27. August - Der heilige Josef von Calasanza
Das Andenken an den heiligen Josef von Calasanza hat etwas mit Kindern zu tun, die Jesus im Evangelium sogar über die Erwachsenen stellt: „Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht in das Himmelreich eingehen.“ Der heilige Josef von Calasanza war ein einzigartiger Kinderfreund, der das Wort des Herrn beherzigte: „Lasst die Kinder zu mir kommen, denn ihnen gehört das Himmelreich.“
Josef, der letzte Nachkomme aus dem adeligen Grafengeschlecht der Calasanza, wurde im Jahr 1556 auf einem Bergschloss in Spanien geboren. Als junger Mann studierte er an der Hochschule zu Lerida die Rechtswissenschaft, um nach dem Wunsch des Vaters später Staatsbeamter zu werden. Sein eigener Wunsch zielte allerdings von vornherein auf das Priestertum, aber er fügte sich dem Wunsch seines Vaters.
Recht locker und lustig war das Leben der Studenten zur damaligen Zeit. Die meisten schwänzten die Schule, schlugen kaum mal ein Buch auf und lernten nichts. Dafür lagen sie halbe Tage und ganze Nächte in den Wirtshäusern und zechten und drangsalierten nebenbei in unverschämter Weise die kleinen Leute. Das nannten sie studentische Freiheit. Als die Lehrer mit Geboten und Verboten dagegen einschritten, protestierten die Gemaßregelten laut und lärmend. Da erhob sich furchtlos unter ihnen der junge Graf von Calasanza. Als einer von ihnen wies er sie zurecht, nahm die Lehrer in Schutz und hielt ihnen vor, dass man Freiheit nicht mit Zügellosigkeit verwechseln dürfe. Frisch und mutig sprach er zu ihnen, und wenn ihm sein kühnes Auftreten anfangs auch Spott eintrug, so konnte man ihm auf die Dauer die Hochachtung nicht versagen. Die Besseren unter den Mitschülern gaben ihm recht, schlossen sich ihm an, studierten eifriger, beteten mehr und wurden später auch tüchtige Leute. Daran sieht man deutlich, was einer ausrichten kann, wenn er keine Menschenfurcht kennt.
Graf Josef von Calasanza ist dann nach Gottes weiser Fügung nicht Staatsmann geworden, sondern Priester, so wie er es sich gewünscht hatte. Er wurde ein eifriger Priester, der in der spanischen Heimat landauf und landab als Volksmissionar tätig war. Als er später eine Wallfahrt nach Rom machte, blieb er dort hängen. Es gefiel ihm nämlich gut in der Ewigen Stadt.
Was dem Heiligen in Rom allerdings nicht gefiel, war die Tatsache, dass es für die Kinder der armen Leute überhaupt keine Schulen gab. Wie die Wilden wuchsen sie heran, lernten nichts und wussten nichts, lungerten auf den Straßen herum, bettelten die Pilger an und verkamen und verlotterten. Nicht selten wurden aus ihnen später Räuber und Diebe. Es ist immer ein großes Unglück, wenn ein Kind ohne Schule heranwachsen muss.
Natürlich gab es damals Schulen für die Reichen, aber um die armen Kinder kümmerte sich niemand. Das war übrigens nicht nur in Rom der Fall, sondern überall, man wusste es einfach nicht besser. Da hat nun der heilige Josef von Calasanza zunächst in Rom eine Schule gegründet, in der er die Kinder der unbemittelten Leute unentgeltlich unterrichtete. Auch Bücher, Papier und Schreibwerkzeuge schenkte er den Kindern. Und als er dabei selbst arm wurde, bettelte er bei den reichen Leuten um milde Gaben.
Noch mehr tat er, denn wenn er tagsüber die lebhaften Römerkinder von Klasse zu Klasse unterrichtet hatte, reinigte er abends die Schulstuben und die Treppen und schnitt in der Nacht den Schülern die Gänsekiele zurecht, mit denen man damals schrieb. Über fünfzig Jahre hat er es so gemacht. Er hat auch einen Lehrorden gegründet, dessen Mitglieder sich dem Unterricht der armen Kinder widmeten. Und weil sich der neue Orden rasch über ganz Europa verbreitete, so entstanden bald überall neue Schulen für die armen Kinder.
Der heilige Josef von Calasanza ist also jener Mann, der die Volksschulen erfunden hat. Nicht tadeln darf man ihn deswegen, man muss ihn vielmehr loben, denn wenn auch die Schule für die Kinder nicht immer angenehm ist, so ist doch nicht zu leugnen, dass der Unterricht allen zum Segen gereicht.
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