5. Mai - Hl. Papst Pius V.
Michele Ghislieri wurde am 17. Januar des Jahres 1504 zu Bosco bei Alessandria geboren. Mit vierzehn Jahren schon wurde er in den Dominikanerorden aufgenommen. Sein Leben lang blieb er ein frommer Asket mit strenger Lebensführung.
Als Michele Ghislieri 1528 zum Priester geweiht wurde, war die Reformation im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation längst ausgebrochen. Während Michele Ghislieri vom Ordenslektor und Prediger zum Prior und dann zum Provinzial der Lombardei aufstieg, festigten sich die von der Reformation geschaffenen Verhältnisse zusehends. Ein allgemeines Konzil zur Klärung der Lehrstreitigkeiten wurde von vielen gefordert, während der Dominikaner Michele Ghislieri als Inquisitor von Como und Bergamo gegen den Protestantismus im Norden Italiens kämpfte.
Auf Empfehlung des Kardinals Giampietro Caraffa, des späteren Papstes Paul IV. (1555 - 1559), ernannte Julius III. (1550 - 1555) den Heiligen 1551 zum Generalkommissar der römischen Inquisition. 1556 erfolgte die Weihe zum Bischof von Sutri, ein Jahr darauf die Erhebung zum Kardinal und wieder ein Jahr später die Ernennung zum Großinquisitor.
Unaufhaltsam schien der Auftsieg Michele Ghislieris in der Hierarchie der Kirche voranzugehen, bis er bei Papst Pius IV. (1560 - 1565) in Ungnade fiel. Michele Ghislieri übernahm daraufhin das Amt eines Protektors der Barnabiten und wurde in demselben Jahr 1560 Bischof des piemontesischen Mondovi, wo wenige Jahre später der hl. Robert Bellarmin (13.5.) zu unterrichten begann.
Das allgemeine Konzil von Trient (1545 - 1563) war mittlerweile abgeschlossen worden, und die Wahl eines neuen Papstes stand an. Ihm sollte es zukommen, die Beschlüsse des Konzils zur Restauration der Kirche praktisch umzusetzen. Der hl. Karl Borromäus (4.11.) vor allem setzte sich für die Wahl des frommen Dominikaners Michele Ghislieri ein, der am 7. Januar des Jahres 1566 tatsächlich vom Konklave zum Oberhaupt der Kirche bestimmt wurde.
Der neugewählte Papst Pius V. (1566 - 1572) ergriff sogleich Maßnahmen zur Restauration der heiligen Kirche. Er ernannte bedeutende Persönlichkeiten zu Kardinälen, bekämpfte Simonie (vgl. 23.2.), d.h. Ämterkauf, und Nepotismus, die Versorgung von Verwandten durch kirchliche Ämter. St. Pius V. erneuerte die Kardinalskongregationen und forderte die Bischöfe auf, ihrer Residenzpflicht nachzukommen. Er hielt die Orden zur Einhaltung der Klausur in den dafür vorgesehenen Klöstern an und intensivierte die Tätigkeit der Inquisition, wodurch der Protestantismus aus Italien verschwand.
1566 erschien der für die Pfarrer bestimmte Catechismus Romanus, der Katechismus des Trienter Konzils, zwei Jahre darauf das Breviarium Romanum, das erneuerte und verbesserte Brevier. In demselben Jahr wurden die dem Papst vorbehaltenen Zensuren zusammengestellt und 1569 eine Kommission zur Revision des Textes der Vulgata, der lateinischen Bibel, eingesetzt (vgl. 30.9.). Es folgte 1570 schließlich die Meßreform, deren Ziel es war, in die Liturgie eingedrungene, protestantische Elemente auszumerzen. - Die nach dem zweiten Vatikanischen Konzil (1962 - 1965) unter Paul VI. (1963 - 1978) betriebene Liturgiereform von 1969 verfolgte also ein gegenteiliges Ziel, da durch sie alles aus der Feier der hl. Messe verbannt werden sollte, was den Protestanten anstößig erscheint. So entstand der Novus Ordo Missae, der den Flos florum ersetzen sollte. - Die Liturgiereform von 1570 bestätigte alle Meßformulare, die zu dem damaligen Zeitpunkt älter als zweihundert Jahre waren. Sonst sollte die überlieferte, römische Messe zelebriert werden, an der Pius V. nur wenige, geringfügige Änderungen vornahm und sie kodifizierte. Es sollte sämtlichen Katholiken die Möglichkeit gegeben werden, an einer zweifelsfrei rechtgläubigen Meßfeier teilzunehmen. Den Priestern aber wurde für alle Zeit das Recht zugesprochen, die römische Messe zu zelebrieren.
Die päpstliche Außenpolitik nicht nur gegenüber von der Reformation erfaßten Staaten war zur Zeit Pius’ V. schwierig. Katholische Monarchen widersetzten sich häufig den Maßnahmen zur Durchführung der Reformen des Trienter Konzils. Doch erreichte Pius V. von Kaiser Maximilian II. (1564 - 1576) die Zustimmung dazu. Verhandlungen mit Spanien und Venedig erwiesen sich als schwierig, weil beide ein Staatskirchentum (vgl. 29.12.) anstrebten, welches den Ansprüchen des Papstes zuwiderzulaufen drohte. Den französischen König Karl IX. (1560 - 1574) unterstützte Pius V. in seinem Ringen mit dem Calvinimus in seinem Reiche (s. 28.4.). Elisabeth I. von England (1558 - 1603), die ihr Gelübde, als katholische Monarchin zu regieren, gebrochen hatte, exkommunizierte Pius V., worauf die Wortbrüchige mit grausamer Katholikenverfolgung reagierte.
Gekrönt wurde St. Pius’ V. Pontifikat durch den glücklichen Ausgang der Seeschlacht von Lepanto (s. 7.10.), denn der Papst hatte die Christenheit zum Rosenkranzgebet dafür aufgerufen und die Koalition von Venedig und Spanien zusammengebracht, die den Sieg errang. Bis dahin stellte das den Islam verbreitende und darum auf Expansion abzielende, osmanische Reich eine ständige Bedrohung der christlichen Seefahrt dar. - So restaurierte Pius V. mit seinen Maßnahmen nicht nur die Kirche durch die Umsetzung der Beschlüsse des Trienter Konzils, vielmehr sicherte er überhaupt den Bestand des christlichen Abendlandes.
Der hl. Pius V. verstarb am 1. Mai 1572. - Bis zur Kanonisierung Pius X. (3.9.) war er der einzige heilige Papst der Neuzeit.
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