Der heilige Baldomer, Schlosser und Subdiakon zu Lyon,
+ 27.2.660 - Fest: 27. Februar
Die Kirche von Lyon in Frankreich, die seit den ersten christlichen Jahrhunderten so viele ausgezeichnete heilige Bekenner und Blutzeugen aus jedem Stand, Alter und Geschlecht aufweisen kann, verehrt auch den heiligen Baldomerus als ein herrliches Muster nach Nachahmung.
Baldomerus wurde in Lyon geboren, wo er von seinen frommen Eltern von Kindheit an zu einem gottseligen und rechtschaffenen Leben angeleitet wurde. Er musste auch sehr früh das Arbeiten erlernen, nämlich das Schmiedehandwerk, das er auch bis an sein Ende mit Eifer betrieb. Er ist ein merkwürdiges Vorbild für alle, die überlegen, wie man die Sorge um das Ewige mit der Sorge um das Zeitliche gut vereinigen kann, ohne dass eins dem andern im Wege steht. Alle seine Arbeiten waren durch eine gute Meinung geheiligt und vom Gebet begleitet und dadurch sichtbar gesegnet.
Seine täglichen Verrichtungen waren nach einer klugen Tagesordnung bestimmt. Wenn der Tag nur zu grauen anfing, da verließ Baldomerus schnell sein Nachtlager. Ein herzliches Morgengebet, das er kniend als ein Dankopfer Gott dem Herrn darbrachte, war täglich sein erstes Geschäft. Dann ging er zur nächsten Kirche, wo er der heiligen Messe andächtig beiwohnte. Kam er von der Kirche zurück, so genoss er mit seinen Gesellen und Lehrjungen fröhlich das Morgenbrot. Dann ermunterte er sie zur Arbeit gewöhnlich mit seinem Sprichwort: „Kommt Kinder, im Namen Gottes wollen wir nun arbeiten!“
So vergingen Tage und Wochen, und Gott segnete reichlich Meister Baldomers Geschäft. Er erwarb sich weit mehr, als er zum anständigen Lebensunterhalt für sich und die Seinen brauchte. Und da er nicht verheiratet war, auch nicht heiraten wollte, fanden die Armen an ihm einen reichlich spendenden Wohltäter. Doch obwohl er gerne gab, gab er weise und vorsichtig. Nicht jedem Armen reichte er, was dieser verlangte. Unbeschenkt ging zwar niemand von ihm weg, denn er wollte die Worte des Herrn genau erfüllen: „Gib dem, der dich bittet!“ Aber auf jene Hausarme war sein Augenmerk gerichtet, welche bei all ihrer Mühe und Arbeit so viel nicht erwerben konnten, als ihr und ihrer Kinder Notdurft verlangte. Diesen zu helfen, diese zu ermuntern zum Gebet und zum fortwährenden Vertrauen auf Gott, war eine seiner Hauptbeschäftigungen, wenn die Ruhestunde eintrat. In mancher stillen Abendstunde ging er umher und brachte ihnen so viel, als sie noch nötig haben könnten, um bei eigenem unverdrossenem Fleiß ihre Frauen und Kinder ernähren zu können. So sorgte er auch in den Wintermonaten für die Kleider, besonders der Unmündigen. Allein er suchte bei dieser Gelegenheit zugleich auch ihr noch größerer Wohltäter zu werden. Er nahm dabei Anlass, sie zum Gebet, zum Gehorsam ihren Eltern und Vorgesetzten gegenüber, sowie zum Fleiß in der Schule zu ermuntern, und dieses verstand er mit einer ganz einnehmenden Sanftmut und eindringlicher Liebe zu tun. Man sah aber auch sichtbar, wie Liebe Gegenliebe erweckt. Die Kinder der Armen eilten scharenweise zu ihm, umrangen ihn voll dankbarer Empfindungen und baten, dass er sie lehren und segnen möchte. Baldomerus, der alle, die bei ihm Hilfe und Trost suchten, durch sein herzliches, liebreiches und aufrichtiges Benehmen für sich gewann, unterließ auch keine Gelegenheit, alle für Gott zu gewinnen. Er ermunterte sie zur Gottseligkeit und freute sich, wenn er heilsame Wirkungen seiner Ermahnungen in den Hütten der Armen bemerkte.
So brachte er seinen Feierabend zu. War der vorüber, so eilte er wieder nach Hause. „Im Namen Gottes lasset uns wieder anfangen“, war sein Zuruf an die Gesellen; und so arbeitete er mutig und unverdrossen weiter, bis der Feierabend kam, den er meistens seinen Arbeitsgefährten mit den Worten ankündigte: „Gott sei für alles gelobt!“
Seine Gesellen und Lehrjungen hingen mit solcher Liebe und Achtung an ihm, dass, wenn sie einmal in sein Haus eingetreten waren, sie dasselbe nicht mehr verlassen wollten, denn er war auch ihr wahrer Freund, Ratgeber und Vater. Musste sich der eine oder der andere von ihm trennen, so geschah es nicht ohne die aufrichtigste Wehmut. Aber die Liebe zu ihrem alten Meister blieb ihnen unaustilgbar. Denn Baldomer wusste so auf das Herz und den Geist seiner Gesellen zu wirken, dass sie ihm lebenslänglich für die Belehrungen dankten, die aus dessen liebevollem Herzen gekommen waren.
Für seine Lehrlinge sorgte er mit ganz vorzüglicher Liebe. Es waren nur Kinder der Armen, die er in seine Werkstätte aufnahm. Aber es meldeten sich bei ihm so viele, dass er nicht alle annehmen konnte. Doch seine Liebe wusste auch noch für diese Rat. Diese Lernbegierigen suchte er bei anderen frommen und geschickten Meistern unterzubringen.
Die Lehrjahre sind den meisten Jungen Zeiten harter Prüfungen, die ihnen wegen der mannigfaltigen Kränkungen unvergesslich sind. Allein im Haus des Baldomerus hatten sie nichts von solcher Art zu erfahren. Er duldete keinen Gesellen, der mit Zorn und Härte einen Lehrjungen behandelte. Er selbst wies sie mit Liebe, aber wenn es sein musste, auch mit allem Ernst zu ihren Pflichten an. Doch er hatte es größtenteils nicht nötig, ihnen zweimal dasselbe zu sagen, weil sie als Kinder ihn herzlich liebten. Die Eltern pflegten in dieser Gegend ihre Kinder mit den Worten zu bedrohen: sie würden es dem Meister Baldomer melden, was sie Unartiges und Pflichtvergessenes getan haben. Dies allein war genug, um Kinder, und die Jungen insbesondere, in einer heilsamen Furcht zu halten.
Hatte ein Lehrling ausgelernt, so sorgte Meister Baldomer für dessen gute Unterkunft in einer entfernteren Stadt, und da der Name Baldomer in allen Städten Frankreichs bald sehr bekannt wurde, so fehlte es seinen Zöglingen nie an Aufnahme und Arbeit.
Viele Jahre hatte Baldomer in seinem Gewerbe verlebt, viel Gutes hatte er gestiftet. Die Zahl der Armen war beinahe ganz verschwunden. Denn da alle Familienväter nach Baldomers Beispiel ihre Arbeiten auch mit Gott anfingen und beendeten, so verbreitete sich auch der Segen Gottes reichlich unter ihnen. Das große Tagwerk, dass ihm die ewige Liebe aufgetragen hatte, war getan, und Gott wollte den treuen Diener Baldomer nun zur ewigen Belohnung seiner Verdienste abrufen. Er starb im Jahr 660, verehrt schon damals wie ein Heiliger, und allgemein betrauert. So wie einst bei dem Tod der menschenfreundlichen Tabitha, standen nun auch die Witwen und Waisen um seine Leiche herum und weinten und zeigten die Röcke und Kleidungsstücke, die ihnen der Heilige verschafft hatte.
Am Grab Baldomers geschahen viele, unleugbare und erstaunenswürdige Wunder, die nach strenger Untersuchung die Ursache dafür waren, warum Baldomer von der Kirche in die Zahl der Heiligen gesetzt wurde.
Liebe Handwerker! Möchte euch der heilige Baldomer oft im Sinn sein. Von ihm lernt ihr, wie man es anzufangen habe, um mit Segen zu arbeiten. Von ihm lernt ihr, eures Namens „Meister“ wert zu werden, wenn ihr nicht bloß den zeitlichen Unterricht der Lehrlinge, sondern auch ihr Seelenheil in väterliche Fürsorge nehmt und so ihnen alles werdet, um alle für Gott und die Heiligkeit zu gewinnen.
Aber allen Christgläubigen ist er ein nachahmungswürdiges Beispiel der Liebe und des tätigen Christentums, mit dem er viel weise Klugheit verband. Er liebte aber nicht, um geliebt zu werden, sondern in aller Herzen die Liebe Gottes zu entflammen. Er war ein Kinderfreund und die lieben Kleinen waren gerne bei ihm. Aber er benützte diesen Anlass, um die jungen Herzen durch Worte des Heils zu beleben und sie für die Gnade Gottes offen zu behalten. Er verband Gottseligkeit mit unverdrossenem Arbeitsfleiß und zeigte allen Christgläubigen, wie passend Beten und Arbeiten zusammen gehören.
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