Der Dialog und seine Gefahren
Sorge wegen der Isolierung der Kirche in der modernen Welt spielte im Zweiten Vatikanischen Konzil eine große Rolle und führte zu einem Versuch, mit anderen Religionen und auch mit der modernen atheistischen Welt in einen Dialog einzutreten. Diese Betonung des Dialogs bedeutet, daß die Kirche sich nicht mehr zufrieden gibt, Religionen, die nicht vom Licht Christi erleuchtet sind, oder auch atheistische Irrtümer einfach abzulehnen. Eine solche Zurückweisung der Irrtümer ist zwar eine der wichtigsten apostolischen Aufgaben der Kirche und muß immer grundlegend und unentbehrlich bleiben. Doch die Kirche ist begierig, alle wahren Elemente in andern Religionen zu entdecken, geduldig auf sie zu lauschen und Wege zu suchen, auf denen das Licht Christi sie durchdringen kann. Die Kirche versucht auch, die Gründe für die schwere Krankheit des Atheismus zu verstehen und zu entdecken, was getan werden könnte, um die Hindernisse wegzuräumen, welche die Atheisten davon abhalten, ihren Weg zu Gott zu finden.
Dialog bedeutet, daß man den andern ernst nimmt und ihm in Ehrfurcht und Liebe naht; aber er schließt nicht im geringsten die Veränderung der göttlichen Offenbarung ein, damit diese zu den Ansichten des Dialogpartners passe und man dadurch leichter zu einer Übereinstimmung komme. Dialog bedeutet nicht, daß auch nur ein Iota von der wesentlichen Lehre der Kirche geändert oder so interprediert werden kann, daß ein Glied einer andern Religion oder ein Atheist die Lehre der Kirche "sich einverleiben" kann, ohne seine frühere Stellungnahme aufzugeben.
Dasselbe gilt für den Ökumenismus, der in seiner eigentlichen Bedeutung etwas Großes und Schönes ist, jedoch ein gefährliches Schlagwort, wenn er so interpretiert wird, als erlaube er eine Änderung der Lehre, oder schließe zumindest deren Möglichkeit ein. Das Zweite Vatikanische Konzil hat sich ganz klar gegen diesen mißverstandenen Ökumenismus ausgesprochen: "Nichts ist dem Ökumenismus so fern wie dieser falsche Irenismus, durch den die Reinheit der katholischen Lehre gefährdet und ihr wahrer und sicherer Sinn verdunkelt wird." Wenn wir deshalb einen Dialog führen, dürfen wir uns niemals von den Irrtümern anderer anstecken lassen. Unglücklicherweise erleben wir gerade das bei den progressistischen Katholiken, die die intellektuellen Strömungen unserer Zeit idolisieren. Ihr Verhalten erinnert mich an einen Brief, den ich von einem Jesuitenpater vor vielen Jahren erhalten habe. Er enthielt einen liebevollen und witzigen Bericht über einen Mitbruder, der die jungen Menschen, die von der Nazi-Ideologie infiziert waren, dadurch anzusprechen suchte, daß er in der Frage des Antisemitismus Kompromisse machte. "Mein lieber Mitbruder" schrieb er, "hat die Ermahnung des hl. Paulus, weine mit den Weinenden' so interpretiert, als würde sie lauten: 'Werde verrückt mit den Verrückten'."
Viele dieser Katholiken kommen sich demütig vor, wenn sie den Anspruch aufgeben, daß der Kirche allein die Fülle der göttlichen Offenbarung anvertraut worden ist. Aber in Wirklichkeit beweisen sie nur ihren Mangel an Glauben, ihre Unsicherheit und eine Mischung von Selbstbestätigung und Minderwertigkeitsgefühl - und all das ist sehr weit von Demut entfernt. Ein Relativist oder Skeptiker zu sein, davor zurückzuscheuen sich uneingeschränkt der Wahrheit hinzugeben, ist sicher ein typischer Auswuchs des Hochmuts. Schon die Annahme einer evidenten natürlichen Wahrheit ist ein Zeichen für eine gewisse Demut - die Hingabe an die absoute göttliche Wahrheit aber ist die Seele wahrer Demut.
Für einen Katholiken ist die unentbehrliche Voraussetzung für einen wahren und fruchtbaren Dialog mit der Welt eine absolute Hingabe an Christus und ein unnachgiebiges Festhalten an der göttlichen Wahrheit, die durch Ihn geoffenbart und in den Dogmen der heiligen katholischen Kirche ausgedrückt worden ist. Denen, die diesen absoluten Glauben nicht haben und diese Hingabe nicht vollziehen, sollte man in aller Entschiedenheit sagen, daß sie weder geeignet noch berufen sind, einen Dialog über die Kirche zu beginnen.
In "Ecclesiam Suam" spricht Papst Paul VI. klar von verschiedenen Arten von Dialog, die dem Grad der Übereinstimmung zwischen Überzeugungen des Partners und der katholischen Lehre entsprechen. Offenbar ist die bedeutendste und erste Frage, die man sich stellen muß, ob man einen Dialog im Rahmen des Ökumenismus oder des Religionsgespräches führt, oder ob man mit Atheisten spricht. Hier ist nicht der Ort, auf die Vieldeutigkeit des Begriffes "Atheismus" einzugehen und seine verschiedenen Arten zu unterscheiden (von denen jede eine andere Art von Dialog erfordert). Doch es gibt einen Zweig des Atheismus, über den wir hier ausführlicher sprechen müssen, weil die Frage nach einem Dialog mit ihm in jüngster Zeit besonders aktuell geworden ist.
Es bleibt äußerst zweifelhaft, ob zwischen Katholiken und atheistischen Kommunisten ein wirklicher Dialog geführt werden kann. Wir sagen "wirklicher" Dialog, weil leider angebliche 'Dialoge' zwischen Katholiken und Kommunisten, die zu großer Verwirrung der Gläubigen führen, überall wie Pilze aus dem Boden schießen.
Solange Atheismus nur eine theoretische Überzeugung ist, ist ein Dialog mit Menschen dieser Überzeugung möglich. Aber wenn (wie beim Nationalsozialismus und Kommunismus) der Atheismus ein entscheidendes Element einer kämpferischen, hoch organisierten Partei ist, vor allem einer Partei, für die Worte Propagandawaffen geworden sind, so fehlt dem Dialog seine unerläßliche Grundlage - nämlich die beiderseitige Annahme, daß der Austausch von Worten eine theoretische Diskussion darstellt. Wenn für einen der Teilnehmer der Dialog nur ein Mittel unter anderen für einen politischen Propagandakampf ist, so ist eine echte Diskussion unmöglich. Und das ist eindeutig der Fall, wenn man mit einem Mitglied oder Agenten einer kommunistischen Partei oder mit dem offiziellen Vertreter eines kommunistischen Staates spricht. Ein Dialog mit einem Kommunisten ist nur in dem Fall möglich, daß ein individueller Mensch theoretisch ein überzeugter Kommunist, aber nicht Repräsentant eines kommunistischen Staates ist oder als Mitglied einer kommunistischen Partei spricht. Eine öffentliche Versicherung der Aufrichtigkeit genügt natürlich nicht, die Echtheit eines solchen Dialogs zu garantieren.
Wegen der neuen Popularität solcher Bestrebungen mag es nützlich sein, die Gefahr näher zu untersuchen, die in der Annahme liegt, ein Katholik könne wirklich mit Kommunisten einen Dialog führen. Eine verhängnisvolle Gewohnheit von Theologen, die unter progressistischen Katholiken sehr populär sind, ist ihre doppeldeutige Ausdrucksweise. Ein Musterbeispiel dafür ist ihre Verwendung des Begriffs "Zukunft". Bald meinen sie damit Ewigkeit, bald wiederum die historische Zukunft - das heißt die Generation, die im Lauf der menschlichen Geschichte kommen werden. Doch Ewigkeit und historische Zukunft sind so vollkommen verschiedene Wirklichkeiten, daß der Ausdruck "Zukunft" nicht für beides verwendet werden kann, ohne daß man in eine vollständige Äquivokation verfällt. Teilhard de Chardins naturalistische und evolutionistische Interpretation des Schicksals des Menschen hat offenbar diese Verwirrung sehr gefördert. Ewigkeit bezieht sich auf die individuelle Person. Sie ist die vita aeterna (das ewige Leben), das im Evangelium den wahren Nachfolger Christi verheißen worden ist und das wir am Ende des apostolischen Credo bekennen. Das ewige Leben transzendiert die der Erfahrung zugängliche Welt; seine Wirklichkeit ist uns geoffenbart worden.
Die historische Zukunft schließt im Gegensatz dazu nicht die geringste Beziehung auf ein Nachleben ein. Sie bezieht sich überhaupt nicht auf den individuellen Menschen, sie ist nicht seine Zukunft. Sie bezieht sich auf die Menschheit, auf kommende Generationen. Es gibt natürlich auch für jedes Individuum eine natürliche Zukunft auf der Erde - die Zukunft des "morgen". Diese Zukunft ist eine wesenhafte Dimension der Zeit. Wir erfahren unser Leben als eine Bewegung auf die Zukunft zu, deren Verwirklichung wir zu erleben hoffen. Aber diese natürliche, "persönliche" Zukunft unterscheidet sich klar von der geschichtlichen Zukunft, auf die sich Evolutionismus und Progressismus beziehen. Die geschichtliche Zukunft, von der jeder irdische Messianismus spricht, ist z. B. eindeutig nicht auf die Lebenszeit einer individuellen Person beschränkt.
Diese geschichtliche Zukunft liegt ferner im Bereich der natürlichen, empirisch erkennbaren Welt, und wir können viele Dinge in ihr mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit voraussagen, obwohl wir nicht wirklich wissen können, was in ihr geschehen, oder wann sie zu Ende sein wird. Doch das Wesentliche dabei ist, daß die geschichtliche Zukunft kein Gegenstand des Glaubens ist. Sie ist nichts Übernatürliches; sie transzendiert die Zeit nicht, sondern sie entfaltet sich gerade in der Zeit. Die geschichtliche Zukunft mit allem, was in ihr sein wird, ist ferner noch nicht wirklich; sie ist noch nicht. Niemand lebt schon in der geschichtlichen Zukunft. Die Ewigkeit liegt nicht in der Zukunft; nur wir werden erst in der Zukunft das ewige Leben erlangen. Gottes Ewigkeit ist schon seit Ewigkeit; sie ist "jetzt und alle Zeit". Aber auch die Verstorbenen sind schon jetzt in der Ewigkeit.
Ewigkeit und geschichtliche Zukunft unterscheiden sich deshalb so absolut, daß es nicht berechtigt ist, sie so zu behandeln, als wären sie zwei Gattungen derselben Art "Zukunft". Es genügt auch nicht, die eine "absolute Zukunft" zu nennen. Der einzige Weg, auf dem man Äquivokation und Irrtum vermeiden kann, ist, den Gebrauch des Begriffs Zukunft auf die zeitliche oder geschichtliche Wirklichkeit zu beschränken.
Der Mißbrauch der Sprache und die Verwirrung der Gläubigen, die infolge dieser Versuche, religiöse Fragen mit Kommunisten zu diskutieren, leicht eintreten kann, zeigte sich bei dem "Dialog", der im September 1966 in Herrenchiemsee stattfand. Professor J. B. Metz und Pater Karl Rahner SJ versicherten, daß das Evangelium vor allem von der Zukunft spreche. Nun kann sich diese Behauptung offenbar nur auf das ewige Leben des Menschen beziehen, auf die Dinge, die Gegenstand der theologischen Tugend der Hoffnung sind. Aber da sie unmittelbar darauf die Feststallung machen, daß sich der Marxismus auch mit der Zukunft befasse, muß man schließen, daß die "Zukunft", von der man spricht, eine bloß irdische Zukunft ist, die die Erwartung eines irdischen Messianismus sein mag. Der Zusatz, daß es im Evangelium um die "absolute Zukunft" gehe, wird dem radikalen Unterschied zwischen Zukunft als Ewigkeit und Zukunft als dem bloß historisch Zukünftigen nicht gerecht.
Die Doppeldeutigkeit ist hier weniger ein Irrtum, als eine Irreführung; tatsächlich sind für die Kommunisten Ewigkeit und ewiges Leben bloße Illusionen oder ein Aberglaube. Für sie kann "Zukunft" nur etwas bedeuten, was der Menschheit in den zukünftigen Jahrhunderten bevorsteht. Es ist also nicht die Zukunft einer individuellen Person, sondern der Menschheit - des Menschengeschlechts.
Nun ist es ganz und gar irreführend zu sagen, das Evangelium spreche vor allem von der Zukunft. Die Botschaft Christi befaßt sich vor allem mit der Heiligung und dem ewigen Heil der individuellen Person. Die historische Zukunft wird im Evangelium an den eschatologischen Stellen berührt, an denen das Ende der Welt und die zweite Ankunft Christi vorausgesagt wird. Doch diese eschatologische Zukunft, die im Evangelium geoffenbart wird, kann von der Ewigkeit nicht losgelöst werden, auf die sie ausdrücklich bezogen ist. Sie verliert alle Bedeutung, wenn es keine Ewigkeit gibt - kein ewiges Leben, keinen Himmel und keine Hölle.
Und wenn das Evangelium vom Wachstum des Reiches Gottes spricht - in dem Gleichnis vom Wachstum des Senfkörnleins - so geht es hierbei nicht um die allgemeine historische Zukunft. Die ganze Betonung liegt auf dem Reiche Gottes, auf der Wirklichkeit des mystischen Leibes Christi und aller Seelen, die gerettet und geheiligt werden. Die Warnungen, die wir im Evangelium und beim hl. Paulus finden, daß schlimme Zeiten kommen und daß falsche Christusse aufstehen werden, daß die Gläubigen versucht und daß viele vom Glauben abfallen werden, beziehen sich auf das geistige Leben der Kirche und nicht auf den natürlichen Lauf der Geschichte und die Entwicklung der Menschheit.
Eine Betonung der historischen Zukunft schließt unweigerlich eine kollektivistische Auffassung des Menschen ein, die durch die absolut personalistische Natur des Evangeliums ausgeschlossen ist, wo jede individuelle Person letztlich ernst genommen wird. Man vergißt heute allzuoft, daß die wahre Gemeinschaft, von der die Lehre der Kirche spricht, die Gemeinschaft des mystischen Leibes Christi, die Gemeinschaft der streitenden, leidenden und triumphierenden Kirche, wesenhaft an die volle Würdigung der individuellen Person geknüpft ist. Sie hat nicht das geringste mit Kollektivismus zu tun, der das Individuum nur als ein Exemplar der Gattung betrachtet, als einen bloßen Teil des kollektiven Ganzen.
Keine Sehnsucht nach dem Dialog sollte uns deshalb für die Tatsache blind machen, daß das "Interesse für die Zukunft" auch nicht im geringsten eine Gemeinsamkeit des Anliegens von Katholiken und Kommunisten bedeutet.
Ein ähnliches Bemühen, eine künstliche Basis für einen Dialog zwischen Katholiken und Kommunisten zu schaffen, findet man in dem vieldeutigen Gebrauch des Begriffes "Humanismus". Es gibt zweifellos verschiedene Begriffe von Humanismus. Wir können von einem natürlichen Humanismus sprechen - z. B. vom griechischen Humanismusideal oder von dem Goethes. Und es hat einen Sinn zu sagen, daß der christliche Humanismus von jedem bloß natürlichen Humanismus verschieden ist. Wenn Maritain das Christentum "L´Humanisme Intégral" nennt, so zielt es damit zu Recht auf die Unvollständigkeit des heidnischen Humanismusideals ab. Man kann auch von einem atheistischen Humanismus sprechen, den Henri de Lubac in dem Buch "Tragödie des Humanismus ohne Gott" behandelt hat. Man kann in gewissem Sinn tatsächlich Nietzsches Ideal vom Übermenschen oder das Ideal Feuerbachs einen Humanismus nennen. Aber es hat überhaupt keinen Sinn, von einem marxistischen oder kommunistischen Humanismus zu sprechen.
Erstens ist der Materialismus des kommunistischen Glaubensbekenntnisses mit jedem humanistischen Ideal unverträglich. Wenn der Mensch nichts als höherentwickelte Materie ist, kann jedes Sprechen von 'Humanismus' nur eine Äquivokation darstellen. Gewisse Züge des Menschen als einer geistigen Person sind für jeden Humanismus wesentlich. Das humanistische Ideal schließt intellektuelle und sittliche Werte und deren Entwicklung ein. Doch die materialistische Auffassung vom Menschen läßt für diese Werte keinen Platz, selbst wenn offenbar die Kommunisten in der Praxis unvermeidlich intellektuelle Werte und Leistungen irgendwie in Rechnung setzen müssen.
Zweitens ist auch die Idee eines Determinismus gemäß den immanenten Gesetzen der ökonomischen Entwicklung (und der damit verbundene historische Relativismus) mit einem konsequenten Humanismus unvereinbar.
Drittens schließt die totalitäre Natur des Kommunismus, der den individuellen Menschen als bloßes Mittel betrachtet und seinen Wert nur nach seiner Nützlichkeit für das Kollektiv bemißt, jede Vereinbarkeit von Kommunismus und Humanismus aus. Der Kommunismus wird von keiner Ideologie hinsichtlich seiner tiefen und konsequenten Depersonalisierung übertroffen. Die Person wird jeden Rechtes beraubt.
Wir können ebensogut vom humanistischen Ideal des Nationalsozialismus sprechen, wo wir statt des reinen Materialismus des Kommunismus einen biologischen Materialismus finden - den Rassismus.
Aber es wäre offensichtlich sinnlos, den Nationalismus als eine Art von Humanismus zu betrachten. Er ist wie der Kommunismus ein schrecklicher Anti-Humanismus mit einem ähnlichen Kult der Depersonalisierung. Doch, wie leicht vorherzusagen, sprechen von einem kommunistischen Humanismus bedenkenlos viele Menschen, die entschieden leugnen würden, daß man den Nationalsozialismus je als eine Form des Humanismus bezeichnen könnte - obwohl der letztere jedem echten Humanismus nicht mehr entgegengesetzt ist als der erstere.
Was wir über den äquivoken Gebrauch des Begriffes "Zukunft" gesagt haben, gilt ebenso für den doppeldeutigen Gebrauch des Begriffes 'Humanismus'. Der Versuch, ein angebliches "gemeinsames Interesse" am 'Humanismus' als Ausganspunkt für einen Dialog zu nehmen - von Christentum und Kommunismus als von zwei verschiedenen Formen von Humanismus zu sprechen und dann noch zu sagen, die Zukunft werde zeigen, welcher den menschlichen Bedürfnissen erfolgreicher entspricht - das heißt das Wesen des Dialogs und des Humanismus grotesk entstellen. Eine solche Mißinterpretation der Tatsachen führt nicht zu einem Dialog, sondern eher zu einem erwünschten (und gefährlichen) Minimalisierung der Unterschiede zwischen Christentum und Kommunismus.
Wenn Rahner "sich frägt", warum die Kommunisten eine Koexistenz der zwei Versuche, das humanistische Ideal zu erreichen, nicht akzeptieren, beweist er seine Blindheit gegenüber dem Wesen des Kommunismus. Es ist für die Kommunisten vollkommen konsequent, daß sie das Christentum nicht tolerieren; denn sie sind sich bewußt, daß das, was die Christen Humanismus nennen, in der kommunistischen Ideologie keinen Platz hat und in der Tat ein ausgesprochenes Hindernis für ihre Pläne darstellt. Der doppeldeutige Gebrauch von Begriffen durch die Katholiken dient deshalb nur der kommunistischen Propaganda und verbreitet unter den Katholiken selbst Verwirrung. Das Zweite Vatikanische Konzil hat nicht diese Art von Dialog befürwortet.
Vgl. "Konstitution über die Kirche in der Welt von heute"
21. (Die Haltung der Kirche zum Atheismus):
"Die Kirche kann, in Treue zu Gott wie zu den Menschen, nicht aufhören, voll Schmerz jene verderblichen Lehren und Maßnahmen, die der Vernunft und der allgemein menschlichen Erfahrung widersprechen und den Menschen in seiner angeborenen Größe entwürdigen (hominemque ab innata eius excellentia deiiciumt), mit aller Festigkeit zu verurteilen, wie sie sie auch bisher verurteilt hat. Jedoch sucht die Kirche die tiefer im Geiste der Atheisten liegenden Gründe für die Leugnung Gottes zu erfassen und ist im Bewußtsein vom Gewicht der Fragen, die der Atheismus aufwirft, wie auch um der Liebe zu allen Menschen willen der Meinung, daß diese Gründe ernst und gründlicher geprüft werden müssen.
Als Heilmittel gegen den Atheismus führt die Kirche die geeignete Darlegung der Lehre an, die in ihrer leuchtenden Wahrheit allein die letzte Sehnsucht jedes menschlichen Herzens erfüllen kann, und vor allem den vollen, tiefen Glauben, deren Vorbild die Märtyrer sind, sowie die Umgestaltung aller Glieder der Kirche in Christus, den sie durch ihre übernatürlichen Tugenden der Welt sichtbar machen sollen." (Vgl. Kap. 5).
(entnommen aus: Das trojanische Pferd in der Stadt Gottes, von Dietrich von Hildebrand, Imprimatur Regensburg, den 23. Oktober 1968)
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