Herzlich Willkommen, hier in diesem Forum....http://files.homepagemodules.de/b531466/avatar-4dbf9126-1.gif
  • 27.05.2013 08:37 - GUTER MEISTER, WAS MUSS ICH TUN?
von Hildegard Maria in Kategorie Allgemein.

JAHRESKREIS
8. WOCHE - MONTAG

13

GUTER MEISTER, WAS MUSS ICH TUN?

Ein junger Mann fragt Jesus nach dem Lebenssinn.
Viele Wege der Nachfolge.
Fragen an uns heute.

I. In jener Zeit lief ein Mann auf Jesus zu, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Meister, was muß ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? So steht es im heutigen Evangelium nach Markus1. Matthäus ergänzt, daß er ein junger Mann2 war, und wir verstehen seine Begeisterung - guter Meister ... -, sein ungestümes Auftreten - das Laufen zu Jesus, der Kniefall -, seinen Tatendrang - was muß ich tun? Papst Johannes Paul II. hat die Begegnung dieses jungen Mannes mit Jesus mehrfach kommentiert, besonders in seinem Apostolischen Schreiben an die Jugend der Welt und in der Enzyklika Veritatis splendor. Wir werden in unserer Betrachtung den Anregungen des Papstes folgen. »In dem jungen Mann, dessen Namen das Matthäusevangelium nicht nennt, können wir jeden Menschen erkennen, der, bewußt oder unbewußt, an Christus, den Erlöser des Menschen, herantritt und ihm die moralische Frage stellt. Für den jungen Mann ist es nicht zuerst eine Frage nach den Regeln, die befolgt werden müssen, als vielmehr eine Frage nach Sinnerfüllung für das Leben«3. Matthäus4 schildert das Gespräch ausführlicher, als einen offenen Dialog. Zuerst wendet Jesus den Blick des jungen Mannes auf Gott hin: Was fragst du mich nach dem Guten. Nur einer ist »der Gute« Dann erinnert er ihn an die zentrale Stellung der Zehn Gebote allen anderen Geboten gegenüber: Wenn du aber das Leben erlangen willst, halte die Gebote. Und auf die Frage des jungen Mannes: Welche?, die Antwort Jesu: Du sollst nicht töten, du sollst nic»t die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen ... »Damit wird ein enger Zusammenhang zwischen dem ewigen Leben und der Befolgung der Gebote Gottes hergestellt: die Gebote Gottes weisen dem Menschen den Weg des Lebens und geleiten ihn zu ihm. Aus dem Munde Jesu, des neuen Mose, werden den Menschen die Gebote des Dekalogs wiedergeschenkt; er selbst bestätigt sie endgültig und stellt sie uns als Weg und Bedingung des Heils vor.«5

Die Antwort Jesu genügt dem jungen Mann jedoch noch nicht. Nach Matthäus fragt er weiter: Was fehlt mir jetzt noch? Wir wollen hier innehalten; denn bisweilen werden wir uns selbst dies gefragt haben angesichts des wunderbaren Zaubers so vieler guter, schöner Dinge dieser Welt, die wir genießen und die uns dennoch keine Erfüllung schenken. Die Jahre verrinnen, und der Durst bleibt ungestillt. Die Antwort Jesu an den jungen Mann ist eine persönliche Antwort an einen jeden von uns.

Jesus sah dem jungen Mann an, daß er zur Hingabe fähig war, und er blickte liebevoll auf ihn: »Jedem Menschen schenkt er diesen Blick der Liebe. Das Evangelium bestätigt dies auf jeder Seite. Man kann sogar sagen, daß in diesem liebenden Blick Christi gleichsam eine Zusammenfassung der ganzen Frohen Botschaft enthalten ist. (...) Der Mensch braucht diesen liebevollen Blick: Er muß das Bewußtsein haben, geliebt zu sein, von Ewigkeit her geliebt und erwählt zu sein (vgl. Eph 1,4). Diese ewige Liebe göttlicher Erwählung begleitet den Menschen durch sein Leben wie der liebende Blick Christi.«6

Der liebende Blick des Herrn ist gleichsam seine Antwort auf das Zeugnis der Treue zu den Geboten, das der junge Mann bisher gegeben hat. Gleichzeitg ist dieser liebende Blick die Brücke zum Schlußteil des Gespräches, eben jener Frage: Was fehlt mir jetzt noch?7 »Diese Frage ist sehr wichtig. Sie zeigt, daß im Gewissen des Menschen und gerade des jungen Menschen ein Streben nach >etwas Höherem< verborgen liegt (...). Der Mensch, der Christ, ist fähig, sein Leben als Geschenk zu verstehen. Diese Dimension ist nicht nur >höher< als die Dimension der einzelnen sittlichen Verpflichtungen, wie sie aus den Geboten hervorgehen, sondern sie ist auch >tiefer< und grundlegender. Sie ist ein vollerer Ausdruck jenes Lebensentwurfs, an dem wir schon in der Jugend bauen.«8

Der junge Mann meinte, den Willen Gottes schon zu erfüllen, weil er die Gebote hielt. Nun muß er entdecken, daß es noch manche Fessel zu lösen gilt. Das hat sich bis heute nicht geändert: »Du erzählst mir von deinem Freund, daß er häufig die Sakramente empfange, ein sauberes Leben führe und ein tüchtiger Student sei. - Aber er geht nicht darauf ein. So oft du ihm vom Opfer und vom Apostolat sprichst, wird er traurig und läuft weg.

Sorge dich nicht. Das ist kein Mißerfolg deiner Bemühungen. Das ist Wort für Wort die Begebenheit, die der Evangelist beschreibt: >Wenn du vollkommen sein willst, so geh hin und verkaufe deine Habe und gib sie den Armen (Opfer), dann komm und folge mir nach< (Apostolat).

Der junge Mann >abiit tristis<, ging auch traurig davon: er wollte der Gnade nicht entsprechen.«9

II. Papst Johannes Paul II. schreibt, »daß in der Zeit vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil der Begriff der >Berufung< vor allem in Bezug zum Priestertum und Ordensleben gesehen wurde, als hätte sich Christus an den jungen Mann im Evangelium mit seinem >Folge mir nach< nur für diese Berufungen gewandt. Das Konzil hat diese Sicht erweitert (...). Der Ruf Christi >Folge mir nach< läßt sich auf verschiedenen Wegen vernehmen, auf denen Jünger und Bekenner des göttlichen Erlösers gehen. Auf verschiedene Weise kann man Christus nachfolgen, das heißt nicht nur durch das Zeugnis vom eschatologischen Reich der Wahrheit und Liebe, sondern auch, indem man an der Gestaltung der ganzen zeitlichen Wirklichkeit im Geiste des Evangeliums mitwirkt.«10 Gott ruft alle Menschen zur Heiligkeit: Gesunde und Kranke, Begabte und weniger Begabte, Reiche und Arme, Junge und Alte. Wer im kontinuierlichen Gebet danach sucht, entdeckt mit der Zeit den spezifischen Weg, den Gott für ihn vorgesehen hat.

Der junge Mann kam sich überfordert vor. Sein Reichtum war die große Fessel für die größte Chance seines Lebens, die Einladung Christi. Doch die ließ ihn traurig werden.

Die Worte, die Papst Johanes Paul II. an junge Menschen richtet, sind für jeden gültig: »Die Traurigkeit des jungen Mannes gibt uns zu denken. Wir könnten versucht sein zu glauben, daß ein großes Vermögen, die Fülle der Güter dieser Welt uns glücklich machen. Am Beispiel des jungen Mannes im Evangelium sehen wir jedoch, daß sein großes Vermögen zu einem Hindernis geworden war, den Ruf Jesu, ihm zu folgen, anzunehmen. Er war nicht bereit, zu Jesus ja zu sagen und nein zu sich selbst, ja zur Liebe und nein zur Ausflucht. Wahre Liebe ist fordernd. (...) Denn Jesus - unser Jesus selbst - hat gesagt: >Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage< (Joh 15,14). Liebe verlangt Anstrengung und eine persönliche, verpflichtende Bindung an den Willen Gottes. Liebe bedeutet Disziplin und Opfer, aber sie bedeutet auch Freude und menschliche Erfüllung. Meine lieben, jungen Leute! Habt keine Angst vor ehrlichem Bemühen und ehrlicher Arbeit! Habt keine Angst vor der Wahrheit! Mit der Hilfe Christi und durch das Gebet könnt ihr auf seinen Ruf antworten, könnt ihr Versuchungen, modische Launen und jeder Form von Massenmanipulation widerstehen. Öffnet eure Herzen für den Christus des Evangeliums - für seine Liebe, seine Wahrheit und seine Freude. Geht nicht traurig weg!«11

Der Ruf des Herrn zur Nachfolge erfordert ständige Bereitschaft: Was erwartest du von mir, Herr, in diesen neuen Umständen meines Lebens? Wir entdecken so, wie sich die Berufung im Gewebe des alltäglichen Lebens entfaltet; wir vernehmen Anregungen, Eingebungen, »besondere Rufe« in besonderen Augenblicken, die uns nahelegen, aus Liebe zum Herrn kleine oder große Dinge zu vollbringen. Und manchmal vernimmt man die göttliche Stimme wie Elija: der Herr war nicht im Sturm, der die Berge zerriß und die Felsen zerbrach, noch im Erdbeben, noch im Feuer: Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln. Da hüllte Elija sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle.12

III. »Das Gespräch Jesu mit dem reichen Jüngling wird gewissermaßen in jeder Epoche der Geschichte, auch heute, weiter geführt. Die Frage: >Meister, was muß ich Gutes tun, um das ewige Leben zu gewinnen?< bricht im Herzen jedes Menschen auf, und es ist immer und allein Christus, der die volle und entscheidende Antwort anbietet. Der Meister, der die Gebote Gottes lehrt, der zur Nachfolge einlädt und die Gnade für ein neues Leben schenkt, ist immer unter uns gegenwärtig und tätig.«13 Der junge Mann wich Christi Blick aus, überhörte die Aufforderung zu einem Leben aus der Liebe und ging traurig weg. War es ein endgültiges Weggehen? Was ist aus ihm geworden? Das Evangelium deutet nur knapp den Grund des Weggehens an: er hatte ein großes Vermögen, das ihm das Herz beschwerte.

Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als daß ein Reicher in das Reich Gottes gelangt, faßt Jesus seinen Jüngern gegenüber diese Begegnung zusammen. Dann heißt es von seinen Jüngern: sie erschraken sehr und sagten: Wer kann dann noch gerettet werden? Der Herr verweist auf die Macht Gottes: Für Menschen ist das unmöglich, für Gott aber ist alles möglich. »Die Liebe Christi nachzuahmen und nachzuleben, ist dem Menschen aus eigener Kraft allein nicht möglich. Er wird zu dieser Liebe fähig allein kraft einer Gabe, die er empfangen hat. Wie der Herr Jesus die Liebe von seinem Vater empfängt, so gibt er sie seinerseits aus freien Stücken an die Jünger weiter: >Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe!< (Joh 15,9).«14

Das heutige Evangelium ermuntert uns, mutig im Gebet zu prüfen, wo wir das Herz haben. Lassen wir uns von Wohlstand, Luxus oder Bequemlichkeit bezirzen? Bemühen wir uns um die nötige innere Freiheit und Loslösung von den irdischen Gütern? Werden wir unwirsch, bedrückt oder mißgelaunt, wenn wir etwas entbehren müssen, das uns zur liebgewordenen Gewohnheit geworden war? Sind wir wachsam gegenüber spießigen Anhänglichkeiten? Lassen wir uns von Konsumdenken beeinflussen? Bekämpfen wir die Neigung, sich unnötige Bedürfnisse zu schaffen? Bemühen wir uns stattdessen, die Unbequemlichkeit froh, gelassen und sportlich zu nehmen und den Mangel an Mitteln nicht zu dramatisieren? Sind wir großzügig im Almosengeben und im Unterstützen guter Werke?

Der junge Mann, der Jesus traurig verließ, ist nicht die erfundene Gestalt in einem Gleichnis, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut. Er »ging traurig weg. Aber auch Jesus, menschlichster aller Menschen, blieb traurig zurück. Vielleicht seufzte er. Man kann sich das leicht vorstellen. Denn mit diesem Reichen war es so gegangen, wie es mit ungezählten Kindern dieser Welt bis zum Ende der Zeiten gehen würde: daß sie dem Rufe Gottes nicht folgen, weil sie ein verkehrtes Glück suchen, die Lust des Selbstbewahrens und Sich-Aneignens anstatt die Seligkeit des Sich-Verlierens und Sich-Verausgabens.15

Vielleicht - es ist ein schöner Gedanke - hat er das später, nach Jesu Tod und Auferstehung, doch noch geschafft. Denn es ist anzunehmen, daß der Blick Jesu ihn nie mehr losließ.16

1 Mk 10,17-27. - 2 vgl. Mt 19,20. - 3 Johannes Paul II., Enz. Veritatis splendor, 7. - 4 vgl. Mt 19,16-26. - 5 Johannes Paul II., a.a.O., 12. - 6 Johannes Paul II., Apost. Schreiben An die Jugend der Welt, 31.3.1985, 7. - 7 Mt 19,20. - 8 Johannes Paul II., a.a.O., 8. - 9 J.Escrivá, Der Weg, Nr.807. - 10 Johannes Paul II., a.a.O., 9. - 11 Johannes Paul II., Ansprache in Boston, 1.10.1979. - 12 vgl. 1 Kön 19,11-13. - 13 Johannes Paul II., Enz. Veritatis splendor, 25. - 14 ebd., 22. - 15 P.Berglar, Petrus - Vom Fischer zum Stellvertreter, München 1991, S.77. - 16 ebd.



Beliebteste Blog-Artikel:

Melden Sie sich an, um die Kommentarfunktion zu nutzen
Danke für Ihr Reinschauen und herzliche Grüße...
Xobor Xobor Blogs
Datenschutz