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  • 20.05.2013 14:28 - UM GLAUBEN BITTEN
von Hildegard Maria in Kategorie Allgemein.

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JAHRESKREIS
7. WOCHE - MONTAG

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UM GLAUBEN BITTEN

Der Glaube, eine Gabe Gottes.
Der Glaube sieht und hilft sehen.
Alles zu Seiner Ehre tun.


I. Das heutige Evangelium setzt unmittelbar nach der Verklärung ein: Als Jesus und die drei Jünger zu den anderen Jüngern zurückkamen, sahen sie eine große Menschenmenge um sie versammelt und Schriftgelehrte, die mit ihnen stritten. Es heißt dann, daß die Leute in großer Erregung auf Jesus zuliefen. Die Szene ist anschaulich geschildert. Die Menschen wenden sich von den hilflosen Jüngern und den vermutlich hämisch erfreuten Gesetzeslehrern wie auch von dem kranken Jungen und seinem Vater ab. Dieser klagt und bittet zugleich: Meister, ich habe meinen Sohn zu dir gebracht. Er ist von einem stummen Geist besessen (...). Ich habe schon deine Jünger gebeten, den Geist auszutreiben, aber sie hatten nicht die Kraft dazu.1 Die Jünger hatten zwar schon im Namen Jesu Wunder gewirkt, aber diesmal sind sie ohnmächtig.

Der Glaube des Vaters ist schwach. Er reicht gerade, um zu ahnen, Jesus könnte ihm aus der ausweglosen Situation helfen; der volle, bedingungslose Glaube indessen, den Jesus erwartet, fehlt ihm. Wenn du kannst, hilf uns; hab Mitleid mit uns! fleht er den Herrn an.

Überraschend und beklemmend dann der Ruf Jesu: O du ungläubige Generation! Wie lange muß ich noch bei euch sein? Wie lange muß ich euch noch ertragen? »Der Ausruf ist ein erschütternder Einblick in sein Herz, das in echt menschlicher Weise seinem Schmerz Luft macht. Die Verständnislosigkeit und der ständig so schwache Glaube der Menge und auch der Jünger läßt ihn den Aufenthalt unter den Menschen fast unerträglich schwer empfinden. Was wissen wir über den ungeheuren Unterschied zwischen dem Seelenleben des Gottmenschen und dem der anderen Menschen! Von welchen Höhen galt es immer wieder herabzusteigen, welche weiten Räume waren zu durchmessen - menschlich gesprochen, war es eine ungeheure Anstrengung, eine ständig schmerzende Seelenanspannung, diese kleinliche, erbärmliche Art der Menschen zu ertragen und sich ihnen anzupassen.«2

Die Klage des Herrn mindert seine Anteilnahme am Leid des Vaters nicht. Jesus bricht nicht den Stab über ihn, er erbarmt sich seiner Not und hilft ihm, einen Schritt weiterzugehen. Jesus »durchschaut die innere Wirrnis des armen Menschen und kommt ihm zuvor: Was das Können betrifft, so ist dem alles möglich, der Glauben hat (Mk 9,23). Alles ist möglich: allmächtig sind wir! Aber mit Glauben. Jener Mann spürt, daß sein Glaube schwankt, er befürchtet, das mangelnde Vertrauen könne die Heilung seines Sohnes vereiteln. Und er weint. Schämen wir uns nicht solcher Tränen, denn sie kommen aus der Liebe zu Gott, aus dem reumütigen Gebet, aus der Demut. Und der Vater des Knaben rief unter Tränen: Ich glaube, Herr, hilf meinem Unglauben (Mk 9,24).«3 Wie leicht ist es, sich mit dieser Bitte zu identifizieren! Jesus, ein Körnchen Glauben habe ich schon, aber ich merke, das ist viel zu wenig! Laß ihn wachsen, daß er Werke hervorbringt! Daß ich meine Sünden beweine und mich wirklich auf deine Macht und deine Barmherzigkeit stütze!

Der Glaube ist eine gottgeschenkte Gabe. Gott öffnet das Herz des Gläubigen für das übernatürliche Licht. Deswegen sollen wir darum bitten; aber zugleich gilt es - auch dies ist ohne göttliche Hilfe nicht möglich -, die inneren Voraussetzungen dafür zu schaffen: Demut, Reinheit des Herzens, Offenheit.

Wenn irgendwann einmal unser Glaube schwankt, weil das Apostolat schwierig ist oder uns nahestehende Menschen - Freunde, Geschwister, Kinder - im Glauben unsicher werden, erinnern wir uns dann an die Reaktion dieses besorgten Vaters. Zuerst müssen wir bitten. Johannes Chrysostomos sagt, daß es Sache Gottes ist, die Augen zu öffnen, aber Sache des Menschen, zu hören - also ein zugleich göttliches und menschliches Werk.4 Die demütige Haltung dieses armen Vaters kann uns Vorbild sein: ohnmächtig beruft er sich auf Jesu Barmherzigkeit: hilf uns, hab Mitleid mit uns! Das ist der sichere Weg: sich auf die göttliche Barmherzigkeit verlassen. Der Herr versagt niemals seine Gaben, wenn wir ihn in Demut, mit reinem und offenem Herzen darum bitten: »Erschließt sich unser Geist dem Hauch der Gnade, stimmt er ihrem Wirken zu und arbeitet er auch nur ein wenig mit, so wird Gott uns stärken, uns führen und geleiten von Liebe zu Liebe, bis zu jenem lebendigen Glauben, der für unsere Umgestaltung notwendig ist«5.

II. Wie sahen die Menschen, die ihm damals in Palästina begegneten, Jesus? Sie sahen ihn je nach ihren inneren Voraussetzungen. Seine Mutter erfaßt ihn tiefer als alle anderen. Die von ihm Geheilten erkannten ein wenig von seiner Güte. Anderen fehlte die Offenheit des Herzens, und sie suchten nicht die Ehre Gottes, sondern nur die eigene.6 Sie weigerten sich, sehend zu werden und an Jesus zu glauben. Einige Pharisäer blieben offen, aber unschlüssig, andere waren durch die äußere Hülle des Gesetzes wie vernagelt und infolgedessen unempfänglich für die Wunder, die auf seine Messiaswürde hinwiesen: »Der Sohn Gottes steht vor ihnen; sie aber sehen in ihm nur einen Aufrührer und gehen mit der Entrüstung des Gerechten gegen jeden vor, der an ihn glaubt. Da sie nicht sehen wollen, wirkt das, was ihnen von Gott her entgegentritt, daß sie fortan nicht sehen können. Ihre Blickkraft verschließt sich. Sie erblinden.«7

Der Herr spricht: Meine Lehre stammt nicht von mir, sondern von dem, der mich gesandt hat. Wer bereit ist, den Willen Gottes zu tun, wird erkennen, ob diese Lehre von Gott stammt oder ob ich in meinem eigenen Namen spreche.8 Jesus deutet den tiefsten Grund an für die Weigerung, ihn als den ersehnten Messias anzuerkennen: sie haben nicht Gott, sondern den Teufel zum Vater9.

Gott gibt sich jenen zu erkennen, deren Herz und Verstand offen ist. »Wo wir Gott anreden, wo wir uns zu Gott hin öffnen, werden wir selber neu, und umgekehrt: Wo Welt sich vor Gott verschließt, sich von ihm abwendet, da ist sie wie ein Planet, der aus seinem Schwerefeld herausbricht und der dann ortlos durch das Nichts hingleitet. Sie ist dann wie eine Erde, die dann von keiner Sonne mehr beleuchtet wird und in der das Leben erlischt.«10 Alle haben Augen zum Sehen, aber nicht alle können das Licht der Sonne schauen. Doch hört die Sonne nicht auf zu leuchten, weil einige im Dunkel bleiben und wie blind sind. Bemühen wir uns deshalb, uns in jeder Situation unseres Lebens dem Licht von oben zu öffnen! »In jeder Fügung, die an uns kommt, leuchtet das Licht Gottes auf, und begibt sich das Sehendwerden oder Erblinden. Wehe uns, wenn wir nicht wach bleiben; wenn wir uns nicht immer wieder in der Bereitschaft erneuern! Wehe uns, wenn wir im Nichtsehen zufrieden werden; wenn die Gestalt des Herrn verblaßt und uns darüber nichts mehr einfällt!«11

Diese Gedanken können uns auch helfen, Familienangehörige, Freunde oder Kollegen Gott näherzubringen. Die mangelnde Entschlossenheit, sich von der Sünde abzuwenden und sich der Gnade zu öffnen, ist für sie wie für uns das größte Hindernis, den Glauben oder die Berufung ernstzunehmen. Wenn Herz und Empfinden im Dunkel bleiben, verunklären sich nicht nur evidente Zusammenhänge, auch die Eingebungen Gottes prallen an unserer Stumpfheit ab. Eingesperrt im eigenen Egoismus suchen wir dann nicht mehr das Gute, sondern Bequemlichkeit und Zerstreuung. Das Ja zum Glauben oder zu einem hohen Ideal erscheint dann immer schwieriger; und auch wenn einer den Ruf Gottes schon vernommen hat, verebbt dann allmählich der Schwung der Berufung wieder.

Die reumütige Beichte ist das große Mittel, die innere Klarheit wiederzugewinnen und auf den Weg des Glaubens zurückzufinden. Wer sein Herz läutert und reinigt, in dem können Glauben und Großzügigkeit neu aufkeimen. Viele wissen aus Erfahrung, daß Zweifel und lähmende Beschwernisse verschwinden, wenn einer sich ein Herz faßt und in aller Aufrichtigkeit beichten geht.

III. Das Unbehagen der Jünger über ihr Unvermögen, den kranken Jungen zu heilen, fuchst sie. Als Jesus nach Hause kam und sie allein waren, fragten sie ihn: Warum konnten denn wir den Dämon nicht austreiben? Die Antwort des Herrn damals gilt bis heute: Diese Art kann nur durch Gebet ausgetrieben werden.

Es gibt Dinge und Situationen, die nur betend gemeistert werden können. »Es ist wichtig, Beten nicht nur dann zu pflegen, wenn es uns gerade Freude macht. Wie nichts Großes im Menschenleben ohne Disziplin und Methode zu erreichen ist, so braucht auch das innere Leben beides. Wenn wir einen großen Künstler hören, der meisterhaft sein Instrument beherrscht, dann bewegt uns die Leichtigkeit, das scheinbar Selbstverständliche und Gelöste, das einfach die Schönheit des Werkes selber sprechen läßt. Aber gerade damit es am Ende diese Leichtigkeit gebe, in der sich das Große rein und unverstellt ausdrückt, muß eine lange zuchtvolle Arbeit vorangehen. Das innere Leben darf uns nicht weniger wert sein als die äußeren Verrichtungen, als Sport und technisches Können. Das >Wachsen des inneren Menschen< ist unseres ganzen Einsatzes wert: Die Welt braucht Menschen, die innerlich reif und reich geworden sind.«12

Beten, das sind nicht nur die Worte, die wir sprechen; auch die Werke und die Arbeit, die wir gläubig dem Herrn darbringen, können und sollen eine Art Gebet zur Ehre Gottes sein. »Die Vorsehung trägt dem einzelnen in der Form der Situation die für ihn jetzt wichtigen Menschen, Dinge, Verhältnisse zu und fordert, daß er handle. Nicht aus einem abstrakten Prinzip, aber auch nicht aus subjektiver Willkür, sondern aus der Sinnforderung der Menschen und Dinge, wie sie jeweils sind. In der Forderung der Situation Gottes Willen zu erkennen und ihn durch diese Sachgerechtigkeit zu erfüllen - das heißt wahrhaft >alles zu seiner Ehre tun<.«13

Herr, vermehre uns den Glauben! Beten wir oft so zum Herrn, gerade in Bedrängnis: wenn das »Alles meinem Gott zu Ehren!« uns nicht einleuchtet, wenn die Früchte unseres Apostolates ausbleiben, wenn wir merken, daß dieser oder jener Fehler sich nicht ohne weiteres ausmerzen läßt, wenn wir meinen, Gottes Wille übersteige unsere Kräfte. So beteten die Apostel, als sie merkten, wie schwach ihr Glaube war - obwohl sie Christus so nahe waren, ihn hörten und sahen. So betet der besorgte Vater im heutigen Evangelium. »Mit den gleichen Worten wenden wir uns jetzt zu ihm, am Ende dieser Zeit des Gebetes. Herr, ich glaube! Ich bin in deinem Glauben aufgewachsen und ich habe mich entschlossen, dir von nahem zu folgen. Im Laufe meines Lebens habe ich oft deine Barmherzigkeit erfleht. Und oft auch habe ich es für unmöglich gehalten, daß du so herrliche Wunder in den Herzen deiner Kinder wirken könntest. Herr, ich glaube! Aber hilf mir, daß ich stärker und tiefer glaube.

Und auch an Maria richten wir unser Gebet, denn sie, die Mutter Gottes und unsere Mutter, ist die Lehrmeisterin im Glauben: Selig, die du geglaubt hast, daß in Erfüllung gehen wird, was dir vom Herrn gesagt wurde (Lk 1,45).«14

1 Mk 9,13-28. - 2 J.Dillersberger, Markus, Salzburg 1937, S.71-72. - 3 J.Escrivá, Freunde Gottes, 204. - 4 Johannes Chrysostomos, Homilien über die Apostelgeschichte, 35. - 5 Franz von Sales, Über die Gottesliebe, Einsiedeln 1985, S.72. - 6 vgl. Joh 5,41-44. - 7 R.Guardini, Der Herr, Würzburg 1951, S.176. - 8 Joh 7,16-17. - 9 vgl. Joh 8,42-44. - 10 J.Ratzinger, Mitarbeiter der Wahrheit, Würzburg 1992, S.212. - 11 R.Guardini, a.a.O., S.180. - 12 J.Ratzinger, Diener eurer Freude, Freiburg 1988, S.79. - 13 R.Guardini, Vorschule des Betens, Mainz 1986, S.139. - 14 J.Escrivá, Freunde Gottes, 204.



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