Gott Vater hat alle Wasser gesammelt und sie Meer genannt;
Er hat alle Gnaden gesammelt und sie Maria genannt.
(Heiliger Ludwig Maria Grignon von Montfort)
Liebe Newsletter-Empfänger,
mit dem 16. Februar ist die Kirche in die sogenannte „Vorfastenzeit“ eingetreten. Die Bezeichnung des ersten Sonntags der Vorfastenzeit „Septuagesima – Siebzig“ erinnert an die 70 Jahre währende Zeit der Verbannung des Volkes Israel – eine Zeit, die in der biblischen Geschichtsdeutung als eine Zeit der Buße und der Sühne gesehen wird: Das Volk nimmt das babylonische Exil als Folge seines Abfalls von Gott auf sich, bis dann der Prophet Jesaja den Verbannten zuruft: „Redet Jerusalem zu Herzen und verkündet der Stadt, dass ihr Frondienst zu Ende geht, dass ihre Schuld beglichen ist; denn sie hat die volle Strafe erlitten von der Hand des Herrn für all ihre Sünden.“ (Jes 40)
In der letzten Zeit wurde ich von Gläubigen mehrfach auf die Begriffe der „Sühne“ und des „Aufopferns“ angesprochen. Beide Wirklichkeiten haben für jene, die im Glauben weitergehen möchten, große Bedeutung. Im sogenannten Rosenkranz der göttlichen Barmherzigkeit, den Jesus der Heiligen Schwester Faustina offenbart hat, heißt es z.B.: „Ewiger Vater, ich opfere dir auf den Leib und das Blut, die Seele und die Gottheit deines über alles geliebten Sohnes (…) zur Sühne für unsere Sünden und für die Sünden der ganzen Welt.“
Diesen Worten liegt der Glaube zugrunde, dass Christus durch seinen Tod nicht nur die Sünden hinweg genommen, sondern auch gesühnt hat, d.h.: Die Sünden sind auch in ihren verhängnisvollen Auswirkungen überwunden. Sühne „tröstet“ Gottes Herz, das durch die Sünden der Menschen verwundet wurde. Sühne ist eine Art Wiedergutmachung, ein „Ausgleich“ für das, was durch die Sünde an Unheil in die Welt gekommen ist. Denn: Die Sünde ist zwar vergeben, aber der Schmerz darüber und die verheerenden Folgen bleiben oft noch lange bestehen. Der Ort der Sühne ist zuallererst das Herz des Erlösers (und – da der Sohn nie ohne die Mutter ist – auch das unbefleckte Herz Mariens). Man muss dieses Herz unseres Heilandes anbeten und verehren, sich in seine Liebe versenken, um den unendlichen Schmerz zu ahnen, den Gott angesichts der menschlichen Sünden und deren Folgen empfindet. Dann erwacht wie von selbst der Drang, an der „Heilung“ dieses Schmerzes mitzuwirken. Mit-Lieben und Mit-Leiden sind hier nicht zu trennen, weil Christi Liebe zum Sünder immer Leiden bedeutet. Seine Liebe ist stets die verwundete Liebe.
Jesus hat nun, um das Herz des Vaters zu trösten, die Sünden, welche sich gegen dieses Herz richten, stellvertretend auf sich genommen. Dieses „auf-sich-Nehmen“ der Sünde und deren Folgen bedeutet die tiefste Offenbarung der Liebe und das allergrößte denkbare Leiden zugleich. Es gibt keine Liebe ohne das Leiden, und deshalb sehnen sich die Heiligen, wenn sie lieben, nach dem Leiden, so wie sich der Christ umgekehrt, wenn er leidet, nach der Liebe sehnt. Weil Jesus Gottes Sohn war, ist seine Sühne von unendlichem Wert. Aber: wir Menschen können in Jesus und durch ihn und mit ihm alle unsere Gebete, Opfer und Leiden dem ewigen Vater darbringen und so am Sühnewerk Christi teilnehmen – zur Rettung unserer eigenen Seele und der Seelen der anderen.
Offenbar war der Himmel der Ansicht, dass diese Lehre weder kompliziert noch nebensächlich ist. Anders ist es nicht zu erklären, dass die Muttergottes in Fatima am 13. Mai 1917 zu den Seherkindern gleich zu Beginn der Erscheinungen sagte: „Wollt ihr euch Gott darbringen, bereit jedes Opfer und alle Leiden zu ertragen, die Er euch schicken wird, zur Sühne für alle Sünden, durch welche die göttliche Majestät beleidigt wird?“ Die Kinder haben das sofort verstanden und mit großem Eifer viele Opfer gebracht. Der moderne Mensch mag diesen kindlichen Eifer belächeln und als zeitbedingte Religiosität abtun. Wer einmal in Fatima war, wird mit Sicherheit tief berührt sein von der Ernsthaftigkeit, mit der diese schlichten Hirtenkinder die Wünsche der Muttergottes sogleich in die Tat umgesetzt haben. Was Jacinta, Lucia und Francesco hier vollbracht haben, ist eindrucksvoller als viele Predigten zum Thema Opfer und Sühne.
Ein Letztes: Die Heilige Messe ist nach Lehre der Kirche eben auch ein Sühnopfer, d.h. Christus bringt sich dem Vater dar, er ist das Lamm ohne Makel, dass nicht nur die Sünden getragen hat, sondern ebenso die Folgen der Sünde. Diesem Sühnopfer wohnen wir in der heiligen Messe nicht als Zuschauer bei. Wir opfern durch ihn und mit ihm und in ihm unsere eigenen Leiden in Einheit mit dem Opfer Christi dem ewigen Vater auf – zur Wiedergutmachung all dessen, was durch die Sünde des Menschen an Schaden angerichtet wurde: „Deine Gnad und Jesu Blut machen allen Schaden gut“, heißt es in einem alten Gutenacht-Lied.
Wie schön ist es, wenn wir den Kranken in dieser Weise sagen können, dass sie ihre Leiden dem Vater „aufopfern“ können, weil diese Leiden in Christus teilhaben an der Rettung der Seelen. Natürlich hat Christus unendliche Sühne geleistet – in diesem rein objektiven Sinn „braucht“ die verletzte Ehre und Gerechtigkeit Gottes unsere kleine, armselige Sühne nicht. Aber Gott liebt es, dass wir mit allem, was wir sind und was wir haben, eintreten in das Werk Christi zur Rettung der Seelen. Unsere Leiden sind so etwas wie die „Verlängerung“, „Vergegenwärtigung“ des Leidens Christi in die Gegenwart hinein – so wie die tägliche Heilige Messe das einmal geschehene Opfer auf Kalvaria in die Zeit hinein „verlängert“ und vergegenwärtigt.
Genau das meint die Muttergottes, als sie 1917 in Fatima kleine Kinder darum bittet, durch ihre kleinen Opfer Gott Sühne zu leisten für die Beleidigungen, die ihm und dem unbefleckten Herzen Mariens zugefügt werden. Es berührt dies das Geheimnis der Mitwirkung des Menschen an der Rettung anderer, dass Pius XII in seiner Enzyklika „Mystici Corporis“ (1943) ein „schaudererregendes Geheimnis“ nannte.
Am Sonntag, 09.03., lade ich Sie gemeinsam mit der Männerschola St. Michael zur nächsten Sonntagmesse im überlieferten Ritus ein (17 Uhr St. Michael/Nieder-Ramstadt), am 28.03. feiern wir die Heilige Messe in den Anliegen von „pro immaculata“ (18 Uhr Liebfrauen/Ober-Ramstadt) und am Sonntag, 30.03., lade ich Sie zu einer Gebetszeit mit Kaplan Paul Mahimadas aus Indien ein (ab 15 Uhr St. Michael/Nieder-Ramstadt).
Und schließlich: Bereiten wir das Hochfest der Verkündigung des Herrn durch Fasten und Gebet vor! Am Dienstag, 25.03., wird von 9.00 – 13.00 Uhr eucharistische Anbetung in St. Michael/Nieder-Ramstadt mit Marienweihe sein. Die Fastenzeit ist eine wunderbare Gelegenheit, das Geheimnis der Sühne wieder zu entdecken. Haben Sie den Mut, den Herrn darum zu bitten, dass er Ihnen dieses Geheimnis neu erschließt. Der Heilige Maximilian Kolbe helfe uns dabei!
In Christo und Maria verbunden,
Ihr Hendrick Jolie, Pfarrer
PS: Den Vortrag von Frau Inge Thürkauf finden Sie unter
www.pro-immaculata.de/maximilian-kolbe/v...-vom-09-02-2014
Hendrick Jolie, Pfr.
Hochstr. 23
64367 Mühltal
PG-DA-OST.de
pfarrer-jolie.de
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