann, Hirtenwort zur Österlichen Bußzeit 1992, 4.3.92. - 6 II.Vat.Konz., Dekret Apostolicam actuositatem, 3. - 7 Echter-Bibel, Die Apostelgeschichte, Würzburg 1951, S.68. - 8 Joh 15,16. - 9 Joh 4,36-37. - 10 Johannes Paul II., Predigt, 20.6.1979. - 11 Apg 17,34. - 12 Apg 16,14. - 13 vgl. Joh 4,1ff.. - 14 Gespräche mit Msgr.Escrivá de Balaguer, 87. - 15 Johannes Paul II., Apost. Schreiben Mulieris dignitatem, 15.8.1988, 29-30. - 16 J.Kard.Ratzinger, Christlicher Glaube und Europa, München 1981, S.17.



Beliebteste Blog-Artikel:

Melden Sie sich an, um die Kommentarfunktion zu nutzen
Danke für Ihr Reinschauen und herzliche Grüße...
Xobor Xobor Blogs
Datenschutz