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  • 21.05.2013 12:48 - EIN MESSIANISCHER PSALM
von Hildegard Maria in Kategorie Allgemein.

JAHRESKREIS
7. WOCHE - DIENSTAG

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EIN MESSIANISCHER PSALM

Christus ist die Mitte der Psalmen.
Bitte um Kraft zur Überwindung heutiger Hindernisse.
Christus, der König.


I. Die hundertfünfzig geistlichen Gedichte, die auf hebräisch - ganz ihrer literarischen Art entsprechend - Loblieder und auf griechisch psalmoi, also »Lieder zur Harfe« heißen, gehörten zur Tempelliturgie des Alten Bundes und zum Gottesdienst der Synagoge. Sie gehörten ebenso zum Gebetsschatz der jüdischen Familie. Jesus wird sie von Maria und Josef gelernt haben. »Die Psalmen sind das >Gebetbuch< Jesu Christi. Sie bilden die geistige Welt, in der der Erlöser, seiner Menschheit nach, lebt. So sehr gehören ihm die Bilder-, Ausdrucks- und Aussagewelt der Psalmen, daß sie ihm bei entscheidenden Situationen auf die Lippen kommen. Sie werden sogar sein Sterbegebet. Die Psalmen sind eben Geist vom Geiste Jesu Christi. Sie kommen aus der Höhe zum Menschensohn Christus Jesus und steigen wieder vom Menschensohn zur Höhe der göttlichen Herrlichkeit. Christus ist Anfang und Ziel der Psalmen. Christus ist die Mitte der Psalmen.«2 Sie sind »erst ein Schatten jener Fülle der Zeit, die in Christus, dem Herrn, angebrochen ist und aus der das Gebet der Kirche seine Kraft gewinnt«3.

Die Kirche betrachtet die Psalmen als »wichtigen Teil der heiligen Liturgie und des Gottesdienstes«4. Sie »betet mit jenen großartigen Liedern, die heilige Verfasser im Alten Bund auf Eingebung des Geistes Gottes gedichtet haben. Sie haben von ihrem Ursprung her die Kraft, Geist und Herz des Menschen zu Gott zu erheben und in ihnen fromme und heilige Gesinnung zu wecken. Im Glück helfen sie danksagen, im Unglück bringen sie Trost und Standhaftigkeit.= 4 Die Psalmen sind - vor allem im Stundengebet - die geborene Stimme der Kirche«5, »Quelle der Frömmigkeit und Nahrung für das persönliche Beten«6. Dies bezeugt Augustinus: »Wieviel weinte ich bei deinen Hymnen und Gesängen, heftig bewegt durch die Stimme deiner Kirche, die lieblich erklang. Diese Stimme strömte in meine Ohren ein, und klar und lauter floß die Wahrheit in mein Herz. Dort entzündete sie die Gefühle der Frömmigkeit.«7

Unter den Psalmen messianischen Charakters ragt der Psalm 2 hervor. Seine Mitte ist das geheimnisvolle Wort: Mein Sohn bist du. Heute habe ich dich gezeugt. »Glauben, daß der, der auf Golgota gestorben ist, zugleich derjenige sei, zu dem diese Worte gesagt sind, scheint ein unerhörter Widerspruch. Was bedeutet diese Anwendung des Wortes? Sie besagt, daß man die Königshoffnung Israels in dem am Kreuz Gestorbenen und für das Auge des Glaubens Auferweckten erfüllt weiß. Sie bedeutet die Überzeugung, daß zu dem, der am Kreuz starb; zu dem, der aller Macht der Welt entsagte (...); zu dem, der alle Schwerter beiseite legen ließ und nicht, wie es die Könige der Welt tun, andere für sich in den Tod schickte, sondern selbst in den Tod für andere ging; zu dem, der den Sinn des Menschseins nicht in der Macht und in deren Selbstbehauptung, sondern im radikalen Sein für die anderen sah, ja, der das Sein für die anderen war, wie das Kreuz es zeigt - daß zu ihm und zu ihm allein Gott gesagt hat: >Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt.< Im Gekreuzigten wird für die Glaubenden sichtbar (...), was der wahre Sinn von Königtum ist.«8

Die Apostelgeschichte zeigt, wie die ersten Christen in diesem Psalm Kraft inmitten ihrer Prüfungen fanden9. Als Petrus und Johannes zum Hohen Rat geführt wurden, weil sie im Namen Jesu einen Gelähmten am Tor des Tempels geheilt hatten, gaben sie mutig Zeugnis. Nach ihrer Freilassung gingen sie zu den Ihren und berichteten alles, was die Hohenpriester und die Ältesten zu ihnen gesagt hatten. Dann beteten sie alle zusammen zu Gott: Herr, du hast den Himmel, die Erde und das Meer geschaffen und alles, was dazu gehört; du hast durch den Mund unseres Vaters David, deines Knechtes, durch den Heiligen Geist gesagt: Warum toben die Völker, warum machen die Nationen vergebliche Pläne? Die Könige der Erde stehen auf, und die Herrscher haben sich verbündet gegen den Herrn und seinen Gesalbten.10 Sie baten den Herrn um die Kraft, trotz aller Drohungen sein Wort mit allem Freimut weiter zu verkünden, denn sie wußten: dies war ihr Auftrag und ihre Verantwortung.

II. Die Worte, die der Psalmist an den Herrn zu einem Zeitpunkt richtet, da Jerusalem von feindseligen Völkern und Fürsten bedroht ist, sind prophetische Worte. Vom geschichtlichen Boden des Königtums ausgehend, erfüllen sie sich in Christus und bleiben seitdem gültig. Auch wir können mit Recht beten: Warum toben die Völker, warum machen die Nationen vergebliche Pläne? Warum so viel Haß und so viel Bosheit in der Welt? Der Widerstreit, der mit der Ursünde begann, dauert fort: Die Mächtigen der Erde verbünden sich gegen Gott und gegen alles, was von Gott ist. Die Würde alter Menschen, von Ungeborenen und Wehrlosen wird mißachtet, die Kirche verunglimpft, Christus selbst verhöhnt, Menschen, die dem Glauben treu bleiben wollen, verachtet.

Aber Gott ist stärker. Zu ihm, dem lebenspendenden Felsen11 gingen Petrus und Johannes und alle, die an jenem Tag mit ihnen versammelt waren. Am Ende ihres Gebetes - berichtet Lukas - wurden alle mit dem Heiligen Geist erfüllt, und sie verkündeten freimütig das Wort Gottes12.

Dies ist »kein einmaliges, in sich abgeschlossenes Geschehen gewesen. Für immer ist er in der Kirche wirksam, aber immer auch von neuem und individuell und >situativ< in jedem einzelnen Gläubigen. Die Ausgießung des Heiligen Geistes ist das Lebensprinzip der ganzen Kirche auf Erden und auch das Belebungs- und das Steuerungsprinzip des einzelnen Menschenherzens. Nur dessen eigener böser Wille kann das verhindern und zunichte machen.«13 Wenn wir heute diesen Psalm beten, bitten wir um Kraft zur Überwindung der Hindernise in einer Welt, die sich Gott entfremdet. Wie die Jünger damals, bauen wir auf das gläubige Bewußtsein unserer Gotteskindschaft und das Königsein Jesu Christi14.

Laßt uns ihre Fesseln zerreißen und von uns werfen ihre Stricke. Ein weltweites Aufbegehren. »Sie durchbrechen das sanfte Joch, sie werfen von sich seine liebenswerte Bürde der Heiligkeit und der Gerechtigkeit, der Gnade, der Liebe und des Friedens. Sie wüten gegen die Liebe, sie verspotten die wehrlose Güte eines Gottes, der auf Legionen von Engeln, die ihn verteidigen könnten, verzichtet (vgl. Joh 18,36).= 14 Doch er, der im Himmel thront, lacht, der Herr verspottet sie. Dann aber spricht er zu ihnen im Zorn, in seinem Grimm wird er sie erschrecken. Und doch scheinen hier auf Erden viele Widersacher Gottes zu triumphieren. Die Menschheitsgeschichte - auch userer Zeit - ist voll von Namen, deren Erwähnung uns Grauen einflößt - Orte wie Menschen. Denn die Geschichte »ist, wie Augustinus in seinem >Gottesstaat< gezeigt hat, ein ständiger Kampf zwischen zwei Reichen: dem Reich Gottes und dem Reich des Bösen (des Satans). Sie unterscheiden sich durch zweierlei Liebe: Gottesliebe und Selbstliebe. Meist ist beides miteinander vermischt. Deshalb darf man einzelne geschichtliche Ereignisse nicht vorschnell als Zeichen Gottes oder als Ausgeburt des Bösen deuten. Man muß vielmehr wissen, daß Gott ein verborgener Gott ist, der uns allein in Jesus Christus eindeutig erschienen ist. Allein von Jesus Christus her haben wir den Maßstab, um die Geschichte und das Leben zu beurteilen.«15

Derselbe Augustinus meint, Zorn Gottes sei bereits die geistige Blindheit derer, die sich gegen das göttliche Gesetz versündigen.16 Andrerseits meint ein anderer Kirchenvater - Hieronymus -, der Zorn, von dem im Psalm die Rede ist, sei »nicht sosehr Zorn wie die nötige Zurechtweisung, so wie der Vater dem Sohn, der Arzt dem Kranken, der Lehrer dem Schüler sie erteilt«17.

Gott ist geduldig und will, daß alle Menschen gerettet werden18. Jedoch ist die Zeit des geduldigen Erbarmens nicht unbegrenzt: denn für jeden Menschen kommt die Nacht, in der niemand mehr etwas tun kann19.

Papst Johannes Paul II. hat sich der Barmherzigkeit Gottes zu verschließen als eines der Merkmale unserer Zeit charakterisiert. Der Mensch »bleibt in der Sünde gefangen, indem er von seiner Seite her seine Bekehrung und damit die Sündenvergebung unmöglich macht, die er als unwesentlich und unbedeutsam für sein Leben erachtet. Dies ist eine Situation des geistlichen Ruins.«20

Wir, die wir Christus nahe sein wollen, müssen durch Sühne die gewaltsame Ablehnung Gottes von so vielen Menschen wiedergutzumachen suchen.

III. Das Mysterium des Bösen ist die bedrängendste Frage im Kontext der menschlichen Freiheit. Der Psalm 2 proklamiert das alles überwindende Königsein Christi: Ich selber habe meinen König eingesetzt auf Sion, meinem heiligen Berg. Den Beschluß des Herrn will ich kundtun. Er sprach zu mir: Mein Sohn bist du. Heute habe ich dich gezeugt. »Gott, unser Vater, hat uns in seinem Erbarmen seinen Sohn zum König gegeben. Er droht und ist zugleich mild; er kündigt uns seinen Zorn an und schenkt uns seine Liebe. Mein Sohn bist du: Er wendet sich an Christus und er wendet sich an dich und an mich, wenn wir uns dazu entschließen, alter Christus, ipse Christus zu sein.

Die Sprache vermag nicht mehr auszudrücken, was das Herz angesichts der Güte Gottes empfindet. Er sagt zu uns: Du bist mein Sohn; nicht ein Fremder, nicht ein Knecht, den man gütig behandelt, nicht ein Freund - das wäre schon viel -, ein Sohn!«21 Dies ist unsere Zuflucht: die Gotteskindschaft. Hier finden wir die nötige Stärke gegen die Widrigkeiten eines Milieus, das sich oft gegenüber der christlichen Sicht des Lebens feindselig zeigt.

Gott, unser Vater, bleibt uns immer nahe. Seine Gegenwart wirkt überall: in den Herzen der Menschen wie in den Ereignissen der Geschichte, im Kleinen wie im Großen. Überall wartet Gott auf uns, daß wir zu ihm gehen - mit unseren Bitten und unseren Nöten: Fordere von mir, und ich gebe dir die Völker zum Erbe, die Enden der Erde zum Eigentum. Besonders im Umgang mit dem eucharistischen Herrn - bei der Kommunion oder in Anbetung vor dem Tabernakel - können wir ihn an dieses Wort Fordere von mir ... erinnern.

Johannes Chrysostomos vergleicht die Verheißungen Christi mit den Verheißungen im Alten Testament: »Uns ist ja nicht ein Land verheißen, das von Milch und Honig fließt, kein langes Alter und reicher Kindersegen, nicht Brot und Wein, Schaf- und Rinderherden; nein, unser harrt der Himmel und sein Glück, wir werden Kinder Gottes sein und Bruder seines Eingeborenen, gemeinsam unser Erbe besitzen, mit ihm Ruhm und Herrschaft teilen und tausend andere Gaben empfangen.«22

Du wirst sie zerschlagen mit eiserner Keule, wie Krüge aus Ton wirst du sie zertrümmern. Nun denn, ihr Könige, kommt zur Einsicht, laßt euch warnen, ihr Gebieter der Erde! Dient dem Herrn in Furcht und küßt ihm mit Beben die Füße. Christus hat mit seinem Tod am Kreuz vor all seinen Feinden triumphiert. Einige Väter wagen den Vergleich, die eiserne Keule sei das Kreuz, ein Holz mit eiserner Kraft.23 Das Kreuz ist das Zeichen des Christen, das alles Widrige wie Krüge aus Ton zerbricht. Das Kreuz in unserem Verstand, in unserem Herzen, in all unseren Werken - dies heißt, ein Leben zu führen, das sich vor dem Opfer nicht fürchtet und die freiwillige Askese bejaht.

Der Psalm endet mit einem Aufruf des Vertrauens auf Gott. Wohl allen, die ihm vertrauen. In deinen Händen ruht der Menschen Schicksal. Nichts kann auf Erden deiner Macht entgleiten. Du sprichst das Urteil über alle Völker, voll des Erbarmens. Reiche entstehen, blühen und zerfallen, aber das deine überdauert alle, denn deine Herrschaft ist von Gott verliehen, ewigen Ursprungs.24

1 Th.Schnitzler, Was das Stundengebet bedeutet, Freiburg 1980, S.142. - 2 Allgemeine Einführung in das Stundengebet, 101. - 3 Pius X., Apost.Schreiben Divino afflatu, 1.11.1911. - 4 Allgemeine Einführung in das Stundengebet, 100. - 5 Basilius, Homilie zu Psalm 1, 2. - 6 II. Vat. Konzil, Konst. Sacrosanctum Concilium, 90. - 7 Augustinus, Bekenntnisse, 9,6. - 8 J.Ratzinger, Einführung in das Christentum, München 1968, S.176. - 9 vgl. Apg 4,23-31. - 10 Apg 4,24-26. - 11 1 Kor 10,4. - 12 Apg 4,29-31. - 13 P.Berglar, Petrus - Vom Fischer zum Stellvertreter, München 1991, S.190. - 14 J.Escrivá, Christus begegnen, 185. - 15 Katholischer Erwachsenen-Katechismus, Bonn 1985, S.127. - 16 Augustinus, Erklärung der Psalmen, 2,4. - 17 Hieronymus, Erklärung der Psalmen, 2. - 18 1 Tim 2,4. - 19 Joh 9,4. - 20 Johannes Paul II., Enz. Dominum et vivificantem, 46-47. - 21 J.Escrivá, Christus begegnen, 185. - 22 Johannes Chrysostomos, Homilien über das Matthäusevangelium, 16,5. - 23 vgl. Athanasius, Kommentar zu den Psalmen, 2,6. - 24 Erste Vesper vom Christkönigssonntag, Hymnus.



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